Don Draper (Jon Hamm) & Peggy Olson (Elis. Moss) in 1. Episode „Smoke Gets In Your Eyes“. Foto: AMC
Dass aus mir noch ein Seriengucker wird, hätte ich ja auch nicht gedacht. Vor allem, weil ich nicht die Zeit habe ganze Serien zu schauen, habe ich mich davon bisher eher fern gehalten. Aber: für das, was einen wirklich interessiert, macht man sich eben die Zeit. Und für diese Serie lohnt es sich. Letzten Mittwoch wurde die deutsche Ausstrahlung der Erfolgsserie auf ZDFneo gestartet, heute Abend kommt der 2. Teil (Wdhlg. morgen, Donnerstag-Abend, 23:25 Uhr). Solltet Ihr die erste Folge letzte Woche verpasst haben, lohnt sich das Reinschauen in Folge 2 trotzdem noch, da kommt Ihr sicher noch rein.
Sieht man sich den Trailer dieses Filmes an – den könnt ihr auch gucken, wenn ich kein Spanisch könnt -, wird einem schon klar, warum Secuestrados (Entführt) auf dem Festival von Sitges momentan für viel Furore sorgt. Rochus Wolff, der den Film des jungen spanischen Regisseurs Miguel Ángel Vivas gestern in Sitges sah, und dem während des Festivals auch sonst nichts erspart bleibt, ist auch recht angetan und fasst den Inhalt und den formalen Eindruck von Secuestrados wie folgt zusammen:
Eine Kleinfamilie (Mama, Papa, Teenagertochter) wird von drei Männern in ihrem frisch bezogenen Haus überfallen. Der Film ist unglaublich dicht und mit vergleichsweise wenigen Schnitten gemacht – die meisten Sequenzen sind offenbar mit einer Steadycam und minutenlang ohne Cut entstanden. Das saugt in die Story hinein, und das macht alles nur noch schlimmer.
Rochus wird den Film noch ausführlich rezensieren. Bin schon gespannt darauf. Und natürlich darauf, den Film irgendwann zu sehen. Dass Rochus es auf seinem wunderbaren Filmblog Butt-kicking Babes schafft, trotz der vielen Filme, die er in Sitges sieht, auch noch kurz drüber zu bloggen, dafür zolle ich ihm ausdrücklich Respekt. Ich schaff das ja, wie ihr wisst, immer erst im Nachhinein. 😉
Heinrich Steinfest (von dem ich sehr angetan war, als er letztes Jahr zusammen mit Denis Scheck auf Lesung in der Stabi war), plant einen Krimi zu Stuttgart 21. In dem originellen Interview, das Scheck in seiner Buchmesse-Reihe für arte in einem Polizeirevier aufgenommen hat, ist davon ab 6:55 die Rede. Das Buch soll 2011 erscheinen. Steinfest erklärt sowohl, um was es ihm in dem Buch um den Stuttgarter Bahnhofsbau geht, als auch, wie es für ihn als an den Demonstrationen teilnehmender Bürger ist, mit staatlicher Gewalt konfrontiert zu sein. Auf die Gewalt der Polizei angesprochen, antwortet er Scheck, dass ihn interessiere, wer hinter dieser Gewalt stecke, also wer die Eskalation bei #s21 heraufbeschworen habe und was diese Vorgänge auch für die Psyche eines Polizisten bedeuteten. In seinem Krimi wird es sowohl Kriminalpolizisten als auch „normale“ (wie Steinfest es nennt) Polizisten geben. Ich denke, das Buch darf mit Spannung erwartet werden.
Twitter hat in den letzten Tagen den Nutzern ein neues Layout angeboten, das unter dem Namen Newtwitter läuft, und das mir, wie vielen anderen, überhaupt nicht gefällt. Es ist zu breit, bietet in seinem 3-spaltigen Layout an prominenter Stelle Infos an, die ich nicht brauche (Wem folgen?, Trends…). Diese kann ich zwar mit ein paar Tricks ausblenden, deren Platz geht aber für den wertvollen Content, die eigentlichen Nachrichten und die Hintergrundbilder der Twitternutzer verloren. Viele haben auf der linken Seite ihres Hintergrundbildes einen Infokasten eingebaut, der nun von der Timeline überlagert wird. Die Einzeldarstellung von Tweets ist bei Newtwitter auch wenig zufriedenstellend (besonders ungeeignet für Twitkrit, wo wir immer Screenshots unserer Tweets in die Besprechungen einbauen). Zwar ist die Umstellung auf Newtwitter optional, doch wer beim bisherigen Layout bleibt, ärgert sich über einen blauen Hinweisstreifen am oberen Rand wo man grellgelb angeschrien auffordert wird «Try it now!». Twitter sollte seine Nutzer nicht so gängeln und – wie ich es schon bei den Folgeempfehlungen (Who-to-follow) gefordert hatte – diese Optionen abschaltbar anbieten.
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Dass ich ein großer Rainald Grebe Fan bin, dürfte den hier regelmäßig Mitlesenden bekannt sein. Sollte ihn jemand tatsächlich noch nicht kennen, empfehle ich in sein Brandenburg-Lied rein zu hören. Morgen (Sonntag, 14-16 Uhr) wird Rainald Grebe auf radioeins (Frequenzen, Livestream) zu hören sein. Zu Gast im Talk bei Bettina Rust, wo er seine Lieblingsplatten vorstellen wird.
[Update 10.10.10, 23:15 Uhr: Wer’s verpasst hat, kann die Sendung als Podcast (mp3) nachhören. Leider ohne die Musik. Sehr, sehr hörenswert.]
[via Rainald Grebe auf Facebook, danke Rainer für den Tipp!]
Der „neutrale“ Blick des Schweizer Fernsehen (SF) auf das ungeheuerliche Vorgehen der CDU-Landesregierung in Stuttgart.
Eigentlich wollte ich zu #S21 gar nichts im Blog schreiben (ich behandele das Thema ja schon, wie viele andere auch, auf Twitter). Doch momentan platzt mir der Kragen, wenn ich solche Verhöhnungen (Karin Maag verhöhnt blinden Demonstrant, Link) und Aufrufe von amtlicher Seite zur Denunziation sehe (Regierungspräsidium ruft Schulen zur Denunziation von Lehrer_innen auf, Link). Man kann das alles gar nicht glauben.
Was sind das für Menschen und warum reagieren auch so wenige Christdemokraten auf dieses ungeheuerliche Vorgehen des Staates gegen seine Bürger? Ausnahmen wie der Illinger Bürgermeister Armin König (CDU) bestätigen die Regel: Krawallpolitik in Schwaben #S21. Das eine Eskalation geradezu heraufbeschwörende Verhalten der Polizei bei #s21 und die Versuche im Nachhinein die Wahrheit zu verbiegen, sind eine ungeheuerliche Diskreditierung der Menschen, die ihre demokratischen Grundrechte wahrnehmen. Eine Diskreditierung angeführt vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten Mappus und dessen Innenminister Rech, verteidigt von Bundeskanzlerin Merkel. Es geht längst nicht mehr um einen Bahnhof.
Den „neutralen“ Blick aus der Schweiz haben wir oben gesehen. – Ich frage mich, wo bleiben die entsprechenden Reaktionen in Deutschland? Weshalb dürfen Mappus, Rech, die CDU-Abgeordnete Maag, Johannes Schmalzl (Regierungspräsident Stuttgart) ect. ungestraft so agieren, wie sie es tun?
Zur Wirklichkeit jeder Demokratie gehören ihre nicht gewählten, außerparlamentarischen Interessenvertreter. Sie sind es, die als Lobbyisten auf die vom Volk gewählten Repräsentanten Einfluss nehmen, indem sie deren politische Meinungs- und Willensbildung zu steuern versuchen. Wir wollen die Licht- und Schattenseiten des Lobbyismus diskutieren.
Dieses System wäre höchstens tragbar, wenn alle Interessensgruppen eine Lobby hätten. So lange weite Teile der Gesellschaft keine – oder nur eine kaum wahrgenommene – Lobby haben, hat das System eine Schieflage, die – so zumindest mein subjektiver Eindruck – zur Zeit ganz besonders deutlich wird.