Gehört ihr auch zu denen, die Dinge zählen, die im Alltag auftauchen? Treppenstufen, Tasten und Knöpfe auf Tastaturen? Oder gar Bordsteinsteine? Unglaublich, was Menschen mit Zählzwang so alles zählen. Fachbegriff für diese Zwangsstörung ist – wieder was gelernt – Arithmomanie, siehe Wikipedia. Im Tweet der Woche benennt @stporombka eine besonders tückische Zählsucht:
Ist Archäologie nur etwas für die Wissenschaft, oder haben die von Archäologen gewonnenen Erkenntnisse eine Bedeutung für die Kultur der heutigen Zeit? Letzteres ist der Fall, wie ich finde. Und ein Beweis dafür findet sich in dem wunderbaren Buch «Städte in Spanien – Moderne Urbanität seit 2000 Jahren», dessen Konzept im Vorwort erklärt wird:
„Die Steine lesen …” – Spanien ist durch seine privilegierte geographische und klimatische Lage im Mittelmeerraum, der Wiege der westlichen Zivilisation, eines der Länder Europas mit der größten Anzahl von in der Antike bedeutsamen Städten. Phönizische Städte wie Cádiz und Málaga, punische wie Cartagena, griechische wie Ampurias und natürlich römische wie Mérida, Itálica, Clunia, Tarragona und vielerlei andere – schließlich erfuhr die Iberische Halbinsel unter Rom ihre entscheidende Prägung – bieten der Städteforschung mithin gleichsam konzentriert Material erster Güte.
Aber die Städteforschung sollte mehr als nur eine Wissenschaft für einige wenige Wissende sein, die sich auf Kenntnisse der Archäologie, der Alten Geschichte und der Klassischen Philologie stützt und eines Fachdiskurses bedient, der für Laien unverständlich ist. Diese werden ohne sachkundige Führung und ausgenommen die Fälle, in denen sich die Monumente eines hervorragenden Erhaltungszustandes erfreuen, nur kaputte und staubbedeckte Steine verstreut auf dem Boden liegen sehen, deren Bedeutung sie weder entziffern noch wertschätzen können. Deshalb schien uns die Aufgabe, den bedeutsamen antiken Denkmal- bestand der Iberischen Halbinsel durch eine Vortrags- reihe bekannt zu machen, so wichtig – und obwohl die Vorträge von Kennern der Materie, Wissenschaftlern von internationalem Renommee, gehalten wurden, waren sie dennoch für ein allgemeines, deutsches wie spanisches Publikum bestens verständlich. Wenn unser historisches Kulturgut ein Erbe ist, das uns allen gehört und alle bereichert, dann sollte die Kenntnis dieser antiken Überreste und ihre korrekte Deutung auch etwas für uns alle sein; jedenfalls dürfte die Bürger einer Stadt weniges so interessieren wie die Geschichte ihrer Stadt. Zudem ist die Stadtarchäologie in der Lage, Städte, die zuvor auf wenig Interesse stießen, für einen kulturellen Tourismus attraktiv zu machen, sogenannte „heruntergekommene Ecken“ wieder herzurichten und archäologische Ausgrabungsgelände gleichsam so zu urbanisieren, dass die Bürger sie nicht nur genießen, sondern sie ihnen auch beachtliche Einkünfte verschaffen können. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollten sich also nicht darauf beschränken, die Überreste auszugraben und sie zu datieren, sondern sie sollten ihren Mitmenschen auch zeigen, wie man sie lesen und – warum nicht – lieben lernen kann.
Endlich sind die Temperaturen auf ein der Jahreszeit angemessenes Niveau gefallen. Aber – und das ist die Kehrseite der Medaille – damit halten natürlich auch die Gefahren auf den Straßen des Landes Einzug. Frau @Ingeborch weiß im Tweet der Woche von der neuen Gefahrenlage zu berichten, auch wenn es am Ende noch mal glimpflich ausgegangen ist:
"Unverletzt ist eine 32-jährige geblieben, die auf nasser Straße ins Schlendern geraten war."
Ihr fragt euch, wie ich die Sesamstraße mit Social Media zusammen bringe? Nun, das ist ganz einfach:
In der Stabi bin ich ja für Social Media zuständig (ihr wisst, das habe ich mal ausführlich in Isa und Maxens wunderbarem Interview-Portal Was machen die da? erklärt). Momentan haben wir einen größeren Umbau in der Bibliothek, und zwar im sogenannten Gruppenarbeitsbereich in der 2. Etage der Stabi, also dort, wo die Leute zusammenarbeiten können und nicht – pssst! – leise sein müssen, wie etwa in den Lesesälen. Wir haben im Blog die Umbaupläne vorgestellt, das wird alles super schick und es wird Arbeitskabinen mit Präsentationsmonitoren geben, wo die Leute ihre Tablets oder Notebooks anschließen können und gemeinsam an Präsentationen arbeiten können. Von der Baustelle berichten wir täglich über die Fortschritte des Umbaus. Und nun kommen wir auch vom Thema Social Media zur Sesamstraße, denn gestern hab ich dieses Umbaufoto in den Social-Media-Accounts der Stabi (Instagram, Twitter und Facebook) veröffentlicht:
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Wer gestern die «Anstalt» im ZDF gesehen hat, konnte einen ganz besonderen Fernsehmoment erleben. Als am Ende der Sendung, die ganz im Zeichen von «Macht die Tore auf!» stand, der syrische Flüchtlingschor «Zuflucht» sang, waren nicht nur die Live-Zuschauer im Studio bewegt.
Selten hab ich mal so viele Retweets und Favoriten für einen TV-Hinweis bekommen:
Ich finde, so etwas gehört auch ins Blog. Die Politsatire mit Max Uthoff und Claus von Wagner wird wirklich immer besser. Lange hat es kein so gut gemachtes politisches Kabarett mehr im deutschen Fernsehen gegeben. Bitte unbedingt nachschauen.
Bemerkenswert fand ich auch die Begleitung des Interesses an der Sendung durch das wie immer clever agierende Social Media Team des ZDF. Alle warteten darauf, dass die Sendung in der Mediathek erscheinen würde, um dieses TV-Highlight zu teilen. Dies wurde im Twitteraccount des ZDF nicht nur ironisch reflektiert, sondern dort wurde auch sehr zeitnah informiert, wie lange es noch dauern würde:
Unsere #Anstalt wird nun für die Mediathek gestreamt. Wenn’s alles gut läuft, ab ca. Mitternacht in der Mediathek!
Zur Kulturbetrachtung in Hamburg komme ich in letzter Zeit fast nur noch, wenn Frau Indica die Hansestadt bereist. Dann nehmen wir uns ein, zwei Ausstellungen vor, die wir gemeinsam besuchen. Mit kritischem, spaßbetontem Blick. Bildungsbürgerliche Betrachtungsweisen sind uns fremd. Und gerade weil wir so viel Spaß dabei haben, zollen wir den gezeigten Kunstwerken größten Respekt. Das war schon bei der Runge-Ausstellung so («Modernes Genie der Romantik: Runge in der Kunsthalle», Februar 2011) oder etwa beim Beklettern des «Horizon Field» von Antony Gormley («Deichtorhallen Hamburg verzaubert mit Horizon Field», Juli 2012). An diesem Wochenende haben wir uns «Spot On» in der Hamburger Kunsthalle und die Leica-Ausstellung in den Deichtorhallen vorgeknöpft. Ein kurzer (Spaß- und Respekts-) Bericht dieser beiden – so viel sei vorweg genommen – sehenswerten Kunstzusammenstellungen.
Mit Spot On hat die Hamburger Kunsthalle aus der Not eine Tugend gemacht. Das Museum wird bis 2016 aufwändig umgebaut und modernisiert. Solange sind natürlich große Bereiche geschlossen. Doch statt in dieser Zeit den Ausstellungsbetrieb einzustellen, hat man über 200 Kunstwerke im Sockelgeschoss der Galerie der Gegenwart klug zusammengestellt:
Themenräume laden ein, die Sammlung unter verändertem Blickwinkel zu erleben: Im Spannungsfeld von Rolle und Identität, Natur und Kultur, Geste, Material und Rhythmus werden die Werke der Sammlung hier präsentiert.
Das ist nicht nur Marketingsprech, denn man sieht die Meisterwerke in der Tat mit ganz anderen Augen. Mir ist etwa aufgefallen, dass die Werke in dem veränderten Licht tatsächlich ganz anders wirken. Und plötzlich achte ich auf solche Dinge wie den Schattenwurf der Rahmen. Wenn ihr in die Ausstellung geht (sie ist bis zum 17. Januar 2016 zu sehen), achtet mal darauf, welch wunderschöne Schatten die Rahmen werfen:
Bilderrahmen von Chrysanthemen (1922) von Lovis Corinth
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Twitter ist gerade für Freiberufler ein Glücksfall. Der Kurznachrichtendienst ersetzt dem zuhause (oft stunden- oder gar tagelang) alleine vor ich hin schaffenden Menschen den Plausch im Großraumbüro oder das Kollegengespräch auf dem Flur.
Wenn so ein freiberuflich vor sich hin werkelnder Mensch wie @katjaberlin dann noch etwas twittert, was vielen Selbstständigen aus der Seele spricht, könnte so etwas wie der Tweet der Woche heraus kommen. Ich streiche könnte und schreibe:
Hier kommt der Tweet der Woche:
pfandflaschen wegbringen – das weihnachtsgeld der freiberuflerin.
Sorry, der Artikel wird etwas länger, aber ich bin gerade sehr begeistert von Netflix. Und das nicht nur wegen der großartigen Netflix-Produktion House of Cards. Warum ich Netflix aber erst jetzt teste, und was mich an dem neuen „Fernseh“-Zugang und an der Serie so fasziniert, möchte ich in ein paar Worten und Bildern mitteilen.
Erstmal die profanen Gründe, warum ich Netflix erst relativ spät teste: in Deutschland gibt es den TV-Streamingdienst erst seit dem 16. September zu abonnieren und zu sehen (viele haben Netflix hier auch schon früher gesehen, das ging aber nur über den Umweg eines US-Abos von Netflix). Der 16. September war auch für mich ein wichtiger Starttermin, denn da habe ich mein Masterstudium beendet und hätte die neu gewonnene Zeit nutzen und mich mit einem Netflix-Abo belohnen können. Doch ich brach da gerade zum Filmfestival in San Sebastián und zu einer daran anschließenden Dienstreisewoche auf. Kein guter Zeitpunkt, einen neuen TV-Kanal zu testen. Danach hatte ich bis Ende Oktober die Möglichkeit auf einem Online-Portal des Festivals die Filme zu schauen, die ich in San Sebastián nicht geschafft hatte. Doch vergangenen Samstag war es dann endlich soweit, ich konnte meinen Netflix-Test starten. Den ersten Monat gibt’s gratis. Danach zahlt man je nach Modell 7,99 €, 8,99 € oder 11,99 € im Monat. Ich kann nach wenigen Tagen Test schon sagen, dass ich Netflix auf jeden Fall abonnieren werde. In der mittleren Variante zu 8,99 € (in HD-Auflösung, für 2 Geräte).
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