Städte in Spanien – Was bringt antike Städteforschung für moderne Städte?

Städte in Spanien – Moderne Urbanität seit 2000 Jahren Ist Archäologie nur etwas für die Wissenschaft, oder haben die von Archäologen gewonnenen Erkenntnisse eine Bedeutung für die Kultur der heutigen Zeit? Letzteres ist der Fall, wie ich finde. Und ein Beweis dafür findet sich in dem wunderbaren Buch «Städte in Spanien – Moderne Urbanität seit 2000 Jahren», dessen Konzept im Vorwort erklärt wird:

„Die Steine lesen …” – Spanien ist durch seine privilegierte geographische und klimatische Lage im Mittelmeerraum, der Wiege der westlichen Zivilisation, eines der Länder Europas mit der größten Anzahl von in der Antike bedeutsamen Städten. Phönizische Städte wie Cádiz und Málaga, punische wie Cartagena, griechische wie Ampurias und natürlich römische wie Mérida, Itálica, Clunia, Tarragona und vielerlei andere – schließlich erfuhr die Iberische Halbinsel unter Rom ihre entscheidende Prägung – bieten der Städteforschung mithin gleichsam konzentriert Material erster Güte.

Aber die Städteforschung sollte mehr als nur eine Wissenschaft für einige wenige Wissende sein, die sich auf Kenntnisse der Archäologie, der Alten Geschichte und der Klassischen Philologie stützt und eines Fachdiskurses bedient, der für Laien unverständlich ist. Diese werden ohne sachkundige Führung und ausgenommen die Fälle, in denen sich die Monumente eines hervorragenden Erhaltungszustandes erfreuen, nur kaputte und staubbedeckte Steine verstreut auf dem Boden liegen sehen, deren Bedeutung sie weder entziffern noch wertschätzen können. Deshalb schien uns die Aufgabe, den bedeutsamen antiken Denkmal- bestand der Iberischen Halbinsel durch eine Vortrags- reihe bekannt zu machen, so wichtig – und obwohl die Vorträge von Kennern der Materie, Wissenschaftlern von internationalem Renommee, gehalten wurden, waren sie dennoch für ein allgemeines, deutsches wie spanisches Publikum bestens verständlich. Wenn unser historisches Kulturgut ein Erbe ist, das uns allen gehört und alle bereichert, dann sollte die Kenntnis dieser antiken Überreste und ihre korrekte Deutung auch etwas für uns alle sein; jedenfalls dürfte die Bürger einer Stadt weniges so interessieren wie die Geschichte ihrer Stadt. Zudem ist die Stadtarchäologie in der Lage, Städte, die zuvor auf wenig Interesse stießen, für einen kulturellen Tourismus attraktiv zu machen, sogenannte „heruntergekommene Ecken“ wieder herzurichten und archäologische Ausgrabungsgelände gleichsam so zu urbanisieren, dass die Bürger sie nicht nur genießen, sondern sie ihnen auch beachtliche Einkünfte verschaffen können. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollten sich also nicht darauf beschränken, die Überreste auszugraben und sie zu datieren, sondern sie sollten ihren Mitmenschen auch zeigen, wie man sie lesen und – warum nicht – lieben lernen kann.

Antike Städteforschung kann also im besten Fall einen Nutzen für die Ausgestaltung moderner Städte haben. Spannender Ansatz, wie ich finde. Wer mehr über die Spuren der Antike auf der Iberischen Halbinsel erfahren oder gar seinen nächsten Spanien-Aufenthalt mit profundem Hintergrundwissen antreten möchte, das von den ExpertInnen in wohltuend leicht verständlicher Sprache dargeboten wird, dem empfehle ich dieses von Sabine Panzram herausgegebene Buch, das in diesen Tagen im Nünnerich-Asmus Verlag erschienen ist (Preis: 29,90 €).

Mehr zum Buch im Toletum-Blog und auf der Verlagsseite, dort auch eine ausführliche Leseprobe.

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