Wahlzoten auf Twitter in Vorfreude auf die Wahlberichterstattung

#Wahlzoten auf Twitter Jeder kennt das: im Laufe der Wahlberichterstattung werden Phrasen gedrescht, dass sich nur so die Balken biegen. Wir werden es auch wieder heute Abend ab 18 Uhr bei der Berichterstattung zu den Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und zur Kommunalwahl in Hessen erleben. Keine noch so abgedroschene Plattheit aus dem Repertoire der Zotenzitate wird ungesagt bleiben. Ein Bullshit-Bingo der Wahlphrasen bietet sich für die gut informierten TV-Zuschauer geradezu an. Einen Vorgeschmack liefert das aktuell laufende Mem (Begriffs-Erklärung auf ZEIT Online) #Wahlzoten.

@Heiko bringt’s auf den Punkt: Die Elefantenrunde heute Abend kann ausfallen:

in den #wahlzoten ist eigentlich alles gesagt. elefantenrunde und interviews fallen heute abend aus.Sun Mar 27 11:13:39 via Echofon

Bluesky, Politik

Hunderttausende demonstrieren gegen Atomenergie – Fotoimpressionen aus Hamburg

(Update: Jetzt auch Video am Ende des Artikels.)

So viele Menschen sind in Deutschland schon lange nicht mehr auf die Straße gegangen. 210.000 Menschen demonstrierten heute bundesweit auf Anti-Atom-Demos unter dem Motto «Fukushima mahnt» in Berlin (90.000), Hamburg (50.000), Köln (40.000) und München (30.000), siehe Artikel auf WELT Online: «Hunderttausende demonstrieren gegen Atomkraft».

Als ich heute am Dammtor auf die Leute wartete, mit denen ich zur Demo wollte, habe ich das dortige Bahnhofsumfeld so menschenüberfüllt wie noch nie erlebt. Der Strom der zufließenden Teilnehmer aus allen Richtungen und aus allen Alters- und Bevölkerungsgruppen schien gar nicht ab zu reißen. Beeindruckend zu sehen, wie viele Menschen heute ihre Solidarität mit den Opfern in Fukushima und ihre Besorgnis über die Atompolitik der Bundesregierung ausgedrückt haben.

In der Folge eine paar Fotos davon. Weitere Bilder (leider alle nur mit dem iPhone geschossen) gibt es in meinem Fotoset auf Flickr.

Anti-Atom-Demo Hamburg: Menschenmassen hinter dem Dammtorbahnhof

Anti-Atom-Demo Hamburg: Menschenmassen vor dem Dammtorbahnhof

Demo-Teilnehmer dichtgedrängt in der Mönckebergstraße Richtung Rathaus

Tschüss Vattenfall!

Update I, 18:45 Uhr: Sehr gute Fotos gibt es bei Isa (auch in ihrem Blog) zu sehen, die ihre Olympus dabei hatte und hochwertige Aufnahmen machen konnte.

Update II, 27.3.2011, 10:30 Uhr: Jetzt auch via HH-Nachrichten (dort auch Bericht & viele Fotos) ein Video gefunden. Sehr sehenswert:


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Foto, Hamburg, Politik

Wer ist Angela Merkel?

Handelsblatt-Titelseite vom 25.3.2011: Wer ist Angela Merkel?

Diese Frage stellt sich nicht nur das Handelsblatt in seiner heutigen Ausgabe: «Wer ist Angela Merkel?» (Artikel leider nicht online). Die Wirtschaftszeitung rätselt, ob sie noch eine Konservative sei? Wo sie doch pazifistische Politik in Libyen mache (siehe dazu: Wie katastrophal die deutsche Diplomatie versagt, SZ 18.3.11) und sieben Atommeiler stillgelegt habe.

Das Moratorium wurde ja durch Rainer Brüdele vor den hochrangigen Wirtschaftsvertretern des BDI als irrationale Wahlkampftaktik ins rechte [sic!] Licht gerückt. Unser (doch nicht so?) wahrheitsliebender Wirtschaftsminister Brüderle, wollte das ganze zwar als Protokollfehler abtun (siehe dazu auch meine heutige Twitkrit Protokoll-Tweets), aber längst wurde die Aussage Brüderles von Teilnehmern der BDI-Runde als im Protokoll korrekt wiedergegeben bestätigt. Dass BDI-Hauptgeschäftsführer Schnappauf (siehe Artikel auf Spiegel Online) deswegen heute zurücktreten musste, zeigt, wie absurd die Reaktionen in der Politik mittlerweile sind. Wie das alles noch rational erklärt werden könnte, bleibt genau so rätselhaft wie die Frage «Wer ist Angela Merkel?».

Politik

Brüderles Patzer ist kein Protokollfehler sondern Ausdruck der Wählerverachtung


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Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man über die unverhohlene Wählerverachtung lachen, die durch das protokollierte Geständnis Brüderles, die Bundesregierung habe das Atom-Moratorium nur wegen der anstehenden Landtagswahlen erfunden.

Es erinnert nun ein wenig an Guttenbergs – von der Bundesregierung gestützten erste hilflose Erklärungsversuche – seine Doktorarbeit sei kein Plagiat gewesen («Meine Dissertation ist kein Plagiat», Stichwort: Formfehler), wenn Brüderle heute im Bundestag behauptet (s. obiges Video ab der 2. Minute), seine beim BDI getätigten Äußerungen seien aufgrund eines Protokollfehlers von der Süddeutschen falsch zitiert worden. Wie konnte der Süddeutschen so ein schlimmer Fehler passieren? Oder ist etwa doch etwas dran, wenn sie schreibt:

Deutsche Kernkraftwerke gehen aus taktischen Gründen vom Netz: Wirtschaftsminister Rainer Brüderle hat nach SZ-Informationen vor der Spitze der deutschen Industrie gesagt, dass die anstehenden Landtagswahlen der Grund für den plötzlichen Sinneswandel der Regierung in der Atompolitik sind. Entscheidungen seien da „nicht immer ganz rational“.

Süddeutsche Zeitung: Brüderle: AKW-Moratorium ist nur Wahlkampf-Taktik.

Im Stile der Hassknecht’schen Kommentare aus der Heuteshow (siehe Vorstellung Gernot Hassknecht) möchte man leise anheben und dann – erkennbar an den Majuskeln – losbrüllen:

Natürlich kann auch mal in einem Protokoll etwas missverständlich festgehalten werden, lieber Herr Bundeswirtschaftsminister, … ABER FÜR WIE BLÖD HALTEN SIE DIE WÄHLER EIGENTLICH NOCH, DASS SIE SICH ERDREISTEN IHNEN SO EINE SCHWACHSINNIGE AUSREDE AUFZUTISCHEN?!?

Ich bin ansonsten sprachlos ob so viel Verachtung gegenüber dem Wählerwillen und lasse deshalb zum Abschluss den ehemaligen Regierungssprecher Michael Spreng zu Worte kommen, der heute in seinem Blog Sprengsatz konstatiert:

Selbst für Wähler mit dem kleinen Durchblickerlehrgang ist dies keine Überraschung, aber es ist schon eine Enthüllung, dass Brüderle dies im vertrauten Kreis offen aussprach und damit alle Beteuerungen der Regierung, ihre Kehrtwende habe nichts mit den Wahlen zu tun, wie eine Seifenblase auch regierungsamtlich zerplatzen ließ.

Update 25.3.2011, 13:45 Uhr: Mir fehlen erneut die Worte: BDI-Spitzenmann tritt wegen Brüderle-Affäre zurück (Spiegel Online).

Politik, Video

Große Filmkunst: Bardem brillant in Biutiful


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Heute habe ich endlich einen Film gesehen, den ich schon schauen wollte, seit er letztes Jahr in Cannes für so viel Furore gesorgt hatte. Bei den dortigen Filmfestspielen wurde Hauptdarsteller Javier Bardem u.a. als bester Schauspieler ausgezeichnet. Zu Recht. Der Film des Mexikaners Alejandro González IñárrituIch habe «Biutiful» letztes Jahr schon auf cibera vorgestellt und empfehle allen, die Spanisch können, das dort präsentierte Interview des Regisseurs, in dem er erklärt, warum er diesen Film gemacht hat. heißt und ist auf seine Art Biutiful.

Biutiful - Spanisches Filmplakat

Wie genial González Iñárritu ist, konnte ja schon in «Babel» oder «Amores Perros» bestaunt werden, aber hier hat er wieder einmal stilistisch ganz große Filmkunst abgeliefert. Eine so deprimierende wie authentische Geschichte, dass man jede Szene im Kino ganz dicht erlebt und sich dem Bann der Bilder und der durchweg guten Darsteller (bis in die Nebenrollen) nicht entziehen kann. Und der wohl komponierte Soundtrack des argentinischen Großmeisters Gustavo Santaolalla erschlägt die Bilder nicht, sondern begleitet sie angemessen.

Im Passage-Kino in der Mönckebergstraße, dort wo im Foyer der wunderbar imposante Deckenleuchter wie ein Relikt aus einer anderen Zeit hängt, habe ich jedenfalls heute Abend einen Film gesehen, den ich so schnell nicht vergessen werde. Wenn ihr ihn noch nicht gesehen habt (den Film, gerne auch den Leuchter): schaut ihn euch an. Buitiful.

Kino, Spanisch

Neuer Imagefilm für Hamburg

Kaum ist die neue Bürgerschaft in Hamburg in Amt und Würden, hat sie auch schon fraktionsübergreifend einen neuen Imagefilm in Auftrag gegeben, der dem hansestädtischen Marketing neue Impulse geben wird und Hamburgs Ruf als Tor zur Welt in einem vollkommen neuen Licht darstellen wird. Geradezu futuristisch anmutend ist der Rückgriff auf das 70-er Jahre Styling, seht selbst:

Hamburg – Great City on a Great River from Friedemann Wachsmuth on Vimeo.

Mehr zum Hintergrund des Imagefilms bei Spreeblick, dem Blog aus Deutschlands drittschönster Stadt.

Hamburg, Video

Water Makes Money – Wie private Konzerne aus Wasser Geld machen


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Trinkwasser ist ein kostbares Gut. Doch gerade in Europa verkommt es derzeit zur Ware. Immer mehr Städte und Gemeinden privatisieren ihre Wasserversorgung. Die Folgen sind ein nur kurzfristiger Geldsegen für die Kommunen und eine langfristige Verteuerung des Trinkwassers für die Verbraucher. Der Themenabend dokumentiert anlässlich des Weltwassertags die zunehmende Verlagerung der Wasserversorgung von der öffentlichen in die private Hand.
Quelle: arte

Der französische Wasserkonzern Veolia hat mit allen Mitteln versucht, die Verbreitung des brisanten Films von Leslie Franke und Herdolor Lorenz zu unterbinden. Erfolglos. Die morgige Ausstrahlung der deutsch-französischen Koproduktion Water Makes Money (Wie private Konzerne aus Wasser Geld machen) solltet ihr euch unbedingt anschauen bzw. aufzeichnen.

Ausstrahlung auf arte, morgen am Welt-Wassertag, Dienstag 22. März, um 20:15 Uhr, Wiederholung am 24.03.2011 um 10:05 Uhr und am 31.03.2011 um 14:45 Uhr.

Ich zitiere aus einer Information des Filmteams:

Die für ihre Praktiken bei der Privatisierung unseres Lebenselixiers Wasser im Film kritisierten Globalplayer VEOLIA und dessen Zwillingskonzern SUEZ versuchen alles, um dessen Verbreiten zu behindern: SUEZ „Patron“ Gérard Mestrallet ruft bei der ARTE-Präsidentin Véronique Cayla an und verlangt die Absetzung der Sendung – der Chef eines Milliarden schweren Weltkonzerns hat nichts wichtigeres zu tun! Und VEOLIA erhebt vor dem höchsten französischen Verwaltungsgericht Klage gegen den Film wegen Verleumdung!

Nein, selbstverständlich ist es nicht, dass ARTE und seine Präsidentin trotz des großen Drucks hinter WATER MAKES MONEY und dem Sendetermin am 22.3.2011 um 20h15 stehen! Es ist mutig und vorbildlich! ARTE hat noch einmal jedes Detail im Film jede Aussage genauestens überprüft. Und nach einer nochmaligen juristischen Expertise durch den Justitiar des Senders hat ARTE sich entschieden, das Risiko, als Verbreiter des Films mitangeklagt zu werden, auf sich zu nehmen! Dies stärkt den Filmautoren mächtig den Rücken in der künftigen juristischen Schlacht mit Veolia.

Weitere Infos, auch zum Zustandekommen des Filmes, der neben der Unterstützung durch die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein GmbH teilweise über private Spendengelder vorfinanziert wurde, auf watermakesmoney.com.

Wer den Film verpasst hat, kann ihn während der nächsten 7 Tage in der arte-Mediathek oder hier nachschauen:

Politik, TV

Der Super Moon ist aufgegangen…

Vollmond über Wandsbek

Was war das für ein atemberaubender Vollmond gestern Nacht. Wer freie Sicht hatte, konnte den Mond, der bis zu 14% größer erschien als normal (Erklärung siehe weiter unten), in voller Pracht und so klar wie selten bestaunen.

Obiges Bild hab ich in meiner Begeisterung gestern am späten Abend auf Twitter bzw. auf TwitPic gepostet, doch das ist natürlich nichts gegenüber den Kunstwerken des Super Moon, die hier oder vor allem auch auf Flickr unter dem Tag supermoon zu finden sind. Menschen laden weltweit ihre Mondfotos hoch, um sie mit der Netzgemeinschaft zu teilen. „Mein“ Mond kann sich immerhin zu Gute halten, dass er in Wandsbek abgelichtet wurde, dort wo Matthias Claudius einst das Abendlied dichtete:

1. Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.

2. Wie ist die Welt so stille,
Und in der Dämmrung Hülle
So traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt.

[…]

4. Wir stolze Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder
Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Luftgespinste
Und suchen viele Künste
Und kommen weiter von dem Ziel.

Wer sich nun fragt, warum wir den Mond gestern Nacht so viel größer wahrgenommen haben, findet die Erklärung in unten zu sehendem wunderbaren NASA-Video. Der Mond war uns so nahe gekommen wie selten (kommt nur etwa alle 18 Jahre vor), er war „nur“ 356.577 km von der Erde entfernt. Alles Weitere dazu auf Super Full Moon und in diesem Video:


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Foto, Video
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