Maren Möhring: «Fremdes Essen»

Maren Möhring: «Fremdes Essen» Über die Migration von Gastarbeitern in die BRD hat sich die deutsche Ernährung stark verändert. Spaghetti, Pizza, Döner gehören längst zu unserem Ernährungs-Alltag. Die Historikerin Maren Möhring (vom Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam) hat dieses Thema wissenschaftlich untersucht und wurde dafür viel gelobt und ausgezeichnet (u.a. mit dem Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien 2012). De Gruyter bietet das von Maren Möhring verfasste Buch «Fremdes Essen» für kurze Zeit zum freien Download an. Die einzelnen Kapitel kann man sich frei als PDF herunter laden.

Die Geschichte der ausländischen Gastronomie in der Bundesrepublik kennt viele Geschichten. Gastwirte aus Italien, Jugoslawien, Griechenland und der Türkei brachten ein Stück verlockender, aber auch irritierender Fremde nach Deutschland. Ihre Trattorien, Grillrestaurants, Tavernen und Imbisse veränderten nicht nur die Stadt- und Dorfbilder, sie wurden auch zu Zentren interkultureller Kommunikation, die nicht immer konfliktfrei verlief. Vor allem aber veränderten diese neuen Konsumorte die Ernährungsgewohnheiten – mit Pizza, Döner und vielen anderen Köstlichkeiten, die heute vom deutschen Speiseplan nicht mehr wegzudenken sind. Maren Möhring erzählt erstmals die aspektreiche Geschichte wechselseitiger Akkulturation, wobei sie auch die andere Seite der Medaille, die Folgen der oftmals entbehrungsreichen Arbeitsmigration aus Südeuropa, aufarbeitet. Ausgezeichnet mit dem Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien 2012.

Das ist ein sehr interessantes Thema und ich bin schon gespannt auf die Lektüre. DKultur warnt aber in seiner Rezension, dass es sich hierbei um ein wissenschaftliches Buch und nicht eines zum Schmökern handelt:

Insgesamt ist das Buch weder literarisches Fast-Food noch ein elegant zu lesender Gourmet-Happen, sondern vielmehr echte Wissenschafts-Rohkost. Zum Schmökern kann es nicht empfohlen werden. Für den Fachmann aber enthält das Buch viele feine Noten und Nuancen, wichtige Positionierungen innerhalb des wissenschaftlichen Diskurses: So kritisiert Möhring die These von der Liberalisierung der Bundesrepublik, denn für Nicht-Deutsche träfe sie keinesfalls zu.

Hier geht’s zum Buch: «Fremdes Essen».

[via G+ Stevan Paul]

Literatur

Sprachlos ob der Ignoranz gegenüber Prism

Tweet der Woche Wir stehen mit den Abhörskandalen um Prism und Tempora und der Verstrickung des deutschen Geheimdienstes und der deutschen Bundesregierung(en) der vergangenen Jahre vor einem der schlimmsten politischen Skandale seit Langem. Es wird von Seiten der fünf daran beteiligten Parteien (CDU, CSU, FDP, SPD und Grüne) größtenteils gelogen, sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe geschoben oder die Ernsthaftigkeit der Lage wird bagatellisiert. Die Bevölkerung wird – trotz und gerade vor des/m Wahltermin/s am 22.9. – für blöd verkauft. Und dem Großteil der Bevölkerung ist das auch noch vollkommen egal. Um die 40 % wollen etwa die CDU wählen. Angesichts von so viel Ignoranz und Teilnahmslosigkeit gegenüber Regierungen und politischen Vertretern, die den Boden der Legalität längst verlassen haben, und angesichts massenhaft begangener Verfassungsbrüche bleibt einem nur noch die Sprache weg. Ich bin jedenfalls komplett ratlos, wieso so viele Menschen das mit sich machen lassen. Mehr als @UltraBiblioteka dazu gesagt hat, kann man auch nicht mehr sagen. Deshalb ein klarer «Tweet der Woche»:

Tweet der Woche von @UltraBiblioteka

Die vergangenen Tweets der Woche findet ihr hier.

Bluesky, Politik

The Human Scale – Wie leben Menschen in Städten

The Human Scale Trailer 2013 from Final Cut for Real on Vimeo.

Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten. Bis 2050 werden 80% der Menschheit ihr Leben im urbanen Raum verbringen. Auf diesen Dokumentarfilm freue ich mich schon jetzt. Ab 10. (Update:) 31. Oktober 2013 wird es «The Human Scale» auch in unseren Kinos zu sehen geben.

Die beeindruckenden Bilder des Trailers sprechen schon für sich. Vertiefend zwei Zitate aus dem Presseheft:

Seit über 40 Jahren steht für den Architekten und Städteplaner Jan Gehl das Leben der Menschen in Großstädten im Mittelpunkt seiner visionären und revolutionären Arbeit. Jan Gehl und seine Kollegen haben es sich zur Aufgabe gemacht, neues Leben in die Innenstädte zu bringen, sie wieder lebenswert zu machen. Ihre Städteplanung zielt auf die Optimierung der Beziehung zwischen gebauter Umwelt und der Lebensqualität ihrer Bewohner. Sie wollen die Großstädte von der Überflutung durch Autos bewahren, Platz für Fußgänger und Fahrradfahrer schaffen, öffentliche Plätze „zurückerobern”.

Prominente Beispiele dafür sind die Fußgängerzone und die Fahrradwege in Kopenhagen, die Wiederbelebung der Innenstadt von Melbourne, die Fußgängerbereiche mit Sitzgelegenheiten auf dem Times Square in New York, der Wiederaufbau nach einem Erdbeben der Innenstadt von Christchurch, Neuseeland, in enger Zusammenarbeit mit den Bewohnern, die Millionenstädte Chongqing in China und Dhaka in Bangladesch – der nachhaltige Ansatz Jan Gehls und der Architekten, die seinem Weg folgen, veränderten diese Innenstädte merklich zu Gunsten ihrer Bewohner.

THE HUMAN SCALE präsentiert die einzigartigen Möglichkeiten der Städtebauer und Architekten, Visionen von menschlichem und nachhaltigem Stadtleben aufzuzeigen. Regisseur Andreas M. Dalsgaard hat mit THE HUMAN SCALE ein ästhetisches Experiment geschaffen, einen wichtigen und inspirierenden Film – für alle Seiten: Verantwortliche in der Städteplanung, Architekten, aber auch für ein breites Kinopublikum.

Und Regisseur Andreas M. Dalsgaard sagt über seinen Film:

In THE HUMAN SCALE wollte ich zeigen, wie wir heute in den Städten leben und wie abhängig unsere sozialen Einstellungen und Gewohnheiten von der Umgebung um uns herum sind. Sozusagen der Mensch in einer von ihm gebildeten Umgebung. Der dänische Architekt Jan Gehl und seine Anhänger arbeiten lieber mit Menschen als mit Gebäuden. Es ist der Raum zwischen den Gebäuden, sagen sie. Das ist es auch, was mich als Künstler antreibt: Die Menschen!

The Human Scale

Weitere Infos auf englisch auf der Webite des Films thehumanscale.dk. Deutsche Infos beim Verleih Filmwelt. 11-seitiges Presseheft (PDF).

[via @archvideo]

Internet

Twitter ist mehr als das Verfassen von 140 Zeichen

Tweet der Woche Was kann eine Mutter Besseres tun, als ihrem Sohn ein lebenswichtiges Organ zu spenden? Sie kann zum Beispiel auch noch anfangen zu twittern. Der Westen hat den Hintergrund im Artikel «Wie @Fischblog seine Nierentransplantation zum Twitter-Thema macht» geschildert. Der Tweet der Woche, stellvertretend für die Heldentat von @MuddiFischblog, die ihrem Sohn zum Weiterleben eine ihrer beiden Nieren gespendet hat, kommt von @Terrorzicke:

Tweet der  Woche von @terrorzicke

Und wieder einmal haben alle Beteiligten erfahren, dass Twitter mehr ist als das Abschicken von Kurzbotschaften in einer maximalen Länge von 140 Zeichen.

Die vergangenen Tweets der Woche findet ihr hier.

Bluesky, Literatur

Iljia Trojanow: Die Kollateralschäden des kalten Bürgerkriegs

Iljia Trojanow Iljia Trojanow, deutscher Schriftsteller und Übersetzer bulgarischer Abstammung, hat am eigenen Leib in Sofia erfahren, was es bedeutet von Geheimdiensten ausgespäht zu werden. Er hat heute in einem Gast-Kommentar in der NZZ den für mich bisher besten Text zum von Edward Snowden aufgedeckten Abhörskandal durch die Geheimdienste der USA und Großbritanniens, veröffentlicht:

Es offenbart sich zudem die undemokratische Haltung der meisten Politiker sowie die grassierende Arg- und Sorglosigkeit vieler Bürger.
[…]
Während die Geheimdienste der Gesellschaft völlige Transparenz abverlangen, verstecken sie sich selbst hinter einem intransparenten Schutzschild.
[…]
Insofern ist es absolut notwendig, ihre Macht rigoros einzuschränken, wenn man sie denn überhaupt benötigt (was gebetsmühlenhaft behauptet, aber selten begründet wird). Wenn aber, wie in den USA geschehen, ein geheimer Staat im Staat entsteht, der über eine eigene Armee verfügt, überwacht von geheim tagenden, stets zustimmenden Gerichten sowie von zur Verschwiegenheit verpflichteten Ausschüssen, entsteht ein hochgefährliches Machtghetto, in dem die üblichen professionellen Deformationen wie Paranoia und Selbstherrlichkeit noch verstärkt werden.

Weiter auf NZZ im Gastkommentar von Ilija Trojanow zur totalen Überwachung: «Die Kollateralschäden des kalten Bürgerkriegs».

Foto: Thomas Dorn (CC BY-SA 3.0), Wikipedia.

Literatur, Politik

Frontal21 zu Prism

http://youtu.be/BwxXPboIxsc

Über 200 amerikanische Firmen arbeiten in Deutschland für die US-Armee. Ihr Auftrag: nachrichtendienstliche Operationen. Die Bundesregierung hat dieser Schnüffelpraxis in einem Vertrag zugestimmt.

Man kann gar nicht dankbar genug sein für solche Berichte, die in aller Deutlichkeit zeigen, wie sehr die letzten drei Bundesregierungen (Rot-Grün ab 2001, die Große Koalition 2005-2009 und Schwarz-Gelb seit 2009) in die illegalen Abhörpraktiken der US-Geheimdienste in Deutschland verstrickt sind. Von wegen man habe das alles nicht gewusst. Natürlich sind diese Dinge um PRISM & Co. den jeweiligen Regierungen bekannt und wurden per Abmachungen mit dem US-Geheimdienst auch bewilligt. Wie im Beitrag zu sehen: auch der US-Geheimdienst macht keinen Hehl daraus und schreibt in Stellenausschreibungen für Deutschland PRISM-Kenntnisse als gewünschte Vorkenntnisse offen aus. Dass bei den anlasslosen Abhöraktionen der gesamten deutschen Bevölkerung gegen die deutsche Verfassung verstoßen wird, ist so ungeheuerlich wie untragbar.

Falls jemand den Beitrag von Frontal21 nicht gesehen hat, man kann ihn hier, oder für kurze Zeit in der ZDF-Mediathek, nachschauen. Gerne auch weiterverbreiten!

Frontal21-Beitrag zu Prism

Politik, TV, Video

Pressemeldung zu Inka-Kinderopfern treibt Blogstatistik hoch

Besucher auf Text & Blog in vergangenen 24 Stunden

Da kann man mal sehen, welche Auswirkung eine Pressemeldung auf die Blogstatistik haben kann. Normalerweise besuchen tagsüber zw. 80 und 100 Menschen pro Stunde mein Blog. Seit gestern Abend ist die Zugriffszahl pro Stunde extrem hochgeschnellt, auf bis zu 700 (!) Besuche pro Stunde, also quasi eine Versiebenfachung des Besucheraufkommens (siehe Abb. oben: Screenshot der Blogstatistik am 30.07.2013 um 10:30 Uhr).

«Wie kommt das?», hab ich mich natürlich gefragt. Meine Blogstatistik zeigt mir an, dass plötzlich massenhaft in Google nach Capacocha gesucht wird (siehe Google-Suche Capacocha). Ich war bis vor einer Stunde auf Google auf Platz zwei für diese Suche. Seit einer Stunde ist der Abendblatt-Artikel «Koka und Alkohol: Die Kinder-Opfer der Inka» zum Thema auf Platz 2. Der und der gleichzeitig bei der Berliner Morgenpost erschienene Artikel «Inka betäubten Kinderopfer mit Koka und Alkohol» von Pia Heinemann ist Schuld am regen Interesse.

Durch den enorm großen Andrang alleine heute bereits über 3000 Mal aufgerufen wurde dieser kleine Artikel von mir aus dem Jahre 2007: «Capacocha: Grausames Opferritual der Inka». Später Ruhm aufgrund eines traurigen Sommerloch-Füllers.

Internet
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