Ich bin ja froh, dass ich hier im beschaulichen Wandsbek an einem so ruhigen Fleckchen mit viel Grün drumrum und einer von vielen beneideten Ruhe lebe (was ich ja schon in meinem Artikel zur erfolgreichen Wohnungssuche in Hamburg geschildert hatte, als ich von Saarbrücken hierher gezogen war). Aber die letzten Wochen hatte ich doch ein ziemlich großes Problem mit der umliegenden Natur. Genauer gesagt mit zwei Bäumen, die am Ufer der hinter dem Haus vorbeifließenden Wandse stehen und die dort prächtig gedeihen und Jahr für Jahr, wie das Bäume nun einmal so tun, wachsen.

Wie man auf diesem Foto sehr schön erkennen kann, hat mir das Wachstum der Bäume ein fernsehtechnisches Problem ins Haus gebracht. Die in die Höhe ragenden Wipfel der beiden Bäume hinterm Haus haben sich bei dichtem Blattbewuchs genau in die Linie zwischen Satellit und Antenne auf meinem Dach geschoben. So dass mein Satelliten-Empfang seit dem Frühjahr immer mehr gestört wurde und nach den erst sporadisch auftretenden Bild- und Tonstörungen war dann seit dem Sommer das Bild sogar ganz weg. Auch ein eigens herbeigerufener Sat-Techniker konnte mir keine Hoffnung machen, selbst ein Verrücken der Antenne auf dem Dach brächte keine Abhilfe, die beiden Bäume stünden immer exakt im Weg.
Selbstverständlich habe ich auch DVB-T, das digitale terrestrische Fernsehen, und kann damit die meisten heimischen Programme empfangen, doch darum geht es mir ja nicht. Ich bin Abonnent von Canal Plus España, dem spanischen Pay-TV-Anbieter, der ein hervorragendes Kinoprogramm hat. Alle Filme, Dokumentationen und Serien (nicht nur spanische, das Programm ist international) kommen dort in der Originalfassung, wahlweise mit spanischen Untertiteln, die ich mir bei schwieriger zu verstehenden US-Filmen zum besseren Verständnis auch einblende. Canal Plus hat jedenfalls ein klasse Programm, auf das ich nicht verzichten möchte und für das ich jeden Monat nicht gerade wenig Geld bezahle. Geld, dass ich über Sommer umsonst bezahlt habe, da ich ja nichts sehen konnte. Seit 1-2 Wochen hat sich das Problem mit dem schlechten Empfang zwar zunehmend von selbst erledigt, da die Bäume nun wieder turnusmäßig ihre Blätter verlieren und die TV-Signale aus dem Weltall jetzt wieder schön ihren Weg bis zu meiner kleinen Satantenne auf dem Dach und somit auch bis auf meinen Fernseher finden, aber spätestens ab dem kommenden Frühjahr hätte ich ja wieder das gleiche Problem. Also, was tun?
Was ich da alles schon an Ratschlägen bekommen habe, um das Dilemma zu beseitigen: Rostige Nägel solle ich in die Bäume treiben, dann würden die von alleine absterben. Ich selbst bin schon auf die waghalsige Idee gekommen, in einer Nacht- und Nebelaktion mit Mütze über dem Kopf vermummt als heimlicher Baumfäller mit einer Motorsäge zu Werke zu gehen. Aber all das habe ich – selbstverständlich auch aus Respekt vor Mutter Natur – verworfen.
Gestern habe ich das Problem nun mit meiner Vermieterin angesprochen und siehe da: es löst sich alles in Wohlgefallen auf. Die Vermieter hatten eh geplant, die Bäume stutzen zu lassen und werden auch demnächst dazu den Auftrag erteilen. Klasse: so bleiben die Bäume am Leben und ich darf auch im Frühjahr und Sommer des nächsten Jahres spanisches Fernsehen und sowohl St. Pauli als auch den HSV live auf arena sehen.