WM-Halbfinale 1982 Deutschland-Frankreich: Refait

Refait from Pied La Biche on Vimeo.

Refait“ is a remake of the football WorldCup match between France and Germany (Seville, Spain, 1982). Shot by Pied La Biche in Villeurbanne (France), every aspect of the fifteen last minutes of the match was carefully reconstructed : players, positions, gestures, intensity, drama etc. It consists in shifting the traditional game area into the urban environment. Each sequence takes place in one or several locations and then the city temporarily becomes the lab for unsual experiments.
The soundtrack is made up of the original commentaries mixed with interviews of the audience recorded during the shooting.

Ich habe das WM-Spiel Deutschland Frankreich damals im Sommer 1982 als Sechszehnjähriger auf Klassenfahrt in Berlin in einer Kneipe gesehen und einem der hübschesten Mädels aus unserer Klasse pro Tor einen Kuss „versprochen“. Ein Glücksfall, ich konnte ja vorher nicht wissen, wie es ausging. Aber viel großartiger als diese Erinnerung an die lang zurückliegende Schulzeit ist dieser Film, der das Halbfinale vom 08. Juli 1982 nachspielt. Großes Fußball-Kino. Unbedingt anschauen, unglaublich gut!

[via @jensbest]

Fußball, Video

Martin Haase: Ich sehe nicht, dass wir nicht zustimmen werden


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Der Vortrag zeigt auf, wie sich Politiker rechtfertigen, wenn sie gegen ihre Argumentation und die Überzeugungen entscheiden oder handeln, für die sie stehen. Es ergibt sich dabei eine extreme Zwangslage, denn es ist oft nicht so einfach möglich, die zuvor vorgebrachten Argumente aufzugeben. Also muss auf Leerformeln, Nebelkerzen, Scheinargumente und spezielle grammatische Mittel zurückgegriffen werden, die die Regresspflicht mindern (Konjunktive, doppelte Verneinungen, Modalpartikeln usw.); dabei sind Kunstgriffe nötig, die über die inzwischen hinlänglich bekannte Leyen-Rhetorik hinausgehen.

Das ist nicht nur eine scharf beobachtete Analyse von politischen Worthülsen und dem sich Verstecken hinter doppelten Verneinungen und sonstigen linguistischen Tricks politischer Akteure, sondern auch ganz große Unterhaltung. Absolut sehenswert, was Martin Haase (@martinhaase, neusprech.org) auf dem Chaos Communication Congress referiert hat: «Ich sehe nicht, dass wir nicht zustimmen werden. Die Sprache des politischen Verrats und seiner Rechtfertigung» (Info und Vortragsfolien auf den Seiten des 27C3).

Literatur, Politik, Video

Mark Twain – der Blogger

Mark Twain Nein, natürlich hat Mark Twain (1835-1910) nicht gebloggt. Aber der Vergleich seiner posthum veröffentlichten Autobiografie von damals mit dem Bloggen von heute macht schon Spaß:

Wie Twain gewissermaßen bloggte

Freilich handle es sich bei seiner Autobiografie nicht um Aufzeichnungen, die von der Rachelust angetrieben seien.

„Wenn ich unter jemanden ein Feuer anzünde“, so Twain, „dann verfahre ich nicht nur des Vergnügens wegen so, das es mir bereitet, diesen Menschen braten zu sehen, sondern weil er die Mühe lohnt. Es handelt sich also um ein Kompliment, eine Auszeichnung; möge der Betreffende dankbar sein und den Mund halten. Die Kleinen, Gemeinen, Unwürdigen brate ich nicht.“

Twain hat diese Autobiografie nicht geschrieben. Er hat sie einem Sekretär in die Feder diktiert. Für das, was er beim Diktieren tat, wissen wir Heutigen einen Fachausdruck: Mark Twain bloggte.

WELT Online über den Überraschungserfolg von Mark Twains Autobiografie, die er erst für 100 Jahre nach seinem Tod frei gegeben hat: Wie Mark Twain „frei aus dem Grab reden kann“.

Amazon: Autobiography of Mark Twain, Volume I: 1 (Mark Twain Papers).
Hier kann man ins Buch reinschauen.

Reinhören kann man beim Nordwestradio: Lesebuch: Mark Twain.

Foto: Wikipedia.

Artikel, Literatur

Neue Aktion der Stabi: Exponat des Monats

Psalterhandschrift, Thüringen / Sachsen um 1220

In der Stabi haben wir zum Auftakt des Neuen Jahres eine neue Aktion gestartet: Ab sofort präsentieren wir sowohl in einer virtuellen Ausstellung auf der Website als auch am 19. Januar live vor Ort das «Exponat des Monats». Passend zum aktuellen Kalender geht es los mit einer Darstellung der Heiligen Drei Könige. Mit einem kostbar illuminierten Psalter aus dem Jahr 1220. Fast 800 Jahre alt. Sehr beeindruckend, wie ich finde.

In der malerischen Qualität herausragend, gehört der Codex zu den besten Erzeugnissen der sog. ‚thüringisch-sächsischen Malerschule’… Verbindendes Stilmerkmal dieser Handschriftengruppe ist der sog. „Zackenstil“: die Gewandfalten sind stark gebrochen, kräftig konturiert und oft „gegen die Wirklichkeit“ dargestellt.

Mehr dazu in meinem Artikel im Stabi-Blog: Neue Aktion der Sondersammlungen: Exponat des Monats.

Hamburg, Literatur

ARD-Morgenmagazin zu Gast beim FC St. Pauli

ARD-Morgenmagazin zu Gast beim FC St. Pauli

In dieser Woche lohnt es sich für Fans des Magischen FCs von Montag bis Freitag morgens um 8:25 Uhr das ARD-Morgenmagazin (oder ab 11 Uhr den jeweiligen Beitrag in der ARD-Mediathek) zu schauen. Die MoMa-Redaktion ist beim FC St. Pauli zu Gast.

Heute gab’s zum Auftakt der Reihe ein Interview mit Pressesprecher und Team-Manager Christian Bönig (hier nach zu schauen), morgen wird Stani vor’s frühe Morgen-Mikrofon von Sportredakteur Peter Großmann treten. Herausgestellt wird die Tatsache, dass es sich beim FC um einen Stadtteilclub handelt. Zum Glück wird gegen den Begriff Kultclub von Bönig opponiert. Weiteres Thema unter der Woche: Kritik der Fans und deren Protest gegen den Kommerz. Man darf gespannt sein…

Update 4.1.11: Die heutige Folge: FC St. Pauli – ein Kult-Klub im Portrait

FC St. Pauli, Fußball, TV

Neujahrsspaziergang um den Göttelborner Förderschacht

Göttelborn: Förderschacht IV

Göttelborn liegt ziemlich genau in der Mitte des Saarlandes. Eine Gemeinde im Herzen der Saar, deren Geschichte eng mit dem Bergbau verbunden ist. Kaum ein Monument steht so sehr für das Ende des Kohlebergbaus an der Saar wie der für 200 Millionen € errichtete Förderturm der Grube Göttelborn, der nur sechs Jahre in Betrieb war und dann mit einem 70 Meter dicken Betonpfropfen verschlossen wurde. Rund um den imposanten Förderturm, den die Göttelborner ob seines hellen Anstriches den «Weißen Riesen« nennen, haben wir gestern einen Neujahrsspaziergang gemacht.

Eine Energiegewinnung, die keine Zukunft mehr hat (Kohle), gepaart mit einer teils futuristisch anmutenden Architektur und schneebedeckten Sonnenkollektoren – auf dem ehemaligen Bergwerksgelände entsteht gerade eine der weltweit größten Photovoltaikanlagen – bildeten bei unserem Spaziergang am Neujahrstag eine Melange aus Kopfschütteln und Bewunderung.

Ehe ich weitere Bilder zeige, hier noch ein Zitat aus der Wikipedia zum tragischen Förderturm als Ausdruck einer verfehlten Kohlepolitik:

Foto, Saarland
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