Internet

David Weinberger über die Wissensgesellschaft

Sehr guter Artikel in der heutigen SZ (im Feuilleton, S. 12; noch nicht online). Hier ein Auszug aus dem Interview mit David Weinberger, von dem hier in den vergangenen fünf Jahren schon desöfteren die Rede war:

Mit dem Internet spielt Platz nun keine Rolle mehr. Sie sagen aber, auch das klassische Expertentum – definiert durch Ausbildungsnachweise, akademische Grade, berufliche Positionen – sei heute weniger relevant. Meinen Sie das ernst?

Die Rolle der Experten hat sich dramatisch verändert. Früher hatten sie die Kontrolle darüber, was publiziert wurde. Offenbar haben sie ihre Arbeit ganz gut gemacht, aber wir können nichts wirklich dazu sagen, weil es zu ihnen ja keine Alternative gab. Ihre entscheidende Rolle war es also zu filtern. Das hat sich nicht geändert. Wir benötigen Filter, und was man heute als Informationsflut bezeichnet, ist nichts anderes als ein Versagen der Filter: Wir haben es heute mit einer Fülle des Wissens zu tun, mit mehr Wissen, als wir uns das im Zeitalter von Fernsehen und Bibliotheken vorstellen konnten. Dieses Wissen ist verknüpft und über Links miteinander verbunden. Alle Nutzer können im Netz lesen und schreiben, was sie wollen. Und sie können sehen und lesen, was andere Nutzer dort geschrieben und veröffentlicht haben. Dieses Wissen befindet sich in ständiger Transformation und ist prinzipiell unabgeschlossen. Darum kommt uns Nutzern eine größere Verantwortung zu: Wir müssen Schlusspunkte setzen.

Was meinen Sie damit?

Wir müssen selber der Filter sein. Früher waren es Experten, die das gemacht haben. Aber das Filtern selbst hat sich geändert. Experten-Filter, die Publikationen ermöglichten, ließen das nicht durch, was nach gängiger Experten-Meinung nicht zum Wissen dazugehörte und das, was falsch war. Es erschien dann nirgendwo mehr. Im Internet ist hingegen nichts mehr ausgelassen. Alles ist immer noch da. Filtern meint hier, dass man lediglich die Anzahl der Klicks verringert, mit denen jemand zu einem Artikel kommt. Und die Experten, die jetzt bei dieser Klick-Reduktion helfen, sind: Individuen, Gruppen und soziale Netze, Algorithmen (etwa Suchalgorithmen von Google, Empfehlungsalgorithmen von Amazon), auch traditionelle Experten und Enzyklopädien. All das bewirkt: Es ist nie mehr so, dass eine Handvoll Experten bestimmen kann, was als Wissen von kultureller Bedeutung und Belang ist. Die alten Experten haben ihre Chance, an der Wissensbildung teilzunehmen, aber sie sind nur noch einer von vielen Filtern, deren Kompetenz man nicht folgen muss. Das ist ein gewaltiger kultureller Wandel.

Artikel, Internet, Literatur

Halber Bibliothekar

Ein knappes Jahr ist es her, dass ich – angesichts des wunderbaren Rucksack-Geschenkes von Isa – über meinen Studienbeginn an der Humboldt Uni Berlin berichtet habe. Mit der am Samstag geschriebenen dreistündigen Klausur am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft (IBI) habe ich die Hälfte meines 4-semestrigen Masterstudiums absolviert.

Zur Feier des Tages zwei Links auf Radio-Beiträge der vergangenen Tage, die auch meine bibliothekarische Arbeit der letzten Monate betreffen:

1. Am Donnerstag hat der NDR im Radio das Bergedorf-Blog präsentiert, an dessen Realisierung ich in der Stabi in den vergangenen Monaten gearbeitet habe: Bergedorf-Blog und Stabi-Digitalisierungen im NDR präsentiert.

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2. Heute hat DRadio Wissen Mercedes Bunz zu Open Access interviewt:
«Das Buch öffnet sich». Bunz erwähnt am Ende des Interviews nicht nur den Stabi Verlag Hamburg University Press, sondern auch die Open Access Tage, die am 1. und 2. Oktober an der Stabi statt finden. Wir organisieren diese Tagung zusammen mit der ZBW. Mein Job dabei: die Verwaltung des Twitter-Accounts @OATage und die Erstellung der Website Open Access Tage 2013.

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Wie gesagt, nun bin ich ein halber Bibliothekar. Die andere Hälfte der Strecke werde ich in den kommenden 12 Monaten auch noch schaffen. Und an spannenden Projekten, die in der Stabi auf ihre Umsetzung warten, mangelt es auch nicht. 😉

Bluesky, Hamburg, Internet, Literatur

TEDxHamburg 2013 – Wie werden wir in Zukunft in Städten leben?

city20 City 2.0 war das Thema der diesjährigen TEDx-Konferenz in Hamburg. Welche Vorstellungen gibt es vom zukünftigen Leben in der Stadt? Mit welchen Projekten können wir das Zusammenleben auf meist engem Raum bei tiefgreifendem strukturellen Wandel der Gesellschaft organisieren? Ich wurde zu der Anfang des Monats, am 4. Juni, in der Laeiszhalle ausgerichteten Tagung von den Veranstaltern der TedXHamburg eingeladen. Dafür danke ich dem Hamburger PR-Team des Events.

laeiszhalle-spiegeltreppe Kurz bevor der Monat zu Ende geht, ist vorgestern endlich auch das erste Video der Vorträge online gestellt worden. Ohne Video wollte ich nicht über die Veranstaltung bloggen, denn sonst habt ihr ja nix davon, wenn ich nur meine spontanen Eindrücke und Befindlichkeiten aufschreibe, ihr das Event aber nicht für euch nach nutzen könnt. Nun gibt’s wie gesagt das erste Video, also kommt endlich auch mein Blogartikel zur TEDxHamburg.

Hamburg, Internet, Literatur, Video

Gelebte Open Education Praxis: Christian Spannagel

Über Murmeltiervermeidung und Kleiderschrankfragen. Vortrag von Christian Spannagel auf der Jubiläumstagung -10 Jahre e-teaching.org- am 26.6.2013 in Tübingen

Christian Spannagel, auf Twitter als @dunkelmunkel unterwegs, schildert in diesem Vortrag 10 Gründe, warum er seine Forschung und Lehre online verbreitet. Wunderbar das Kapitel mit dem ganz aktuellen Beispiel des LKW-Fahrers Josef Hutzl, der auf seine YouTube-Videos gestoßen ist, ein mathematisches Verfahren entwickelt hat und sich mit einer Nachfrage dazu an Spannagel gewandt hat, die dieser wiederum in seine Vorlesung integriert hat.

Gelebte Open Education Praxis. Ganz praktische Beispiele, die verdeutlichen, was es bringt, Wissen zu teilen und ohne Schranken zugänglich zu machen. So bodenständig und ehrlich kommuniziert, dass ich diesen Vortrag – selbst wieder ein Beispiel für Offene Kommunikation – nur wärmstens empfehlen kann.

Prof. Christian Spannagel hab ich auch schon mal ausführlich im Stabi-Blog vorgestellt: «Die Uni in Zeiten von Wiki, Blogs & Twitter».

Bluesky, Internet, Literatur, Video

Edward Snowden – ein wahrer Whistleblowing-Held

Klasse, dass es das wichtige Interview mit Ed Snowden nun auch mit deutschen Untertiteln gibt.

[via @piratenpartei]

Nur wahre Helden bezeichnen sich selbst nicht als Helden. Für mich ist er einer. Ziehe meinen Hut vor der Whistleblowing-Leistung von Edward Snowden. Dazu auch ein guter Text von Dirk von Gehlen auf jetzt.de:

Edward Snowden, der Mann, der die digitale Generation auf ihr Daten-Dilemma hinweist.

Ein ehemaliger CIA-Techniker deckt den „Prism“-Überwachungsskandal auf – und könnte jetzt zum Gesicht einer neuen politischen Bewegung werden.

Internet, Politik

„Forbidden Voices“ – Porträt über 3 mutige Bloggerinnen

Sehr gute Doku über drei mutige Frauen, die mit ihren Blogs gegen die Regimes ankämpfen, die sie – und die Macht ihrer Blogs – zu unterdrücken versuchen. Dabei porträtiert werden die in Deutschland schon recht bekannte Bloggerin Yoani Sánchez aus Kuba (siehe auch meine kontinuierlichen Berichte über sie im ciberaBlog), Zeng Jinyan aus China und Farnaz Seifi aus dem Iran.

Szene mit Yoani Sánchez – Forbidden Voices

Ihre Stimmen werden unterdrückt, verboten und zensiert: Doch die weltberühmten Bloggerinnen Yoani Sánchez, Zeng Jinyan und Farnaz Seifi lassen sich von den diktatorischen Regimes ihrer jeweiligen Heimat nicht einschüchtern. Die furchtlosen Frauen repräsentieren eine neue, vernetzte Generation moderner Widerstandskämpferinnen. In Kuba, in China und im Iran bringen diese Pionierinnen im Kampf um die Meinungsfreiheit mit ihren Blogs das staatliche Informationsmonopol ins Wanken – und riskieren dabei ihr Leben.

Der Film von Barbara Miller (91 Min.) war gestern Abend im Rahmen des Themenabends «Zensur» auf Arte (Programm-Info) zu sehen und kann noch 7 Tage – bis zum 14. Mai 2013 – in der Arte-Mediathek betrachtet werden.

Internet, Literatur, Politik

Demokratie wird offen angezählt. Was tun?

Die Telekom ist dabei die in ihrer Bedeutung gar nicht hoch genug einzuschätzende Netzneutralität zu untergraben, der unsägliche Innenminister Friedrich verstößt gegen die Gewaltenteilung und meint, er könne mal so eben einen Verfassungsrichter zur Ordnung rufen und die Polizei in Dresden war der irrigen Ansicht, sie dürfe alle Handys einer Demo orten. Nur drei Beispiele, dass in diesem Land in politischer Hinsicht einiges schief läuft. Heute Abend hab ich mich über dieses Thema auch mit @cbgreenwood ausgetauscht, der meine Bedenken teilt:

Eigentlich unfassbar, was wir uns alles bieten lassen. Aber mit Gejammer in Blogs und auf Twitter ist es eben nicht getan. Von daher danke ich @cbgreenwood ganz besonders, dass er mich auf den Podcast von ZÜNDFUNK (Bayern 2) hingewiesen hat, der sich in seiner letzten Ausgabe genau diesem Thema gewidmet hat:

Wer regiert, wer repräsentiert heute eigentlich wen in unserer Demokratie? Was passiert, wenn sich ein Riss zwischen der Bevölkerung und den Politikern, die sie repräsentieren sollen, auftut? Ein Zündfunk Generator über verschiedene Entwicklungsstufen der Demokratie: ein Deutschland in der Schwebe, ein postdemokratisches Italien, die gefährdete Utopie der Europäische Union und die Zukunfts-Vision einer staatenlosen Netzdemokratie.

Die Sendung vom 21.04.2013 «Demokratie, der angeschlagene Champion. Überlegungen zur immer noch besten Staatsform» (50 Minuten) kann hier nachgehört werden:

http://cdn-storage.br.de/mir-live/MUJIuUOVBwQIb71S/iw11MXTPbXPS/_2rc_H1S/_-9S/_AgG5y4P/130421_2205_Zuendfunk_Demokratie-der-angeschlagene-Champion-Ueber.mp3

Internet, Literatur, Politik, Radio

Visualisierung der Vernetzung deutscher Blogger

Blogvernetzung - Auschnitt: meine Blog-'Freunde'

Haben wir es in Deutschland mit einem Blog-Netzwerk zu tun? Wie sind die Blogger untereinander verbunden? Sind sie es überhaupt? Welche Blogger in Deutschland (über Facebook) wie mit einander verknüpft sind, versucht Luca jedenfalls mit einem interessanten, noch in den Kinderschuhen steckenden, Visualisierungstool aufzuzeigen: Wie sind Deutschlands Blogger_innen vernetzt?

Die Visualisierung zeigt Deutschlands Blogger_innen und ihre Verbindungen untereinander. Als Datengrundlage dienen die Mitglieder der Facebook Gruppe Deutschlands Blogger. Aktuell werden nur Verbindungen auf Facebook beachtet. Weitere Datenquellen sind geplant. Weitere Informationen gibt es in den FAQ.

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Internet, Literatur, Software
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