Literatur

Literatur und Bibliotheken

Ausstellungstipp – Tante Clara: Ihre Welt in der Stabi wiederentdecken

Tante Claras Telefon: Anruf genügt und die Stimmen aus der Vergangenheit sind zu hören

Tante Clara solltet ihr euch anschauen. Und ihre Moritaten und die – was für ein Glücksfall! – erhalten Original-Tonaufnahmen aus den 30-er Jahren anhören. Bis Sonntag, den 3. März 2013, besteht noch die Chance dazu. Selten hat eine Ausstellung in der Stabi so großes Interesse geweckt wie diese. Kein Wunder, bei dem Presseecho im Vorfeld (WELT, Abendblatt, NDR 90,3). Hinz und Kunzt im aktuellen Februar-Heft (leider nicht komplett online), taz am Montag (leider gar nicht online).

Doch der Reihe nach: Wir haben zur Zeit eine Ausstellung in der Stabi, in der Nele Lipp, Tante Claras Enkelin, sorgsam recherchiert und wunderbare Dinge aus dem Nachlass ihrer Oma zusammen getragen hat, um uns alle einen faszinierenden Einblick in einen Künstlertreffpunkt in der Nähe des Thalia-Theaters zu geben. Bei Tante Clara trafen sich von 1928 – 1944 Menschen, die sich entgegen des Zeitgeistes ihr freiheitliches Denken bewahrten. Ehe ich Näheres berichte, hört doch mal rein in diesen kurzen Radio-Beitrag auf NDR 90,3, in dem sowohl die Ausstellungskuratorin als auch Tante Clara selbst zu hören sind:

Letzte Woche war, wie berichtet, Max Buddenbohm in der Ausstellung. Lest bei ihm seinen Eindruck vom Anruf im Jahr 1937.

Hans Tombrock in der Moritat von Norman Glanzel

So hat Hans Tombrock sich selbst gemalt, damals als Vagabund in Hamburg unterwegs, später lernte er Bertholt Brecht kennen und illustrierte seinen Galilei. Der Hamburger Künstler Norman Glanzel hat anhand der Original-Zeichnung aus einem von Tante Claras Gästebüchern diese Variation in die Moritat auf Tante Clara eingearbeitet, die wir zur Ausstellungseröffnung in Uraufführung erleben durften.

Auf die Idee, Moritaten in der Kneipe zu singen, kam Clara Benthien nach einem Kino-Besuch von G.W. Pabsts Brecht-Verfilmung Dreigroschenoper. Dort wird die Geschichte nämlich von einem Moritaten-Sänger getragen, wie in diesem Ausschnitt auch zu sehen ist:

http://youtu.be/Xh2NDx8uTjM

Das Metropolis-Kino in Hamburg zeigt ab kommenden Samstag begleitend zur Ausstellung nicht nur diesen, sondern zwei weitere Filme, die in Verbindung mit Tante Claras Mikrokosmos stehen:

  • 09.02. 17:00: Die Büchse der Pandora (1928) (Stumm mit Klavierbegleitung) (Video)
  • 15.2. 17:00 & 16.2. 19:30: Der Dieb von Bagdad (1940) (Video)
  • 23.2.17:00 & 26.2. 19:00: Die 3-Groschen Oper (1931)

Also ein prima Anlass, sich zusätzlich zur Ausstellung drei großartige alte Filme auf der großem Leinwand anzusehen (in welcher Verbindung sie zu Tante Clara stehen, erklären wir in einem Handout mit allen Terminen und Filminfos, das man sich auch als PDF downloaden kann). Apropos herunter laden: Bitte unbedingt auch den Stabi-Blogartikel zu Tante Clara lesen, dort gibt es ein 25-seitiges Ausstellungsheft zum Download zu den wesentlichen Stationen in Tante Claras Künstlerleben und -treff und zu den illustren Gästen, die damals dort auftauchten. Zum Beispiel auch der Zeichner von Popeye, der sogar einen Original Popeye samt Grußbotschaft ins Gästebuch malte. Wie gesagt: bei Tante Clara gibt es eine faszinierende Welt zu entdecken. Also bitte hier entlang: Ausstellung Treffpunkt Tante Clara (bis 3.3.2013).

Foto, Hamburg, Kino, Literatur

Von Comics, herzerwärmendem Gesang und bewegter Literatur

Verzeiht, dass es hier gerade etwas ruhiger zugeht (und dass ich aus diesem Artikel nicht drei, sondern einen mit mehreren Links gemacht habe). Bin momentan etwas knapp bei Kasse – …ähäm… ich meine natürlich – Zeit.

Gestern Vormittag, ehe ich zur Einweihung der neuen Gegengeraden ans Millerntor gepilgert bin (tolle Bilder bei Joe, der Modefotograf hat unseren herzerwärmenden You never walk alone-Gesang festgehalten: Die neue Gegengerade singt. Gänsehaut pur!), habe ich auf Arte einen klasse Beitrag über Comics auf X:enius gesehen, den ihr die nächsten 6 Tage noch in der Arte-Mediathek nachschauen könnt. Sowohl das Porträt des französischen Comic-Zeichners als auch die Vorstellung von Reinhard Kleist (seinen im Bericht vorgestellten großartigen Comic CASH – I see a darkness gibt’s auch für’s iPad) sind sehenswert:

Comics begeistern seit Jahrzehnten Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene auf der ganzen Welt. Und das Genre wird immer facettenreicher. In Klassikern wie „Mickey Maus“, „Asterix und Obelix“ oder „Tim und Struppi“ geht es meist heiter zu. Doch mittlerweile setzen sich Comics auch mit ernsthaften historischen Themen oder Schicksalen bekannter Persönlichkeiten auseinander.

Jedes Land hat eine eigene Comic-Kultur, aber die Grenzen verwischen mehr und mehr. Europäische Comiczeichner sind vom amerikanischen Comic ebenso stark beeinflusst wie vom japanischen „Manga“. Die „X:enius“-Moderatoren Dörthe Eickelberg und Pierre Girard reisen ins comicbegeisterte Frankreich, treffen in Marseille einen jungen Comiczeichner und greifen selbst zu Block und Bleistift.

Graphic Novel (schöner Beitrag: Graphic Novel – Die Bewegung der Literatur) ist ja das Zauberwort, das aus Comics ernstzunehmende Literatur werden lässt. Zu recht. Nach der Berlinale werde ich auch im ciberaBlog über einen tollen spanischen Graphic-Novel-Künstler bloggen: «Die Kunst zu fliegen» von Antonio Altarriba, ein toller Tipp, den ich der aufmerksamen Frau Apfelmuse auf Google Plus – meinem neuen sozialen Lieblingsnetzwerk – verdanke.

FC St. Pauli, Literatur, TV

Tweet der Woche: Energie im Liegen verbrennen

Tweet der Woche Der Focus bietet einen Kalorienrechner an, mit dem man ermitteln kann, wie viele Kalorien man bei welcher sportlicher Betätigung, die man soundso lange ausübt, verbrennt. Ich verbrenne z.B. im 2-stündigen Badminton-Doppel 420 kcal, während es im Einzel 560 kcal sind. So weit, so gut (oder schlecht). Wie vertrauenswürdig so ein Rechner ist, kann ich nicht sagen. Könnt ihr ja mal für euren Sport ausprobieren: Wie viele Kalorien verbrennt Ihr Sport?

@twittschicat hat festgestellt, dass es Organismen gibt, die ohne jede körperliche Betätigung Energie verbrennen. Ihr daraus abgeleiteter Wunsch ist ein klarer «Tweet der Woche»:

Tweet der Woche von @twittschicat

Die vergangenen Tweets der Woche findet ihr hier.

Bluesky, Literatur

Wie Journalisten heute arbeiten

Roman Mischel stellt auf onlinejournalismus.de eine neue Serie vor, in der er zeigen will, wie Journalisten in den verschiedenen Medienbereichen heute arbeiten. Schon die ersten beiden Beiträge sind so interessant, dass ich hier gerne darauf hinweisen möchte.

Einmal porträtiert er Thorsten Denkler, den Berlin-Korrespondenten der Süddeutschen Zeitung (von deren iPad-App ich vor einem Monat voller – übrigens immer noch anhaltender – Begeisterung berichtete). Sehr interessant, wie sich der Tagesablauf eines auf den Online-Journalismus fokusierten Berichterstatters so gestaltet. Seht selbst:

Der Hauptstadtkorrespondent: Thorsten Denkler, Süddeutsche.de (ABZV Videoreporter Folge #1) from ABZV on Vimeo.

In einem weiteren Porträt stellt Mischler die Arbeit eines Fotojournalisten vor: Michael Kappeler fotografiert für die Deutsche Presse Agentur und zeigt im Film, wie er sich auf Termine vorbereitet und wie er schon quasi live vor Ort die Redaktion mit erstem Material „versorgt“:

Der Fotojournalist: Michael Kappeler, Deutsche Presse Agentur (ABZV Videoreporter Folge #2) from ABZV on Vimeo.

Wer die Serie im Auge behalten möchte, um kommende Beiträge zu sehen, füge videoreporter.abzv.de seinem Feedreader hinzu.

Foto, Literatur, Video

Tante Claras in der Stabi wieder zu entdeckende Künstlerkneipe

Bildtafel: Norman Glanzel: Moritat auf Tante Clara
Bildtafel: Norman Glanzel: Moritat auf Tante Clara

Ich wollte – und werde auch noch – über die Tante Clara-Ausstellung in der Stabi bloggen. Heute hat sich Herr Buddenbohm den zur Zeit in der Hansestadt wieder zu entdeckenden Mikrokosmos von Tante Claras Künstlerkneipe aus der Zeit von 1928-1944 angeschaut und drüber gebloggt:

…ein Telefon an einer Säule. Ein altes Telefon und daneben steht, man möge bitte irgendeine Nummer drehen. Man hebt also ab, hält den Hörer ans Ohr, dreht – und das Jahr 1937 geht ran. Man hat die Kneipe angerufen, man hört das Publikum johlen, man hört die Wirtin, wie sie ein Lied beginnt. Gelächter im Publikum, der Refrain wird mitgesungen, Gläser klirren, Stühle werden geschoben. Und das ist alles echt.

Weiter bei Herrn Buddenbohm: «Ein Anruf im Jahr 1937».

Hamburg, Literatur

Oliver Welke – Ist Politik die bessere Comedy?

Oliver Welke – Spiegel-Gespräch: „Ist Politik die bessere Comedy?“ from Markus Trapp on Vimeo.

Als ich in der Vorwoche beim Spiegel-Gespräch mit Oliver Welke an der Uni Hamburg war, überraschte der Moderator der heute show mich und die anderen 500 (!) Zuschauer durch seine Schlagfertigkeit in der Unterhaltung. Eines ist es ja, gestützt auf eine gute Redaktion und teilweise selbst die Moderationstexte im Vorfeld schreibend, flott im Fernsehen daher zu reden, und wiederum etwas anderes spontan humor- und gehaltvoll über Politik und Comedy vor Livepublikum zu sprechen. Oli Welke war dies perfekt gelungen. Schade, dass es nur eine dreieinhalbminütige Zusammenfassung des von SPIEGEL-Redakteur Markus Brauck am 16.01.2013 (18-19:30 h) geführten Gespräches Ist Politik die bessere Comedy? gibt. Aber auch der kurze Ausschnitt gibt schon einen guten Eindruck davon, wie schlagfertig Welke ist und wie intelligent er die heute show mit seinem hervorragenden Team auf konstant hohem Niveau hält.

In der anschließenden Fragerunde nutzte ein Vertreter von Die Liste Hamburg, des studentischen Ablegers der Partei, die Gunst der Stunde (es waren ja gerade StuPa-Wahlen), und fragte den Gast, ob er für den Fall der Umsetzung des Wahlzieles seiner Partei, die Stabi in ein Schwimmbad umzuwandeln, seinen Namen hergeben würde. Die von Studier- zur Schwimmstätte umgewandelte Bibliothek – bei der ich, wie ihr wisst, arbeite – solle dann Oliver-Welke-Wellnessbad heißen. Oli schien nicht abgeneigt, mit Wellness würde er gerne in Verbindung gebracht. 😉

Hamburg, Literatur, Politik, TV

Tweet der Woche: Politisches persönlich erfahren

Tweet der Woche Politische oder historische Prozesse kann man immer von zwei Seiten betrachten: von der offiziellen, staatlichen Seite aus, oder aus der privaten Realität derer, die diese Politik oder Geschichte ganz real erleben. In dieser Woche ist das wieder deutlich geworden, durch die Divergenz von staatlichen Erinnerungsfeiern zu 50 Jahre Elysée-Vertrag und privatem Blick auf das Verhältnis zu unseren französischen Nachbarn. Am besten ausgedrückt – und deshalb ist dieser auch mein klarer Tweet der Woche – wurde das in diesen Tagen durch @manumelm:

Tweet der Woche von @manumelm

Die vergangenen Tweets der Woche findet ihr hier.

Bluesky, Literatur

Studium mit iPad und visionäre Zeichnung ‚Drahtlose Telephonie‘ von Karl Arnold

Aus der Vorlesung «Digitalität, Codierung, Signale» von Prof. Coy habe ich am Wochenende diesen Tweet abgesetzt:

Dies hatte erst mal den netten Nebeneffekt, dass sich mit @___Dagger___ unmittelbar darauf einer meiner Twitter-Follower meldete, der auch bei Coy einige Semester lang Vorlesungen besucht hatte und von diesen ebenso angetan war, wie ich es im Rahmen meines Masterstudiums Bibliotheks- und Informationswissenschaften an der Humboldt Uni bin. Das iPad ist mir übrigens eine große Hilfe im Studium, weil ich die Folien aus der Lernmanagementumgebung Moodle immer live im iPad ansehen kann und unabhängig von den gerade im Veranstaltungsraum angezeigten Folien selbst hin- und herblättern kann. Weiterer Vorteil: digitale Portale, die wir im Studium besprechen, kann ich mir direkt in den Vorlesungen anschauen bzw. zum späteren Anschauen abspeichern. Erleichtert das Studium jedenfalls enorm.

Karl Arnold: Berlin – Drahtlose Telephonie Wolfgang Coy hat auch eine Folie mit einer genialen Zeichnung «Berlin – Drahtlose Telefonie» von Karl Arnold präsentiert, mit einer unglaublichen Vision, die ich euch gerne zeigen möchte: Arnold hat bereits 1926 das mobile Telefon vorausgesehen, und zwar in der Simplicissimus-Ausgabe (Jg 31, Heft 38). Schaut euch die Zeichnung bitte in groß an – dazu aufs Bild, oder hier klicken –, die ist wirklich sehr gelungen.

Zu Karl Arnold gab es übrigens im vergangenen Jahr eine Ausstellung in der Pinakothek der Moderne München (BR, kultur-vollzug.de).

Foto, Literatur
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