Die Spanische Nationalbibliothek zeigt eine Ausstellung über Kunst in der Typographie und über künstlerische Typographie. Kandinsky, Joan Miró, Man Ray, Andy Warhol, Antoni Tapiès und Eduardo Chillida gehören zu den 40 Künstlern, deren Werke unter dem Titel «Arte en la Tipografía y Tipografía en el Arte» zu sehen sind. Die Biblioteca Nacional zeigt die Buchstabenschau, die noch unter der Direktion von Rosa Regàs konzipiert wurde, bis zum 27. Januar 2008. Fontfreunde, die bis dahin nach Madrid kommen, sollten sich das unbedingt anschauen.
Da die Website zur Ausstellung vornehm formuliert wenig inspirierend ist, man könnte auch sagen, dass sie trotz des optisch ansprechenden Sujets grottenhässlich ist (warum kann so eine große Institution wie die Spanische Nationalbibliothek keine anständige Website zu so einer wichtigen Ausstellung präsentieren? Geringfügig besser macht es das spanische Kulturministerium mit seinem Webhinweis auf die Ausstellung), verweise ich auf den El País-Artikel «La letra, elevada a rango de arte» (dt: «Die Schrift in den Rang der Kunst erhoben») und dort im besonderen auf die gut gemachte Bildpräsentation mit neun Ausstellungsbeispielen, die sich auch aufzurufen lohnt, wenn man kein Spanisch kann.
Sonntagsabends um 20:15 Uhr kommt seit diesem Monat im 2. spanischen Programm, TVE 2, eine neue, gute Literatursendung, die man auch online sehen kann und die ich den Freundinnen und Freunden der spanischen Sprache und Literatur hier gerne kurz vorstellen möchte: página 2 (Seite 2) wird von Óscar López moderiert und ist auch nachträglich komplett (oder wahlweise in einzelnen Passagen) im Netz zu sehen. Dauer einer Sendung: 30 Minuten.
In jeder Folge wird ein Autor ausführlich vorgestellt, Berichte zu seinem Werk und ein langes Interview ziehen sich durch die ganze Sendung. Die bisher portraitierten Schriftsteller sind auch ins Deutsche übersetzt worden und dürften so hier bei uns auch den Liebhabern der Literatur aus spanischsprachigen Ländern ein Begriff sein. In den ersten vier Folgen standen folgende escritores im Mittelpunkt (in Klammern als Beispiel je ein ins Deutsche übersetzter bekannter Titel):
Darüber hinaus gibt es nett gemachte Reportagen, regelmäßig auch zum Thema Bookcrossing (auch in Spanien sehr beliebt!), einen Kurzgeschichtenwettbewerb (Micro(r)relatos), Filmvorstellungen, Lektüreempfehlungen (libros recomendados) und Einblicke in die aktuellen Bestsellerlisten von Belletristik und Sachbuch (libros más vendidos).
Página 2 ist insgesamt eine gut gemachte Literatursendung und dank Internet auch ohne spanischen TV-Zugang weltweit zu sehen. Wo und wann ihr wollt! Den hier mitlesenden Spanisch-Lehrern und -Dozenten brauche ich ja nicht extra zu betonen, wie gut sich so ein Programm zur Anreicherung und Ergänzung des Spanischunterrichtes eignet.
Wann hört dieser Dreck endlich auf? Wann streichen die Sender diese unsäglichen Reality-Shows, die ganz bewusst mit der telegenen Zurschaustellung menschlicher Gefühle spielen und wann hören die Leute auf diesen Dreck anzuschauen? Ich fürchte nie.
Er (der sie mehrfach misshandelt hat), fragt sie ob sie ihn heiraten will. Sie sagt nein. Vier Tage später ist sie tot. Vermutlich umgebracht von ihm. Wie schlampig recherchieren die Fernsehsender (hier der spanische Sender Antena 3 für sein Trash-Programm ‚El diario de Patricia‘), wenn sie schon Menschen auf diese Art zusammenführen? Denn nach zwei Anzeigen von ihr, wurde er zu elf Monaten Haft verurteilt. Er war lediglich auf freiem Fuß, weil das Urteil noch nicht rechtskräftig war.
Die einzige Hoffnung, die man nur noch haben kann, ist, dass jetzt wenigstens Einige erkennen, dass die Ansprache ihrer niedersten Instinkte so billig und beschämend ist, dass sie vielleicht doch noch von diesem Dreck wegkommen, und folglich solche Sendungen nicht mehr oder zumindest mit einem Minimum an Humanität realisiert werden.
Der spanische Comic-Zeichner Francesc Capdevila aus Barcelona, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Max, ist letzte Woche mit dem spanischen Comic-Preis ausgezeichnet worden. Der mit 15.000 Euro dotierte Premio Nacional de Cómic ist eine große Auszeichnung für den in Spanien sehr beliebten Comic-Zeichner. Und dass es so einen Preis, erstmals vergeben vom Spanischen Kulturministerium, überhaupt gibt, zeigt, dass das lange zu Unrecht unterschätze Genre des Comic immer ernster genommen wird. Mehr dazu im El País-Artikel «El barcelonés Max gana la primera edición del Premio Nacional de Cómic».
‚Bardín, el surrealista‘ ist auch in Deutschland erschienen. Ich zitiere aus der Beschreibung des Verlages:
Willkommen im Reich des Superrealismus: Hier begegnet Bardin, der stets korrekt gekleidete Mann mit dem Wasserkopf, bei seinen täglichen Ausflügen dem andalusischen Hund, erkundet das kosmologische System der superrealistischen Gottheiten, in dessen Zentrum eine dreiäuige Micky Maus sitzt, und zieht als einsamer Ritter aus, um die eigenen Albträume zu besiegen.
In einer schwindelerregenden Mischung aus surrealistischen Bilderwelten, in denen die Logik außer Kraft gesetzt ist, Zitaten aus der Kunstgeschichte von Breughel und Füssli bis zu Magritte und Dali, Chris Wares klarer Linie und einer Hauptfigur, die mit ihren Neurosen und Ängsten an einen erwachsen gewordenen Charlie Brown erinnert, hat der spanische Comiczeichner Max („Der lange Traum des Herrn T.“) eine moderne Version von Winsor McCays legendärem Traumbuch „The Rarebit Fiend“ veröffentlicht. Dafür gab es beim Comic-Festival in Barcelona drei Hauptpreise, unter anderem als „Bestes Album des Jahres 2006“!
Die deutsche Ausgabe von «Bardín el Superrealista» ist im Oktober unter dem Titel «Bardín, der Superrealist» im Reprodukt-Verlag erschienen und kann im Buch- und Comichandel, beim Verlag selbst oder bei amazon bestellt werden und kostet 18 Euro. Auf den Verlagsseiten unbedingt mal in die Leseprobe reinschauen, der ist richtig gut. Zuvor ist bei Reprodukt bereits «Der lange Traum des Herrn T.» erschienen.
Heute zwischen 17-18 Uhr steht Max im Chat von El País Rede und Antwort. Wer es verpasst: die Chat-Protokolle werden auch immer nachträglich publiziert.
In der NZZ begeistert sich Christian Gasser für den Chronisten der Subkultur und lobt «Bardín der Superrealist» als graphisches Juwel: «Der Superheld als Gotteslästerer».
Weitere Infos zu Max mit zahlreichen Bildbeispielen im Guía del Cómic und in der Galerie auf EP3.
Triste noticia. Traurig, sehr trauig: Der große spanische Schauspieler und Regisseur Fernando Fernán Gómez ist heute Nachmittag in Madrid im Alter von 86 Jahren gestorben. Vor zwei Jahren wurde er auf der Berlinale noch für sein Lebenswerk geehrt.
Nochmal zur Erinnerung an alle Hamburgerinnen und Hamburger: Die für insgesamt sechs Wochen zu sehende Ausstellung über die Linga Bibliothek ist nur noch bis nächsten Donnerstag (29.11.07) zu sehen.
Obiges Foto zeigt die wunderschöne und mit sehr viel Liebe zum Detail eingerichtete Vitrine zur Ofrenda. Was eine Ofrenda ist, läßt sich im Artikel zur Linga-Ausstellung «Ein Hamburger in Mexiko» im Hamburger Abendblatt nachlesen:
Eine Ofrenda am Eingang bietet dem Besucher einen Eindruck mexikanischer Kultur: Eine Ofrenda ist ein Altar, den jede Familie für ihre Angehörigen zu Allerheiligen (1.11.) aufstellt, denn die Mexikaner glauben, dass die Seelen der Toten an jenem Tag zurückkehren.
In den Ausstellungstafeln und den Vitrinen wird nicht nur die Geschichte der Spezialbibliothek zu Lateinamerika erklärt, sondern es sind wunderbare Bücherschätze zu bewundern. Wann bekommt man schon einmal über 400 Jahre (!) alte Bücher zu sehen? Wie gesagt: bis 29.11.2007 besteht die Chance dazu in der Stabi Hamburg. Und das ist etwas, was die Website, die ich ja für die Ausstellung in einer deutschen und einer spanischen Version gebaut habe, nicht leisten kann: Uralte, erstaunlich gute erhaltene Schriften mit eigenen Augen vor Ort betrachten. Welche Schätze das sind, wird auf der Website «Don Carlos‘ Bücherschatz» im einzelnen erläutert.
Die Fotos der Ausstellung, wie sie sich noch etwas mehr als eine Woche lang im Ausstellungsraum der Stabi dem interessierten Publikum präsentiert, wurden von Otto Danwerth aufgenommen, der neben Wiebke von Deylen und Anne Slenzka die Ausstellung realisiert hat und der auch zahlreiche großartige Fotografien zur Ausstellung selbst beigetragen hat. Die Ausstellungsbilder gibt es in einer Bilderschau bei Sevenload zu sehen. Der Klick dorthin lohnt!
Der mexikanische Regisseur Luis Mandoki hat vor zwei Jahren mit einem außergewöhnlich guten Film auch in Europa viel Beachtung gefunden, für mich war «Voces Inocentes» (ein ergreifender Film über die Zwangsrekrutierung von Kindern im Bürgerkrieg in El Salvador) einer der besten Filme auf der Berlinale 2005. Nun, im November 2007, hat Luis Mandoki erneut für Aufsehen gesorgt, und dieses mal gleich im eigenen Land. In drei Tagen haben bereits über 100.000 ZuschauerLa Jornada: «En tres días, más de 100 mil han visto el documental Fraude: México 2006» (20.11.2007) seinen Dokumentarfilm über den Wahlbetrug bei den mexikanischen Präsidentschaftswahlen 2006 gesehen, und das trotz übelster Repressalien und Fälschungen der StatistikLa Jornada: «Pese a las hostilidades, Fraude: México 2006, la más taquillera»(18.11.2007), denn in der Pseudodemokratie Mexiko werden nicht nur Wahlergebnisse manipuliert, sondern auch die Kinostatistiken gefälscht.
Laut einer Meldung auf Milenio.com startet der Film in 236 Sälen, die ursprünglich 5 Stunden dauernde Version wurde auf 90 Minutenlaut offiziellen Angaben auf der Homepage und in der IMDB dauert der Film 110 Minuten gekürzt, basiert auf 31 Monaten Drehzeit (April 2005 – November 2007) und enthält bisher unveröffentlichtes Material zu den mexikanischen Präsidentschaftswahlen.
Einer der ganz großen, also wirklich und wahrhaftig großen spanischen Regisseure, Luis García Berlanga (86), wird heute in Spanien mit einer Hommage in der Academia de Cine, der Spanischen Filmakademie, geehrt. Anlass ist der 55. (!) Geburtstag seines Filmes «¡Bienvenido, Mister Marshall!», neben seinem Meisterwerk «El verdugo» (Der Henker) für mich einer der besten spanischen Filmklassiker.
In diesem Filmausschnitt (mit leider sehr schlechtem Ton und Bild, doch um eine Vorstellung von dem Film zu bekommen, lohnt trotzdem der Blick in das kurze Video) sieht man zunächst eine Parodie auf die nichtssagenden Reden von Franco: Der Bürgermeister des kleinen kastilischen Dorfes Villar del Río (gespielt von meinem Lieblingsschauspieler Pepe Isbert) kommt auf den Balkon des Rathauses und spricht in herrlich nichtssagenden Redundanzen zu seinen Dorfbewohnern. Wer die bedauerlicherweise üble Bild- und Tonqualität des YouTube-Videos erträgt, wird im Anschluss (ab 2″35) mit einer genialen Szene aus dem Film belohnt, in der el alcalde (der Bürgermeister) träumt, er wäre der Held in einem Western. Die Saloon-Szene ist unter anderem deshalb so genial, weil die agierenden Personen in des Bürgermeisters Traum ein erfundenes Englisch reden. Das ist wirklich ur-komisch. Überhaupt ist der ganze Film, der ja eine Parodie auf die Träume der Spanier im Rahmen des Marshall-Planes darstellt, ein exzellentes Stück politischer Humor, auch und gerade nach 55 Jahren.
Doch seht selbst:
Die spanische Tageszeitung El País lässt Luis García Berlanga zur Feier des Tages in einem Artikel zurückblicken und zu Wort kommen:
«Viví la Guerra Civil como si fueran unas largas vacaciones» (Ich habe den Bürgerkrieg wie die großen Ferien erlebt):
La viví maravillosamente, si se puede decir así. Había persecuciones, muertes, pero, fíjate, en medio de aquel caos yo sentía que estaba viviendo unas largas vacaciones. Descubrí qué eran los amigos, aprendí a encontrar felicidad en los libros…
Ein kleines persönliches Recherche-Erlebnis hatte ich eben, als ich nach verlinkbaren deutschen Infos zum Film «¡Bienvenido, Mister Marshall!» gesucht hatte: Platz 1 in Google für eine Suche nach „Bienvenido Mr.Marshall“ ist eine Seite, die ich 1998, also vor neun Jahren, als Mitarbeiter von Prof. Neuschäfer am hispanistischen Lehrstuhl der Uni Saarbrücken erstellt hatte. Wir hatten damals mit dem Filmhaus Saarbrücken eine spanische Filmreihe organisiert (ähnlich der letzte Woche hier vorgestellten) und ich habe mit dem Netscape Composer in der damaligen Version Netscape 4.06 (einem Hilfsprogramm, das es bei dem Browser gab, um Webseiten zu erstellen) die Filmprogrammseiten erstellt und sie stehen immer noch im Netz. Ein nostalgischer Blick in den Quellcode bringt den Beweis: