Autorenname: Markus

Fernsehen ist ein wertvolles Medium – Die Auswahl macht’s

TV: Die Auswahl macht's

Dass manche Menschen wahllos Fernsehen schauen oder es im anderen Extrem komplett ablehnen, erstaunt mich immer wieder. Jene, die TV kategorisch ablehnen, weil da angeblich nur „Mist“ gesendet werden würde, bewegen sich für mich auf dem argumentativen Niveau von jemandem, der keine Bücher mehr liest, weil er jedes Mal, wenn er sich am Bahnhofskiosk eines gekauft und gelesen hatte, enttäuscht davon gewesen wäre. Dabei ist Fernsehen so ein wunderbares Medium, wenn man nur gut auszuwählen weiß. Dazu später mehr.

Vergleicht man das Niveau des deutschsprachigen TV-Programms mit dem in anderen Ländern, haben wir neben dem unsäglichen Trash-TV, das leider auch bei uns produziert – und schlimmer noch: konsumiert! – wird, und neben der seichten TV-Unterhaltung, die selbstverständlich nicht das Einschalten lohnt, ein sehr hochwertiges TV-Programm. Das reicht bei deutschen Serien zwar nicht an die hohe Qualität von US-amerikanischen TV-Serien heran. So etwas großartiges wie Dexter (siehe mein Artikel «Tiefgang und Spannung auf hohem Niveau») habe ich aus deutschen Landen noch selten gesehen. Aber es gibt ja noch was anderes als Serien, und wenn man sich ein bisschen umschaut, erfährt man sogar, wann die guten us-amerikanischen Serien bei uns gesendet werden.

Die Möglichkeiten, sich aus dem Fernseh-Programm die Rosinen herauszupicken – gerade auch, was die Informationsversorgung anbelangt – sind bei uns ausgesprochen gut. Wenn man, wie gesagt, nur auszuwählen weiß. Und wenn man weiß, wo man die Informationen zum Auswählen her bekommt. Wenn man zusätzlich zur Selektion noch die Möglichkeit nutzt, TV zeitsouverän zu sehen, also nicht dann, wenn etwas gesendet wird, sondern dann, wenn man persönlich Zeit und Lust dazu hat, ist man fein raus. Und das ist gar nicht so schwer. Ich nehme zum Beispiel sehr viel auf (habe seit 10 Jahren einen Sony-Festplattenreceiver und nutze zusätzlich den Festplatten-Receiver von T-Entertain, den ich sogar übers Web programmieren kann). Oder ich schaue nachträglich TV-Inhalte über die Mediatheken der Sender. So verschwende ich (so gut wie) nie meine wenige zum TV-Schauen zur Verfügung stehende Zeit mit dem Betrachten von etwas, worüber ich mich danach als Zeitverschwendung ärgern müsste, nur weil ich gerade mal in einem bestimmten Moment Lust hatte, TV zu schauen, und ausgerechnet dann nichts Gescheites gesendet wurde. Auf meinen Festplattenreceiver ist immer gutes Programm auf Vorrat vorhanden. Was gut ist, weiß man, zugegeben, natürlich nicht immer im Voraus, aber durch die sorgfältige Auswahl und dem Folgen verlässlicher Empfehlungen lässt sich das Risiko, Zeit mit enttäuschendem Programm zu vergeuden, sehr stark reduzieren, ähnlich – um nochmal auf das Beispiel mit den Büchern zurückzukommen – wie bei der sorgfältigen Literaturauswahl.

tittelbach.tv Heute Morgen hat die Medienjournalistin Vera Linß auf DRadio-Kultur in der Netscout-Sendung «Die TV-Kritik in der Krise – Alternativen im Netz» neben weiteren Tipps zwei Portale vorgestellt, die eine gute Auswahl von hochwertigem TC-Content liefern:

Zwei Portale wollen Abhilfe schaffen. tittelbach.tv bietet ausführliche, anspruchsvolle und analytische Kritiken von deutschen Fernsehfilmen und -serien und ist gleichzeitig ein großes digitales Nachschlagewerk. Im Februar hat Tittelbach dafür den Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik erhalten. allesbestens.org wird von drei Medienjournalisten betrieben und rezensiert unter anderem herausragende Dokumentationen, die im deutschen Fernsehen laufen.

Da allesbestens.org momentan überarbeitet wird, hab ich eine Archiv-Kopie auf archive.org verlinkt, damit man einen Eindruck von dem zweiten Portal bekommt, das Vera Linß empfiehlt.

Der kurze Beitrag (4:45) kann hier nach gehört werden:

http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2013/03/02/drk_20130302_0810_4831b50a.mp3

allesbestens-org Weitere Tipps: wenn man Glück hat, bewegen sich in den eigenen Sozialen Netzwerken (sei es Facebook, oder viel besser noch: Twitter) Menschen, die einen auf gute TV- oder auch Radio-Inhalte hinweisen. So mancher Hinweis auf der Twitter-Timeline hat mir schon gute TV-Inhalte nahegelegt, auf die ich sonst gar nicht gekommen wäre. Man kann das „Glück“ der gelungenen Programmauswahl auch forcieren, und den Twitter-Accounts seiner Lieblingssender folgen, die TV- oder Film- oder Radiotipps liefern. Bei mir sind das u.a. @ARTEde, @3sat, @zdf_neo, @Filmdienst, @DKultur, @DLF oder @DRadioWissen.

Am liebsten schaue ich Arte. Bei dem großartigen deutsch-französischen Kulturkanal hat man, wer es lieber papierhaft mag, auch die Möglichkeit, das monatlich erscheinende Arte-Magazin mit ausführlichen Infos zum Programm zu abonnieren (kostet nur 24,80 € im Jahr!; man kann es auch 2 Monate kostenlos testen). Sehr empfehlenswert ist übrigens auch die Arte-App fürs iPad.

arte-scr-03-2013

Apropos Arte: da hab ich heute Vormittag eine hervorragende Dokumentation über rumänische Köhler gesehen, die unter widrigsten Bedingungen nach jahrhundertealter Tradition Holzkohle herstellen, die uns dann zu Billigstpreisen als deutsche Holzkohle verkauft wird: europäische Ausbeutung at its best bzw. worst. Festgehalten in der aktuellen Geo-Reportage Die letzten Köhler von Rumänien. Nachschaubar in der arte-Mediathek (leider nur noch bis heute Abend um 19:30 Uhr, da es sich um eine Wiederholung vom vergangenen Samstag handelt).

Wie gesagt: Fernsehen ist ein wertvolles Medium – Die Auswahl macht’s.

Bluesky, Kino, Literatur, Radio, TV

Arte-Doku: EU rettet nicht die Menschen sondern die Banken

Wer sich etwas eingehender und über populistische Schlagzeilen hinweg mit der sogenannten Euro-Rettung befasst, erkennt schnell, dass die finanzielle Unterstützung der EU für die von der Finanzkrise besonders betroffenen Länder wie Griechenland, Spanien oder Irland überhaupt nicht bei den Menschen ankommt, sondern der Rettung der Banken dient. Und zum Großteil stecken da auch deutsche Banken und deutsche Finanzanlagen dahinter, die „gerettet“ werden. Thematisiert wird dies von den politisch Verantworlichen – allen voran den jeweiligen Finanzministern der einzelnen EU-Länder – jedoch nicht. Der Wirtschaftsjournalist Harald Schumann ist diesem Thema in dem überaus sehenswerten Beitrag Staatsgeheimnis Bankenrettung auf den Grund gegangen, den ihr euch noch bis spätestens nächsten Dienstag 5. März 2013 anschauen solltet. Danach verschwindet er wieder aus der Arte-Mediathek, durch den unsinnigen Zwang zum Depublizieren öffentlich-rechtlicher Informationsinhalte im Netz auf Druck der deutschen Verleger.

(Update 18.09.2013: Statt vormals eingebundenem Video aus der arte-Mediathek hier der Trailer zum Film, der schon lange, wie angekündigt, aus der arte-Mediathek verschwunden ist. Man beachte auch den Aufruf am Ende des Trailers.)

Im Verlauf der Eurokrise haben zahlreiche Banken gigantische Summen verloren. So sehen sich Staaten wie Griechenland, Spanien und Irland gezwungen, ihre Geldinstitute mit Milliardenbeträgen zu stützen. Aber wohin fließt das Geld wirklich? Wem schulden die maroden Banken das Geld? Der Wirtschaftsjournalist Harald Schumann sucht nach Antworten.

Politik, TV

Schwarz-Gelber Freitag entscheidet über Leistungsschutzrecht

Schwarz-Gelber Freitag

Dass die aktuelle Bundesregierung auf so gut wie allen Feldern vollkommen überfordert ist und schlimmste Entscheidungen fällt, die meiner Meinung nach nicht zum Wohle, sondern zum Nachteil der Bevölkerung reichen, ist allgemein bekannt (die letzten verbliebenen Anhänger von Schwarz-Gelb sehen das naturgemäß anders, doch das kann bestenfalls als parteipolitische Blindheit eingeordnet werden und tut hier nichts zur Sache). Doch was der Bundestag mit den Stimmen von CDU, CSU und FDP in Sachen des sogenannten Leistungsschutzrechtes am kommenden Freitag entscheiden will, ist nach einhelliger Meinung aller Menschen, die etwas davon verstehen, unfassbar weltfremd und einzig der Verlagslobbyhörigkeit von Schwarz-Gelb geschuldet (allen voran in Bezug auf den politischen Druck der Springer-Presseverlage auf die Bundesregierung). Der Fachanwalt für Strafrecht Udo Vetter bringt die aktuelle Fehlentwicklung in der Sache mit folgenden Worten auf den Punkt:

Die Debatte um das Leistungsschutzrecht nimmt absurde Züge an. In letzter Minute vor der abschließenden Beratung im Bundestag hat die Regierungskoalition das Gesetz um genau den Punkt entschärft, der offiziell eigentlich noch eine Rolle spielte. Auch Suchmaschinen, insbesondere Google, sollen künftig weiter kostenlos Texte anreißen dürfen.

Da sich auf diesem Gebiet also nichts ändern wird, stellt sich die Frage: Wer braucht eigentlich das Leistungsschutzrecht? Ich habe nach wie vor die große Befürchtung, dass es in Wirklichkeit gar nicht gegen Google geht. Sondern darum, die Deutungshoheit der Verlage im Netz gegenüber Blogs, Facebook und Twitter zurückzugewinnen.

Weiter im Law Blog: Ein Grauen für alle, die ins Netz schreiben.

In zweiter und dritter Lesung soll das sogenannte Leistungsschutzrecht am Freitag im Bundestag beraten und verabschiedet werden (siehe heise online: Rechtsausschuss befürwortet abgeschwächtes Presse-Leistungsschutzrecht). Wenn das als verfassungswidrig eingeschätzte Gesetz (siehe Gutachten zur Verfassungswidrigkeit des Leistungsschutzrechts für Presseverleger [PDF]) durchgeht, ist der kommende Freitag getrost als schwarzer Tag in der parlamentarischen Demokratie der Bundesrepublik zu bezeichnen. Über den Fortbestand der «besten Regierung seit der Wiedervereinigung» – so Merkel – entscheidet die zur Wahl zugelassene Bevölkerung am 22. September 2013. Möge sie die richtige Entscheidung treffen.

Internet, Literatur, Politik

Sehnsucht nach Sonne: Positive Flow – Children Of The Sun Feat. Heidi Vogel

Findet ihr auch, dass es nun an der Zeit ist, dass dieser Winter bald vorbei ist? Sehnt ihr euch auch so nach Sonne wie ich? Unnütz zu fragen, natürlich wollt ihr auch die Sonne zurück. Musikalisch kann man sie sich schon mal mit diesem Song in die Bude holen:

byteFM-Kompilation 2 Zu finden auf der ByteFM Kompilation Nummer 2, die es für Freunde von ByteFM hier zum kostenlosen Download gibt. ByteFM ist wirklich ein großartiger Sender. Ihr erinnert euch? Das ist der Hamburger Sender, den es sich zu hören lohnt wie keinen zweiten: Mobiles Webradio mit Zugriff aufs Archiv.

Musik, Radio

Berlinale 2013 – Mein Festivalbericht

Berlinale 2013 - unterwegs in der Berliner U-Bahn von Film zu Film

Vor einer Woche ist die 63. Berlinale zu Ende gegangen. Eine Woche ist auch immer der Zeitraum den ich brauche, all die Filme zu verarbeiten, die ich in kurzer Abfolge in 9 Tagen hintereinander sehe, um die besten davon hier vorzustellen. Dieses Mal habe ich „nur“ 41 Filme gesehen, während es sonst meist an die 50 sind. Das hängt damit zusammen, dass ich an zwei Tagen je acht Vorlesungsstunden (!) im Rahmen meines Masterstudiums an der HU zu absolvieren hatte und dass ich an drei Tagen abends so erschöpft war, dass ich statt der üblichen sechs täglichen Filme nur fünf geschafft hatte und auf den letzten wegen Schüttelfrost und teilweise schlimmer Kopfschmerzen verzichten musste. Vielleicht kann sich die Berlinale ja mal ein anderes System der Kartenverteilung unter den Akkreditierten überlegen, statt des 90-minütigen Anstehens auf offener Straße am Potsdamer Platz bei den leider im Februar üblichen Minustemperaturen. War ja kein Wunder, dass so viele von uns dabei krank wurden.

Jetzt aber zu den Filmen (der Link im Titel führt jeweils zum Berlinale-Datenblatt mit allen Infos zu Cast & Inhalt und mit Fotos). Welches der beste Film war, schrieb ich ja schon während der Berlinale (daran hat sich auch bis zum Ende nichts geändert):

1. Gloria

Für mich der beste Film im Wettbewerb der Berlinale: Gloria, des Chilenen Sebastián Lelio. Gloria singt gerne laut im Auto, sieht ein bisschen aus wie Dustin Hoffman in Tootsie und zeigt Schwäche und Stärke zugleich. So sehr, dass man sie rasch in sein Herz schließt und diesen einfühlsamen Film sehr wohltuend empfindet:

Die Filmbeschreibung hört sich nicht so prickelnd an (58-jährige geschiedene Frau geht auf Single-Tanzveranstaltungen, um wieder einen Mann kennen zu lernen). Doch was sich dahinter verbirgt, ist ein sehr sehenswerter Film. Nicht zuletzt getragen von der grandiosen Hauptdarstellerin Paulina García. Siehe auch Filmkritik auf rbb: Wie ein Bossa Nova: „Gloria“ von Sebastián Lelio. Bärenverdacht (schrieb ich am 12.2.2013). Und sie hat es tatsächlich geschafft: Paulina García ist heute Abend mit dem Silbernen Bären als beste Schauspielerin der diesjährigen Berlinale (alle Preise) ausgezeichnet worden.


2. W imie… In the name of

Kino

Tweet der Woche: Freitags nach eins

Tweet der Woche Den Blogartikel zur Kür des Tweets der Woche schreibe ich ja meist am Freitag Nachmittag. Dieser gerade eben erst von @linoas veröffentlichte Tweet passt wirklich sehr gut zu diesem Zeitpunkt am Ende der Arbeitswoche. Er spricht so viel Wahres an, und beschreibt gut diese Zeit, in der die Routine der ausklingenden Woche negiert wird, dass er es verdient hat, als Tweet der Woche ausgezeichnet zu werden:

Tweet der Woche von @lingoas

Die vergangenen Tweets der Woche findet ihr hier.

Bluesky, Literatur

Broken Night: Kurzfilm von Guillermo Arriaga

Ehe ich am Wochenende meinen Berlinale-Bericht schreiben werde, soll es hier ums Kino im Kurzformat gehen. Der mexikanische Regisseur und Drehbuchautor Guillermo Arriaga (der die Drehbücher von so großartigen Filmen wie Amores Perros oder Babel für Alejandro González Iñárritu geschrieben hat), zeigt in Broken Night sein ganzes Können:

Broken Night, the movie. from Nikon_USA on Vimeo.

An drei Großmeister des Kinos – zwei davon weilen noch unter den Lebenden – fühlt man sich erinnert, wenn man den Film sieht. Ich will sie nicht vorweg nehmen, um euch nicht vor dem Betrachten des Filmes zu beeinflussen. Seht euch den Kurzfilm mal an und schaut danach, ob ihr euch an die gleichen Regisseure erinnert gefühlt habt, wie ich. Sie werden bei Extracine in den letzten beiden Absätzen genannt.

Kino, Spanisch, Video
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