Politik

Wird Joachim Gauck der nächste Bundespräsident?

Aktueller Spiegel-Titel: Joachim Gauck - Der bessere Präsident

Die ehemalige FDP-Präsidentschaftskandidatin Hildegard Hamm-Brücher zum am Montag erscheinenden SPIEGEL:

Ich bin sehr enttäuscht, dass man nicht versucht hat, in dieser schwierigen innenpolitischen Situation einen gemeinsamen Kandidaten aller Parteien zu finden. Herr Gauck ist eine hervorragende Idee. Er ist politisch im Pulverdampf erprobt, kommt aber nicht aus der Parteikiste.

Ich würde den Seemanns-Sohn und Pfarrer Joachim Gauck wählen, wenn ich der Bundesversammlung angehörte. Das Rennen ist noch nicht gelaufen. Auch in der FDP, nicht nur bei der – von mir sehr geachteten – Grande Dame Hildegard Hamm-Brücher, sondern auch bei den Jungen Liberalen Berlin, formiert sich ein Widerstand gegen Merkels im Bund durchgeboxte Lösung mit dem farblosen Christian Wulff, den die angeschlagene Kanzlerin als möglichen Konkurrenten ins Schloss Bellevue weg loben möchte.

Die – selbstverständlich nicht repräsentative, aber doch mit beeindruckenden Zahlen aufwartende – Umfrage der Tagesschau ist sehr viel sagend: Fast 75 % von bis dato über 50.000 teilnehmenden Bundesbürgern würden Gauck wählen, nur 15 % Wulff:

Umfrage zur Köhler-Nachfolge der Tagesschau, Stand:5.6.10, 18 Uhr

Ich zitiere mich ausnahmsweise mal selbst:

Die Benennung von Köhler sollte schwarz-gelb im Bund einläuten. Die von Wulff scheint deren Ende anzukünden.

Wird Joachim Gauck der nächste Bundespräsident? Ich würde es mir wünschen.

Update 18:55 Uhr: Falls es noch eines Argumentes pro Gauck bedurfte, hier das Interview mit ihm in den Tagesthemen von gestern Abend:


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Politik

Roland Koch und der Rücktritt am Towel Day

Mein Tweet zum Koch-Rücktritt

Jetzt muss ich ja auch mal ’nen Screenshot von meinem Tweet von heute Morgen machen. Nachdem ich es mit einem Tweet mal in die New York Times (und Hunderte weitere internationale Meldungen geschafft hatte), hat es der heutige Tweet in der Mittagszeit als Screenshot offensichtlich zwei mal ins ZDF-Programm geschafft, einmal davon in die Sendung ZDF-Drehscheibe. Ich selbst habe es nicht gesehen, es wurde aber mehrfach auf Twitter davon berichtet.

100 mal geretweetet, 30 mal gefaved. Hatte ich so auch noch nicht. Danke Roland Koch. Vor allem für den Rücktritt. Am Towel Day.

Update 00:10 Uhr: So, jetzt hab ich mir’s dann auch noch schnell in der ZDF-Mediathek angeschaut. Ab Minute 38 in der ZDF-Drehscheibe, im Kapitel «Reaktionen aus dem Internet» zu sehen. Sonja Schünemann (Foto unten, links) von heute.de erklärt auch meinen Tweet ganz ausführlich für die Zuschauer. Hier zwei Screenshots meines Screenshots im TV:

Da reden die Moderatorinnen über dei Web-Reaktion

Mein Tweet, samt meinem schönen Twitter-Hintergrund

Bluesky, Politik, TV

Diözese Regensburg mahnt auch Stefan Niggemeier ab

Unfassbar: „Jetzt hat die Diözese Regensburg auch Stefan Niggemeier abgemahnt http://bit.ly/ahsF3y “ /via @ennomaneless than a minute ago via Tweetie

Man mag es nicht glauben, doch die Diözese Regensburg mahnt auch Stefan Niggemeier ab. Gerne nutze ich meinen eben abgesetzten Tweet mit dem neuen Embed-Code von Twitter, den man – wie gestern angekündigt – zum Zitieren von Tweets auf der Seite blackbird pie erzeugen kann, um Euch auf den Artikel von Stefan Niggemeier hinzuweisen. Nun wird auch Regensburg den Streisand-Effekt erst richtig kennen lernen: Diözese Regensburg ./. Niggemeier.

Update 23:10 Uhr: Die Reaktionen in Blogs und auf Twitter kann man – minütlich wachsend – auf Rivva verfolgen.

Internet, Politik

Absurde Folgen des 12. Rundfunkänderungs-Staatsvertrages

Alles im Eimer? Foto: kasihasibaer
Foto: kasihasibaer / CC BY-NC 2.0

Man kann nur noch kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen, dass die Öffentlich-Rechtlichen Sender aufgrund des sich der Verlagslobby beugenden Drucks aus der Politik absolut irrsinnige Maßnahmen ergreifen und wertvolle Inhalte aus dem Netz löschen, statt sie der Archivierungsfunktion des Internets zu überlassen und statt die (immerhin saftige Gebühren zahlenden) Rezipienten entscheiden zu lassen, wann sie was konsumieren. Im Artikel «Löschen statt lesen, die absurden Folgen des 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrages» findet der Journalist, Autor und Produzent Julius Endert die richtigen Worte:

Man könnte das alles auch eine der größten Volksverdummungsaktionen nennen, die es je gegeben – initiiert durch deutsche Verleger, die das Internet nicht verstehen wollen oder können. Stattdessen versuchen sie mit allen Mitteln ihr in Teilen überholtes Geschäftsmodell zu schützen und finden leider in der Politik willige Vollstrecker ihrer Ideen.

Siehe auch netzpolitik.org:
«Absurdistan: ARD startet Löschaktion für Online-Inhalte».

Update 22.4.10: tagesschau.de: ARD-Onlineangebote löschen Zehntausende Dokumente

[via @sixtus]

Internet, Politik, TV

Zeitzeugnis aus dem Iran: Rafi Pitts – Zeit des Zorns


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Wer im Kino gerne Popcorn isst (und entsprechend gerne seichte Filme sehen möchte), sollte hier nicht reingehen. Wer an einem Film gerne noch arbeitet, nachdem er ihn gesehen hat und wer die Geduld mitbringt, sich auch mit einem schwierigen Thema zu beschäftigen, wird den Besuch von «Zeit des Zorns» sicher nicht bereuen.

Der iranische Regisseur Rafi Pitts hat mit «Zeit des Zorns» (Shekarchi/The Hunter, IMDB) ein erschütterndes Zeitzeugnis geliefert, das sowohl menschlich berührt als auch die politische Wut von Menschen in unterdrückten Systemen nachvollziehbar macht. Einen politischen Film kann man dem Zuschauer am besten näher bringen, wenn man zeigt, wie die große Welt (zum Beispiel die eines Staates) in die kleine Welt (zum Beispiel die einer Familie) einschlägt. Und genau das macht «Zeit des Zorns».

In der ZEIT ist ein guter Artikel zum heutigen Filmstart in Deutschland erschienen. Dort schreibt Thomas Assheuer:

Die iranischen Wahrheitswächter werden Rafi Pitts düstere Parabel, die am Schluss eine überraschende Wendung nimmt, todsicher so verstehen, wie sie verstanden werden kann: nicht nur als Warnung an das Regime, sondern als Aufforderung an die Gesellschaft, nicht länger zu warten und endlich ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Der Staatsterrorist Ahmadineschad muss gestürzt werden, denn die Menschen haben nur ein Leben, und danach sind sie tot. Der Umstand, dass Zeit des Zorns vor den Juni-Unruhen 2009 gedreht wurde, macht den Film prophetisch.

Weiter in DIE ZEIT: Grün ist die Farbe der Revolution

Siehe auch Süddeutsche Zeitung: Bis zum letzten Schuss

Habe den Film auf der Berlinale gesehen und kann ihn nur empfehlen, unter der oben genannten Prämisse, dass man auch schwierige und langsame – was nicht heißen muss langweilige – Filme im Kino zu schätzen weiß.

Kino, Politik

Die böse Fratze des Krieges: Wikileaks zeigt ‚kollaterale Morde‘


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Hier zeigt der Krieg seine böse Fratze. Krieg ist immer unmenschlich, das ist eh klar. Aber was dieses Video zeigt, ist in meinen Augen die grundlose Ermordung Unschuldiger. Schon geschehen am 12. Juli 2007, als zwei US-Hubschrauber am Stadtrand von Bagdad kreisten und angeblich Bewaffnete, die es aber nicht waren, töteten. Darunter auch die beiden Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters, Saeed Chmagh und Namir Noor-Eldeen. Lange Zeit wurde das Video vom US-Militär geheim gehalten. Nun ist es von Wikileaks (Info) veröffentlicht worden, auf der Seite collateralmurder.com.

Wenn man die Bilder sieht, in denen zur Hilfe herbei geeilte Personen kaltblütig erschossen werden… Wenn das Schicksal zweier Kinder die Soldaten kalt lässt… Wenn man hört, was sie sagen, während sie auf Menschenjagd gehen…, fragt man sich nur noch, wie Menschen zu so etwas fähig sein können.

Alles Schall und Rauch hat den Funkverkehr zwischen dem Kommando und den Schützen in Übersetzung transkribiert:

„Alle sind aufgereiht.“
„Los, schiess endlich!“
„Schiess weiter!“
„Ha, Ha, ich hab sie erwischt!“
„Einige Leichen liegen rum.“
„Wir haben acht Typen erwischt.“
„Ja, da krabbelt einer noch da unter rum.“
„Wir werden noch ein Paar erschießen.“
„Hey, du schießt und ich rede.“
„Oh, ja schaut euch diese toten Bastarde an.“
„Schön, schön. Gut geschossen.“
„Danke.“

Neben der oben gezeigten Kurzversion (17 Min.) gibt es auch ein Langversion (39 Min.) des Videos der menschenverachtenden Aktion des US-Militärs in Bagdad.

Siehe auch:

[Via netzpolitik.org: Wikileaks veröffentlicht US-Militär-Video aus dem Irak]

Politik, Video

Home Taping is Killing Music


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Leute, hört endlich auf Eure Musikkassetten aufzunehmen. Ihr macht doch die ganze Musikindustrie kaputt.

Musician Dan Bull, whose letters to Lily Allen and Lord Mandelson both become huge hits on YouTube, has penned another ditty; this time about the music industry’s consistent refusal to accept or adapt to new technology, from the gramophone to the jukebox to commercial radio to the internet. His song, and accompanying video courtesy of TalkTalk, focuses on the most famous campaign, the ill-judged 80s classic; Home Taping is Killing Music.

Auf der Youtube-Seite der Kampagne Don’t Disconnect Us heißt es weiter:

Please support our campaign against the Digital Economy Bill by visiting http://www.dontdisconnect.us/ and signing our petition at http://petitions.number10.gov.uk/dontdisconnectus/
Lyrics available at http://www.dontdisconnect.us/lyrics/

Home Taping is Killing Music

[via @autopoiet]

Musik, Politik

Netzpolitik: Belebung der Politik durch das Web

Markus Beckedahl von netzpolitik.org hat heute Morgen schon auf Twitter auf das Radio-Feature «Demokratie 2.0» von MDR und RBB hingewiesen. Ich bin froh, dass ich mir heute Abend noch die Zeit genommen hatte, es anzuhören. Wer glaubt, die Jugend sei unpolitisch oder im TV würde stets authentische politische Information geboten, sollte sich das unbedingt anhören.

Die junge Generation, die mit Internet und Digitaltechnik aufgewachsen ist, sieht immer mehr ihren Lebensraum bedroht. Nun nutzt sie die Möglichkeiten der digitalen Welt, sich zu vernetzen und für Freiheit und Offenheit in diesem Lebensraum zu kämpfen.

„Demokratie 2.0 – Wie die Internetgeneration Politik macht“, ein Feature von Karsten Kretzer. Gut gemacht. Sehr sinnvoll investierte 30 Minuten:

[flash]http://c22033-o.l.core.cdn.streamfarm.net/22033mdr/ondemand/3087mdr/MDR_vgnmpx_download/digas-2f40db53-0cb6-4375-a593-f54bb54bebf6.mp3[/flash]

Ich persönlich finde ja, dass durch die Möglichkeiten der Netzpolitik eine Chance auf Belebung der Politik eben durch das Web besteht. Dazu gehört auch, die Freiheit des Netzes zu verteidigen. Gegen die, denen diese ein Dorn im Auge ist. Hier und anderswo.

Politik, Radio
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