Politik

Tweet der Woche spricht Vielen aus der Seele

Es gibt wirklich viel Unbedachtes in der Vorberichterstattung des heutigen Viertelfinales zwischen Deutschland und Griechenland. Und damit meine ich nicht nur die strohdummen BILD-Schlagzeilen oder die schlechten Witze zum Verhältnis der beiden Länder. Nein, es werden schlimmste Dinge ohne jedes historische Feingefühl fabriziert und in weiten Teilen der Medien ersetzt eine regelrechte Kriegsberichterstattung die Information rund um die EM. In seinem satirischen Beitrag «Heimspiel in Danzig» schießt Henning Bornemann präventiv zurück. Doch ob des Zitierten vergeht einem das Lachen ganz schnell.

Einen besonders schlimmen Punkt des nationalen Chauvinismus‘ spricht Maike aka @ruhepuls an, und so kommen wir auch schon zum «Tweet der Woche», der ihrer Tastatur entstammt und vielen von uns aus der Seele spricht:

Tweet der Woche von @ruhepuls

Freude über den Spielgewinn der Mannschaft, die man als Fan unterstützt, ist eine Sache. Ein unterschwelliger, übersteigerter Nationalismus ist die andere. Dazu passend eine aktuelle Lektüre-Empfehlung:

Farbe ins Gesicht, Trikot an und schon wird gegrölt. Seit 2006 ticken Deutsche bei WM oder EM aus. Doch um Party geht es vielen nicht, sie leben ihren Nationalismus aus.

Weiter im Artikel von Constantin Wißmann auf ZEIT Online:
«Meine gefährliche Liebe zu Deutschland».

Die vergangenen Tweets der Woche findet ihr hier.

Bluesky, Fußball, Literatur, Politik

ARD-Doku «Der Frühling der Piraten» – Trotz fragwürdiger Aussagen sehenswert

http://youtu.be/SR-RPB1FzO4

[Update 23:45h: Sendung in ARD-Mediathek anschauen oder downloaden]

Morgen Abend, Montag, 18. Juni, um 22:45 – 23:30 Uhr zeigt die ARD die von NDR und SWR produzierte Dokumentation «Der Frühling der Piraten». Dass meine Tweets oft im Fernsehen gezeigt werden, daran habt ihr euch ja mittlerweile gewöhnt. Also wird euch auch nicht mehr wundern, dass ein Reply eines meiner Follower an das Filmteam und an mich und der Teil einer Direct Message ans Team im Film zu sehen sein werden:

Reply an mich in der Piratendoku

rechts zu sehen: Teil einer DM von mir ans Filmteam

Ich konnte den Film gestern bereits vorab sehen (danke dafür ans Team). Eins vorneweg: diese Doku wird nicht allen gefallen. Mir behagen einige Statements darin auch nicht, aber es war ja klar, dass das kein Werbefilm für die Piraten wird. Die Macher haben sich selbstverständlich vorgenommen, objektiv Bericht zu erstatten. Nachteil dabei: ein zu weiten Teilen auf Interviews basierender Film ist immer nur so gut, wie die darin abgegebenen Statements. Und den beiden Polit-Oldies Riesenhuber (Jg. 1935) und Eppler (Jg. 1926) etwa ist deutlich anzumerken, dass sie die Piraten zu weiten Teilen überhaupt nicht verstehen.

Ärgerlicher als die Kommentare der beiden Alten ist aber noch das mehr als bedenkliche Statement von ARD-Wahlberichterstatter Schönenborn (Jg. 1964), der sich zur Behauptung hinreißen lässt, die Piraten böten lediglich eine Projektion und wenn sie mal in den Parlamenten reale Arbeit machen müssten – was, so Schönenborns durch nichts belegte These, ihnen nicht gelänge – , würden sie diesen Reiz verlieren und wieder aus den Parlamenten fliegen. Eine sehr tendenziöse Prognose, die einem Journalisten, dessen Job es ist, über Wahlen in unserer Demokratie zu berichten, eher schlecht zu Gesichte steht.

Zugegeben, ich bin als langjähriges Mitglied der Piratenpartei hier natürlich nicht objektiv, und die mir wenig gerecht erscheinende Kritik kann ja auch von Piraten zum Anlass genommen werden, weiter – bzw. überhaupt erst einmal – zu zeigen, dass es eben nicht so ist. Also: trotz dieser Ärgernisse ist die Doku sehenswert. Während, und natürlich auch nach, der Ausstrahlung kann auf Twitter unter Hashtag #arddoku diskutiert werden. Der Twitteraccount zum Film ist @NDRDoku.

Politik, TV

Elektrischer Reporter: Netzmusik, Liquid Feedback und der Abmahnwahn

Es ist mal wieder an der Zeit auf den Elektrischen Reporter hinzuweisen. In der heute veröffentlichten Folge 038 Tönendes, Flüssiges und Störendes geht es um Netzmusiker, der gute Enno erklärt, was Liquid Feedback ist und im letzten Beitrag wird die abartige Unsitte der Abmahnanwälte angeprangert. Kurzum: ’ne knappe Viertelstunde Netz-TV, die sich lohnt.

Musik, Politik, Video

Tweet der Woche: Es gibt noch mehr Urheber

Auf die Gefahr hin, dass manche es nicht mehr hören können: es geht auch beim «Tweet der Woche» um das Urheberrecht. Konkret um den mehr als ärgerlichen gestern gestarteten „Wir sind die Urheber!“-Aufruf, indem namhafte Kulturvertreter sich vor den Karren der Verwertungsindustrie haben spannen lassen. Ich glaube, ihr wisst alle, worum es geht, und dass sich bereits heftigster Protest dagegen formiert. Falls nicht, hier der Verweis auf die c’t-Meldung dazu: Kritik an Künstleraufruf. Doch selbst wenn man den Unterzeichnern dieses Aufrufes unterstellen würde, sie seien gut informiert und sie glaubten in der Tat an das, was sie in ihrem Text manifestierten, ist genau ein Wörtchen zu viel in diesem Aufruf. Darauf hinzuweisen, ist auch die besondere Leistung von Stefan Niggemeier aka @niggi, deshalb ist dies für mich der «Tweet der Woche»:

Tweet der Woche von @niggi

Die Gegenaufrufe sind hier zu sehen, beide kann man im Falle, die Überzeugung zu teilen, unterstützen (ich habe es bereits getan):

Ebenfalls lesenswert zum Thema:

Update 13.5.2012: Heute hat Frank Schirrmacher in der FAS einen guten Vorschlag zur Abrüstung in der Urheberrechtsdebatte veröffentlicht, «Schluss mit dem Hass»:

Wie kommt es, dass die Produzenten und so viele Rezipienten von Werken der Kunst so aufeinander losgehen? Ein Vorschlag zur Abrüstung.

Die vergangenen Tweets der Woche findet ihr hier.

Bluesky, Literatur, Politik

Diebe im Netz? Nein, Urheberrecht reformieren!

Eins gegen Eins: Diebe im Netz?

Auf SAT1 hätte ich eine so niveauvolle Sendung gar nicht erwartet. Unter dem Titel «Musik, Filme, Fotos – Sind im Internet zu viele Diebe unterwegs?» machte am Montag-Abend Tobias Künzel von den Prinzen Lobby-Arbeit als stellvertretendes Aufsichtsratsmitglied der GEMA. Zum Glück wusste Bruno Kramm als Urheberrechtsexperte der Piraten das Publikum von der Notwendigkeit der Reform des Urheberrechts zu überzeugen. Studiogast war Michi „mspro“ Seemann (auf SpOn forderte er vor vier Tagen: «Schafft das Urheberrecht ab!»).

Beachtenswert war die Umkehr der Publikumsmeinung, ob der Umgang mit Kultur im Internet von Privatnutzern Diebstahl darstelle oder nicht. Sie wurden vor der Sendung dazu befragt und dann wieder gegen Ende der Sendung. Mit dem deutlichsten Meinungsumschwung, den das Programm je hatte.

Ich zitiere aus der Sendungsbeschreibung von Eins gegen Eins:

Ist damit jeder Facebook-User ein Verbrecher? Die typische Facebook-Pinnwand kann für sogenannten Abmahnanwälte oft bis zu 15.000 Euro wert sein: Fotos, Videos, Musikclips – alles wird bedenkenlos gepostet, getauscht, verlinkt. Droht das Ende von Social Media?

Tobias Künzel, Frontmann Die Prinzen, der mit seiner Band deutsche Pop-Geschichte geschrieben hat, fordert: „Illegales Downloaden ist wie Ladendiebstahl – und gehört bestraft!“. Unterstützung bekommt er dabei von Professor Jan Hegemann, Jurist: „Künstler müssen weiterhin von ihrer Arbeit leben können!“

Dagegen wehrt sich Bruno Kramm, Mitglied der Piratenpartei und selbst Musikproduzent. Er findet: „Das momentan geltende Urheberrecht ist total veraltet!“.

Wie lange der Beitrag von SAT1 online bleibt, ehe er wieder gelöscht wird, weiß ich nicht. Daher am besten nicht zu lange warten mit dem Anschauen. Es sind jedenfalls 38 Minuten, die sich lohnen: Diebe im Netz?

Politik, TV

Die Piraten der Anderen

http://youtu.be/wKPhlO8fpgI

Sonja Schünemann (@indiesemNetz) – die mal so schön meinen Roland-Koch-Rücktrittstweet im ZDF-Mittagsmagazin erläutert hat – und Lars @Seefeldt haben die Politiker Dorothee Bär, Jimmy Schulz und Lars Klingbeil für ZDFinfo mit der Kamera begleitet. Die Drei machen Netzpolitik in der CSU, in der FDP und in der SPD. Dass dies nicht ganz einfach ist, und dass sie mit viel Engagement dicke Bretter bohren müssen, zeigt die Kurz-Doku sehr gut. Sie sind die Piraten der Anderen.

Politik, Video

Piraten: Eintagsfliege oder neue politische Kraft?

http://youtu.be/PYfdrUsYdYQ

Die Piratenpartei fährt zur Zeit auf einer Erfolgswelle – in Berlin und dem Saarland haben sie bereits das Landtagsparlament geentert, nun stehen die Wahlen in Schleswig Holstein und NRW bevor. Was steckt hinter der Partei und deren Erfolg.

Wohltuend objektives, unaufgeregtes Gespräch von Jürgen Zurheide in der WDR-Sendung eins zu eins mit Christoph Bieber, Politikwissenschaftler an der Uni Duisburg-Essen (@drbieber steht aktuell auf Platz 2. im Ranking der Twitternden Wissenschaftler und Journalisten auf Wissenswerkstatt).

Verdienst der deutlichen Statements von Bieber – der sich schon seit 2008 mit dem politischen Phänomen der Piraten beschäftigt – ist das Aufräumen mit den von Piratengegnern gern vorgebrachten Klischees, es handele sich bei der Piratenpartei um eine Ein-Themen-Partei, sie sei lediglich eine Netzpolitik-Partei und habe ausschließlich Erfolg als Protestpartei.

Politik, TV, Video

Piratenerfolge alarmieren und verändern die Politik

http://youtu.be/y8ire3_C7aE

Ein gut gemachter, humorvoller Beitrag des Bayerischen Fernsehens: In der Sendung Quer versucht man, dem Geheimnis der Wahlerfolge der Piraten auf die Spur zu kommen. Dabei kommt auch der sympathische Romanist und Linguist Martin Haase zu Wort und ins Bild (@martinhaase wurde übrigens 2011 für das wunderbare neusprech-Blog mit den Grimme Online Award in der Kategorie Wissen und Bildung ausgezeichnet.

Politik, TV
Buchseite 35 von 83
1 33 34 35 36 37 83