Auf die Gefahr hin, dass manche es nicht mehr hören können: es geht auch beim «Tweet der Woche» um das Urheberrecht. Konkret um den mehr als ärgerlichen gestern gestarteten „Wir sind die Urheber!“-Aufruf, indem namhafte Kulturvertreter sich vor den Karren der Verwertungsindustrie haben spannen lassen. Ich glaube, ihr wisst alle, worum es geht, und dass sich bereits heftigster Protest dagegen formiert. Falls nicht, hier der Verweis auf die c’t-Meldung dazu: Kritik an Künstleraufruf. Doch selbst wenn man den Unterzeichnern dieses Aufrufes unterstellen würde, sie seien gut informiert und sie glaubten in der Tat an das, was sie in ihrem Text manifestierten, ist genau ein Wörtchen zu viel in diesem Aufruf. Darauf hinzuweisen, ist auch die besondere Leistung von Stefan Niggemeier aka @niggi, deshalb ist dies für mich der «Tweet der Woche»:
Die Gegenaufrufe sind hier zu sehen, beide kann man im Falle, die Überzeugung zu teilen, unterstützen (ich habe es bereits getan):
- wir-sind-die-buerger.de
- Auch wir sind Urheber/innen! (Initiative von Anatol Stefanowitsch, bei der ich mich sofort als Erstunterzeichner gemeldet habe. [Update:] jetzt kann man auch hier mit zeichnen: wir-sind-urheber.de)
Ebenfalls lesenswert zum Thema:
- Petra van Cronenburg: Wir sind – ohne mich!
- Metronaut: Ich bin Urheber.
- Georg Diez (SpOn): Debatte ums Urheberrecht – Aufgeblasener Protest
- Constanze Kurz (FAZ): Die neuen Hilfssheriffs des Internets
Update 13.5.2012: Heute hat Frank Schirrmacher in der FAS einen guten Vorschlag zur Abrüstung in der Urheberrechtsdebatte veröffentlicht, «Schluss mit dem Hass»:
Wie kommt es, dass die Produzenten und so viele Rezipienten von Werken der Kunst so aufeinander losgehen? Ein Vorschlag zur Abrüstung.
Die vergangenen Tweets der Woche findet ihr hier.
Nun, auch ich bin Urheberin, und für mich spricht weder die eine noch die andere Wichtigtuerversammlung. Und es nervt, mit welchem Mangel an Respekt Urheber_innen als kleine, dumme Blödies dargestellt werden, die ja gar nicht wissen, was sie tun und von den pösen Verwertern vor ihre Karren gespannt werden. Offenbar ist die Idee, daß man deren Erfahrung, Reichweite und Spezialkenntnisse als Urheber gerne nutzen möchte und muss, weil man sich selbst auf seine Kernkompetenzen konzentriert und nicht alles alleine machen kann, völlig abwegig. Klar, ich kann auch lernen, mein Auto selbst zu reparieren, meine Wasserleitungen selbst zu installieren und meine Steuern alleine zu machen, was ich da alles sparen würde!
Die Welt ist nicht schwarz oder weiss, und die Phase der billigen Polemik mag unterhaltsam sein, noch dazu für Aussenstehende, aber zielführend ist sie nicht.
@Kiki: Polemik ist selten sachdienlich und es gibt sicher UrheberInnen, die sich weder dem einen, noch den beiden anderen Aufrufen anschließen wollen. Da gebe ich Dir vollkommen recht. Mit dem Vorwurf der Respektlosigkeit hab ich aber Probleme: Die 1500 Künstler haben zumindest damit angefangen, den Respekt zu verlieren vor denen, die einen anderen Begriff von Netzkultur haben als sie selbst. Vor so etwas, und vor weiteren Unterstellungen, die sie in ihrem Text zum Ausdruck bringen, und vor der Tatsache, sich als alleinige Urheber („Wir sind die Urheber“) auszugeben, hab ich in der Tat wenig Respekt.
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