ARD-Doku «Der Frühling der Piraten» – Trotz fragwürdiger Aussagen sehenswert

[Update 23:45h: Sendung in ARD-Mediathek anschauen oder downloaden]

Morgen Abend, Montag, 18. Juni, um 22:45 – 23:30 Uhr zeigt die ARD die von NDR und SWR produzierte Dokumentation «Der Frühling der Piraten». Dass meine Tweets oft im Fernsehen gezeigt werden, daran habt ihr euch ja mittlerweile gewöhnt. Also wird euch auch nicht mehr wundern, dass ein Reply eines meiner Follower an das Filmteam und an mich und der Teil einer Direct Message ans Team im Film zu sehen sein werden:

Reply an mich in der Piratendoku

rechts zu sehen: Teil einer DM von mir ans Filmteam

Ich konnte den Film gestern bereits vorab sehen (danke dafür ans Team). Eins vorneweg: diese Doku wird nicht allen gefallen. Mir behagen einige Statements darin auch nicht, aber es war ja klar, dass das kein Werbefilm für die Piraten wird. Die Macher haben sich selbstverständlich vorgenommen, objektiv Bericht zu erstatten. Nachteil dabei: ein zu weiten Teilen auf Interviews basierender Film ist immer nur so gut, wie die darin abgegebenen Statements. Und den beiden Polit-Oldies Riesenhuber (Jg. 1935) und Eppler (Jg. 1926) etwa ist deutlich anzumerken, dass sie die Piraten zu weiten Teilen überhaupt nicht verstehen.

Ärgerlicher als die Kommentare der beiden Alten ist aber noch das mehr als bedenkliche Statement von ARD-Wahlberichterstatter Schönenborn (Jg. 1964), der sich zur Behauptung hinreißen lässt, die Piraten böten lediglich eine Projektion und wenn sie mal in den Parlamenten reale Arbeit machen müssten – was, so Schönenborns durch nichts belegte These, ihnen nicht gelänge – , würden sie diesen Reiz verlieren und wieder aus den Parlamenten fliegen. Eine sehr tendenziöse Prognose, die einem Journalisten, dessen Job es ist, über Wahlen in unserer Demokratie zu berichten, eher schlecht zu Gesichte steht.

Zugegeben, ich bin als langjähriges Mitglied der Piratenpartei hier natürlich nicht objektiv, und die mir wenig gerecht erscheinende Kritik kann ja auch von Piraten zum Anlass genommen werden, weiter – bzw. überhaupt erst einmal – zu zeigen, dass es eben nicht so ist. Also: trotz dieser Ärgernisse ist die Doku sehenswert. Während, und natürlich auch nach, der Ausstrahlung kann auf Twitter unter Hashtag #arddoku diskutiert werden. Der Twitteraccount zum Film ist @NDRDoku.

3 Kommentare zu „ARD-Doku «Der Frühling der Piraten» – Trotz fragwürdiger Aussagen sehenswert“

  1. Ich denke, dass es ein offenes Geheimnis ist, dass auch auch ich mit mit vielen Ideen der Piraten und ihrer grundlegenden Haltungen sympathisiere. Allerdings gab es in letzter Zeit einige Auftritte der Piraten – z. B. im NRW-Parlament bzgl. der Bankenkrise – das war einfach hochgradig unreflektiert –, die mich skeptisch werden lassen. Noch hat die Partei ja keine elaborierte Wirtschaftspolitik entwickeln können und ich hoffe doch sehr, dass man hierbei sich nicht den Positionten der sog. (Neo-)Liberalen annähert. Und dann sind da noch die innerparteilichen Machtkämpfe und das Gefühl, dass der Institutionalisierungsprozess mit einer derartigen Geschwindigkeit vorangetrieben wird, dass sich bald innerparteiliche Oligarchien herausbilden, die den hohen Anspruch an Partizipation, den ich sehr begrüße, ad absurdum führen könnten. Freilich: Keine Partei ist perfekt. Das erwartet ich auch nicht. Gegenwärtig lassen sich immerhin Strömungen und möglichen Tendenzen innerhalb der Piraten von Außen beobachten (Sichtbarkeit). Solange das so bleibt, hat, denke ich, das repräsentative System doch etwas Entscheidendes gewonnen. Entscheidend ist aber, dass es weiterhin gelingt, hinter medial inszenierte Skandalisierungen und Spektakel blicken zu können – ganz aufgeregt.

    (Was die o. g. Doku angeht: Ich werde sie mir in den kommenden Tagen mal (kritisch) ansehen.)

    1. @Tobias: danke für Deine Einschätzung. Dass die angesprochenen Punkte zu Verunsicherung führen, kann ich gut nachvollziehen. (Bin gespannt, wie Du die Doku findest.)

  2. Ich muss sagen, dass ich die Doku nicht sehr gelungen fand – kann allerdings auch daran liegen, dass sie durch meine Voreingenommenheit einen bitteren Beigeschmack hatte. Ich finde die Piratenpartei sehr fragwürdig, gerade das Einhalten von “traditionellen Regeln” (wie das Tragen eines Anzuges im Parlament) wird von ihnen respektlos missachtet. Allein die Unzufriedenheit in der Bevölkerung aufgrund der momentanen politischen Situation verhalf der Piratenpartei zu diesem Erfolg – ähnlich der “Protestwahlen” zu Gunsten der Grünen oder sogar der Rechten Szene.
    Tobias wie fandest du die Doku? Deine Meinung würde mich auch sehr interessieren!

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