Luz Casal, Einigen sicher durch den hier zu hörenden Song «Piensa en mi» (dt.: «Denk an mich») aus dem Almodóvar-Film «Tacones Lejanos» («High Heels») bekannt, hat nach einer Operation Anfang letzten Jahres den Brustkrebs besiegt und gestern in Spanien (Alicante) ihr erstes Konzert seit Langem gegeben. El País berichtet:
Labios de rojo intenso, mirada brillante, pelo corto y con un elegante frac. Así apareció ayer Luz Casal sobre el escenario del Teatro Castelar de Elda (Alicante). Pero no pudo ponerse a cantar enseguida. Las 700 personas que llenaron el concierto la recibieron en pie y con una emotiva ovación de dos minutos.
Ich mag die Musik von Luz Casal sehr gerne. Das Lied «Piensa en mi» finde ich sehr ergreifend. Jedes mal, wenn ich es höre. Und schön, zu erfahren, dass die 49-jährige Sängerin den Krebs erfolgreich bekämpft hat. Ihre neueste Platte hat sie «Vida tóxica» (Giftiges Leben) genannt.
Gestern wurde in Spanien ein ambitioniertes Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt: Wikilengua, ein Wiki zur Spanischen Sprache. Weltweit sollen alle an der Spanischen Sprache Interessierten mithelfen, Informationen zu Grammatik, Orthographie und Aussprache des Spanischen zusammen zu tragen.
Bleibt zu hoffen, dass es bei dem Projekt nicht bei der männlichen Dominanz bleibt, die bei der gestrigen Vorstellung in der Casa América in Madrid überdeutlich wurde (auf den Pressefotos sind nur Männer zu sehen!), worauf Montserrat Boix in ihrem Blog zurecht hinweist. Durch vermehrte weibliche Partizipation im Wiki, die auch in der Liste der letzten Aktualisierungen schon zu erkennen ist, kann dies ja leicht ausgeglichen werden.
Wie so ein Wikilengua-Artikel aussehen kann, zeigt zum Beispiel der Artikel zu Porque (dt.: warum, weil) und seinen unterschiedlichen Schreibweisen und den entsprechenden Erklärungen wann und warum porque (auch por que oder por qué) zusammen oder auseinander, mal mit und mal ohne Akzent geschrieben wird.
Interessant auch die national unterschiedliche Schreibweisen von Eigennamen. Hier zum Beispiel die spanischen Schreibweisen deutscher Städte- und Ländernamen: Topónimos de Europa /Alemania. Mein Lieblingsbundesland im spanischen Idiom ist übrigens Mecklemburgo-Antepomerania.
Auf dem Weg zur Spanischen Sprache
Álex Grijelmo, der Präsident der Pesseagentur EFE, und gleichzeitig Vizepräsident der Stiftung Fundéu sagte bei der Präsentation von Wikilengua:
La Wikilengua no es un lugar de llegada, sino de salida, y aquí emprendemos el camino‘Zitiert aus der Meldung von terra.es vom 10.01.2008
dt.: Die Wikilengua ist kein Ort der Ankunft, sondern einer des Aufbruchs, und hier beginnen wir unseren Weg.
Wie sagte schon Antonio Machado: Caminante, no hay camino, se hace camino al andar.
In diesem Sinne wünsche ich der Wikilengua einen guten Weg und werde die weitere Streckenführung aufmerksam beobachten. Für Spanischlehrende und -Lernende, für Übersetzer und prinzipiell für alle Freundinnen und Freunde der Spanischen Sprache kann dies ein guter Ausgangspunkt zur Recherche nach Varianten im Spanischen werden. El camino se hace wikiando ;-).
Der spanische Soziologe Manuel Castells ist ein profunder Kenner des Internets und des Umgangs mit selbigem. El País veröffentlicht dieser Tage ein äußerst lesenswertes Interview mit ihm: «El poder tiene miedo de Internet» («Die Mächtigen fürchten das Internet»). Dort sagt er zum Beispiel:
Ahora bien, en la sociedad de Internet, lo complicado no es saber navegar, sino saber dónde ir, dónde buscar lo que se quiere encontrar y qué hacer con lo que se encuentra. Y esto requiere educación.
dt.: In der Internetgesellschaft liegt die Schwierigkeit nicht im Surfen, sondern darin zu wissen, wo man suchen soll, und was man mit dem Gefundenen anfangen soll. Und das muss gelernt werden.
Im Artikel wird auch eine der letzten Untersuchungen von Castells, der lange Zeit in Berkeley unterichtete und forschte, erwähnt: Das Proyecto Internet Cataluña, in dem sechs Jahre lang 15.000 persönliche und 40.000 Online-Interviews geführt wurden, um die Veränderungen zu beschreiben, die das Internet für unsere Kultur und unser gesellschaftliches Verhalten bedeuten. Die Grundaussage dieser Studie bestätigt das, was ich auch persönlich erfahren habe: Die Menschen, die viel im Internet unterwegs sind und sich gerne auch online mit Menschen austauschen, sind auch im realen Leben stark an sozialen Kontakten interessiert und kommunizieren gerne mit ihrem Umfeld.
Die meisten Werke Castells Auch auf deutsch erschienen ist Manuel Castells Trilogie «Das Informationszeitalter», siehe Rezension von Ulrich Siebgeber in IABLIS (Jahrbuch für europäische Prozesse). sind auch auf deutsch erschienen (siehe Amazon, oder Campus-Katalog Hamburg).
Heute wurden in Spanien die Nominierungen für die Goya-Verleihung am 3. Februar 2008 bekannt gegeben. Die Goyas sind die nationalen spanischen Filmpreise. Ich freue mich, dass einer der besten Filme, die ich in diesem Jahr überhaupt gesehen habe, dazu gehört: «La Soledad» (dt.: Die Einsamkeit) von Jaime Rosales.
Ein schwieriger Film. Ein langsamer Film. Ein auf die Qualität der Schauspieler und Dialoge vertrauender Film, der durch seine Polivisión-Technik auf der Leinwand mit gewohnten Sichtweisen bricht (häufige Splitscreens – etwa während 30% des Films – zeigen die gleiche Szene aus zwei Blickwinkeln, oder gestatten einen gleichzeitigen Blick in zwei Zimmer einer Wohnung). Mit zu den eindrücklichsten Szenen, die ich dieses Jahr im Kino gesehen habe, gehört diese: Eine Frau hängt auf der Terrasse Wäsche auf. Sie fühlt sich unwohl, geht ins nebenan liegende Schlafzimmer und stirbt dort. Während die Kamera minutenlang auf dem leblosen Körper der Frau verharrt, tropft in der anderen Bildhälfte die eben noch von ihr aufgehängte nasse Wäsche von der Leine.
«La soledad» wird als Autorenfilm wenig Chancen haben bei der Goya-Verleihung, aber schon seine Nominierung ist eine beachtliche Auszeichnung. Nominiert ist er in drei Kategorien: bester Film, bester Regisseur (Jaime Rosales, hat 2003 den genialen «Las horas del día» gedreht) und beste Schauspielentdeckung (José Luis Torrijo).
Der Trailer vermittelt nur einen Bruchteil dessen, was einen im Kino erwartet, immerhin ist aber die sehenswerte Umsetzung der Splitscreen-Technik zu erahnen:
Hier noch ein Bericht des katalanischen Fernsehens mit Interviews mit Regisseur und Schauspielern während des diesjährigen Filmfestivals in Cannes, wo «La soledad» mit großem Erfolg gezeigt wurde. Weitere Bilder aus dem Film – auch mit einigen Splitscreen-Beispielen – zeigt diese Fotogalerie auf notodo:
Jahresrückblicke sind out. Da sie jedes Jahr früher beginnen, kann man sie Mitte Dezember kaum noch ertragen. Viel besser ist es da, sich mit Jahresvorausschauen zu beschäftigen. Für die vielfältige spanischsprachige Blogosphäre machen dies auf eCuaderno jedes Jahr José Luís Orihuela und sein Experten-Team bestehend aus Manólo von «Mangas Verdes», Guillermo von «La Brújula Verde» und Antonio von «Blogpocket». Auch für 2008 gibt es wieder gute Blogvorstellungen: «40 Blogs a seguir en 2008». Für alle Spanisch-Lernende und -Lehrende ist in dem breit gestreuten Themenspektrum der vorgestellten Blogs aus Lateinamerika und Spanien sicher etwas dabei.
Die Dewey-Kategorien sind die Schubladen, in denen im Bibliothekswesen gerne Bücher und andere Medien abgelegt werden. Wer sich – wie ich – ins bibliothekarische Arbeiten reindenken darf und/oder muss, kommt um Dewey – genauer gesagt um die Dewey Decimal Classification (DDC) – nicht herum. Während Herr Dewey, mit Vornamen Melvil, schon seit über einem Dreiviertel Jahrhundert nicht mehr unter den Lebenden weilt, wird das von ihm entwickelte Katalogisierungssystem auch noch heute weltweit angewandt. In USA arbeiten etwa 85 Prozent der Bibliotheken damit.
OCLC hat eine nette visualisierte Erschließung von Beständen mittels Dewey-Kategorien gebastelt und arbeitet noch betamäßig daran, um sie weiter zu entwickeln: Gemeint ist der Dewey-Browser. Mit ihm lassen sich über Tag-Clouds (sogenannte Schlagwortwolken) momentan 2,5 Mio. (!) DDC-klassifizierte Datensätze aus dem Online-Bibliothekskatalog WorldCat abfragen. Die DDC gibt es in unterschiedlichen Sprachen, neben der englischen auch in deutsch oder spanisch. Auch diese sind, neben den weiteren Sprachen Französisch, Norwegisch und Schwedisch, abfragbar. So sieht etwa die deutsche Dewey-Kategorie «Spanische und portugiesische Literatur» aus:
In der linken Spalte lässt sich die Treffermenge dann weiter einengen (entweder nach Medientypen, Sprachen oder eigenen Suchbegriffen).
Wer’s mit wolkigen Visualisierungen nicht so hat und lieber eine „trockene“ Dewey-Übersicht sehen möchte, kann sich «Die tausend Klassen der dritten Ebene der DDC» im Überblick anschauen.
Miguel Delibes ist ein clásico vivo de la literatura española, ein bereits zu Lebzeiten klassischer Autor der spanischen Literatur. Unzählige Literaturpreise und zahlreiche Ehrendoktorwürden (unter anderem trägt er den Ehrendoktortitel meiner Heimatuni, der Universität des Saarlandes) sind ihm im Laufe seines 60-jährigen literarischen Schaffens zuteil geworden. Am 17. Oktober ist Miguel Delibes 87 Jahre alt geworden, sein Gesamtwerk wurde in diesem Herbst bei Destino veröffentlicht und parallel dazu ein Kongress zu seinem Werk abgehalten (dazu später mehr).
Heute veröffentlicht die spanische Tageszeitung El País ein von Juan Cruz mit einem der bedeutendsten Schriftsteller Spaniens geführtes Interview, das aufgrund des Gesundheitszustandes von Delibes in einer besonderen Weise, nämlich teilweise schriftlich, geführt wurde und dessen Lektüre sicher jedem nahe geht, der sich für spanische Literatur interessiert:
«ENTREVISTA: Miguel Delibes:’Me cansa pensarme‘».
Wenn er, etwa angesprochen auf nebenstehendes Foto aus der Jugendzeit, nach seiner Frau Ángeles gefragt wird, die bereits vor 34 Jahren gestorben ist, antwortet Delibes:
Han aparecido sus obras completas, y en la portada aparecen ustedes dos, su novia y usted. ¿Qué memoria viene primero a su mente cuando vuelve a verse en unas fotografías así? De la foto de Ángeles quinceañera que abre mis obras completas volví a enamorarme cada vez que la veía. Así pasó este verano. Esperando que amaneciera para mirar su fotografía. Siempre fue bella, pero, cuando la conocí, era tan bonita, inteligente y atractiva que tenía alrededor un centenar de moscones. Yo tenía un par de años más que ella, pero nos enamoramos, en el 46 nos casamos y en el 73 la perdí. Eso duró mi historia sentimental.
Das Interview kann bei El País weitergelesen werden.
Auch an dem oben bereits erwähnten Kongress zu seiner Person und seinem Werk («Cruzando Fronteras: Miguel Delibes, entre lo local y lo universal», Valladolid 16.-18.10.07) kann er aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen. Delibes setzt jedoch in Form einer per Video aufgezeichneten Grußbotschaft an die Congresistas moderne Technologien ein (Delibes : «… que tanto me asustan …», dt.:«… die ich so beängstigend finde …») und verliest den von überall her angereisten Kongressteilnehmern seine Grußworte am heimischen Schreibtisch. Das Video ist auf den Seiten des Artikels «El ministro de Cultura inaugura el Congreso de Miguel Delibes» auf Norte Castilla zu finden, doch da der Server dort sehr langsam ist, habe ich es bei Sevenload hochgeladen, wo man es besser betrachten kann: Nach dem Klick auf den roten Pfeil kann man also die Worte, die Delibes im Oktober an die Kongressteilnehmer gerichtet hat, nochmals hören und sehen:
Ein Hinweis für alle an spanischer Kultur Interessierten, zumal es auch den hier gerne gesehenen Bereich Kino abdeckt: Martin Scorseses Hitchcock-Hommage für Freixenet ist in der Videotheke zu sehen.
(Ausnahmsweise mal ein Hinweis auf ein Videotheken-Posting von mir, da es ja auch in der Abfolge zu der im Vorjahr hier vorgestellten Tradition der Weihnachtswerbespots der katalanischen Cava-Marke steht.)