Internet

BibCamp in Nürnberg

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Nürnberg in einer Darstellung aus der Schedelschen Weltchronik. Quelle: Wikipedia.

Ab morgen bin ich für zwei Tage in Nürnberg. Dort findet das 6. BibCamp statt, das fünfte, an dem ich teilnehme (nach Berlin, Hannover, Hamburg und Köln). Horst ist übrigens wieder mit im Gepäck. 😉

Über welche Themen aus der bibliothekarischen Welt wir dort reden werden, wird sich erst vor Ort klären. Auch wenn einige Session-Vorschläge schon fleißig ins Wiki eingetragen wurden. Twitter-Hashtag der Veranstaltung, für die sich 173 Teilnehmer (m/w) aus dem deutschsprachigen Raum angemeldet haben, ist #bib6. Freue mich schon auf den angeregten Fachaustausch, auf das Klassentreffen der alten BibCamp-Hasen und das Kennenlernen vieler neuer Bibliotheksmenschen.

Internet, Literatur

Code for Germany – Netzpolitik als Chance für alle

Christoph Kappes hat vollkommen recht:

Netzpolitik ist meistens nur von geringer Bedeutung für die Bevölkerung, denn vieles bleibt im Hypothetischen und betrifft ganz konkret nur wenige Menschen, beispielsweise das Leistungsschutzrecht, Pflichten aus den Jugendmedienschutz-Staatsverträgen oder die Oligopolbildung im Netz. Pointiert gesagt: Netzpolitik mag wichtig sein, aber sie ist ein Nischenthema…

Bisher ist es noch nicht gelungen, weite Teile der Bevölkerung von der Bedeutung der Netzpolitik zu überzeugen. Und vor allem wurde es bisher versäumt, den Menschen die große Chance, die das Internet für jeden Einzelnen bietet, klar zu machen. Netzpolitik wird vielfach noch als Nischenthema behandelt und man erreicht nur sehr schwer die breite Masse, weil viele glauben, das ginge sie nichts an, das sei kein Thema, das eine unmittelbare Auswirkung auf ihr Leben, auf eigene existenzielle Fragen, habe. Weit gefehlt: das Internet als Chance in der Bildung, Kultur und Wissenschaft – und noch viel breiter: einfach im tagtäglichen Zusammenleben – müsste endlich einmal in den Fokus unser aller Aufmerksamkeit gerückt werden. Auch von daher, gefallen mir die Überlegungen von Christoph Kappes, die er in obiger Präsentation und in seinem Blogartikel «“Code for Germany” – ein politisches Programm» formuliert. Sein positiver Ansatz von Netzpolitik befasst sich …

  1. weniger mit „Netz“ als mit den Operationen von digitaler Informationsverarbeitung (dem was Computer tun und wir mit Computern tun),
  2. weniger mit Recht und mehr mit Wissen und Kultur, die sich durch den Einsatz von digitaler Infrastruktur (Netz UND Computer) ändern,
  3. mehr mit Software als dem prägenden Werkzeug unserer Zeit (das keineswegs nur kopiert, wie der Urheberrechtsstreit immer suggeriert, sondern das Information messbar, vergleichbar, ermittelbar und anderes steuerbar macht und dadurch Neues, erzeugt, nämlich das Gegenteil von Kopie: Unterscheidbares)
  4. mit den Besonderheiten der Wissensnutzung, namentlich seinem Charakter als Gemeingut, das im Gegensatz zur Allmende mit physischen Gütern nicht übernutzt werden kann, da es sich beliebig kopieren lässt und mit Nutzung nicht verschlechtert. Hier ist in vielen Köpfen wohl noch gar nicht angekommen, welche Chancen sich böten, wenn digitale Gemeingüter etwas mehr und etwas konzentrierter als bisher entwickelt würden.

Auch ein Grund, warum Netzpolitik noch nicht in der breiten Bevölkerung angekommen ist: die Skepsis den Menschen gegenüber, die in dieses Internet schreiben, die via Netz miteinander kommunizieren, die im Internet zu leben scheinen (obwohl diese Menschen – also ein Großteil derer, die das hier lesen und ich – ja gar nicht zwischen Leben und Internet unterscheiden, weil das Internet ganz einfach zu ihrem Leben gehört). Dazu hat Kathrin Passig auf ZEITonline einen Artikel veröffentlicht, der mir aus der Seele spricht: «Nachrichten an niemand Bestimmten»:

Wer twittert, ist der Selbstdarstellung verdächtig, so Kathrin Passig. Die Kritik sei weder sinnvoll noch neu. Sie hofft, dass Netz-Kommunikation bald akzeptiert ist.

Artikel, Internet, Literatur, Politik

Bibliotheken sind spannende Orte der Wissensvermittlung

700.000 Menschen nutzen pro Tag in Deutschland eine Bibliothek. Von einer Krise der Bibliotheken kann – was die Nachfrage betrifft – nicht die Rede sein. Von einer Herausforderung dagegen schon. Die Anforderungen an Bibliotheken wachsen durch den Umbruch von einer analogen zu einer hybriden Wissensgesellschaft (d.h. zu einer Gesellschaft, die sowohl auf analoge als auch auf digitale Informationen zugreift) in einem Maße und einer Geschwindigkeit, die gleichsam spannend sind und doch unlösbar scheinen. Wer sich mehr für dieses Thema interessiert, dem empfehle ich die Sendung «Kathedralen des Wissens» auf DRadioWissen:

Seit mehr als 2000 Jahren sind Bibliotheken Kathedralen des Wissens. Doch bleiben sie das auch? Das Internet mit seinen medialen Möglichkeiten wird mehr und mehr zur Konkurrenz der altehrwürdigen Häuser.

Bibliotheken sammeln Bücher und stellen diese der Öffentlichkeit zur Verfügung. Doch braucht man diese Dienstleistung noch, wenn sich jeder zu jeder Zeit Bücher aus dem Netz herunterladen kann?

Informationszentrum Stabi

Dass ich in der Stabi die Ehre habe, an dem Prozess teil zu haben, die eingangs beschriebenen Herausforderungen zu stemmen, empfinde ich als großes Glück. Mein Job macht mir auch im achten Jahr großen Spaß. Und dass auch und insbesondere, weil ich seit Kurzem vermehrt „traditionelle“ bibliothekarische Aufgaben übernommen habe. Seit Januar leite ich das Fachreferat Pädagogik an der Stabi und betreue kommissarisch das Fachreferat Sportwissenschaft. Ich entscheide, welche Bücher und E-Books die Bibliothek zu diesen Fächern kauft, mache Sacherschließung (d.h. ich katalogisiere die Titel), beantworte Erwerbungsvorschläge unserer Nutzer und mache ab morgen Auskunftsdienste. Nach meiner Lernphase habe ich morgen meinen ersten Auskunftsdienst. Und zwar an dieser wunderschönen Theke im neu gestalteten Informationszentrum, dessen Konzeption gerade auf dem Bibliothekskongress in Leipzig vorgestellt und prämiert wurde. Dazu habe ich im Stabi-Blog den Artikel Posterpräsentation der Stabi auf Platz Eins in Leipzig geschrieben.

Die bisherigen Aufgaben, die ich seit 2005 sukzessive in der Stabi übernommen habe, laufen dabei weiter: ich betreue für die Virtuelle Fachbibliothek cibera das ciberaBlog (gerade fünf Jahre alt geworden) und unser Forscherverzeichnis, das cibera ForscherWiki, schreibe in vier weiteren Blogs und verantworte die gesamte Social Media Kommunikation der Stabi. Gar nicht so einfach, alles unter einen Hut zu bringen. Aber mit einer gewissen Arbeitsdisziplin und dem schon erwähnten großen Spaß am Job durchaus zu schaffen.

Apropos Spaß am Job: Wenn ich nur dran denke, was wir im November für eine großartige Ausstellung in der Stabi haben werden: Über einen „Blogger“ aus dem 18. Jahrhundert. Klar, da gab es noch keine Blogs. Aber Ferdinand Beneke, der Mensch, der hier von der Literaturkritikerin der SZ beschrieben wird, hat quasi ein Blog geschrieben. Er hat 56 Jahre lang – von 1792 bis 1848 – jeden Tag aufgeschrieben, was er erlebt und gesehen hat und wie er das einschätzte. Beobachtungen in der Hansestadt, sehr Privates mit Politischem vermengt, wie wir es aus (guten) Blogs kennen:

Mehr zu Beneke und der geplanten Ausstellung im Stabi-Blog: «Die Tagebücher des Ferdinand Beneke».

Zurück zum Ausgangspunkt dieses Artikels: Ich weiß nicht, ob Bibliotheken «Kathedralen des Wissens» sind. Spannende Orte der Wissensbewahrung und -vermittlung, sowohl analog als auch digital, sind sie allemal. Und Orte, an denen sich Menschen treffen, um alleine oder zusammen zu arbeiten und um Kultur zu erfahren. Deshalb bin ich froh, den Beruf des Bibliothekars in dieser herausfordernden Zeit ausüben zu dürfen.

Internet, Literatur

In Leipzig ins Gespräch gekommen

«Lassen Sie uns ins Gespräch kommen» Folie von Lambert Heller

«Lassen Sie uns ins Gespräch kommen», hat Lambert Heller auf seine Folien geschrieben. Gezeigt am Montag zum Auftakt des heute zu Ende gegangenen Bibliothekskongresses in Leipzig in seinem sehr guten Vortrag «Wie machen wir die wissenschaftliche Bibliothek fit für Science 2.0?» Es ging im Wesentlichen darum, wie Bibliotheken gemeinsam mit der Forschung weiter den Weg ins Web beschreiten. Eines der spannenden Zukunftsthemen der kommenden Jahre.

«Lassen Sie uns ins Gespräch kommen» war aber auch das inoffizielle Motto des #bid13 (so lautet der Hashtag, über den man bequem die Tweets zum Kongress nachlesen kann). Die Bibliothekarinnen und Bibliothekare sind nämlich vor, nach – und via Twitter sogar während! – der Vorträge ins Gespräch gekommen. Und diese Gespräche sind es, die neben den guten Vorträgen so eine Tagung so wertvoll machen, und die die schlechten Vorträge vergessen lassen. Falls ich es zeitlich schaffe, gibt’s hier im Blog am Wochenende mehr zum Kongress. Fazit vorneweg: Leipzig war – wieder mal – die Reise wert.

Wer die Blogartikel zum Bibliothekskongress in Leipzig nachlesen möchte, sei auf die Liste auf bibliothekarisch.de verwiesen, die Dörte Böhner, die vielleicht fleißigste Teilnehmerin des #bid13, dankenswerterweise angelegt hat und ständig aktualisiert.

Foto, Internet, Literatur

Spielhölle InetBib 2013

20130305-184535.jpg Falls ihr euch wundert, warum es hier gerade ein bisschen ruhiger ist: ich bin seit Montag auf der InetBib-Tagung in Berlin. Was es mit diesem Spieltisch auf sich hat, werde ich nach meiner Rückkehr aufklären. Er hängt mit der bibliothekarischen Tagung zusammen, ich bin hier nicht in die Spielhölle abgewandert. Morgen Abend geht’s wieder zurück nach Hamburg. Zuvor werde ich mir noch im Rahmenprogramm der InetBib die Bibliothek des Bundestages anschauen.

Update 8.3.2013: Hier noch die versprochene Auflösung, um was es sich bei diesem Spieltisch gehandelt hat: Prognosen zur näheren Zukunft von Open Access und Open Science. Bin gespannt, wie ich mit meinen Prognosen abgeschnitten habe. Am 5.9.2014 werden wir’s wissen.

Update II – 18.3.2013: Auf Libreas sind nun die Open Science-Wetteinsätze ausgewertet worden: Rien ne va plus! [Update via @Lambo («Gespaltene Prognosen zu Open Access Zweitveröffentlichungsrecht»]

Internet, Literatur, Software

Schwarz-Gelber Freitag entscheidet über Leistungsschutzrecht

Schwarz-Gelber Freitag

Dass die aktuelle Bundesregierung auf so gut wie allen Feldern vollkommen überfordert ist und schlimmste Entscheidungen fällt, die meiner Meinung nach nicht zum Wohle, sondern zum Nachteil der Bevölkerung reichen, ist allgemein bekannt (die letzten verbliebenen Anhänger von Schwarz-Gelb sehen das naturgemäß anders, doch das kann bestenfalls als parteipolitische Blindheit eingeordnet werden und tut hier nichts zur Sache). Doch was der Bundestag mit den Stimmen von CDU, CSU und FDP in Sachen des sogenannten Leistungsschutzrechtes am kommenden Freitag entscheiden will, ist nach einhelliger Meinung aller Menschen, die etwas davon verstehen, unfassbar weltfremd und einzig der Verlagslobbyhörigkeit von Schwarz-Gelb geschuldet (allen voran in Bezug auf den politischen Druck der Springer-Presseverlage auf die Bundesregierung). Der Fachanwalt für Strafrecht Udo Vetter bringt die aktuelle Fehlentwicklung in der Sache mit folgenden Worten auf den Punkt:

Die Debatte um das Leistungsschutzrecht nimmt absurde Züge an. In letzter Minute vor der abschließenden Beratung im Bundestag hat die Regierungskoalition das Gesetz um genau den Punkt entschärft, der offiziell eigentlich noch eine Rolle spielte. Auch Suchmaschinen, insbesondere Google, sollen künftig weiter kostenlos Texte anreißen dürfen.

Da sich auf diesem Gebiet also nichts ändern wird, stellt sich die Frage: Wer braucht eigentlich das Leistungsschutzrecht? Ich habe nach wie vor die große Befürchtung, dass es in Wirklichkeit gar nicht gegen Google geht. Sondern darum, die Deutungshoheit der Verlage im Netz gegenüber Blogs, Facebook und Twitter zurückzugewinnen.

Weiter im Law Blog: Ein Grauen für alle, die ins Netz schreiben.

In zweiter und dritter Lesung soll das sogenannte Leistungsschutzrecht am Freitag im Bundestag beraten und verabschiedet werden (siehe heise online: Rechtsausschuss befürwortet abgeschwächtes Presse-Leistungsschutzrecht). Wenn das als verfassungswidrig eingeschätzte Gesetz (siehe Gutachten zur Verfassungswidrigkeit des Leistungsschutzrechts für Presseverleger [PDF]) durchgeht, ist der kommende Freitag getrost als schwarzer Tag in der parlamentarischen Demokratie der Bundesrepublik zu bezeichnen. Über den Fortbestand der «besten Regierung seit der Wiedervereinigung» – so Merkel – entscheidet die zur Wahl zugelassene Bevölkerung am 22. September 2013. Möge sie die richtige Entscheidung treffen.

Internet, Literatur, Politik

Arthouse-Kino in Deutschland mit günstiger Flatrate schauen

Heute Morgen habe ich einen sehr guten Beitrag von Philip Banse auf DRadio Kultur gehört. In der Sendereihe Netscout gibt er Einblick in die Möglichkeit, in Deutschland Arthouse-Kino – sogar sehr aktuelle Filmfestial-Filme – im Netz zu sehen. Und das zu überraschend günstigen Preisen mit Flatrate-Tarifen zwischen 2,90 und 4,95 € pro Monat. Kleines Manko der Netscout-Sendung: Sie hat keine Website (Update via @philipbanse: sie hat doch eine Website, diese wurde nur noch nicht aktualisiert. Link oben eingebaut), das heißt, man muss die genannten Webadressen gleich beim Hören eintippen – oder was zum Schreiben zur Hand haben –, was bei den genannten Adressen gar nicht so einfach ist. Daher hier als Service: Screenshots und Links zu den Filmportalen und das Audiofile der Sendung zum Nachhören (Dauer 5,5 Min.):

http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2013/01/26/drk_20130126_0810_1757652f.mp3

realeyz.tv:

realeyztv

MUBI:

MUBI

Internet, Kino, Radio, TV

Abmahnfalle oder ‚Ein Mensch wie Dr. Michael Fuchs‘

Hintergrund meiner Überlegungen ist das Abmahnverhalten von Dr. Michael Fuchs. Nachzulesen sowohl in Telepolis: Ein Quantum Hakluyt („CDU-Fraktionsvize Michael Fuchs lässt weiteren Kritiker abmahnen“), als auch beim betroffenen Blogger, Markus Beckedahl von netzpolitik.org:

Vor zwei Wochen berichtete Abgeordnetenwatch über Nebeneinkünfte von Unions-Fraktionsvize Michael Fuchs. Gegen einen Aspekt der Berichterstattung ging Fuchs mit einem Anwalt vor und verpflichtete Abgeordnetenwatch zu einer Gegendarstellung, worüber wir hier berichteten. Daraufhin erhielten auch wir Post von dessen Anwälten, eine Unterlassungserklärung und eine Aufforderung zur Gegendarstellung. Am späten Freitag Nachmittag, mit einer Frist bis Montag 12:00 Uhr.

Weiter bei Markus: Wie ich einmal auf eine Abmahn-Stolperfalle reinfiel.

Um auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen: Wenn ich mich heute Abend zu Bett begebe, werde ich mir sagen: „Wie gut, dass ich nicht so ein Mensch geworden bin, wie Dr. Michael Fuchs.“

Update 24.01.2013: Heute weist Abgeordnetenwatch auf den gestrigen ZAPP-Bericht zum Vorgehen von Michael Fuchs hin:

http://youtu.be/RU3SH4_0ixY

Internet, Politik
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