Literatur

Literatur und Bibliotheken

Erik Spiekermann – Feuer und Flamme für Typographie

Erik Spiekermann – Putting Back the Face into Typography from Gestalten on Vimeo.

Erik Spiekermann dürfte nicht nur Berlinern ein Begriff sein. In diesem kurzen Film «Putting Back the Face into Typography» spricht er auf eine den Zuhörer in seinen Bann ziehende Art über seine Arbeit als Gestalter und Typograph, dass es nur so eine Freude ist, ihm zuzuhören. Spätestens dort wird der Berlin-Bezug klar. Doch wir alle kennen seine Schriften.

Dass Schrift und Typographie im Netz sich einer stetig zunehmenden Bedeutung erfreut, braucht hier sicher niemandem erklärt zu werden. Spiekermann hat vollkommen recht, wenn er sagt:

We look at images, but most of the time we read.

Wer (erst) jetzt Feuer und Flamme für diesen Helden der Schriftgestaltung geworden ist, sollte mal einen Blick ins Spiekerblog werfen und am besten gleich den Feed abonnieren. Eine wahre Fundgrube der Buchstabenkunst, sag ich euch. Wer sich zu den über 100.000 (!) Twitterfollowern des Typomanics gesellen möchte, bitte hier entlang: @espiekermann.

[via esse est percipi]

Literatur, Video

buntpapier pART des buches – Interpretationen von Gisela Reschke

Buntpapier Die Ausstellung «buntpapier pART des buches – Interpretationen von Gisela Reschke» ist für viele ein Kultur-Geheimtipp in Hamburg. Noch bis zum 30. Januar besteht die Chance sie im Ausstellungsraum der Stabi Hamburg zu besuchen.

Seit über einem halben Jahrtausend ist Buntpapier in all seiner Pracht und Schönheit wie auch in seiner Unscheinbarkeit Bestandteil des Buches und ein wesentlicher Träger der Buchkultur: Ob als Einband eines Kinderbuches oder als Vorsatz in einem handwerklich gebundenen Buch. Gisela Reschke ist eine der aktivsten Buntpapiererinnen Deutschlands. Ihre Buntpapiere schmücken viele Einbände der berühmten Insel-Bücherei…

Weiter in Stabi-Blog.

Kleister-Papier Gisela Reschke hat für uns Mitarbeiter der Stabi heute morgen vor der Arbeit eine kommentierte Führung durch die Ausstellung gemacht. Es war einfach nur beeindruckend, die Begeisterung der Buntpapiererin erfahren zu dürfen. Wie sie uns von alten japanischen Färbetechniken erzählte, von der Dessauer Schule, vom Kleisterpapier (siehe Abb. links), ihrem bevorzugten Material. Alles zu sehen in der Ausstellung, wie gesagt, nur noch bis zum Sonntag, den 30. Januar 2011. Kann ich allen Hamburgern und Hamburg-Besuchern nur ans Herz legen. Besonders angetan hat es mir dieser Original-Marmorierkasten von 1890, der die Besucher gleich am Eingang zum Betreten der Ausstellung einlädt:

Marmorierkasten (1890)

Hamburg, Literatur

Stéphane Hessel: Empört Euch

Indignez Vous!Stéphane Hessel

Der Mann ist 93 Jahre alt. Und es ist tief beeindruckend, was der französische Widerstandskämpfer Stéphane Hessel schreibt und wie er die Jugend von heute (und nicht nur die) auffordert, nicht in Bequemlichkeit zu erstarren, oder zu glauben, man könne eh nichts ändern an den bestehenden Ungerechtigkeiten dieser Welt:

Das ist fast so etwas wie die allerletzte Etappe: 93 Jahre. Das Ende ist nicht mehr fern. Welch eine Chance, an das Fundament meines politischen Engagements zu erinnern: die Jahre der Résistance und das Programm, das der Nationale Widerstandsrat vor 66 Jahren erarbeitete. In diesem Rat kamen alle im Widerstand aktiven Bewegungen, Parteien und Gewerkschaften im besetzten Frankreich zusammen und proklamierten ihre Treue zum Kämpfenden Frankreich und dessen Führer General de Gaulle.

Ein Auszug seines Pamphletes, das in Frankreich zum absoluten Bestseller geworden ist, wurde am Sonntag in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung abgedruckt und ist nun auch frei zugänglich: Empört euch!

Wer den Text im französischen Original lesen möchte, kann ihn portofrei bei Amazon für 2,99 € bestellen: Indignez-vous!

Foto Stéphane Hessel: Quelle Wikipedia.

Literatur, Politik

Martin Haase: Ich sehe nicht, dass wir nicht zustimmen werden


Direktlink YouTube

Der Vortrag zeigt auf, wie sich Politiker rechtfertigen, wenn sie gegen ihre Argumentation und die Überzeugungen entscheiden oder handeln, für die sie stehen. Es ergibt sich dabei eine extreme Zwangslage, denn es ist oft nicht so einfach möglich, die zuvor vorgebrachten Argumente aufzugeben. Also muss auf Leerformeln, Nebelkerzen, Scheinargumente und spezielle grammatische Mittel zurückgegriffen werden, die die Regresspflicht mindern (Konjunktive, doppelte Verneinungen, Modalpartikeln usw.); dabei sind Kunstgriffe nötig, die über die inzwischen hinlänglich bekannte Leyen-Rhetorik hinausgehen.

Das ist nicht nur eine scharf beobachtete Analyse von politischen Worthülsen und dem sich Verstecken hinter doppelten Verneinungen und sonstigen linguistischen Tricks politischer Akteure, sondern auch ganz große Unterhaltung. Absolut sehenswert, was Martin Haase (@martinhaase, neusprech.org) auf dem Chaos Communication Congress referiert hat: «Ich sehe nicht, dass wir nicht zustimmen werden. Die Sprache des politischen Verrats und seiner Rechtfertigung» (Info und Vortragsfolien auf den Seiten des 27C3).

Literatur, Politik, Video

Mark Twain – der Blogger

Mark Twain Nein, natürlich hat Mark Twain (1835-1910) nicht gebloggt. Aber der Vergleich seiner posthum veröffentlichten Autobiografie von damals mit dem Bloggen von heute macht schon Spaß:

Wie Twain gewissermaßen bloggte

Freilich handle es sich bei seiner Autobiografie nicht um Aufzeichnungen, die von der Rachelust angetrieben seien.

„Wenn ich unter jemanden ein Feuer anzünde“, so Twain, „dann verfahre ich nicht nur des Vergnügens wegen so, das es mir bereitet, diesen Menschen braten zu sehen, sondern weil er die Mühe lohnt. Es handelt sich also um ein Kompliment, eine Auszeichnung; möge der Betreffende dankbar sein und den Mund halten. Die Kleinen, Gemeinen, Unwürdigen brate ich nicht.“

Twain hat diese Autobiografie nicht geschrieben. Er hat sie einem Sekretär in die Feder diktiert. Für das, was er beim Diktieren tat, wissen wir Heutigen einen Fachausdruck: Mark Twain bloggte.

WELT Online über den Überraschungserfolg von Mark Twains Autobiografie, die er erst für 100 Jahre nach seinem Tod frei gegeben hat: Wie Mark Twain „frei aus dem Grab reden kann“.

Amazon: Autobiography of Mark Twain, Volume I: 1 (Mark Twain Papers).
Hier kann man ins Buch reinschauen.

Reinhören kann man beim Nordwestradio: Lesebuch: Mark Twain.

Foto: Wikipedia.

Artikel, Literatur

Neue Aktion der Stabi: Exponat des Monats

Psalterhandschrift, Thüringen / Sachsen um 1220

In der Stabi haben wir zum Auftakt des Neuen Jahres eine neue Aktion gestartet: Ab sofort präsentieren wir sowohl in einer virtuellen Ausstellung auf der Website als auch am 19. Januar live vor Ort das «Exponat des Monats». Passend zum aktuellen Kalender geht es los mit einer Darstellung der Heiligen Drei Könige. Mit einem kostbar illuminierten Psalter aus dem Jahr 1220. Fast 800 Jahre alt. Sehr beeindruckend, wie ich finde.

In der malerischen Qualität herausragend, gehört der Codex zu den besten Erzeugnissen der sog. ‚thüringisch-sächsischen Malerschule’… Verbindendes Stilmerkmal dieser Handschriftengruppe ist der sog. „Zackenstil“: die Gewandfalten sind stark gebrochen, kräftig konturiert und oft „gegen die Wirklichkeit“ dargestellt.

Mehr dazu in meinem Artikel im Stabi-Blog: Neue Aktion der Sondersammlungen: Exponat des Monats.

Hamburg, Literatur

Mit geschlossenen Augen der Tristesse gelauscht

Mit geschlossenen Augen der Tristesse gelauscht

Bonjour Tristesse, Du alte Hackfresse. Hat nur bedingt etwas mit diesem wunderbaren Foto zu tun. Es ist nicht der Bildtitel, sondern als Titel der Veranstaltung, bei der es geschossen wurde. Vom Hamburgerjung, der großartige Fotos macht, wie man beim Durchstreifen seines Flickr-Accountes erfahren kann.

Wer sich für die Blog-Lesung interessiert, kann sie bei Isa, einer der Mitorganisatorinnen, die auch gelesen hat, nach hören. Und nein, ich habe bei der Lesung nicht geschlafen, sondern sehr konzentriert gelauscht. Echt jetzt. Danke an Klaus, der in Le Kaschemme moderierte und fotografierte, und der mir das Teilen des Fotos mit euch erlaubt hat. Und danke an Isa, die mir das Bild gestern schickte.

Foto, Hamburg, Literatur

Mit Google Books Ngram Viewer einen Teil der Bücher der Welt abfragen

Google scannt ja, wie wir alle wissen, massenhaft die gedruckte Literatur der Welt ein und macht sie über Google Bücher durchsuchbar. Um welchen Umfang es dabei geht, verdeutlicht dieser Abschnitt aus dem ZEIT-Artikel« Google Books – Wie oft kam Gott?»:

Es hat zwar kein Mensch der Welt genug Zeit, um auch nur alle Bücher eines Jahrgangs zu lesen, aber mit der zunehmenden Digitalisierung von Büchern werden die Informationen von den Buchseiten gelöst und in eine computerverständliche Sprache übersetzt. Nicht alle etwa 129 Millionen Bücher, die jemals geschrieben wurden, sind digital verfügbar. Aber immerhin 15 Millionen Bücher will Internetgigant Google inzwischen in Universitätsbibliotheken rund um die Welt eingescannt haben.

Das wissenschaftliche Projekt culturomics.org hat sich einen Teil dieses enormen Datenbestandes herausgesucht, nämlich 5,2 Millionen Bücher mit der unfassbar großen Datenmenge von etwa 500 Milliarden Wörter. Die Untersuchung wird sowohl im bereits zitierten ZEIT-Artikel als auch in der NY Times beschrieben: In 500 Billion Words, New Window on Culture. Die Forschungsergebnisse des Teams um Erez Lieberman Aiden von der Harvard University sind in Science veröffentlicht worden: Quantitative Analysis of Culture Using Millions of Digitized Books.

Doch das beste: man kann unabhängig von diesen kultur- und sprachwissenschaftlichen Auswertungen eigene Feldforschung betreiben. Mit dem Tool Books Ngram Viewer.

Ein paar Beispiele (bitte beachten: die Suchabfragen sind case-sensitive, d.h. es wird zwischen Groß- und Kleinschreibung unterschieden):

Kontrollverlust, Privatsphäre, Datenschutz:
Kontrollverlust, Privatsphäre, Datenschutz

Saarland:
Saarland

das Blog, der Blog:
das Blog, der Blog

Weite Informationen siehe auch Artikel in Libreas: Kulturkurven für Achtjährige: Ein kurzer Blick auf Googles Ngrammatologie.

Und ansonsten einfach mal selbst ausprobieren: Books Ngram Viewer.

Literatur, Software
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