Arte-Doku «Wie unser Hirn lesen lernt» – Wir hören die Wörter, die wir lesen.

Wie ich schon im Artikel «E-Book UND Buch – kein entweder oder» herausgestellt habe, ist es gar nicht so wichtig, auf welchem Medium wir Texte aufnehmen. Viel wichtiger ist ja, was wir lesen. Und noch viel spannender ist der Prozess des Lesens als solchem. Also das, was ihr hier gerade tut. Über eure Augen nehmt ihr einzelne Buchstaben wahr, die ich in einer ganz bestimmten Reihenfolge in die Tastatur gekloppt habe, und setzt sie in eurem Gehirn zu einer Bedeutung zusammen. Zu diesem überaus spannenden Thema hat ARTE diese Woche einen Dokumentarfilm von Jean-Pierre Gibrat gezeigt, den ich euch empfehlen möchte. 50 gut investierte Minuten:

Beim Lesen vollbringt unser Gehirn eine wahre Meisterleistung: Innerhalb weniger Sekunden entziffern wir die uns umgebende Zeichenflut. Was uns so selbstverständlich erscheint, beruht auf erstaunlich komplexen Vorgängen, die uns nicht bewusst sind. Die Dokumentation wirft einen spannenden Blick in die Neurowissenschaft und stellt neueste Erkenntnisse über das Lesen vor.

Weitere Infos auf arte.tv. Wer den Film nicht in der ARTE-Mediathek sehen mag, hat noch zwei mal am TV die Chance dazu: Am Sonntag, den 7. April um 10.00 Uhr oder am Donnerstag, den 11. April um 11.10 Uhr.

Die Website des Neurologen, der im Zentrum der Doku steht: Stanislas Dehaene (Collège de France).

Hier noch ein Zitat aus der Doku zum Prozess des Lesens, das mir besonders gut gefallen hat:

Lesen ist die Aktivierung ganz bestimmter Sprach-Arreale des Gehirns. Wir hören die Wörter, die wir lesen. Ganz ähnlich wie ein Musiker, der beim Betrachten seiner Partition die Musik in seinem Ohr wahrzunehmen glaubt.

Literatur, TV, Video

Lustiger, ungelöschter Tweet der Woche

Tweet der Woche Hätte der gute Peer diesen Tweet nicht gelöscht, wäre das ganz klar der Tweet der Woche geworden. Aber, da er ihn rasch wieder gelöscht hat, bleibt nur zu vermerken, dass der Kandidat genau so peinlich ist, wie seine Partei. Die im Gegensatz zu Steinbrück progressiven Kräfte in der SPD haben es zur Zeit nicht leicht (mit einem Tweet dazu wurde ich heute vom NDR zitiert). Zurück zum Thema Tweet der Woche, ausgewählt aus den (ungelöschten!) Microblogging-Nachrichten der vergangene 7 Tage:

Was zeichnet einen guten Tweet aus? Also einen lustigen, meine ich. Zum Beispiel, dass er eine Pointe hat. Dass er uns durch eine überraschende Wende am Ende des Kurztextes ein Schmunzeln bereitet. So einen Tweet hat @_D_B_Cooper_ geschrieben. Weil am Ende etwas anderes kommt, als man am Anfang erwartet. So was mag ich ja sehr:

Tweet der Woche von @_D_B_Cooper_

Die vergangenen Tweets der Woche findet ihr hier.

Bluesky, Literatur

Bibliotheken sind spannende Orte der Wissensvermittlung

700.000 Menschen nutzen pro Tag in Deutschland eine Bibliothek. Von einer Krise der Bibliotheken kann – was die Nachfrage betrifft – nicht die Rede sein. Von einer Herausforderung dagegen schon. Die Anforderungen an Bibliotheken wachsen durch den Umbruch von einer analogen zu einer hybriden Wissensgesellschaft (d.h. zu einer Gesellschaft, die sowohl auf analoge als auch auf digitale Informationen zugreift) in einem Maße und einer Geschwindigkeit, die gleichsam spannend sind und doch unlösbar scheinen. Wer sich mehr für dieses Thema interessiert, dem empfehle ich die Sendung «Kathedralen des Wissens» auf DRadioWissen:

Seit mehr als 2000 Jahren sind Bibliotheken Kathedralen des Wissens. Doch bleiben sie das auch? Das Internet mit seinen medialen Möglichkeiten wird mehr und mehr zur Konkurrenz der altehrwürdigen Häuser.

Bibliotheken sammeln Bücher und stellen diese der Öffentlichkeit zur Verfügung. Doch braucht man diese Dienstleistung noch, wenn sich jeder zu jeder Zeit Bücher aus dem Netz herunterladen kann?

Informationszentrum Stabi

Dass ich in der Stabi die Ehre habe, an dem Prozess teil zu haben, die eingangs beschriebenen Herausforderungen zu stemmen, empfinde ich als großes Glück. Mein Job macht mir auch im achten Jahr großen Spaß. Und dass auch und insbesondere, weil ich seit Kurzem vermehrt „traditionelle“ bibliothekarische Aufgaben übernommen habe. Seit Januar leite ich das Fachreferat Pädagogik an der Stabi und betreue kommissarisch das Fachreferat Sportwissenschaft. Ich entscheide, welche Bücher und E-Books die Bibliothek zu diesen Fächern kauft, mache Sacherschließung (d.h. ich katalogisiere die Titel), beantworte Erwerbungsvorschläge unserer Nutzer und mache ab morgen Auskunftsdienste. Nach meiner Lernphase habe ich morgen meinen ersten Auskunftsdienst. Und zwar an dieser wunderschönen Theke im neu gestalteten Informationszentrum, dessen Konzeption gerade auf dem Bibliothekskongress in Leipzig vorgestellt und prämiert wurde. Dazu habe ich im Stabi-Blog den Artikel Posterpräsentation der Stabi auf Platz Eins in Leipzig geschrieben.

Die bisherigen Aufgaben, die ich seit 2005 sukzessive in der Stabi übernommen habe, laufen dabei weiter: ich betreue für die Virtuelle Fachbibliothek cibera das ciberaBlog (gerade fünf Jahre alt geworden) und unser Forscherverzeichnis, das cibera ForscherWiki, schreibe in vier weiteren Blogs und verantworte die gesamte Social Media Kommunikation der Stabi. Gar nicht so einfach, alles unter einen Hut zu bringen. Aber mit einer gewissen Arbeitsdisziplin und dem schon erwähnten großen Spaß am Job durchaus zu schaffen.

Apropos Spaß am Job: Wenn ich nur dran denke, was wir im November für eine großartige Ausstellung in der Stabi haben werden: Über einen „Blogger“ aus dem 18. Jahrhundert. Klar, da gab es noch keine Blogs. Aber Ferdinand Beneke, der Mensch, der hier von der Literaturkritikerin der SZ beschrieben wird, hat quasi ein Blog geschrieben. Er hat 56 Jahre lang – von 1792 bis 1848 – jeden Tag aufgeschrieben, was er erlebt und gesehen hat und wie er das einschätzte. Beobachtungen in der Hansestadt, sehr Privates mit Politischem vermengt, wie wir es aus (guten) Blogs kennen:

Mehr zu Beneke und der geplanten Ausstellung im Stabi-Blog: «Die Tagebücher des Ferdinand Beneke».

Zurück zum Ausgangspunkt dieses Artikels: Ich weiß nicht, ob Bibliotheken «Kathedralen des Wissens» sind. Spannende Orte der Wissensbewahrung und -vermittlung, sowohl analog als auch digital, sind sie allemal. Und Orte, an denen sich Menschen treffen, um alleine oder zusammen zu arbeiten und um Kultur zu erfahren. Deshalb bin ich froh, den Beruf des Bibliothekars in dieser herausfordernden Zeit ausüben zu dürfen.

Internet, Literatur

Tweet der Woche: Echtzeitmedium

Tweet der Woche Es gibt ja Menschen die behaupten, sie würden Twitter nicht nutzen, „weil sie ja schon bei Facebook sind“. Dabei sind diese beiden sozialen Netze doch so grundverschieden. Mit dem «Tweet der Woche» legt Twitterexperte @Einstueckkaese das Augenmerk auf den wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Sozialen Netzwerken. Und er tut das – wenn wir seinen Text auf der Metaebene lesen – durchaus selbstkritisch und nicht ohne Ironie:

Tweet der Woche von @einstueckkaese

Die vergangenen Tweets der Woche findet ihr hier.

Bluesky, Literatur

In Leipzig ins Gespräch gekommen

«Lassen Sie uns ins Gespräch kommen» Folie von Lambert Heller

«Lassen Sie uns ins Gespräch kommen», hat Lambert Heller auf seine Folien geschrieben. Gezeigt am Montag zum Auftakt des heute zu Ende gegangenen Bibliothekskongresses in Leipzig in seinem sehr guten Vortrag «Wie machen wir die wissenschaftliche Bibliothek fit für Science 2.0?» Es ging im Wesentlichen darum, wie Bibliotheken gemeinsam mit der Forschung weiter den Weg ins Web beschreiten. Eines der spannenden Zukunftsthemen der kommenden Jahre.

«Lassen Sie uns ins Gespräch kommen» war aber auch das inoffizielle Motto des #bid13 (so lautet der Hashtag, über den man bequem die Tweets zum Kongress nachlesen kann). Die Bibliothekarinnen und Bibliothekare sind nämlich vor, nach – und via Twitter sogar während! – der Vorträge ins Gespräch gekommen. Und diese Gespräche sind es, die neben den guten Vorträgen so eine Tagung so wertvoll machen, und die die schlechten Vorträge vergessen lassen. Falls ich es zeitlich schaffe, gibt’s hier im Blog am Wochenende mehr zum Kongress. Fazit vorneweg: Leipzig war – wieder mal – die Reise wert.

Wer die Blogartikel zum Bibliothekskongress in Leipzig nachlesen möchte, sei auf die Liste auf bibliothekarisch.de verwiesen, die Dörte Böhner, die vielleicht fleißigste Teilnehmerin des #bid13, dankenswerterweise angelegt hat und ständig aktualisiert.

Foto, Internet, Literatur

Elbphilharmonie 2013 – Bilder eines Baustellenbesuches

Mit lieben Kollegen aus der Stabi habe ich heute eine Führung auf der Baustelle der Elbphilharmonie besucht. Auf Twitter wurde die Forderung geäußert, wenn ich schon mal da sei, könne ich doch gleich das schon ewig auf seinen Abschluss wartende Werk vollenden. Das war heute leider auf die Schnelle nicht zu machen. Mal schauen, ob Hoch Tief den Termin 1.7.2016 dieses Mal einhalten wird. Es dürfen noch Wetten abgegeben werden, was zuerst fertig sein wird, Mehdorns Flughafen BER oder eben die Elbphilharmonie. Was ich jedoch fertig bekommen habe, ehe ich morgen auf den Bibliothekskongress nach Leipzig aufbreche, ist diesen Blogartikel samt der Fotos, die en detail im Fotoalbum auf Google+ zu sehen sind:

Fotoalbum Elbphilharmonie auf Google+

Man mag ja von der Elbphilharmonie halten was man will. Ich finde vor allem die ärgerlichen und teilweise alles andere als professionellen Verzögerungen schlimm. Ganz zu schweigen von der Frage, was man mit dem investierten Geld in der Hansestadt hätte Sinnvolleres anfangen können. Wo sie aber nun mal da ist, wollte ich sie mir auch anschauen. Und ich kann jetzt schon sagen: es war sehr beeindruckend, die Baustelle von innen zu sehen. Am meisten fasziniert haben mich die Ausführungen unseres sehr netten Führers zu den Planungen des großen Konzertsaales, der mal Platz für 2.000 Besucher bieten soll. Wirklich beachtlich, die ausgefeilten, auch noch das kleinste Detail mit bedenkenden Akustik-Berechnungen, für die niemand Geringeres verantwortlich zeichnet, als der Großmeister innenarchitektonischer Ton-Kalkulation, Yasuhisa Toyota. Da die Akustik eines Raumes sich sogar ändert, je nachdem, ob ein Konzertsitz besetzt ist oder nicht, wurde für die Konzertsessel eigens ein Stoff namens „Hamburg“ geschaffen, der den Ton genau gleich absorbiert, egal ob jemand auf ihm sitzt oder nicht. Da der Konzertsaal mindestens noch 9 Monate nach Bauübergabe durch Hoch-Tief am 1.7.2016 bis zur technischen Fertigstellung brauchen wird, ist selbst bei kühnstem Optimismus erst im Frühjahr 2017 damit zu rechnen, bis wir uns in die tonabsorbierenden, mit dem in Italien hergestellten Stoff „Hamburg“ bezogenen Sessel werden niederlassen dürfen, um die dann perfekte Akustik im großen Konzertsaal der Elbphilharmonie genießen zu dürfen.

Mein Fazit: so eine Führung zu besuchen, lohnt sich unbedingt. Sie kostet 5 € (ermäßigt 3 €) und dauert 90 Minuten. Treffpunkt ist am Elbphilharmonie Pavillon an den Magellan-Terrassen. Für den Baustellen-Besuch muss man gut im Treppensteigen sein, denn die 27 geplanten Aufzüge sind noch nicht da (es geht zu Fuß hoch in den 12. Stock und wieder runter). Wer sich für so eine Führung interessiert, muss sich immer am Ersten eines Monats (so dieser nicht auf einen Sonntag fällt) um Karten bemühen. Alle Infos dazu hier. Wer sich für Planung, Finanzierung und Vorgeschichte der Elbphilharmonie interessiert, sei auf den diese Themen gut dokumentierenden Wikipedia-Artikel verwiesen.

Foto, Hamburg
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