Die treuen Leser meines Blogs kennen Elke. Manche vom persönlichen Zusammentreffen (wie zum Beispiel Herr R|ob, als wir neulich gemeinsam Loriot besuchten), die meisten aber, weil Elke eine treue Kommentatorin auf Text & Blog ist. Seit ein paar Wochen (und noch für ein paar Wochen) reist sie durch Australien. Vordergründig macht sie das alleine, aber natürlich ist sie in einem doppelten Sinn nicht alleine, denn sie hat…
1. ihre Familie, viele Freunde und Bekannte mitgenommen und lässt sie durch ihre wunderbaren täglichen Reiseberichte und Fotos an der außergewöhnlichen Tour durch Down Under partizipieren. Und natürlich trifft sie… …
Mit Moon scheint Bowie-Sohn Duncan Jones wirklich einen großartigen Science-Fiction-Film gemacht zu haben. Gerade wurde der Streifen mit Sam Rockwell in der Hauptrolle in Spanien auf dem Internationalen Festival von Sitges, einem der wichtigsten Fantasy-Filmfestivals, mit Preisen überhäuft. U.a. bester Film, bestes Drehbuch, bester Darsteller. Nachzulesen in El País: «‚Moon‘, gran triunfadora del Festival de Sitges».
Worum geht’s in dem Film? Im Rahmen der weltweiten Energiekrise hat die Zukunft den Mond als Energielieferanten entdeckt. Im Rahmen seiner auf drei Jahre begrenzten Tätigkeit steht Minenarbeiter Sam Bell (gespielt von Sam Rockwell) vor der Rückkehr auf die Erde, doch da macht er eine fruchtbare Entdeckung…
Kevin Spacey verleiht dem Roboter Gerty – Sam Bells einziger «Begleitung» auf dem einsamen Mond – seine Stimme. Kubrick’s HAL aus 2001: A Space Odyssey lässt grüßen. Doch keine Bange, wir haben es hier – so Julian Unkel auf Filmstarts – offenbar nicht mit einem billigen Plagiat zu tun:
Kevin Spacey hat als Sprecher des eindeutig von HAL 9000 inspirierten, aber nie zu einem Plagiat verkommenden Gerty maßgeblichen Anteil daran, dass auch der Roboter zu einer sehr interessanten Figur avanciert.
Das Datum des offiziellen deutschen Filmstarts – auf Festivals gab’s ihn schon zu sehen – steht noch nicht fest (siehe Release Info IMDB), Moon dürfte aber noch dieses Jahr in Deutschland zu sehen sein.
An Goyas berühmte Zeichnung El sueño de la razón produce monstruos (dt. Der Schlaf – oder Traum – der Vernunft gebiert Ungeheuer) musste ich beim Betrachten dieses außergewöhnlichen Videos der us-amerikanischen Indie-Rock-Band Modest Mouse denken. Zu Beginn sehen wir Sänger Isaac Brock am Schreibtisch sitzen, mit einem mittelalterlichen Zeichengerät (da Vinci lässt grüßen) im wahrsten Sinne des Wortes die Fäden einer Traumwelt spinnend, in die er uns hinab zieht und in der wir es mit schlagzeugspielenden Pflanzen und monströsen Schnecken zu tun bekommen. Doch seht selbst:
Regie führte Nando Costa. Der von Modest Mouse gespielte Titel heißt «Whale Song» und entstammt ihrer neuen CD No One’s First and You’re Next. Bei Pitchwork gibt es einige Stills aus dem Film, sowie weitere Infos zur Produktion.
Es ist eine Schande, wie schlecht literarische Übersetzungen in Deutschland bezahlt sind. Beredtes Zeugnis davon legt dieser taz-Artikel über die deutsche Übersetzung von Walt Whitman durch den Übersetzer Jürgen Brôcan ab:
„Man lebt einfach sehr, sehr bescheiden, auf geringstem Niveau“, knurrt er. „Tja, und es gibt Monate, wo man froh ist, wenn man den Hartz-IV-Satz erreicht.“
Das gilt für viele Übersetzer. Nirgendwo werden so viele Bücher übersetzt wie in Deutschland, der Qualitätsstandard ist hoch. Ohne Idealismus und Selbstausbeutung ist in diesem Metier wenig zu machen. Brôcan ist nur ein Beispiel. Ulrich Blumenbach, der gefeierte Übersetzer von David Foster Wallace‘ 1.500-Seiten-Roman „Unendlicher Spaß“, hat im Vorspann der deutschen Ausgabe den Satz geschrieben: „Der Übersetzer dankt dem Deutschen Übersetzerfonds, der diese Arbeit mit zwei umfangreichen Stipendien gefördert hat, sowie seinem Vater Arnold Blumenbach, ohne dessen mäzenatische Zuwendungen er die Übersetzung nicht hätte abschließen können.“
Brôcan hat keinen Mäzen. Er besorgt sich Sekundärliteratur, ein paar antiquarische Bücher aus Amerika, Whitmann-Biografien, Whitmann-Briefe, er kauft nicht zu viel ein. Er muss das alles selber bezahlen. Er war noch nie in Amerika, er würde gerne mal hinfahren, schließlich übersetzt er gerade einen der wichtigsten amerikanischen Lyriker. Aber für so eine Reise reicht sein Budget nicht.
Diesem großartigen Text ist nichts mehr hinzuzufügen. Er ist Ausdruck einer Stadtbevölkerung, die sich gegen ein künstlich inszeniertes Stadtmarketing wehrt. Verfasser der wahren Worte ist Ted Gaier, veröffentlicht ist er an mehreren Orten im Netz, zum Beispiel auf dem Flickr-Account von Spanier:
Liebe Standortpolitiker: Wir weigern uns, über diese Stadt in Marketing-Kategorien zu sprechen. Wir sagen: Aua, es tut weh. Hört auf mit dem Scheiß. Wir lassen uns nicht für blöd verkaufen. Wir wollen weder dabei helfen, den Kiez als „bunten, frechen, vielseitigen Stadtteil“ zu „positionieren“, noch denken wir bei Hamburg an „Wasser, Weltoffenheit, Internationalität“, oder was euch sonst noch an „Erfolgsbausteinen der Marke Hamburg“ einfällt. Wir denken an andere Sachen.
Update 7.11.09: Das Manifest kann man hier unterzeichnen. Im NION-Weblog wird auch fortlaufend über Neuerungen zu «Not in Our Name, Marke Hamburg!» informiert.
Wenn man Herta Müller begegnet, fällt vor allem ihre Fragilität auf. Klein ist sie und zart, und fast fürchtet man beim Händedruck, ihre Finger zu zerbrechen. Aber die in Rumänien geborene Autorin hat mehrfach bewiesen, dass dieser Eindruck täuscht. Unter der grazilen Oberfläche schlummert eine erstaunliche Kraft…
Glückwunsch an Herta Müller. Ihr vielleicht wichtigster (und neuester) Roman Atemschaukel aus 2009 lässt den (fiktiven) Siebenbürger Sachsen Leopold Auberg in der Ich-Form erzählen, was er von 1945 bis 1950 in einem sowjetischen Arbeitslager erlebte. (Reinlesen kann man bei libreka.) …