September 2013

Kattascha zur Notwendigkeit parlamentarischer Präsenz der Piratenpartei

http://youtu.be/HhqGbZkUpy8

Heute vor sieben Jahren, am 10. September 2006, wurde in Berlin die Piratenpartei Deutschland gegründet. Besser als in diesem kurzen Interview, aufgenommen am Samstag am Rande der «Freiheit statt Angst»-Demo in Berlin, kann man die Notwendigkeit der Piratenpartei nicht erklären. Katharina Nocun, aka Kattascha, die aktuelle politische Geschäftsführerin der Piraten erklärt hier, warum sie Piratin geworden ist und warum es wichtig ist, dass Piraten in die Parlamente einziehen.

Sieben Jahre Piratenpartei, wow. Ich bin seit dem 09. Juni 2009, also seit 4 Jahren und drei Monaten, Mitglied (Mitglied-Nr. 2487). So ganz hab ich ja die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass ein Wunder geschehen möge und wir mit 5 Prozent in den kommenden Bundestag einziehen. Und sollte es nicht klappen, heißt es weiter dafür arbeiten, dass die Einsicht in die Notwendigkeit parlamentarischer Vertretung der Piraten auch in Bezirks- und Landesparlamenten wächst.

Politik, Video

Laura Poitras – die Frau im Hintergrund

Laura Poitras

Quellen für diese Collage: (li.) Screenshot Vimeo – (mi.) kris krüg (CC BY-SA 2.0) – (re.) NYT

Die Geschichte rund um die Enthüllungen von Edward Snowden, vor allem die Rolle von Glenn Greenwald und Loira Poitras, und wie die drei „zusammen fanden“, erinnert an einen Spionage-Film. (Hat eigentlich schon jemand die Filmrechte?). Erst heute habe ich die deutsche Übersetzung eines bereits im August in der New York Times erschienenen Artikels von Peter Maass gelesen (How Laura Poitras Helped Snowden Spill His Secrets), in dem vor allem die Rolle der in Berlin lebenden us-amerikanischen Filmemacherin beleuchtet wird. Es ist ja eben nicht nur Snowden, der viel auf sich nimmt und Grennwald, der ein hohes Risiko eingeht, wenn er der Welt hilft, von Snowdens ungeheuerlichen Enthüllungen zu erfahren. Nein, es war – und ist – eben auch Poitras, die viel einsetzt, und – auch das zeigt Maass‘ Text – ohne die Snowden und Greenwald wohl gar nicht zusammen gekommen wären:

Sie sorgt sich um ihre und Greenwalds Sicherheit, sie fürchtet, überwacht zu werden. «Ich möchte, dass mein Aufenthaltsort meine Privatangelegenheit bleibt. Das ist mir so wichtig wie nie zuvor.»

Sie haben jetzt Feinde. Da sind einerseits eine Menge Regierungen, andererseits aber auch private Interessenten, die nicht unglücklich wären, wenn sie die Tausende von Dokumenten in die Hände bekämen, die noch immer in der Obhut der beiden sind. Denn bisher haben Poitras und Greenwald nur eine Handvoll veröffentlicht. «Unser Ziel ist, das zu publizieren, was für die Öffentlichkeit von Interesse ist. Wir wollen aber auch selbst besser verstehen, wie die Welt heute funktioniert, und dieses Wissen möchten wir mit anderen teilen.» Das Paradoxe: Ihr Versuch, die Überwachung durch den Staat zu verstehen und zu enthüllen, hat sie dazu verurteilt, den Rest ihres Lebens überwacht zu werden.

«Unser Leben wird nie mehr dasselbe sein», sagte Laura Poitras. «Ich weiss nicht, ob ich jemals wieder irgendwo leben und das Gefühl haben werde, für mich zu sein. Das war einmal.»

Weiter in der deutschen Übersetzung des Textes von Peter Maas: «Die Frau An Snowdens Seite».

Obiges Bild ist – wegen der Filmreife der Geschichte – ganz bewusst an die Ästhetik der TV-Serie Dallas angelegt (für die Jüngeren: so sah das immer im Vorspann von Dallas aus: Beispiel JR). Lauras linkes Bild aus der eingangs gezeigten Collage stammt, wie in den Bildquellen angegeben, aus diesem ebenso kurzen wie sehenswerten Videoporträt Laura Poitras‘, aufgenommen für die MacArthur Foundation VOR der Enhüllung der NSA-Vergehen durch Snowden:

Artikel, Politik

Geh wählen – Warum wir ein Recht auf Remix brauchen

http://youtu.be/uy1af0A2Bn0

Der mit Abstand beste und deshalb bisher auch meist beachtete Wahlspot ist einer, der nicht von einer Partei kommt, sondern die Menschen in Deutschland dazu bewegen möchte, überhaupt erst zur Wahl zu gehen.

Neben dem originellen und gut gemachten Remix zeigt das Video selbst, wie reformbedürftig die Gesetzgebung rund um das Urheberrecht in Deutschland ist. In einem Posting auf irights.info geht Leonhard Dobusch, Juniorprofessor für Organisationstheorie am Management-Department der Freien Universität Berlin, genau darauf ein, anhand des obigen und eines weiteren Videos:

Ein erfolgreicher Wahlmotivations-Spot der IG-Metall verletzt höchstwahrscheinlich gleich mehrfach Urheberrechte; ein Religionslehrer kann eine Minute Material aus „Life of Brian” nicht legal verwenden. Zwei Beispiele, die zeigen, dass es ein Recht auf Remix braucht…

Weiter auf irights.info: „Geh wählen”, Life of Brian: Zwei Geschichten über Urheberrecht und Remix.

Politik, Video

Appelbaum zur Spähaffäre: «Entscheidet euch dafür, frei zu sein»

Ich glaube, wir brauchen starke politische Konzepte, aber das allein sorgt nicht für Privatsphäre. Wir brauchen Privatsphäre, die von Anfang an gegeben ist und dann eine Politik, die das stärkt und unterstützt – denn grundlegende Ideale einer liberalen Demokratie bleiben unter massiver Überwachung nicht erhalten. Wir brauchen Technologie, um diese Technologie zu bekämpfen. Aber wir werden die Welt nicht mit Technologie allein verändern. Wir müssen die fundamentalen individuellen Rechte aufrecht erhalten, damit Technologie sinnvoll sein kann und nicht nur zur Unterdrückung existiert.

Ein wichtiges und in seinem Appell an uns alle wesentliches Interview, das der Internetaktivist Jacob Appelbaum (Twitter: @ioerror) Christian Feld (Twitter: @ChrFeld) für die Tagesschau gegeben hat. Aus dem in englisch geführten Interview werden wesentliche Passagen auf deutsch auf der Website der Tagesschau wieder gegeben: «Entscheidet euch dafür, frei zu sein».

Achtet mal darauf, wie emotional berührt Appelbaum am Ende des Interviews ist, wenn er gefragt wird, warum er in Berlin lebt – bzw. leben muss. Wer dieses Gespräch sieht, wird hoffentlich auch emotional berührt sein.

Politik, Video

Kampf gegen Überwachung: Netz zurückholen und Wahlverhalten überdenken

Kaum hab ich gestern auf der Cryptoparty in Wandsbek, btw der ersten, die ich überhaupt besuchte, gelernt, wie man seine Daten und seine E-Mail-Kommunikation schützt, überschlagen sich die Meldungen, dass es der NSA auch gelungen ist, Verschlüsselungstechnologien im Netz zu umgehen.

Zwei Dinge gibt es nun zu tun, beim ersten können vor allem die IT-Experten helfen, beim zweiten können wir alle selbst was unternehmen:

1. „Nutzer müssen sich das Netz zurückholen“:

Der amerikanische Sicherheitsberater und Kryptograf Bruce Schneier schreibt im Guardian:

To the engineers, I say this: we built the internet, and some of us have helped to subvert it. Now, those of us who love liberty have to fix it.

Weiter im Guardian:
The US government has betrayed the internet. We need to take it back.
Update: den Artikel gibt es bei ZEITonline mittlerweile auch auf deutsch: „Wir müssen das Internet zurückerobern“.

2. „Die Überwachung muss unser Wahlverhalten beeinflussen“:

Der amerikanische Informatiker und verschlüsselungsexperte Philip Zimmermann (er entwickelte das Softwarepaket Pretty Good Privacy [PGP]) warnt in der ZEIT:

Die Bevölkerung muss erkennen, dass diese Themen wichtig sind. So wichtig, dass sie auch ihr Wahlverhalten danach ausrichten. Die Menschen können wählen und Politiker ins Amt bringen, die dafür sorgen, Überwachung einzudämmen. Sie können auch vor Gericht ziehen und gegen staatliche Überwachung klagen. Wir brauchen Demonstrationen, eine nationale Debatte. Wir müssen alle zur Verfügung stehenden demokratischen Mittel nutzen, um die Lage zu verändern. Die großen Aufgaben liegen in der Politik, nicht bei der Technik.

Weiter auf ZEITonline:
Die Überwachung muss unser Wahlverhalten beeinflussen„.

Was wir brauchen ist Aufklärung in der Thematik und keine Beender und Beschwichtiger. Am 22. 9. ist Bundestagswahl. Es ist ja nicht so, dass man nichts tun könnte.

Artikel, Politik, Software

Cryptoparty in Wandsbek – Wehren gegen Überwachung

cryptoparty1 Katja Falkenbach, die Direktkandidatin der Piraten zur Bundestagswahl 2013 für den Wahlkreis 22 (Hamburg Wandsbek), hat eine prima Idee gehabt. Wenn schon Menschen an den Infoständen der Piraten in Hamburgs wildem Osten fragen: «Macht ihr auch ’ne Cryptoparty?», dann fackelt sie nicht lange und organisiert eine. Deshalb hier der Hinweis für alle, die es noch nicht mitbekommen haben. Ich zitiere aus dem Flyer der Piraten zur Veranstaltung am kommenden Donnerstag:

Cryptoparty (Datenschutz-Workshop)
Donnerstag, 5. September, um 18 h
VHS-Zentrum Ost (Anfahrtsbeschreibung)
Berner Heerweg 183 (U Farmsen)

Ein Abhörskandal jagt den nächsten: NSA, der britische Geheimdienst, der Verfassungsschutz –

sie alle sammeln und speichern unsere Kommunikationsdaten: anlasslos, verdachtsunabhängig und demokratisch nicht legitimiert. Internetnutzer*innen scheinen dem Treiben hilflos ausgeliefert. Es gibt viele einfache Möglichkeiten, mit denen Du Deine Daten schützen kannst. Deshalb laden wir Dich zu unserer Cryptoparty ein, wo wir das Rüstzeug für verschlüsselte Kommunikation verständlich erklären und für Dich und Deine Freunde nutzbar machen wollen.

Katja hat den Termin gestern Abend auch getwittert und die Experten genannt, die vor Ort sein werden:

https://twitter.com/Die_Kati/status/374639381673672704

cryptoparty2 Eine persönliche Anmerkung zu Cryptopartys: Mir wäre es lieber, wir bräuchten gar keine Crypopartys. Mir wäre es lieber, wir müssten nicht unsere private Kommunikation im Internet vor dem Zugriff der staatlichen Ausspähung schützen. Genau das wäre ja die Aufgabe eines Staates, der die verfassungsmäßig verbrieften Persönlichkeitsrechte vor dem gesetzwidrigen Zugriff schützt. Aber so lange dieser Schutz eben nicht nur nicht gewährt wird, sondern der Sachverhaltes, dass wir flächendeckend und anlasslos überwacht werden, bewusst bagatellisiert und geleugnet wird, kann ich verstehen, dass viele Menschen mehr erfahren wollen, wie sich ihr Recht auf privat Kommunikation und Information schützen können. Von daher hoffe ich, dass wir uns am Donnerstag sehen in der Volkshochschule Ost. Vielleicht traut sich ja auch die eine oder der andere aus dem Westen der Hansestadt in den wilden Osten.

Update: Wer am Donnerstag nicht kann, hat am kommenden Sonntag die Chance eine weitere Cryptoparty in der Nähe Hamburgs zu besuchen. Die Norderstedter Piraten laden am Sonntag, 8. September, von 11 bis 17 Uhr, ins Coppernicus-Gymnasium ein. Das Abendblatt berichtet darüber:
Die Piraten bringen Bürgern bei, wie sie ihre E-Mails verschlüsseln.

Hamburg, Politik
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