Politik

Kampf gegen Überwachung: Netz zurückholen und Wahlverhalten überdenken

Kaum hab ich gestern auf der Cryptoparty in Wandsbek, btw der ersten, die ich überhaupt besuchte, gelernt, wie man seine Daten und seine E-Mail-Kommunikation schützt, überschlagen sich die Meldungen, dass es der NSA auch gelungen ist, Verschlüsselungstechnologien im Netz zu umgehen.

Zwei Dinge gibt es nun zu tun, beim ersten können vor allem die IT-Experten helfen, beim zweiten können wir alle selbst was unternehmen:

1. „Nutzer müssen sich das Netz zurückholen“:

Der amerikanische Sicherheitsberater und Kryptograf Bruce Schneier schreibt im Guardian:

To the engineers, I say this: we built the internet, and some of us have helped to subvert it. Now, those of us who love liberty have to fix it.

Weiter im Guardian:
The US government has betrayed the internet. We need to take it back.
Update: den Artikel gibt es bei ZEITonline mittlerweile auch auf deutsch: „Wir müssen das Internet zurückerobern“.

2. „Die Überwachung muss unser Wahlverhalten beeinflussen“:

Der amerikanische Informatiker und verschlüsselungsexperte Philip Zimmermann (er entwickelte das Softwarepaket Pretty Good Privacy [PGP]) warnt in der ZEIT:

Die Bevölkerung muss erkennen, dass diese Themen wichtig sind. So wichtig, dass sie auch ihr Wahlverhalten danach ausrichten. Die Menschen können wählen und Politiker ins Amt bringen, die dafür sorgen, Überwachung einzudämmen. Sie können auch vor Gericht ziehen und gegen staatliche Überwachung klagen. Wir brauchen Demonstrationen, eine nationale Debatte. Wir müssen alle zur Verfügung stehenden demokratischen Mittel nutzen, um die Lage zu verändern. Die großen Aufgaben liegen in der Politik, nicht bei der Technik.

Weiter auf ZEITonline:
Die Überwachung muss unser Wahlverhalten beeinflussen„.

Was wir brauchen ist Aufklärung in der Thematik und keine Beender und Beschwichtiger. Am 22. 9. ist Bundestagswahl. Es ist ja nicht so, dass man nichts tun könnte.

Artikel, Politik, Software

Cryptoparty in Wandsbek – Wehren gegen Überwachung

cryptoparty1 Katja Falkenbach, die Direktkandidatin der Piraten zur Bundestagswahl 2013 für den Wahlkreis 22 (Hamburg Wandsbek), hat eine prima Idee gehabt. Wenn schon Menschen an den Infoständen der Piraten in Hamburgs wildem Osten fragen: «Macht ihr auch ’ne Cryptoparty?», dann fackelt sie nicht lange und organisiert eine. Deshalb hier der Hinweis für alle, die es noch nicht mitbekommen haben. Ich zitiere aus dem Flyer der Piraten zur Veranstaltung am kommenden Donnerstag:

Cryptoparty (Datenschutz-Workshop)
Donnerstag, 5. September, um 18 h
VHS-Zentrum Ost (Anfahrtsbeschreibung)
Berner Heerweg 183 (U Farmsen)

Ein Abhörskandal jagt den nächsten: NSA, der britische Geheimdienst, der Verfassungsschutz –

sie alle sammeln und speichern unsere Kommunikationsdaten: anlasslos, verdachtsunabhängig und demokratisch nicht legitimiert. Internetnutzer*innen scheinen dem Treiben hilflos ausgeliefert. Es gibt viele einfache Möglichkeiten, mit denen Du Deine Daten schützen kannst. Deshalb laden wir Dich zu unserer Cryptoparty ein, wo wir das Rüstzeug für verschlüsselte Kommunikation verständlich erklären und für Dich und Deine Freunde nutzbar machen wollen.

Katja hat den Termin gestern Abend auch getwittert und die Experten genannt, die vor Ort sein werden:

https://twitter.com/Die_Kati/status/374639381673672704

cryptoparty2 Eine persönliche Anmerkung zu Cryptopartys: Mir wäre es lieber, wir bräuchten gar keine Crypopartys. Mir wäre es lieber, wir müssten nicht unsere private Kommunikation im Internet vor dem Zugriff der staatlichen Ausspähung schützen. Genau das wäre ja die Aufgabe eines Staates, der die verfassungsmäßig verbrieften Persönlichkeitsrechte vor dem gesetzwidrigen Zugriff schützt. Aber so lange dieser Schutz eben nicht nur nicht gewährt wird, sondern der Sachverhaltes, dass wir flächendeckend und anlasslos überwacht werden, bewusst bagatellisiert und geleugnet wird, kann ich verstehen, dass viele Menschen mehr erfahren wollen, wie sich ihr Recht auf privat Kommunikation und Information schützen können. Von daher hoffe ich, dass wir uns am Donnerstag sehen in der Volkshochschule Ost. Vielleicht traut sich ja auch die eine oder der andere aus dem Westen der Hansestadt in den wilden Osten.

Update: Wer am Donnerstag nicht kann, hat am kommenden Sonntag die Chance eine weitere Cryptoparty in der Nähe Hamburgs zu besuchen. Die Norderstedter Piraten laden am Sonntag, 8. September, von 11 bis 17 Uhr, ins Coppernicus-Gymnasium ein. Das Abendblatt berichtet darüber:
Die Piraten bringen Bürgern bei, wie sie ihre E-Mails verschlüsseln.

Hamburg, Politik

Wolfgang Blau zu Prism und Tempora in den deutschen Medien

Bei der Deutschen Welle gibt es ein gutes Interview mit Wolfgang BlauWolfgang Blau, auf Twitter @wblau, war Chefredakteur von ZEITonline, ehe er im April 2013 zur britischen Tageszeitung Guardian nach London wechselte, s. Wikipedia. zur Wahrnehmung von Prism und Tempora in den deutschen Medien:

I would hope that the NSA files have made it blatantly obvious to many traditionally trained political journalists, that it is their duty to society to deepen their technical and philosophical understanding of the net. And while I am impressed by many of Germany’s efforts to shed light on the NSA scandal, there is not a single newsroom in the world that is not facing the challenge that it is comparatively easier to report about the messengers of this scandal and their challenges than about the actual content of Edward Snowden’s revelations.

Weiter auf dw.de: «German media neglects UK mass surveillance».

Artikel, Politik

Greenwald zur deutschen Rolle im NSA-Abhörskandal

Frage im MoMa: Haben wir denn konkret für Deutschland weitere Enthüllungen zu erwarten?

Glenn Greenwald: Da kommen noch viele weitere Enthüllungen […] Oder auch Aktionen, an denen die deutsche Regierung beteiligt ist. […] Und jede wahre Demokratie sollte das berücksichtigen, wenn entschieden werden muss, ob eine Regierung bleiben soll, die zumindest teilweise dabei war, und nicht sehr ehrlich die eigene Rolle beschrieben hat.

Es liegt sehr viel Sprengstoff in den Worten von Glenn Grennwald, die heute Früh im Morgenmagazin der ARD ausgestrahlt wurden. Ich bin gespannt, wie lange die deutsche Bundesregierung mit ihrem Versuch noch durchkommen wird, die Abhöraffaire durch die NSA – und ihre eigene Verwicklung darin – herunter zu spielen bzw. zu leugnen. Die Menschen sind jedenfalls nicht bereit, die von Merkel gewünschte Mär von Pofallas Ende der Geschichte zu schlucken. Die Menschen sind genauso wenig bereit, der SPD oder den Grünen ihre Heuchelei abzunehmen, mit der beängstigenden Tatsache nichts zu tun zu haben, dass die Geheimdienste massenweise die deutsche Verfassung brechen. Am 22. September 2013 sind Wahlen zum Deutschen Bundestag. Möge jeder gut über seine Verantwortung nachdenken, wem er für die kommenden vier Jahre Glauben und seine Stimme schenkt.

Politik, TV, Video

Tweet der Woche zur harten Wahlkampfarbeit

Tweet der Woche Es gibt manchmal Tweets, die nur bestimmte Leute auf Anhieb verstehen. Mein persönlicher «Tweet der Woche» ist so einer. Was @emtiu, aka Michael Büker, letzte Nacht schrieb, ist sicher nicht für alle direkt verständlich:

emtiu-tdw082013

Wer aber weiß, was gemeint ist, lacht um so mehr. Während man einen Witz nicht erklären sollte, weil er dann nicht mehr funktioniert, soll dieser Tweet hier ausnahmsweise erklärt werden. Wahlkämpfer nicht etablierter Parteien (die etablierten Parteien lassen diese Aufgabe meist gegen Bezahlung von Firmen erledigen), bringen Plakate mit Kabelbindern an Laternen und Bäumen (siehe Piraten-Wiki NRW). Da man meist eine große Menge Plakate anbringen muss – siehe meinen voll beladenen Golf) –, hat man beim Aufstellen nicht nur die Plakate in den Händen, sondern immer auch eine gute Anzahl von Kabelbindern, um die Plakate fest zu zurren. Edward mit den Scherenhänden lässt grüßen.

piratkarte2013 Wenn viele „Edwards mit Kabelbinderhänden“ in einer Stadt unterwegs sind (wie etwa die Piraten in der Hansestadt), sieht die Karte von Hamburg zum Beispiel so aus – nach Anmeldung werden auch die Details zu den einzelnen Aufstellplätzen angezeigt. Ihr erinnert euch: ich hatte das Tool Piratenkarte neulich hier vorgestellt: «Wenig Wahlkampfmittel clever einsetzen: App für Piratenplakate».

Die vergangenen Tweets der Woche findet ihr hier.

Bluesky, Literatur, Politik

Wie die Geheimdienste mit Prism & Co unsere Privatsphäre verletzen

Was machen Prism und XKeyScore? from Markus Trapp on Vimeo.

Welche Informationen sammeln die Abhörprogramme Prism und XKeyScore eigentlich ein und wo setzen die Geheimdienste welches Programm ein? Einblicke in die Datensammeltechnik in den USA und Deutschland.

Manchmal hab ich den Eindruck, die Leute schenken deshalb der Verletzung der Privatsphäre durch die Geheimdienste kaum Beachtung, weil das Thema so abstrakt ist und trotz breiter Behandlung in den Nachrichten viele nicht so recht verstehen, was da überhaupt passiert. Deshalb finde ich solche Beiträge wie dieser kurze Bericht in den heute-Nachrichten (ausgestrahlt am 20.8.2013, um 17:54 Uhr) so wichtig. In zwei Minuten wird mit einfachen Worten erklärt, was Programme wie Prism und XKeyScore überhaupt bedeuten, und wie sehr sie unsere Rechte auf Privatsphäre anlasslos und beinahe flächendeckend verletzen.

Politik, TV, Video

Angriff auf den Guardian: Es gilt die Pressefreiheit zu verteidigen

Bin immer noch fassungslos ob der Geschehnisse am Sonntag im London. Erst das mehr als zweifelhafte Festhalten von David Miranda auf dem Flughafen Heathrow und dann die Aufforderung des britischen Geheimdienstes, der Guardian solle die Festplatten mit dem Recherche-Material zerstören, das sie von Snowden bekommen haben. Beides sind Einflussnahmen von Regierungsseite auf den Journalismus, die uns alle wach rütteln sollten. Unfassbar das Ganze. Ein «Anschlag auf die Pressefreiheit», wie es die Piraten-Fraktion in NRW zu recht nennt. Jacob Appelbaum dazu in der FAZ: «Ein Akt staatlicher Anfeindung».

Die Süddeutsche schreibt heute über den Angriff auf den Guardian:

Britische Geheimdienstmitarbeiter bedrängen die Redaktion der Zeitung „Guardian“ und lassen Festplatten und Computer mit Dokumenten von Edward Snowden zertrümmern. Was ist der Sinn hinter der staatlich beaufsichtigten Aktion und warum hat sich der Chefredakteur darauf eingelassen?

Weiter im SZ-Artikel: «Szenen wie aus einem Spionagethriller».

Der Guardian-Chefredakteur Alan Rusbridger über den Fall: «David Miranda, schedule 7 and the danger that all reporters now face». Alan Rusbridger im Interview auf Sky News:

http://youtu.be/BaJHypTRgZ8

Und zum Schluss ein sehr interessantes BBC2-Interview, in dem der oben bereits zitierte Jacob Appelbaum auf Louise Mensch, Politikerin der Conservative Party, trifft, die das dubiose Festhalten von David Miranda durch die Geheimpolizei auch noch verteidigt. Gut zu sehen, dass Appelbaum ihr aber gelassen in die argumentationslose Parade fährt:

Update 00:25 Uhr: Kommentar auf G+ von Stefan Heßbrüggen zum BBC2-Video: This should only be watched after reading Miranda’s first letter to the UK government: https://s3.amazonaws.com/s3.documentcloud.org/documents/759779/miranda-protocol-letter.pdf?.

Aktuellste Informationen im Guardian-Blog: «David Miranda detention – latest developments and reaction».

Artikel, Politik

Wenig Wahlkampfmittel clever einsetzen: App für Piratenplakate

Eigentlich ist es ja Wahnsinn, wie viel Geld sich die Parteien den aktuellen Bundestags-Wahlkampf kosten lassen. Die SPD gibt 23 Millionen € aus, die CDU 20 Millionen €, die Piratenpartei hat dagegen nur 400.000 €Quelle für die Wahlkampfbudgets der Parteien: Spiegel Online (12.06.2013). Um so wichtiger ist es, die wenigen vorhandenen Mittel clever einzusetzen. Deshalb finde ich die App „Piratenkarte“ (für Android und iOS), mit der Piraten die Plakatierung besser organisieren können, sehr beeindruckend:

Gute Initiative von @Michamo. Die im Video angegebene Adresse der Piratenkarte: wiki.piratenpartei.de/Wahlen/Bund/Logistik.

Politik, Software
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