Autorenname: Markus

Stéphane Hessel: Empört Euch

Indignez Vous!Stéphane Hessel

Der Mann ist 93 Jahre alt. Und es ist tief beeindruckend, was der französische Widerstandskämpfer Stéphane Hessel schreibt und wie er die Jugend von heute (und nicht nur die) auffordert, nicht in Bequemlichkeit zu erstarren, oder zu glauben, man könne eh nichts ändern an den bestehenden Ungerechtigkeiten dieser Welt:

Das ist fast so etwas wie die allerletzte Etappe: 93 Jahre. Das Ende ist nicht mehr fern. Welch eine Chance, an das Fundament meines politischen Engagements zu erinnern: die Jahre der Résistance und das Programm, das der Nationale Widerstandsrat vor 66 Jahren erarbeitete. In diesem Rat kamen alle im Widerstand aktiven Bewegungen, Parteien und Gewerkschaften im besetzten Frankreich zusammen und proklamierten ihre Treue zum Kämpfenden Frankreich und dessen Führer General de Gaulle.

Ein Auszug seines Pamphletes, das in Frankreich zum absoluten Bestseller geworden ist, wurde am Sonntag in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung abgedruckt und ist nun auch frei zugänglich: Empört euch!

Wer den Text im französischen Original lesen möchte, kann ihn portofrei bei Amazon für 2,99 € bestellen: Indignez-vous!

Foto Stéphane Hessel: Quelle Wikipedia.

Literatur, Politik

Kurzfilm von Benjamín Villeda: Happy Hour

HAPPY HOUR. SHORT FILM. from Benjamin Villeda on Vimeo.

NEW YORK CITY’S FAST PACE IS THE BEST SCENARIO FOR US TO GET INSIDE UTAH‘S MIND AND ROUTINE. UTAH WORKS AS A BARTENDER IN A VERY BUSY BAR IN THE VILLAGE. LONELINESS, LOVE, FAMILY AND RESPONSIBILITIES ARE TOO MUCH TO HANDLE WHEN YOUR SHIFT ENDS AT 4 A.M. AND YOU ONLY HAVE FOUR HOURS OFF. PERSONAL HOURS BECOME A HEAVY WEIGHT ROUTINE WHEN YOU ARE A BARTENDER.

Happy Hour ist ein großartiger Kurzfilm von Benjamín Villeda ( @benjaminvilleda ) aus New York. Unbedingt im Großformat anschauen.

Video

Berlin – Plädoyer einer Hass-Liebe

Wirres.net: schön hässlich

Grafik erzeugt mit Wordle auf Basis des Artikels «schön hässlich» von Felix Schwenzel.

Johanna Adorján schreibt in der FAZ über Das Haus, das keiner wollte (kann man lesen, muss man aber nicht). Als Reaktion darauf schreibt Felix Schwenzel auf wirres.net so viel Wahres über Berlin:

ist es nicht vielleicht so, dass die attraktivität einer stadt mit deren hässlichkeit steigt? oder moderater gefragt: kann einer gut funktionierenden stadt hässlichkeit überhaupt etwas anhaben? new york ist, wie berlin, abgrundtief hässlich. und trotzdem liebt jeder diese beiden städte. oder genauer, jeder hass-liebt beide städte.

Ein wunderbarer Text – leider nur in (kleinen) Kleinbuchstaben – über den Hass und die Liebe, die Menschen für (große) Großstädte empfinden: schön hässlich.

[via @mspro]

Artikel

Warum können wir nicht geradeaus gehen?

A Mystery: Why Can’t We Walk Straight? from NPR on Vimeo.

Ein Animationsfilm von Benjamin Arthur und dem Wissenschaftsjournalisten Robert Krulwich (NPR) über das Mysterium, dass wir – mit verbundenen Augen – nicht gerade aus gehen können. Faszinierend.

Jemand ’ne Ahnung warum dem so ist? Seit 100 Jahren wird danach geforscht. Es gibt eine wissenschaftliche Arbeit mit zahlreichen Experimenten zu dieser Frage, und zwar vom Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik in Tübingen. Die werde ich mir mal bei Gelegenheit näher anschauen: Walking Straight into Circles von Jan L. Souman (siehe auch Warum wir im Kreis gehen, wenn wir uns verirren).

In seinem Radio-Interview «Listen To People Attempt The Impossible» geht Robert Krulwich im Gespräch mit Jan L. Souman auf das bisher nicht gelöste Phänomen ein. Ebenso hörenswert wie obiger Film sehenswert ist. Ob’s an unseren unterschiedlich langen Beinen liegt, dass wir über längere Strecken mit verbundenen Augen nicht gerade aus gehen können? Vermutungen, Hypothesen oder gar wissende Antworten auf diese Frage in den Kommentaren erwünscht.

[via DayRiffer]

Video

Rückblick auf Ausblick von 1967 auf das Jahr 2000


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Als Kind hab ich mal – das muss so 1976/77 gewesen sein – in der TV Hören und Sehen gelesen, wie unsere Haushalte im Jahr 1988 aussehen werden. Von Robotern sollten die meisten Aufgaben übernommen werden. Am stärksten beeindruckt hat mich die Vorstellung, dass es Staubsauger geben werde, die von alleine die Wohnung saugen. Als es die dann 1988 nicht gab, zumindest nicht in normalen privaten Haushalten, war ich etwas enttäuscht. Mittlerweile gibt es so was ja (z.B. iRobot Roomba).

Finde solche Rückschauen auf Ausblicke in die Zukunft immer faszinierend. Deshalb ist der Filmbeitrag aus der NDR-Reihe «Auf der Suche nach der Welt von Morgen», in dem 1967 dreiunddreißig Jahre voraus geschaut wurde auf das Jahr 2000, sehr sehenswert. Auch und gerade als zeitgeschichtliches Dokument. Viel Spaß beim Betrachten!

[via @twitgeridoo]

TV, Video

WM-Halbfinale 1982 Deutschland-Frankreich: Refait

Refait from Pied La Biche on Vimeo.

Refait“ is a remake of the football WorldCup match between France and Germany (Seville, Spain, 1982). Shot by Pied La Biche in Villeurbanne (France), every aspect of the fifteen last minutes of the match was carefully reconstructed : players, positions, gestures, intensity, drama etc. It consists in shifting the traditional game area into the urban environment. Each sequence takes place in one or several locations and then the city temporarily becomes the lab for unsual experiments.
The soundtrack is made up of the original commentaries mixed with interviews of the audience recorded during the shooting.

Ich habe das WM-Spiel Deutschland Frankreich damals im Sommer 1982 als Sechszehnjähriger auf Klassenfahrt in Berlin in einer Kneipe gesehen und einem der hübschesten Mädels aus unserer Klasse pro Tor einen Kuss „versprochen“. Ein Glücksfall, ich konnte ja vorher nicht wissen, wie es ausging. Aber viel großartiger als diese Erinnerung an die lang zurückliegende Schulzeit ist dieser Film, der das Halbfinale vom 08. Juli 1982 nachspielt. Großes Fußball-Kino. Unbedingt anschauen, unglaublich gut!

[via @jensbest]

Fußball, Video

Martin Haase: Ich sehe nicht, dass wir nicht zustimmen werden


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Der Vortrag zeigt auf, wie sich Politiker rechtfertigen, wenn sie gegen ihre Argumentation und die Überzeugungen entscheiden oder handeln, für die sie stehen. Es ergibt sich dabei eine extreme Zwangslage, denn es ist oft nicht so einfach möglich, die zuvor vorgebrachten Argumente aufzugeben. Also muss auf Leerformeln, Nebelkerzen, Scheinargumente und spezielle grammatische Mittel zurückgegriffen werden, die die Regresspflicht mindern (Konjunktive, doppelte Verneinungen, Modalpartikeln usw.); dabei sind Kunstgriffe nötig, die über die inzwischen hinlänglich bekannte Leyen-Rhetorik hinausgehen.

Das ist nicht nur eine scharf beobachtete Analyse von politischen Worthülsen und dem sich Verstecken hinter doppelten Verneinungen und sonstigen linguistischen Tricks politischer Akteure, sondern auch ganz große Unterhaltung. Absolut sehenswert, was Martin Haase (@martinhaase, neusprech.org) auf dem Chaos Communication Congress referiert hat: «Ich sehe nicht, dass wir nicht zustimmen werden. Die Sprache des politischen Verrats und seiner Rechtfertigung» (Info und Vortragsfolien auf den Seiten des 27C3).

Literatur, Politik, Video

Mark Twain – der Blogger

Mark Twain Nein, natürlich hat Mark Twain (1835-1910) nicht gebloggt. Aber der Vergleich seiner posthum veröffentlichten Autobiografie von damals mit dem Bloggen von heute macht schon Spaß:

Wie Twain gewissermaßen bloggte

Freilich handle es sich bei seiner Autobiografie nicht um Aufzeichnungen, die von der Rachelust angetrieben seien.

„Wenn ich unter jemanden ein Feuer anzünde“, so Twain, „dann verfahre ich nicht nur des Vergnügens wegen so, das es mir bereitet, diesen Menschen braten zu sehen, sondern weil er die Mühe lohnt. Es handelt sich also um ein Kompliment, eine Auszeichnung; möge der Betreffende dankbar sein und den Mund halten. Die Kleinen, Gemeinen, Unwürdigen brate ich nicht.“

Twain hat diese Autobiografie nicht geschrieben. Er hat sie einem Sekretär in die Feder diktiert. Für das, was er beim Diktieren tat, wissen wir Heutigen einen Fachausdruck: Mark Twain bloggte.

WELT Online über den Überraschungserfolg von Mark Twains Autobiografie, die er erst für 100 Jahre nach seinem Tod frei gegeben hat: Wie Mark Twain „frei aus dem Grab reden kann“.

Amazon: Autobiography of Mark Twain, Volume I: 1 (Mark Twain Papers).
Hier kann man ins Buch reinschauen.

Reinhören kann man beim Nordwestradio: Lesebuch: Mark Twain.

Foto: Wikipedia.

Artikel, Literatur
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