Autorenname: Markus

Greenwald zur deutschen Rolle im NSA-Abhörskandal

Frage im MoMa: Haben wir denn konkret für Deutschland weitere Enthüllungen zu erwarten?

Glenn Greenwald: Da kommen noch viele weitere Enthüllungen […] Oder auch Aktionen, an denen die deutsche Regierung beteiligt ist. […] Und jede wahre Demokratie sollte das berücksichtigen, wenn entschieden werden muss, ob eine Regierung bleiben soll, die zumindest teilweise dabei war, und nicht sehr ehrlich die eigene Rolle beschrieben hat.

Es liegt sehr viel Sprengstoff in den Worten von Glenn Grennwald, die heute Früh im Morgenmagazin der ARD ausgestrahlt wurden. Ich bin gespannt, wie lange die deutsche Bundesregierung mit ihrem Versuch noch durchkommen wird, die Abhöraffaire durch die NSA – und ihre eigene Verwicklung darin – herunter zu spielen bzw. zu leugnen. Die Menschen sind jedenfalls nicht bereit, die von Merkel gewünschte Mär von Pofallas Ende der Geschichte zu schlucken. Die Menschen sind genauso wenig bereit, der SPD oder den Grünen ihre Heuchelei abzunehmen, mit der beängstigenden Tatsache nichts zu tun zu haben, dass die Geheimdienste massenweise die deutsche Verfassung brechen. Am 22. September 2013 sind Wahlen zum Deutschen Bundestag. Möge jeder gut über seine Verantwortung nachdenken, wem er für die kommenden vier Jahre Glauben und seine Stimme schenkt.

Politik, TV, Video

Tweet der Woche zur harten Wahlkampfarbeit

Tweet der Woche Es gibt manchmal Tweets, die nur bestimmte Leute auf Anhieb verstehen. Mein persönlicher «Tweet der Woche» ist so einer. Was @emtiu, aka Michael Büker, letzte Nacht schrieb, ist sicher nicht für alle direkt verständlich:

emtiu-tdw082013

Wer aber weiß, was gemeint ist, lacht um so mehr. Während man einen Witz nicht erklären sollte, weil er dann nicht mehr funktioniert, soll dieser Tweet hier ausnahmsweise erklärt werden. Wahlkämpfer nicht etablierter Parteien (die etablierten Parteien lassen diese Aufgabe meist gegen Bezahlung von Firmen erledigen), bringen Plakate mit Kabelbindern an Laternen und Bäumen (siehe Piraten-Wiki NRW). Da man meist eine große Menge Plakate anbringen muss – siehe meinen voll beladenen Golf) –, hat man beim Aufstellen nicht nur die Plakate in den Händen, sondern immer auch eine gute Anzahl von Kabelbindern, um die Plakate fest zu zurren. Edward mit den Scherenhänden lässt grüßen.

piratkarte2013 Wenn viele „Edwards mit Kabelbinderhänden“ in einer Stadt unterwegs sind (wie etwa die Piraten in der Hansestadt), sieht die Karte von Hamburg zum Beispiel so aus – nach Anmeldung werden auch die Details zu den einzelnen Aufstellplätzen angezeigt. Ihr erinnert euch: ich hatte das Tool Piratenkarte neulich hier vorgestellt: «Wenig Wahlkampfmittel clever einsetzen: App für Piratenplakate».

Die vergangenen Tweets der Woche findet ihr hier.

Bluesky, Literatur, Politik

Wie die Geheimdienste mit Prism & Co unsere Privatsphäre verletzen

Was machen Prism und XKeyScore? from Markus Trapp on Vimeo.

Welche Informationen sammeln die Abhörprogramme Prism und XKeyScore eigentlich ein und wo setzen die Geheimdienste welches Programm ein? Einblicke in die Datensammeltechnik in den USA und Deutschland.

Manchmal hab ich den Eindruck, die Leute schenken deshalb der Verletzung der Privatsphäre durch die Geheimdienste kaum Beachtung, weil das Thema so abstrakt ist und trotz breiter Behandlung in den Nachrichten viele nicht so recht verstehen, was da überhaupt passiert. Deshalb finde ich solche Beiträge wie dieser kurze Bericht in den heute-Nachrichten (ausgestrahlt am 20.8.2013, um 17:54 Uhr) so wichtig. In zwei Minuten wird mit einfachen Worten erklärt, was Programme wie Prism und XKeyScore überhaupt bedeuten, und wie sehr sie unsere Rechte auf Privatsphäre anlasslos und beinahe flächendeckend verletzen.

Politik, TV, Video

Angriff auf den Guardian: Es gilt die Pressefreiheit zu verteidigen

Bin immer noch fassungslos ob der Geschehnisse am Sonntag im London. Erst das mehr als zweifelhafte Festhalten von David Miranda auf dem Flughafen Heathrow und dann die Aufforderung des britischen Geheimdienstes, der Guardian solle die Festplatten mit dem Recherche-Material zerstören, das sie von Snowden bekommen haben. Beides sind Einflussnahmen von Regierungsseite auf den Journalismus, die uns alle wach rütteln sollten. Unfassbar das Ganze. Ein «Anschlag auf die Pressefreiheit», wie es die Piraten-Fraktion in NRW zu recht nennt. Jacob Appelbaum dazu in der FAZ: «Ein Akt staatlicher Anfeindung».

Die Süddeutsche schreibt heute über den Angriff auf den Guardian:

Britische Geheimdienstmitarbeiter bedrängen die Redaktion der Zeitung „Guardian“ und lassen Festplatten und Computer mit Dokumenten von Edward Snowden zertrümmern. Was ist der Sinn hinter der staatlich beaufsichtigten Aktion und warum hat sich der Chefredakteur darauf eingelassen?

Weiter im SZ-Artikel: «Szenen wie aus einem Spionagethriller».

Der Guardian-Chefredakteur Alan Rusbridger über den Fall: «David Miranda, schedule 7 and the danger that all reporters now face». Alan Rusbridger im Interview auf Sky News:

http://youtu.be/BaJHypTRgZ8

Und zum Schluss ein sehr interessantes BBC2-Interview, in dem der oben bereits zitierte Jacob Appelbaum auf Louise Mensch, Politikerin der Conservative Party, trifft, die das dubiose Festhalten von David Miranda durch die Geheimpolizei auch noch verteidigt. Gut zu sehen, dass Appelbaum ihr aber gelassen in die argumentationslose Parade fährt:

Update 00:25 Uhr: Kommentar auf G+ von Stefan Heßbrüggen zum BBC2-Video: This should only be watched after reading Miranda’s first letter to the UK government: https://s3.amazonaws.com/s3.documentcloud.org/documents/759779/miranda-protocol-letter.pdf?.

Aktuellste Informationen im Guardian-Blog: «David Miranda detention – latest developments and reaction».

Artikel, Politik

Wenig Wahlkampfmittel clever einsetzen: App für Piratenplakate

Eigentlich ist es ja Wahnsinn, wie viel Geld sich die Parteien den aktuellen Bundestags-Wahlkampf kosten lassen. Die SPD gibt 23 Millionen € aus, die CDU 20 Millionen €, die Piratenpartei hat dagegen nur 400.000 €Quelle für die Wahlkampfbudgets der Parteien: Spiegel Online (12.06.2013). Um so wichtiger ist es, die wenigen vorhandenen Mittel clever einzusetzen. Deshalb finde ich die App „Piratenkarte“ (für Android und iOS), mit der Piraten die Plakatierung besser organisieren können, sehr beeindruckend:

Gute Initiative von @Michamo. Die im Video angegebene Adresse der Piratenkarte: wiki.piratenpartei.de/Wahlen/Bund/Logistik.

Politik, Software

Maren Möhring: «Fremdes Essen»

Maren Möhring: «Fremdes Essen» Über die Migration von Gastarbeitern in die BRD hat sich die deutsche Ernährung stark verändert. Spaghetti, Pizza, Döner gehören längst zu unserem Ernährungs-Alltag. Die Historikerin Maren Möhring (vom Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam) hat dieses Thema wissenschaftlich untersucht und wurde dafür viel gelobt und ausgezeichnet (u.a. mit dem Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien 2012). De Gruyter bietet das von Maren Möhring verfasste Buch «Fremdes Essen» für kurze Zeit zum freien Download an. Die einzelnen Kapitel kann man sich frei als PDF herunter laden.

Die Geschichte der ausländischen Gastronomie in der Bundesrepublik kennt viele Geschichten. Gastwirte aus Italien, Jugoslawien, Griechenland und der Türkei brachten ein Stück verlockender, aber auch irritierender Fremde nach Deutschland. Ihre Trattorien, Grillrestaurants, Tavernen und Imbisse veränderten nicht nur die Stadt- und Dorfbilder, sie wurden auch zu Zentren interkultureller Kommunikation, die nicht immer konfliktfrei verlief. Vor allem aber veränderten diese neuen Konsumorte die Ernährungsgewohnheiten – mit Pizza, Döner und vielen anderen Köstlichkeiten, die heute vom deutschen Speiseplan nicht mehr wegzudenken sind. Maren Möhring erzählt erstmals die aspektreiche Geschichte wechselseitiger Akkulturation, wobei sie auch die andere Seite der Medaille, die Folgen der oftmals entbehrungsreichen Arbeitsmigration aus Südeuropa, aufarbeitet. Ausgezeichnet mit dem Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien 2012.

Das ist ein sehr interessantes Thema und ich bin schon gespannt auf die Lektüre. DKultur warnt aber in seiner Rezension, dass es sich hierbei um ein wissenschaftliches Buch und nicht eines zum Schmökern handelt:

Insgesamt ist das Buch weder literarisches Fast-Food noch ein elegant zu lesender Gourmet-Happen, sondern vielmehr echte Wissenschafts-Rohkost. Zum Schmökern kann es nicht empfohlen werden. Für den Fachmann aber enthält das Buch viele feine Noten und Nuancen, wichtige Positionierungen innerhalb des wissenschaftlichen Diskurses: So kritisiert Möhring die These von der Liberalisierung der Bundesrepublik, denn für Nicht-Deutsche träfe sie keinesfalls zu.

Hier geht’s zum Buch: «Fremdes Essen».

[via G+ Stevan Paul]

Literatur

Sprachlos ob der Ignoranz gegenüber Prism

Tweet der Woche Wir stehen mit den Abhörskandalen um Prism und Tempora und der Verstrickung des deutschen Geheimdienstes und der deutschen Bundesregierung(en) der vergangenen Jahre vor einem der schlimmsten politischen Skandale seit Langem. Es wird von Seiten der fünf daran beteiligten Parteien (CDU, CSU, FDP, SPD und Grüne) größtenteils gelogen, sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe geschoben oder die Ernsthaftigkeit der Lage wird bagatellisiert. Die Bevölkerung wird – trotz und gerade vor des/m Wahltermin/s am 22.9. – für blöd verkauft. Und dem Großteil der Bevölkerung ist das auch noch vollkommen egal. Um die 40 % wollen etwa die CDU wählen. Angesichts von so viel Ignoranz und Teilnahmslosigkeit gegenüber Regierungen und politischen Vertretern, die den Boden der Legalität längst verlassen haben, und angesichts massenhaft begangener Verfassungsbrüche bleibt einem nur noch die Sprache weg. Ich bin jedenfalls komplett ratlos, wieso so viele Menschen das mit sich machen lassen. Mehr als @UltraBiblioteka dazu gesagt hat, kann man auch nicht mehr sagen. Deshalb ein klarer «Tweet der Woche»:

Tweet der Woche von @UltraBiblioteka

Die vergangenen Tweets der Woche findet ihr hier.

Bluesky, Politik
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