Literatur

Literatur und Bibliotheken

Elektrischer Reporter zu Fan-Fiction

Hoch interessantes – und für die meisten noch zu entdeckendes – Thema in der heutigen Ausgabe des Elektrischen Reporters: Fan-Fiction. Es gibt Menschen, die schreiben die Geschichten aus Romanen, Filmen oder Serien, die sie gerne mögen, selbst weiter und veröffentlichen diese im Netz. Das im Film vorgestellte Portal ist unter fanfiktion.de erreichbar.

Die weiteren Themen der Ausgabe Nr. 076 unter dem Titel «Ausgedachtes, Abgefahrenes und Automaten»: „140 Sekunden“: Wenn einer eine Reise tut (mit der Vorstellung eines beeindruckenden Reiseblogs über eine Rad-Reise aus dem Südharz nach Barcelona und zurück!) und „Social Bots“: Mittlerweile tarnen sich Maschinen sehr gut als Menschen.

Nachwievor ein klasse Format. Danke Mario Sixtus.

Literatur, Video

Tweet der Woche zur harten Wahlkampfarbeit

Tweet der Woche Es gibt manchmal Tweets, die nur bestimmte Leute auf Anhieb verstehen. Mein persönlicher «Tweet der Woche» ist so einer. Was @emtiu, aka Michael Büker, letzte Nacht schrieb, ist sicher nicht für alle direkt verständlich:

emtiu-tdw082013

Wer aber weiß, was gemeint ist, lacht um so mehr. Während man einen Witz nicht erklären sollte, weil er dann nicht mehr funktioniert, soll dieser Tweet hier ausnahmsweise erklärt werden. Wahlkämpfer nicht etablierter Parteien (die etablierten Parteien lassen diese Aufgabe meist gegen Bezahlung von Firmen erledigen), bringen Plakate mit Kabelbindern an Laternen und Bäumen (siehe Piraten-Wiki NRW). Da man meist eine große Menge Plakate anbringen muss – siehe meinen voll beladenen Golf) –, hat man beim Aufstellen nicht nur die Plakate in den Händen, sondern immer auch eine gute Anzahl von Kabelbindern, um die Plakate fest zu zurren. Edward mit den Scherenhänden lässt grüßen.

piratkarte2013 Wenn viele „Edwards mit Kabelbinderhänden“ in einer Stadt unterwegs sind (wie etwa die Piraten in der Hansestadt), sieht die Karte von Hamburg zum Beispiel so aus – nach Anmeldung werden auch die Details zu den einzelnen Aufstellplätzen angezeigt. Ihr erinnert euch: ich hatte das Tool Piratenkarte neulich hier vorgestellt: «Wenig Wahlkampfmittel clever einsetzen: App für Piratenplakate».

Die vergangenen Tweets der Woche findet ihr hier.

Bluesky, Literatur, Politik

Maren Möhring: «Fremdes Essen»

Maren Möhring: «Fremdes Essen» Über die Migration von Gastarbeitern in die BRD hat sich die deutsche Ernährung stark verändert. Spaghetti, Pizza, Döner gehören längst zu unserem Ernährungs-Alltag. Die Historikerin Maren Möhring (vom Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam) hat dieses Thema wissenschaftlich untersucht und wurde dafür viel gelobt und ausgezeichnet (u.a. mit dem Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien 2012). De Gruyter bietet das von Maren Möhring verfasste Buch «Fremdes Essen» für kurze Zeit zum freien Download an. Die einzelnen Kapitel kann man sich frei als PDF herunter laden.

Die Geschichte der ausländischen Gastronomie in der Bundesrepublik kennt viele Geschichten. Gastwirte aus Italien, Jugoslawien, Griechenland und der Türkei brachten ein Stück verlockender, aber auch irritierender Fremde nach Deutschland. Ihre Trattorien, Grillrestaurants, Tavernen und Imbisse veränderten nicht nur die Stadt- und Dorfbilder, sie wurden auch zu Zentren interkultureller Kommunikation, die nicht immer konfliktfrei verlief. Vor allem aber veränderten diese neuen Konsumorte die Ernährungsgewohnheiten – mit Pizza, Döner und vielen anderen Köstlichkeiten, die heute vom deutschen Speiseplan nicht mehr wegzudenken sind. Maren Möhring erzählt erstmals die aspektreiche Geschichte wechselseitiger Akkulturation, wobei sie auch die andere Seite der Medaille, die Folgen der oftmals entbehrungsreichen Arbeitsmigration aus Südeuropa, aufarbeitet. Ausgezeichnet mit dem Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien 2012.

Das ist ein sehr interessantes Thema und ich bin schon gespannt auf die Lektüre. DKultur warnt aber in seiner Rezension, dass es sich hierbei um ein wissenschaftliches Buch und nicht eines zum Schmökern handelt:

Insgesamt ist das Buch weder literarisches Fast-Food noch ein elegant zu lesender Gourmet-Happen, sondern vielmehr echte Wissenschafts-Rohkost. Zum Schmökern kann es nicht empfohlen werden. Für den Fachmann aber enthält das Buch viele feine Noten und Nuancen, wichtige Positionierungen innerhalb des wissenschaftlichen Diskurses: So kritisiert Möhring die These von der Liberalisierung der Bundesrepublik, denn für Nicht-Deutsche träfe sie keinesfalls zu.

Hier geht’s zum Buch: «Fremdes Essen».

[via G+ Stevan Paul]

Literatur

Twitter ist mehr als das Verfassen von 140 Zeichen

Tweet der Woche Was kann eine Mutter Besseres tun, als ihrem Sohn ein lebenswichtiges Organ zu spenden? Sie kann zum Beispiel auch noch anfangen zu twittern. Der Westen hat den Hintergrund im Artikel «Wie @Fischblog seine Nierentransplantation zum Twitter-Thema macht» geschildert. Der Tweet der Woche, stellvertretend für die Heldentat von @MuddiFischblog, die ihrem Sohn zum Weiterleben eine ihrer beiden Nieren gespendet hat, kommt von @Terrorzicke:

Tweet der  Woche von @terrorzicke

Und wieder einmal haben alle Beteiligten erfahren, dass Twitter mehr ist als das Abschicken von Kurzbotschaften in einer maximalen Länge von 140 Zeichen.

Die vergangenen Tweets der Woche findet ihr hier.

Bluesky, Literatur

Iljia Trojanow: Die Kollateralschäden des kalten Bürgerkriegs

Iljia Trojanow Iljia Trojanow, deutscher Schriftsteller und Übersetzer bulgarischer Abstammung, hat am eigenen Leib in Sofia erfahren, was es bedeutet von Geheimdiensten ausgespäht zu werden. Er hat heute in einem Gast-Kommentar in der NZZ den für mich bisher besten Text zum von Edward Snowden aufgedeckten Abhörskandal durch die Geheimdienste der USA und Großbritanniens, veröffentlicht:

Es offenbart sich zudem die undemokratische Haltung der meisten Politiker sowie die grassierende Arg- und Sorglosigkeit vieler Bürger.
[…]
Während die Geheimdienste der Gesellschaft völlige Transparenz abverlangen, verstecken sie sich selbst hinter einem intransparenten Schutzschild.
[…]
Insofern ist es absolut notwendig, ihre Macht rigoros einzuschränken, wenn man sie denn überhaupt benötigt (was gebetsmühlenhaft behauptet, aber selten begründet wird). Wenn aber, wie in den USA geschehen, ein geheimer Staat im Staat entsteht, der über eine eigene Armee verfügt, überwacht von geheim tagenden, stets zustimmenden Gerichten sowie von zur Verschwiegenheit verpflichteten Ausschüssen, entsteht ein hochgefährliches Machtghetto, in dem die üblichen professionellen Deformationen wie Paranoia und Selbstherrlichkeit noch verstärkt werden.

Weiter auf NZZ im Gastkommentar von Ilija Trojanow zur totalen Überwachung: «Die Kollateralschäden des kalten Bürgerkriegs».

Foto: Thomas Dorn (CC BY-SA 3.0), Wikipedia.

Literatur, Politik

Tweet der Woche: Grumpy Merkels Treuester

Tweet der Woche Ronald Pofalla – «Merkels Treuester», schreibt die SZ, war lange Zeit untergetaucht. Gestern ist er wieder aufgetaucht, hat aber leider nur wirres Zeug geredet. Er habe alles richtig gemacht. «Was ist Prism und wenn ja, wie viele?» fragt die SZ. Und fragen sich die kritischen Zuschauer des sonderbaren Spektakels. Doch Merkel nimmt ihren getreuen Gehilfen sofort in Schutz, und alles ist wieder gut. Niemand Geringeres als @GrumpyMerkel selbst hat die Erklärung für den nur scheinbar enttäuschenden Auftritt ihres Kanzleramtsministers und Vertrauten für Geheimes:

Tweet der Woche von @GrumpyMerkel

Die vergangenen Tweets der Woche findet ihr hier.

Bluesky, Literatur, Politik

Juli Zeh: NSA wie Einbrecher im eigenen Haus

Juli Zeh: Was wir hier erleben, ist nicht irgendein abstraktes Technik-Schnick-Schnack. Bei einer Überwachung in diesem Ausmaß geht’s auch nicht mehr um die komplizierte Abwägung zwischen Sicherheit und Freiheit […] Was wir hier erleben, ist ein Angriff auf unsere Verfassung von historischem Ausmaß.

Die an meiner Heimat-Uni Saarbrücken zum Dr. jur. promovierte Schriftstellerin Juli Zeh hat heute dem heute Journal ein Interview gegeben, das deutlicher nicht aussprechen kann, was Viele momentan in Deutschland empfinden. Fassungslos sehen wir uns das Trauerspiel der deutschen Nicht-Reaktion der Bundesregierung auf den Angriff auf unsere Verfassung an und staunen gleichsam über anhaltend gute Umfragewerte für die Union (Deutschlandtrend: Unionshoch trotz NSA-Affäre).

Was ist es: Gleichgültigkeit gegenüber den Vorgängen? Wir haben doch nichts zu verbergen? Politischer Stursinn? Sagen 40 % der Menschen: Ich wähle immer die CDU, und egal, was sie macht, ich werde sie nochmal wählen? Wird die Kritik an Merkel und ihrem Kabinett einfach als reines Wahlkampfgetöse der Anderen abgetan? Nach dem Motto: die SPD und die Grünen sind ja auch nicht besser? An Letzterem ist ja was dran. Unter Rot/Grün hat die NSA genauso abgehört. Beide vermeintlich eher als die konservative CDU auf freiheitliche Bürgerrechte bedachte Parteien unternehmen auch nichts gegen die Vorratsdatenspeicherung oder gegen die Bestandsdatenauskunft.

Meine Hoffnung – zugegeben: wenig überraschend als Pirat – ist, dass sich bis zum 22. September genügend Menschen entschließen können, die Piraten zu wählen, damit der Einzug in den Bundestag und eine verstärkte parlamentarische Kontrolle und Transparenz rund um die ungeheuerlichen Angriffe auf unsere Verfassung möglich werden. Um es mit den gestern von @Kattascha veröffentlichten Worten zu sagen:

Update 21:30 Uhr: Passend dazu auch Kattaschas heute in der FAZ veröffentlichter Artikel:

Eine offene Demokratie ist anfällig für Angriffe. Doch was wollen wir aufgeben, um in einer möglichst sicheren Welt zu leben? Rein objektiv betrachtet bewegen wir uns in einer sicheren Gesellschaft.

Weiter auf faz.net: Katharina Nocun: «Der Überwachungsstaat ist der größte Anschlag».

Bluesky, Literatur, Politik, Video

ZEIT Online-Chef Jochen Wegner zur Zukunft des Onlinejournalimus

Jochen Wegner, Chef  von ZEIT Online

Was heute Morgen einschlug wie eine Bombe «Springer-Konzern verkauft Regionalzeitungen» (u.a. das Hamburger Abendblatt und die Berliner Morgenpost), will ich gar nicht weiter kommentieren. Viel wichtiger – und aussagekräftiger – scheint mir das Interview, das Jochen Wegner, der Chef von ZEIT Online, Meedia gegeben hat. Ein Auszug:

Wenn die Print-Online-Zusammenarbeit immer enger wird, rückt dann auch das Thema Bezahlinhalte stärker in den Fokus – auch nach dem, was Herr Esser jetzt schon einige Male angekündigt hatte?
Ich habe eine Vorstellung davon, wie das aussehen könnte.

Heißt konkret?
Wenn wir ein Bezahlmodell einführen, sollten wir den Weg von ft.com und nyt.com gehen. Wir sollten ein „Metered Model“ wählen, das darauf basiert, dass nur wenige Prozent aller Leser überhaupt eine Bezahl-Option wahrnehmen, weil sie uns besonders intensiv nutzen. Vielleicht ein Prozent würde dann irgendwann ein Abo abschließen. Das wäre ein großer Erfolg. Schon heute haben mehr als 25.000 Leser ein Digital-Abo der Zeit.

Zeit Online stand immer für einen kostenlosen Zugang zu allen Texten. Warum jetzt der Sinneswandel?

Den kostenlosen Zugang würde es in jedem Fall weiter geben, das ist einer der kontraintuitiven Aspekte des Metered Models. Viele hochwertige Angebote gehen in diese Richtung – sie müssen allerdings den Fehler vermeiden, um das Geld der Leser zu betteln. Das darf nur die taz als gleichsam crowdfinanziertes Medium.

Weiter lesen auf Meedia: «Wir ignorieren die Tricks der Branche».

Das im Interview angekündigte Beispiel für Datenjournalismus, basierend auf 155.965 Datensätzen für eine Abgeordnetenbilanz, ist übrigens auch sehr interessant. Wegner, selbstverständlich auch auf Twitter unterwegs, wies heute Vormittag drauf hin:

Bluesky, Literatur, Politik
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