Literatur

Literatur und Bibliotheken

Burkart Kroeber: Was Übersetzen heißt und was nicht

Ist es auch ärgerlich, wie schlecht vorbereitete (oder schlimmstenfalls mit bösen Absichten agierende) Journalisten versuchen, gegen die literarischen Übersetzer anzuschreiben, so ist es doch sehr tröstlich, wie viele Blogs und Radiosender sich mit dem Konflikt um eine gerechte Bezahlung literarischer Übersetzungen beschäftigen.

Heute hat sich Bayern2Radio in seiner Sendung Kulturjournal des Themas angenommen und einen bereits Ende 2005 gesendeten Essay von Burkart Kroeber wiederholt: «Was Übersetzen heißt und was nicht». Die aus einem öffentlichen Vortrag hervorgegangene Situationsbeschreibung eines Übersetzers hat in ihrer Aussagekraft nichts verloren und ist – ob des gerade wieder in der Öffentlichkeit stärker diskutierten Konfliktes – aktueller denn je.

Übersetzen: Kunst der Interpretation

Deutsche Sprache, schwere Sprache. Trotzdem gibt es viele Menschen, die sich die Mühe machen, Texte aus aller Welt ins Deutsche zu übersetzen. Doch die Mühe wird schlecht belohnt: Übersetzer sind unterbezahlt und wenn sie sich dagegen wehren, wird ihnen vorgeworfen, am Rückgang der Übersetzungen Schuld zu sein. Im Kulturjournal plaudert ein Übersetzer aus den Nähkästchen.

Hier der heutige Beitrag aus dem Kulturjournal zum Nachhören (22 min 12 sec):
http://literaturuebersetzer.de//download/uebersetzer/b2r_kroeber_18022007.mp3
Update 19.2.07, 11:15 Uhr: Gerade hat mich eine aufmerksame Leserin (in diesem Falle Hörerin) darauf hingewiesen, dass an zwei Stellen des Beitrages ein «Komm verzähl’mer nix» [hochdeutsch: «Komm, erzähl mir nichts»] zu hören sei. Ich entschuldige mich für diese Störung des Beitrages, die dadurch entstanden war, dass ich während der Aufnahme zwei neue E-Mails bekommen hatte und Mails immer von einem Sound mit selbigem Spruch angekündigt werden. Ich habe diese Störungen nun herausgeschnitten, wodurch es aber bei zu kleinen Sprüngen (bei 7:02 und 16:28) kommt, die ich zu entschuldigen bitte.

Literatur, Radio, Übersetzen

Debatte zu Übersetzerhonoraren auf SWR2

Der Streit um die Übersetzerhonorare wird am Montag (19.02.2007, 17.05 bis 17.50 Uhr) Thema der Radio-Sendung «SWR2 Forum» sein. Titel des Programms: «Kulturverpflichtung oder Wirtschaftsgut?»

Update 19.02.07, 19:50 Uhr: Der Beitrag ist nun hier zu hören:
http://mp3.swr.de/swr2/forum/swr2_forum_20070219_uebersetzerhonorare.6444m.mp3

Es diskutieren unter der Moderation von Burkhard Müller-Ullrich:

Vor fünf Jahren wollte die Bundesregierung den Übersetzern etwas Gutes tun. Sie änderte das Urheberrechtsgesetz dahingehend, dass sie – so wie die Buchautoren – an den Verlagstantiemen beteiligt werden sollten. Wie das allerdings genau auszusehen habe, steht nicht im Gesetz. Da heißt es nur, dass sich die Übersetzer und die Verleger über eine angemessene Vergütung auseinandersetzen müssten. Das tun sie seither nicht. Statt miteinander zu verhandeln wird übereinander hergezogen – in der Öffentlichkeit. Kürzlich unternahmen einige Verleger einen Vorstoß und präsentierten ein sogenanntes Münchner Modell. Das fassten viele Übersetzer als Affront auf und seither tobt in den Feuilletons ein sogenannter Übersetzerstreit. Geht es dabei wirklich nur um Honorare? Oder ist auch eine Diskussion über kulturelle Zielbestimmungen an der Zeit?

VdÜ-Dossier zur Debatte um ÜbersetzerhonorareWer sich vor der Sendung noch einmal einen Überblick über den bisherigen Verlauf der Debatte um die Übersetzerhonorare machen möchte, findet auf den Seiten des Verbandes der deutschsprachigen Literaturübersetzer (VdÜ) ein stets aktualisiertes Dossier, das zwar beide Seiten zu Wort kommen lässt, aber naturgemäß – was die eigenen dort abgebildeten Texte anbelangt – den Standpunkt der Übersetzer und Übersetzerinnen vertritt.

Literatur, Radio, Übersetzen

Was sind uns literarische Übersetzungen wert?

Craig Moris in Telepolis: «Der „Übersetzerstreit“ ums liebe Geld»

Anstatt ständig die Übersetzer für schlechte Texte und schlechte Margen schuldig zu machen, sollten wir einsehen, wie viel wir von Übersetzungen haben. […] Man verpasst erst recht viel, wenn man sich auf keine guten Übersetzer verlassen kann, denn wer lernt eine zweite Sprache so gut, dass er deren Belletristik wie ein Muttersprachler verstehen kann? Höchstens ein Übersetzer. Wer keiner werden kann, muss wissen, ob er sich einen leisten möchte.

Craig Morris bezieht eindeutig Stellung und macht am Ende seines Artikels klar, dass er als technischer Übersetzer und Konsument von literarischen Übersetzungen ins Deutsche den Streit zwischen Verlagen und Literaturübersetzern zwar mit Interesse betrachtet, aber ohne Eigeninteresse.

Der Verband der deutschsprachigen Übersetzer (VdÜ) dokumentiert seine Sicht der Dinge auf der Homepage literaturuebersetzer.de. Deshalb sage ich es hier nochmals, obwohl schon mehrfach betont: Ich verfolge den beschriebenen Streit als literarischer Übersetzer, als VdÜ-Mitglied und als für die Homepage verantwortlicher Webmaster. Und nicht zuletzt auch als Rezipient literarischer Übersetzungen. Momentan lese ich «Alles ist erleuchtet» von Jonathan Safran Foer. Mein Englisch ist nicht gut genug, um dieses Buch im Original zu lesen und ich bin dankbar, dass ich es in guter Übersetzung von Dirk van Gunsteren lesen kann.

Artikel, Literatur, Übersetzen

Privilegierte Übersetzer? – Eine Entgegnung

Sind wir schon so weit? Nicht nur, dass literarische Übersetzer für die wichtige Arbeit, die sie leisten, viel zu schlecht bezahlt werden, nein es wird ihnen auch öffentlich vorgeworfen, sie täten nur so, als verdienten sie zu wenig. So geschehen am 7.2.07 in dem bereits erwähnten NZZ-Artikel «Notwendige Unterbezahlung?» von Joachim Guntner, der sich erdreistet zu behaupten:

Wenn ein gefragter Übersetzer wie Burkhart Kroeber klagt, ‹wir müssen von etwa 1000 Euro pro Monat leben›, dann ruiniert er nicht nur seine eigene Glaubwürdigkeit, sondern die der ganzen Zunft.

Immerhin druckt die NZZ heute – dankenswerterweise und ganz im Sinne Ihrer gewohnten Neutralität – die Gegendarstellung des Umberto Eco-Übersetzers Burkhart Kroeber ab:

Die durchschnittlich 1000 Euro sind keineswegs, wie Güntner vermutet, der von einem «Unterprivilegierten» erzielte Betrag. Sie sind das, was ein vielgefragter und in den Verlagen hochgeschätzter Übersetzer in guten Zeiten (d. h., wenn er gesund ist und kein Auftragsmangel herrscht) erwirtschaften kann. Je schwieriger eine Übersetzung ist, desto geringer wird diese Summe – bei manchen Texten schafft man nicht mehr als 2 bis 3 Seiten pro Tag.

Weiter in «Privilegierte Übersetzer? – Eine Entgegnung» von Burkhart Kroeber.

Ich finde es beschämend, dass Burkhart Kroeber sich auf diese Ebene herablassen muss, und hier vorrechnen muss, wie schlecht die Übersetzer von Literatur gestellt sind. Gleichzeitig ist es ihm hoch anzurechen, dass er es tut. Danke dafür, Burkhart!

Die Übersetzer haben keine Lobby und verfügen nicht über große PR-/Marketingabteilungen wie die Verlags- und Medienkonzerne. Was die Übersetzer haben, sind ihre Leser (also euch!), die sich freuen ausländische Literatur in ihrer Sprache lesen zu können und die Freude an Texten zu haben, deren Originalsprache sie nicht beherrschen. Vielleicht denkt ihr einfach mal daran, wenn ihr das nächste Mal ein ausländisches Werk auf deutsch lest und schaut mal vorne in die Angaben, wer das Werk übersetzt hat.
Damit haben wir noch keinen Cent mehr verdient, aber vielleicht stärkt das bewusste Wahrnehmen der Übersetzer auch endlich einmal ihre Position als Urheber.

Literatur, Übersetzen

Das Comeback des Mikrofilms

Mikrofilm
Foto: Wikipedia

Wer hätte das gedacht?

Im Rahmen der Archiving Community wurde ein Langzeitarchivierungssystem entwickelt, das wichtige Dokumente und Zeichnungen in einem Schritt digitalisiert und auf Mikrofilm archiviert. Damit rückt das Archivmedium Mikrofilm wieder in den Fokus der Datensicherung. Im Gegensatz zu digitalen Daten bietet der Datenträger eine Datensicherheit für über 500 Jahre und eignet sich damit bestens für Unternehmen und Organisationen, die Unterlagen für 20 Jahre und länger lesbar halten müssen.

Weiter im Standard: «Langzeitarchiv für 500 Jahre – Rückkehr des Mikrofilms».

Artikel, Internet, Literatur

Medienecho zu gerechter Übersetzungshonorierung

Das Medienecho zur Frage gerechter Übersetzungshonorierung geht weiter: Heute schreibt auch die NZZ darüber (Artikel von Joachim Güntner: «Notwendige Unterbezahlung?»).
Die Süddeutsche Zeitung veröffentlicht auf S. 16 eine Reaktion meiner Übersetzer-Kollegin Brigitte Grosse «Zum Lohn einer Putzfrau – Übersetzer und ihre Honorare» (Artikel online nur für Abonnenten zugänglich).

Und gleich, kurz nach 11 Uhr, berichtet Deutschland Radio Kultur live:

Murakami und Pamuk nur noch im Original? – Warum werden weniger Bücher ins Deutsche übersetzt?
Ein Streitgespräch zwischen Verleger und Übersetzer – Marcel Hartges, Verlagsleiter DuMont vs. Hinrich Schmidt-Henkel, Übersetzer.

Update 11:30 Uhr: Der DLR-Beitrag (12 min.) ist hier nachzuhören:
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2007/02/07/dkultur_200702071109.mp3
Update II – 13:45 Uhr: Nur ganz kurz (habe gerade wenig Zeit, nur damit hier kein falscher Eindruck entsteht, weil ich die Links unkommentiert ins Blog gesetzt habe):
Wie Hinrich Schmidt-Henkel die Position der Übersetzer im Live-Interview vertreten hat, finde ich klasse.
Der Angriff auf Burkhart Kroeber im NZZ-Artikel ist natürlich nicht nur peinlich, sondern zeigt auch, dass selbst die NZZ, konkret Joachim Güntner, hier nicht sauber recherchiert hat, was man doch eigentlich von einem erfahrenen Journalisten erwarten dürfte.

Artikel, Literatur, Radio, Übersetzen

Literatur verwalten mit LibraryThing

LibraryThingAnne Christensen hat wieder mal einen klasse Artikel im Stabi-Blog geschrieben. Diesmal geht’s in unserer pfiffigen Web 2.0-Reihe um Literaturverwaltungsdienste wie LibrayThing und Konsorten:

Bei Library Thing können Sie sich optisch ansprechende, weil oft mit den Buchcovern angereicherte Listen Ihrer Literatur machen – hier ein Beispiel dafür. Viel Schreibarbeit ist dafür nicht notwendig, weil Sie dafür auf fertige Katalogisate von Amazon oder aus internationalen Bibliothekskatalogen zurückgreifen können. Einfach nach dem gewünschten Titel suchen und per Mausklick in die eigene virtuelle Bibliothek übernehmen – das ist das Grundprinzip von Library Thing.

Das heißt man speichert einerseits seine Bücher ab, kann aber andererseits auch im Bestand der anderen stöbern: Person XY hat das gleiche Buch gelesen wie ich, mal sehen was er/sie noch so gelesen hat. Und, wie Anne so schön schreibt:

LibraryThing sagt Ihnen, wer ähnliche oder gleiche Bücher auf dem Regal hat und hat außerdem seit kurzem einen Empfehlungsdienst im Programm: Sie sagen, was Ihnen gefiel oder nicht, und Library Thing ermittelt dann, was Ihnen noch gefallen könnte oder wovon Sie besser die Finger lassen.

Die stärker wissenschaftlich ausgerichteten Dienste (u.a. auch zum Abspeichern von Websites und elektronischen Aufsätzen) wie Connotea, CiteULike und BibSonomy werden auch vorgestellt. Nix wie hin ins Stabi-Blog: «Web 2.0-Dienste, Teil 8: Literaturverwaltung mit LibraryThing und Co».

Hamburg, Informationskompetenz, Internet, Literatur
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