Entfesselte Masken im expressionistischen Tanz

Schulz/Holdt: TanzmaskenSchulz/Holdt: männliche TanzmaskeLavinia Schulz und Walter Holdt: BiboLavinia Schulz und Walter Holdt: Skirnir
Für mich DIE Entdeckung der Langen Nacht der Museen in Hamburg:
Die Ausstellung «ENTFESSELT. EXPRESSIONISMUS IN HAMBURG UM 1920» Visionen vom Neuen Menschen in Tanz, Theater, Musik, Fotografie, Malerei, Grafik und Skulptur (im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, noch zu sehen bis zum 05.06.06).

Um 1920 war Hamburg voller künstlerischer Talente, innovativ, wagemutig. Ein neues kulturelles Leben entfaltete sich in der Stadt; eine beeindruckende Kunstszene entstand. In dem Willen, die Gesellschaft zu erneuern und bürgerliche Konventionen aufzubrechen, wollte man Schrecken und Niederlage des Weltkrieges überwinden. Es war eine Zeit des Aufbruchs, der Gründung von Künstlergruppen und der ausgelassenen Künstlerfeste.

In diese fantastische Ausstellung werde ich auf jeden Fall nochmal gehen. Beeindruckt war ich nicht nur von der Ausdruckskraft der liebevoll gestalteten Tanzpuppen, sondern auch von den zahlreichen Zeichnungen und Skizzen, darunter auch Storyboardentwürfe für nie realisierte Tanzfilme. Anrührend und bei der Betrachtung der – zum Glück über die Zeit geretteten – Werke des Künstlerpaares Schulz/Holdt nie zu vergessen: deren tragisches Schicksal, denn ihr Leben fand mit 28 bzw. 25 Jahren schon ein frühes Ende.
Hierzu Prof. Frank Böhme im Hinweistext auf seinen Vortrag zur spannenden Geschichte einer Rekonstrukion:

Am 18. Juni 1924 erschießt Lavinia Schulz erst ihren Mann und dann sich selbst. Damit endet eine beispiellose Karriere. Bei den berühmten Künstlerfesten im Curio Haus waren sie die Attraktion mit ihren Tänzen und Kostümen. Über Jahrzehnte schlummerten die Masken unbemerkt im Museum für Kunst und Gewerbe.

Weitere Infos:
– Ausstellungsrezension bei SCHWARZAUFWEISS
– Wikipedia-Artikel zum Ausdruckstanz/Freier Tanz (zu Beginn des 20. Jhds.)
– taz-Artikel: Fegefeuer und Nahrungssorgen (18.03.06)
– Artikel Welt am Sonntag: ‘Entfesselt’ fesselt (19.02.06)

3 Kommentare zu „Entfesselte Masken im expressionistischen Tanz“

  1. Oh, einmal auf den neuen Zufallslink geklickt und gleich hier gelandet. Das war eine sehr schöne Ausstellung. Ich hatte das Vergnügen, zur Eröffnung geladen worden zu sein. Schön, dass ich mich hier nochmal daran zurückerinnern konnte.

  2. Pingback: Schjerfbeck, Richter, Wurm und die Götter » Text & Blog – Das Weblog von Markus Trapp.

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