Schjerfbeck, Richter, Wurm und die Götter

Paavo (1912)
Paavo (1912) von Helene Schjerfbeck

Am Samstag war ich mit Freunden auf der Langen Nacht der Museen, und wie auch schon im Vorjahr, war ich auch dieses Jahr von den nächtlichen Kurzbesuchen in Hamburger Museen stark beeindruckt.
Erst war ich sauer über die Sachen von Erwin Wurm in den Deichtorhallen, dann konnte ich aber doch über seine Provokationen schmunzeln. Lustige aufgeblähte Figuren, Platten mit Handlungsanweisungen. Sogar in einem Video von den Red Hot Chili Peppers steckt Kunst von Erwin Wurm drin; es wurde auch in einer Ecke der Ausstellung vorgeführt und kann bei MyVideo betrachtet werden: «Can’t stop».

In der Hamburger Kunsthalle haben die riesigen Bilder von Daniel Richter ihre Wirkung auf mich nicht verfehlt. Was ich abschließend darüber denken soll, weiß ich noch nicht. So negativ wie Frau Isabo hab ich ihn aber nicht empfunden. Der momentan stark gehypte und enorm erfolgreiche Künstler (500.000 Euro für einige seiner Bilder!) lebt in Hamburg und arbeitet in Berlin. Warum er das so hält, erzählt er in diesem Video auf Polylux, dort sind auch ein paar seiner Bilder zu sehen. Weitere Infos in der Wikipedia. Wer ihn sich noch ansehen möchte: die gerade erst eröffnete Ausstellung ist noch bis zum 5. August 2007 zu sehen.

Bunte GötterIm Museum für Kunst und Gewerbe sind die bunten Götter zu sehen. Spöttisch könnte man auch sagen «Götter in Strumpfhosen». Wir kennen diese Figuren ja nur in weißem Marmor, aber die Farbforscher haben in den letzten 20 Jahren Verfahren entwickelt die mineralischen Farben auf erhaltenen Skulpturen aus der Zeit der Alten Griechen nachzuweisen und zu rekonstruieren. Offensichtlich waren diese Figuren damals viel bunter, als wir sie uns bisher vorgestellt haben. Beinahe comichaft, poppig und grellbunt kann man sie nachgebildet in der Ausstellung «Bunte Götter – Die farbenfrohe Welt der Alten Griechen» noch bis zum 1. Juli 2007 in Hamburg bewundern.

Die Fotos in der Ausstellung in den Deichtorhallen «VisualLeader 2007» hat mit ganz starken Bildern aufgewartet, in einer Multimedia-Ecke wurden sogar Portale wie last.fm oder Blogs vorgestellt, in der parallel gezeigten Ausstellung «Was ist wichtig? eine fotografische Recherche zu europäischen Werten» haben mich vor allem die Fotos der bulgarischen Ostkreuz-Fotografin Pepa Hristova (die übrigens in Hamburg studiert hat) begeistert.

Helene Schjerfbeck: Selbstbildnis 1912 Der Höhepunkt der Nacht der Langen Museen, wie ich sie immer in bewusster Verdrehung nenne, war für mich die Ausstellung der Werke von Helene Schjerfbeck in der Hamburger Kunsthalle. Ich habe die finnische Malerin überhaupt nicht gekannt. Eine wahre Entdeckung also. Helene Schjerfbeck hat diese ganz wunderbare oben zu sehende Zeichnung Paavo gemalt, die es mir beosnders angetan hatte. Sie ist über die finnischen Landesgrenzen hinaus bekannt geworden mit dem Bild «Die Genesende». Bewegend ist die Reihe ihrer Selbstportraits, die in der Ausstellung chronologisch aufgebaut waren und die in zunehmendem Alter immer schemenhafter wurden. Leider ist die Ausstellung schon zu Ende. Der Katalog bleibt als Trost. Und die Erinnerung an eine gelungene Nacht der Langen Museen.

Update 9.05.07: Schönes Portrait zu Helene Schjerfbeck bei 3sat-denkmal.

1 Kommentar zu „Schjerfbeck, Richter, Wurm und die Götter“

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