Wir werden durch die aktuellen Unruhen im Norden Afrikas nochmals schmerzlich daran erinnert, wie furchtbar es für die Menschen ist, wenn das Militär statt den Staat nach außen zu beschützen ins Innere wirkt und die Privatpersonen terrorisiert. In beispielloser Brutalität hat das auch die Argentinische Militärdiktatur gezeigt. Ein filmisches Dokument über diese Zeit wird heute Abend (23:15 – 01:00 Uhr) im WDR ausgestrahlt. Wer dieses Meisterwerk des argentinischen Regisseurs Marco Bechis sieht, wird es nicht mehr vergessen:
Lange vor der Aufhebung des Amnestiegesetzes im Jahr 2003 und der Verurteilung des Folterpolizisten Julio Simón im August 2006 widmete sich der Spielfilm Junta (Garage Olimpo, 1999) der schonungslosen Aufarbeitung der Militärdiktatur Argentiniens (1976-1983).
[…]
Das Porträt einer Gesellschaft, die sich in einem nicht gelebten Ausnahmezustand befindet, in dem die Spuren von Gewaltherrschaft zur Bagatellelle degradiert werden, setzt Bechis aus den unmittelbaren Erfahrungswelten seiner Figuren zusammen. Diese, durch eine filmische Verengung evozierte, subjektivierte Perspektive beschränkt sich nicht nur auf die Ängste und das Gefühl von Desorientierung der Hauptfigur Maria, sondern wird als Inszenierungskonzept durch das handlungsrahmende Bombenattentat auf einen Polizeichef besonders deutlich.
Zitiert aus der Rezension von Junta auf critic.de. Der Film wird heute Abend auf deutsch [Korrektur:] als OmU ausgestrahlt. Auch wer kein Spanisch kann, dürfte trotzdem einen Eindruck vom Gezeigten bekommen, wenn er sich diesen Filmausschnitt betrachtet:
Direktlink YouTube
Ausführliche deutschsprachige Infos und umfangreiches Foto- und Pressematerial zum Film auf http://www.flaxfilm.de/movies/junta/ (Vorsicht: ausschaltbares Audio poppt auf!).
Update 4.2.11: Auch heute kommt wieder ein großartiger argentinischer Film zu diesem düsteren Kapitel der Geschichte des südamerikanischen Landes: Ebenfalls um 23:15 im WDR: Crónica de una fuga (den ich hier schon mal ausführlich vorgestellt hatte: Neues Argentinisches Kino im BR.
Ich bin durch Zufall gestern in diesen Film hinein gestolpert. Und obwohl er – leider – sehr spät gesendet wurde, musste ich mir das bis zum Ende antun, um zu erfahren, was da seinerzeit Schreckliches unbemerkt an mir vorübergegangen war. Ja, es stimmt: man wird den Film – und die darin geschilderten Greuel – schwerlich vergessen.
Nun habe ich heute im Internet über die späteren Maßnahmen zur Strafverfolgung der Verantwortlichen nachgelesen. Und man muss sich als Deutscher leider schämen, wie wenig sich unsere eigenen Politiker und Strafverfolgungsbehörden dabei ins Zeug gelegt haben.
@Gert Heidenreich: Danke für den Kommentar und die Bestätigung meiner Einschätzung zum Film. Garage Olimpo zeigt uns, genau wie die Ereignisse im Norden Afrikas, dass die Welt nicht weg schauen darf, wenn Menschen durch ihre Unrechtsregime unterdrückt und misshandelt werden.
Pingback: Película “Garage Olimpo” | No299