Antiprism – Unterstützung für Edward Snowden

Edward Snowden

Wenn man momentan die Nachrichten zur Flucht von Edward SnowdenGeboren am 21. Juni 1983 in Elizabeth City, North Carolina, d.h. er ist am Freitag 30 Jahre alt geworden. verfolgt, ist man sich gar nicht mehr so sicher, welches die guten und welches die bösen Länder sind. Da entzieht die USA ihrem ehemaligen Spion, den sie – welche Ironie! – der Spionage bezichtigen, den Pass. Doch Hong Kong lässt Snowden ausreisen, unter Hinweis auf Formfehler des Auslieferungsantrages – und unter Veröffentlichung einer beeindruckenden Stellungnahme, in der Hong Kong die USA zur Aufklärung des Vorwurfes der illegalen Bespitzelung seiner Bevölkerung aufruft, hier nachzulesen.

Nun darf man gespannt sein, ob Russland Snowden morgen um 12 mit der Maschine nach Havanna ausreisen lässt (obwohl er weder gültigen US-Pass, noch ein russisches Visum besitzt), um sein Zielland Ecuador, wo er heute offiziell Asyl beantragt hat, zu erreichen. Das hat die USA schon mal geschafft: die Welt blickt hoffnungsvoll auf Hong Kong, Russland, Kuba und Ecuador, und freut sich, dass jene Regierungen sich der Jagd der USA auf Snowden widersetzen. Ein Desaster für das us-amerikanische Ansehen in der Welt. Selbst verschuldet, versteht sich.

antiprism Edward Snowden – wie hier geschrieben, ist ein wahrer Held. Ihm verdanken wir, Prism und weitere Verletzungen der Persönlichkeitsrechte von Bürgern auf der ganzen Welt aufgedeckt zu haben. Deshalb finde ich diese Initiative, ein Sechs-Punkte-Plan von Piratenparteien aus sechs Ländern mit Übersetzungen in sieben Sprachen, gut:

Wir unterstützen und beglückwünschen den Wistleblower Edward Snowden für das, was er getan hat. Wenn eine Regierung wirklich vom Volk gewählt und für das Volk tätig ist, kann es kein Verbrechen sein, Informationen über einzelne Handlungen dieser Regierung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, nur weil die Regierung die Behauptung erhebt, die Geheimhaltung erfolge zum Schutz der Bevölkerung. Eine repräsentative Demokratie beruht auf der Zustimmung ihrer Bürgerinnen und Bürger. Diese Zustimmung kann nicht erfolgen, wenn die dazu notwendigen Informationen fehlen.

Weiter lesen auf antiprism.eu/de.

Edward Snowden

Dazu zwei passende Kommentare aus der Presse: «Es geht um unsere Freiheit» (Christian Stöcker, SpOn). «Höchste Zeit, sich zu wehren» (Karsten Polke-Majewski, DIE ZEIT).

[via @Arte_Povera]

Foto-Ausschnitte: aus dem Original-Foto aus der Wikipedia.

6 Kommentare zu „Antiprism – Unterstützung für Edward Snowden“

  1. Oha.

    China, Russland, Kuba, Venezuela. Während es gleichzeitig Stimmen gibt, die Snowden als von China geführt betrachten, also ausgerechnet dem Land, dem weltweit die wohl größten Spionage- und Sabotage-Aktivitäten unterstellt werden, und das naturgemäß ein großes Interesse daran hat, „den Westen“ zu düpieren.

    Ich wäre arg vorsichtig damit, Snowden zu einem Freiheitskämpfer zu verklären, auch wenn veröffentlichte US-Kritik natürlich (linke Automatismen…) stets wohlfeil ist. Wenn ich ehrlich bin: Auch wenn prism&co natürlich diskussionswürdig sind und rechtsstaatliche Grenzen in den Parlamenten! definiert und überwacht gehören: Ich halte Snowden derzeit eher für einen Idioten als einen Helden, vielleicht, wer weiß, ist er auch nur eine tragische Figur im Rahmen internationaler Machtkämpfe.

    Putin, der die Maschine landen ließ: Jau, ein lupenreiner Demokrat halt, nä? *kotz* Nunja: Schaunwa mal, was Mr. Möchtegernbond ohne Pass als nächstes plant: Live-Thriller hat man ja nicht so häufig, dazu eine internationale Twitter-Community, das ist ja das eigentlich spannende: Taugt das Drehbuch? 😉

  2. (*) Sternchen nach dem ersten Absatz:

    Immerhin geht es um Wirtschaftsmacht und sehr, sehr viel Geld in den Auseinandersetzungen zwischen den kapitalistischen (aber demokratischen) USA und dem sich kommunistisch bezeichnenden China, das eine Wirtschaft in manchester-kapitalistischer Manier an die Weltspitze zu peitschen sucht: Wirtschaftsspionage, und, wie kürzlich bekannt wurde: Spionage in den US-Militärbetrieben in erschreckend großem Umfang.

    Wer da den Idealisten Snowden ins Feld führt, auch wenn das bei ihm – vielleicht – mal am Anfang gestanden haben sollte, ist schlich naiv.

  3. @Piet: Natürlich sollte und kann man die Angelegenheit nicht unkritisch betrachten und selbstverständlich sind die Nationen, die Snowden bei seiner Flucht vor den US-Behörden unterstützen, alles andere als Freunde der Menschenrechte. Das gilt weder für Russland, noch für China und auch nicht für den letztendlich Asyl gewährenden Staat Ecuador. Nichtsdestotrotz habe ich großen Respekt vor dem, was Snowden auf sich nimmt. Diesen Respekt betrachtest Du hoffentlich nicht als naiv.

  4. Oups, da hat die automatische Benachrichtigungsfkt. wohl versagt.

    Nein, nein, dich halte ich nicht für naiv, das wollte ich damit nicht sagen. Gibt da draußen im Live-TKKG ja inzwischen viele Snowden-Fans. Ob Snowden naiv war? Glaube ich nicht, er musste wissen, was ihn erwartet, wenn er einen der World-Player verarscht. Vielleicht hält er sich für eine Art Superspion oder so, Clever&Smart.

    Gerade vorher war bekannt (gemacht) geworden, dass China in US-Rüstungskonzerne eingebrochen war und Konstruktionspläne aktuellster Entwicklungen stehlen konnte. Also Pläne, die die nationale Sicherheit direkt betreffen. Man mag das so oder so beurteilen, aber dann ausgerechnet zu jenen zu gehen und noch ein wenig mehr zu plaudern – was mag er da erwartet haben? War ihm sein Leben zu langweilig? Nun, jetzt nicht mehr. Wie auch immer, Psychologen werden ihn und seine Beweggründe, nie wieder ein „normales“ Leben leben zu können, sicher noch ausloten…

    Der mustergültige Demokrat Putin wird sich aufs prächtigste amüsieren, Obama steht da wie ein Jugendlicher, dem man (und das ist ja das Bild, über das sich viele hämisch lachend den Bauch halten) von hinten die Hosenträger durchgeschnitten hat und der jetzt krampfhaft seine Hosen festzuhalten versucht, während er eigentlich beide Hände zum Handeln braucht. Nichts von alledem hat für mich wirklich was von Helden. Da ist mehr Tragik als Komik und die Ironie der Geschichte, dass Snowden ausgerechnet diejenigen stützt, die das Gegenteil dessen befeuern, was er doch – angeblich – eigentlich wollte.

    Spannend bleibt es natürlich dennoch, weil Internet, iPhone&Co uns alle betrifft: Spionage-Roman live, sozusagen. Wie immer gibt es dabei die Guten und die Bösen. Wobei China, Putin & Co nicht das Zeug für die Guten haben, sie sind dafür einfach nicht sexy genug. Snowden steht quasi auf der falschen Roman-Seite, ihm geht damit ebenfalls, literarisch betrachtet, die Sexyness flöten – dumm gelaufen. DAS ist, was ich oben mit dem Drehbuch meinte. Darüber hinaus, quasi der rote Faden, läuft das Thema ‘Sicherheit vs. Freiheit’ und die Feststellung, dass es Notwendigkeiten gibt, die sich viele nicht eingestehen wollen, und Grenzen, die man aber erst definieren kann, wenn man ersteres akzeptiert. Und ein hysterisch Publikum als Kulisse. 😉

  5. Pingback: Tweet der Woche: Presse vs Propaganda » Text & Blog – Das Weblog von Markus Trapp

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