Seit heute hat mein Blog eine neue Kategorie: E-Book. E-Book schreibt man übrigens wie E-Mail. Großes E, Bindestrich dann Book. Hatte ja neulich schon berichtet, dass ich ein sehr entspanntes Verhältnis zu diesem spannenden Thema habe (E-Book UND Buch – kein entweder oder). Die Aufregung um das Aufkommen der E-Books ist mir unverständlich. So oder so führt kein Weg dran vorbei. Es wird das gedruckte Buch nicht ersetzen, aber wir werden uns daran gewöhnen müssen – oder dürfen – je nach Einstellung zur Rezeption elektronischer Texte. Dass E-Books rasch an Bedeutung gewinnen werden, ist ein Fakt.
Ich war ja zunächst selbst sehr skeptisch bei diesem Thema (dachte fälschlicherweise, dass ich das Lesen auf E-Readern nicht mögen würde), habe mich aber Dank meines iPads – und entsprechender Apps, wie z. B. der Kindle-App – rasch von den Vorteilen des Lesens von Büchern auf einem E-Book-Reader (bzw. in meinem konkreten Fall auf einem Tablet) überzeugen können.
Heute hat Amazon meinen Kindle Paperwhite verschickt, spätestens am Donnerstag wird er eintreffen und auch über dieses Gerät – wie über das Thema E-Book im Allgemeinen, sowie über Bezugsmöglichkeiten von E-Books (ich freue mich zum Beispiel auf den raschen Zugang zum spanischsprachigen Literaturmarkt – werde ich hier im Blog in Zukunft berichten.
Text & Blog wäre nicht das freundliche Dienstleistungsblog am Rande des schnelllebigen Datenhighways (hust), wenn ich nicht gleich eine gute Netz-Empfehlung zum Thema für euch bereit hätte. Am Samstag war eines der Themen beim c’t-Online-Talk auf DRadioWissen – na was wohl? – richtig: E-Books. Wer nicht die ganze Folge «Von E-Books und Musik-Wolken» hören (oder sehen) möchte, kann sich auf die 15 Minuten zwischen 14:15 und 29:15 konzentrieren, mit besonderem Augenmerk auf den ab 22:40 angesprochenen Punkt des Nutzungsrechtes (beim E-Book) vs. Eigentum (beim Buch), den ich ja auch schon bei oben zitiertem Artikel angesprochen hatte:
Lange Zeit sah es so aus, als ob der Boom, den E-Books in den USA erleben, an Deutschland vorbeigehen würde. Aber weit gefehlt – mittlerweile verbreitet sich die elektronische Lektüre auch hierzulande. Im Schnitt gegeben die Nutzer über 50 Euro pro Jahr für E-Books aus, jeder zehnte Deutsche liest mittlerweile Bücher (auch) elektronisch. Mit der Auslieferung des Kindle Paperwhite erhofft sich vor allem Amazon einen weiteren Schub für die E-Books im Weihnachtsgeschäft. Alles prima also? Keineswegs.
Probleme bei E-Books
Abhängigkeit vom DRM des jeweiligen Anbieters, kein Archiv ohne Zugriff auf die Cloud, bewusster oder unabsichtlicher Ausschluss von den gekauften Büchern durch Schließung des Accounts, Fragen zur Langlebigkeit des E-Book-Speichers in der Cloud: Manche Ereignisse in den vergangenen Wochen verunsichern die User – und illustrieren, welche technischen, rechtlichen und politischen Probleme wir uns mit den E-Books möglicherweise einhandeln.
Bin gespannt auf ein Review zu dem Gerät und darauf zu erfahren, wie es sich im Alltag bewährt.
@Daniel Spielmann: Werde natürlich berichten, nur nicht so schnell, denn ich bin ab Erhalt des Kindle Paperwhite erst mal bis Sonntag zum Masterstudium in Berlin.
Zumindest teilweise hatte ich den DRadioWissen-Beitrag »Von E-Books und Musik-Wolken« gestern auch gehört. Noch bin ich sehr unsicher, was die Anschaffung eines E-Book-Readers anbelangt.
Gerade als Student würde ich gerne von kostengünstigeren E-Books profitieren wollen. Vielfach wäre die Textverarbeitung einfacher. Aber warum sollte ein E-Book z . B. so viel wie ein Hard-Cover Buch (im konkreten Fall 25 €) kosten?
Außerdem wäre ich gerne unabhängig von einen bestimmten Distributor und möchte gerne allen Arten von E-Books lesen können, auch wenn der von dir sicherlich nicht zu unrecht präferierte Reader wahrscheinlich ein gutes Leseerlebnis ermöglicht.
@Tobias: Kann ich sehr gut verstehen. Es muss auf jeden Fall über kurz oder lang auf ein Standard-Format hinaus laufen. Kann ja nicht sein, dass man E-Books nur auf einem bestimmten Gerät lesen kann. Ich war bisher schon ganz froh, die kostenlose Kindle App für’s iPad zu haben, dadurch konnte ich auch schon Kindle-Books auf meinem Tablet lesen. Nun bin ich natürlich gespannt auf den Kindle Paperwhite.
Mit DRM und den dadurch bedingt, großen Einschränkungen kann das Geschäft mit E-Books ordentlich Geld in die Kassen der Verlage spülen. Und nur wer auch bereit ist hier (fast) jeden Preis zu zahlen, wird elektronisch lesen. Das Angebot der Onleihe hier am Beispiel der Stadtbibliothek Wiesbaden, weist aktuell 1054 Titel in der Rubrik „Romane/Erzählungen“ nach. Von diesen ist die Mehrzahl ausgeliehen und nur ein geringer Teil stimmen mit meinen Vorstellungen von guter Literatur überein. Die Konsequenz daraus: weiterhin konventionell ausleihen und günstig (gebraucht) kaufen. Aber natürlich auch aktuelle neue Bücher im Buchhandel.
@Tobias und @Markus – im wissenschaftlichen Bereich sind E-Books meist nur PDF-Dokumente, die man eher schlecht auf Tabletts/Smartphones/Readern lesen kann. Liegen die Bücher dann doch mal ausnahmsweise als „richtiges“ E-Book vor, so lassen sich Passagen aus den Apps/Readern kaum kopieren. Und wenn doch, dann gibt es derzeit noch Schwierigkeiten mit dem Zitieren. Es macht einmal mehr deutlich, dass wir uns hier immer noch in der Inkunabel-Zeit des E-Books befinden, wo wir noch mit Formen, Darstellungen, Möglichkeiten experimentieren und Standards sich erst noch entwickeln müssen.
@Norbert und @Markus – DRM wie bei der Onleihe und Geräte-/Markenbindung wie bei Amazon zeugen nur von der Angst der Verlage und großteils auch der Autoren, die Kontrolle zu verlieren über Dinge, über die sie bisher auch nur ganz eingeschränkt Kontrolle besaßen. Ich glaube, das beides auf Dauer nicht die Lösung sein wird, sofern sie damit die Nutzer über Gebühr einschränken.
@Dörte: Vielen Dank für den Hinweis auf die Problematik der Zitation und den Verweis auf die interessante G+-Diskussion. Tatsächlich hatte ich es in meinen Hausarbeiten noch nie mit einem reinen EPUB-E-Book zu tun. E-Books, die mir über meine Unibibliothek und über einen VPN-Verbindung zugänglich sind, emulieren in der Regel Seitenzahlen (z. B. SpringerLink). Diejenigen, die Seitenzahl als eine an das Medium Papier und den Buchdruck gebunden Notwendigkeit für E-Book, dürfte das Vorgehen nicht gefallen. In diesem Zusammenhang wäre es sicher interessant, warum sich SpringerLink und ähnliche Anbieter für die Beibehaltung von Seitenzahlen in ihren Angeboten entschieden haben.
Auch für Social-Reading-Networks wie etwa Goodreads, scheinen diese Besonderheit von EPUB-E-Books nicht im Fokus zu stehen: Dort kann ich meinen Lesefortschritt nur über Seitenzahlen angeben (Diese Funktion nutze übrigens auch als Lesezeichen, da ich bedauerlicherweise dazu neige physisch-analoge Lesezeichen ständig zu verlegen. Zudem erhalte ich dadurch einen Überblick über den allgemeinen Fortschritt innerhalb meines Currently-Reading-Regals. :))
Elektronischen Zeitschriftartikel, sind etwa bei JStore in der Tat meist nur als PDFs verfügbar. Wenn ein Reader oder eine Tablet-App nun keinen Lesevorteil bietet, werde ich wohl vorerst beim Desktop-Lesen bleiben, das auf Dauer sehr ermüden kann.
Nichts im Studium sind übrigens schlimmer als ein schlechter PDF-Scan, am besten noch im mit einem Glauschleier (der vor einem tesseract-ocr aufwendige Bildkorrekturen mit imagemagick erforderlich macht), der krum und schief und seitenverkehrt einescannt wurde und über keinen OCR-Layer verfügt.
@all: Danke für die interessanten Kommentare, deren Links ich jetzt noch gar nicht alle verfolgen konnte (aber werde).
@Dörte & Tobias: Wie man PDFs auf Tablet-Rechnern nutzen kann, hab ich mal in einem ausführlichen Artikel im Stabi-Blog vorgestellt (die Kombi von Diensten wie Dropbox und der App Goodreader ist dabei sehr hilfreich): «Mit dem iPad die Angebote der Stabi nutzen».
@Tobias – Ich hoffe, dass die Verlage inzwischen in der Lage sind, einwandfreie PDFs zu liefern.
SpringerLink und die meisten wissenschaftlichen Verlage liefern leider meistens nur PDFs zum Lesen. Auf Rückfrage hört man meistens nur: Ja, wir planen ePub, aber das kann dauern.
JSTOR war eines der ersten Projekte, wo Zeitschriften nachträglich digitalisiert worden sind. Häufig gibt es dort eben bei den älteren Digitalisaten nur schlechte PDFs mit einem noch unzureichenden OCR. Das ist historisch gewachsen und meist staunt man dann wieder, wie gut inzwischen die Qualität geworden ist und wie weit gerade die OCR-Technik vorangeschritten ist.
@Markus Es gibt sicherlich immer wieder technische Lösungen über Umwege, aber ich persönlich finde das genauso schwierig wie „Gerätebindungen“. Man kann sich „behelfen“, aber wir gehen ja gerade zu Amazon, weil wir es bequem haben möchten, oder? 😉