Das 5. BibCamp in Köln – die etablierte Unkonferenz

Horst (das Original!), vom ersten BibCamp an unser Maskottchen (auf Klick in groß)

Vor einer Woche ging das 5. BibCamp in Köln zu Ende, die bibliothekarische Unkonferenz, die sich im vergangenen halben Jahrzehnt im deutschsprachigen Bibliothekswesen – man traut es kaum zu sagen: – etabliert hat. Zeit, wie auch schon bei den Vorläufern in Berlin (2008), in Hannover (2010), in Hamburg (2011) meinen kurzen Rückblick zu veröffentlichen. Wer aufmerksam liest, entdeckt die Lücke 2009 Stuttgart, dort war ich, wie so viele, nicht dabei. So viel zur jungen BibCamp-Geschichte.
Bib meets Knowledge Camp 2012Nun also ein paar Worte zu Köln 2012, wo das BibCamp dieses Jahr Bib meets Knowledge Camp hieß, da es die örtlichen Veranstalter an der FH Köln zusammen mit den Kölner Informationswissenschaftlern organisierten. Um das Fazit vorweg zu nehmen: es war wieder ein voller Erfolg.

40-köpfiges Orga-Teams BibCamp Köln 2012

250 Teilnehmer, das war neuer Rekord!, davon 40 aus dem Knowledge-Bereich. Alles perfekt organisiert, auch dank des 40-köpfigen Orga-Teams, siehe Foto oben. Aus Veranstaltersicht gut nachzulesen bei Karlheinz Pape: Bib meets Knowledge Camp – ein geglückter Versuch. Und was mich immer wieder freut, dass es den neuen Teilnehmern so geht wie mir damals beim 1. BibCamp in Berlin: man reist etwas ungläubig an, ob das denn funktionieren kann, wenn das Programm der Tagung erst vor Ort entsteht, wenn es keine Vortragenden gibt, sondern alles erst vor Ort durch Vorstellung und Abstimmung entschieden wird. Und alle merken dann: ja, das funktioniert. Es entsteht ein fachlicher Austausch auf hohem Niveau, und dadurch, dass sich alle einbringen, nehmen auch alle so viele Anregungen für die eigene Arbeit mit in ihre Bibliotheken oder verwandte Institutionen zurück.

Passend zum Thema Essen & Trinken im Lesesaal: die beliebte Saftbar auf dem BibCampSchöner Effekt auch: es muss nicht immer nur um ganz ganz innovative Themen oder um die neuesten IT-Entwicklungen gehen, es gibt auch handfeste Themen mit langer Tradition in den Bibliotheken. Es ging auch um so analoge Fragen wie “Wie Essen & Trinken im Lesesaal erlauben?” Oder wie geht man mit der Einhaltung der Benutzungsordnung um? Verbotsschilder oder besser die Nutzer die Probleme selbst untereinander regeln lassen? Auch allgemeine, alle Kollegen betreffenden Fragen wie Innovationsmanagement in Bibliotheken. Wie überzeuge ich die Bibliotheksleitung, wie nehme ich die Kollegen und auch die Nutzer auf dem Weg zu Neuerungen mit? Natürlich bringen solche Sessions nicht immer gleich die Lösungen, aber das, was wir selbst ab und an als Selbsterfahrungskreis bewertet haben, hat doch einen Einfluss auf die kommende Arbeit: erst mal sieht man, dass viele Bibliotheken mit den gleichen Problemen zu tun haben, zweitens holt man sich aus den Maßnahmen der Kollegen Anregungen für das eigene Tun und drittens bleibt man über die BibCamps hinaus mit den entsprechenden Fachleuten in Kontakt um die Dinge weiter anzugehen.

Eine Anmerkung zur Session zu Virtuellen Fachbibliotheken (Dokumentation im Etherpad), die mein Stabi-Kollege Jens Wonke-Stehle initiiert hatte: Ich hatte Jens schon vor der Session Bescheid gegeben, dass ich daran nicht teilnehmen werde, und zwar nicht aus Desinteresse, sondern weil ich eine Wiederholung zur Session des Vorjahres in Hamburg befürchtete. Ich vertrete ja die allseits bekannte Haltung, dass die Virtuellen Fachbibliotheken sich dringend stärker mit ihren jeweiligen Fachcommunities vernetzen müssen. Das machen wir in der Virtuellen Fachbibliothek cibera (Ibera-Amerika, Spanien und Portugal) ja auch, wo ich für die beiden Module, die das umsetzen, verantwortlich bin: für das ciberaBlog und für das ciberaForscherWiki, eine Übersicht über die deutschsprachige Forschung zu Lateinamerika, Spanien und Portugal, in der die verzeichneten Wissenschaftler ihre Daten selbst aktuell halten. Das Wiki hab ich neulich im WebisBlog näher vorgestellt. Jens hat mir berichtet, dass die Schritte von cibera in der Session auch mehrfach positiv erwähnt wurden. Die ViFas, und generell die Bibliotheken, tun gut dran, das umzusetzen. Dies zeigen auch die neuen Förderrichtlinien der DFG, die in Zukunft die Orientierung von Bibliotheken in Richtung der fachwissenschaftlichen Communities noch stärker mit Fördermitteln auf den Weg bringen wollen.

Sessionplan 1. Tag (auf Klick in groß)Sessionplan 2. Tag (auf Klick in groß)

Alle Sessions, die einen Überblick über die unterschiedlichen behandelten Themen geben, wurden teilweise live dokumentiert oder nachträglich zusammengefasst. Im BibCamp-Wiki gibt es, angereichert durch die Blogartikel zum BibCamp, eine – wie ich finde – beeindruckende Übersicht: Nachlese zum BibCamp 2012.

Höhepunkt des Abendprogrammes: Poetry Jam von Svenja und FabianMein schon vorangestelltes positives Fazit möchte ich aber noch mit ein paar persönlichen Worten beenden: Wie immer leben solche Veranstaltungen wie das BibCamp auch und ganz besonders vom Drumherum: von den Unterhaltungen in den Pausen oder beim Abendprogramm (das übrigens auch top war und wo besonders der Poetry Jam zu loben war, von dem ich Schlimmstes befürchtet hatte und wovon ich dann, wie so viele andere auch, sehr angetan war: tolle, wirklich beeindruckende Livevortragskunst von Svenja und Fabian, siehe Foto links: Update: Im BibCamp-Wiki habe ich gerade ein Video von Fabian Kösters (16) Piraten-Jam entdeckt). Die Kontakte, die man auf dem BibCamp am Rande knüpft oder fortführt, sind sowohl auf persönlicher Ebene wichtig, als auch der konkreten Facharbeit dienlich, da man in vereinzelten Gesprächen, die man zu Themen führt, die in Sessions nicht behandelt wurden oder die im Anschluss an selbige zur weiteren Diskussion anregen. Es ist keine Entwertung des BibCamp-Prgrammes, sondern – im Gegenteil! – ein integraler und überaus positiv zu bewertender Bestandteil der Unkonferenzen. Auch hier war für mich das 5. BibCamp ein großer Erfolg, ohne einzelne Namen zu nennen. Diejenigen, mit denen ich mich besonders ausführlich unterhalten habe, wissen, wen ich meine. 😉 In diesem Sinne freue ich mich auf ein Wiedersehen auf dem Bibliothekartag hier bei uns in Hamburg (22.-25.5.) und auf dem kommendem BibCamp am 12./13.4.2013 in Nürnberg.

P.S.: Mein besonderer Dank geht an meinen Gastgeber während des BibCamps. Ich war während der Tagung und am darauf folgenden Sonntag bei Herrn Exit bestens privat untergebracht und durfte in einer sehr gemütlichen Dachkemenate jeweils des Morgens durch diese kleine Fensterluke das traumhaft schöne Wetter bewundern, das mich in den Tagen in Köln jeweils erwartete:

Morgendlicher Dachkemenaten-Ausblick bei Herrn Exit

Köln ist wirklich ein schönes Städtchen. Der überaus inspirierende dortige Aufenthalt ist nicht nur aus bibliothekarischer Sicht ein angenehmer gewesen. 😉

3 Kommentare zu „Das 5. BibCamp in Köln – die etablierte Unkonferenz“

  1. Jetzt meint man ja, Sie hätten mit so einem kleinen Fensterchen schlafen müssen! Dabei macht die Gaube die Kemenate doch so gemütlich.

    War auf jeden Fall sehr schön, Sie in Köln gehabt zu haben!

  2. @The Exit: Danke nochmals für die Gastfreundschaft. Die Gästewohnung (von Zimmer kann man ja bei der Größe gar nicht reden) ist wirklich sehr schön. Nur aus Schutz vor Ihrer Privatsphäre habe ich nicht das Bild der Gaube gepostet.

  3. Pingback: Beiträge zum Bibcamp5 #bkc12 (geupdatet: 03.04.12, 14:35 Uhr) | Bibliothekarisch.de

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