Unfassbare Polizeiliche Gewalt gegen friedliche Demonstranten an der Plaza de Cataluña

Was heute Vormittag in Barcelona vor sich ging, ist ungeheuerlich. Die Polizei hatte den Auftrag, die gewaltfreie Versammlung der protestierenden Demonstranten an der Plaza de Cataluña zu räumen. Unter dem Vorwand, dass die Reinigungsfahrzeuge dort passieren müssten. Weil morgen dort die spanischen Fans das Champions-League-Spiel von Barça feiern werden. Das Alleine ist schon absurd genug. Aber das Verheerende ist der in dieser Form durch nichts zu verantwortende, unverhältnismäßige Polizeieinsatz, der laut SpOn (Update: und Tagesschau) zu über 120 Verletzten, darunter 37 Polizisten, führte.

Ich habe das alles live verfolgen können, wie mit mir Abertausende von Menschen. Wir konnten, oder besser mussten, heute Vormittag online mit zusehen, wie das Recht im wahrsten Sinnes des Wortes in einer vollkommen aus dem Ruder gelaufenen Polizeiaktion mit Füßen getreten wurde. Und mit Schlagstöcken und Gummigeschossen. Wohl gemerkt: gegen gewaltfrei protestierende Menschen. Und dann sahen wir diese Reporterin im rosa Sommerkleidchen, die tapfer vor Ort für Antena 3 berichtete. Der private Sender hat überhaupt eine gute journalistische Arbeit abgeliefert. Während das (ganz offensichtlich unter parteipolitischem Druck) schweigende staatliche Fernsehen, auch in seinem rund um die Uhr laufenden Nachrichtenkanal 24 horas, weg schaute, war es Antena 3, die live berichteten und die Polizeivertreter mit den schrecklichen Bildern und dem Vorgehen der Mossos konfrontierten. Hier ein Ausschnitt aus der Berichterstattung, die man im Livestream verfolgen konnte:

Die ganze Grausamkeit wird in diesen Bildern deutlich: Blutverschmierte Polizeischutzschilder (Flickr), ein Rollstuhlfahrer, der vorher noch als friedliche Form des Protestes eine Blume in Händen hielt (El País), wird indirekt attackiert (Flickr). Auch wenn er nicht das Ziel der Schläge war, die galten einer Personen hinter dem Rollstuhl (Flickr), so wurde sein Rollstuhl doch stark beschädigt. Ganz zu schweigen von der respekt- und würdelosen Bedrohung des Rollstuhlfahrers.

Als Fan des FC St. Pauli freue ich mich zwar, dass auch ein Fan der Kiezkicker unter den friedfertigen Demonstranten war (SpOn & El País), aber insgesamt waren die Bilder, die wir heute aus Barcelona mit ansehen mussten, schrecklich. Ich kann meine Wut über dieses – natürlich auch und zu aller erst – von politischer Seite zu verantwortende Verbrechen gegen gewaltlosen Protest gar nicht in richtige Worte fassen. Die Bilder sprechen einmal mehr für sich.

Die richtigen Worte zu diesem Geschehen hat zum Beispiel Enrique Dans gefunden: Die “Demokratie” frisst ihre Kinder: La “democracia” comiéndose a sus hijos. Von Enrique Dans habe ich vor einigen Jahren schon mal den großartigen Text «Geteilte Aufmerksamkeit» aus dem Spanischen übersetzt. Ich bitte um Verständnis, dass ich den heutigen Text nicht auch noch übersetzen kann. Wer kein Spanisch kann, dem hilft notgedrungen die leider wie immer schlechte Google-Übersetzung. Sein persönliches Resümee ist: Er hatte eigentlich mit den Protesten nicht so viel am Hut. Aber nun, nachdem die Polizei so dermaßen unverhältnismäßig und so brutal gegen den friedlichen Protest vorgegangen ist, solidarisiert er sich uneingeschränkt mit Democracia Real Ya.

Kein Wunder, dass die empörte Bevölkerung in diesem Moment zu Tausenden auf die Plaza de Cataluña zurück strömt.

Update 1:00 Uhr: Am Abend hatte man sich in Madrid auf der Puerta del Sol (Video) mit Barcelona solidarisiert und dort sind nach Angaben von Andreu Buenafuente, im TV-Programm Al Rojo Vivo, auf La Sexta 2, mehr als 10.000 Menschen auf der Plaza de Cataluña (Video) zusammen gekommen, um gegen den Polizeieinsatz am Morgen zu demonstrieren:

9 Kommentare zu „Unfassbare Polizeiliche Gewalt gegen friedliche Demonstranten an der Plaza de Cataluña“

  1. @Leo: So ist es: die Demonstranten sind dieser sehr brutalen Vorgehensweise komplett ausgeliefert. Auf am Boden liegende Menschen wird noch eingeschlagen. Wie Vieh werden sie über den Boden gezerrt. Das soll natürlich abschreckende Wirkung haben, so etwas passiert ja nicht aus einer Laune der Polizei heraus. Ich habe mehrfach voller Entsetzen diese schlimmen Bilder gesehen und komme gar nicht darüber hinweg.

  2. Pingback: Ulf. Mehr oder minder täglich Privatkram.

  3. @Bucanero1910: Ich wünschte, ich hätte sie nicht zeigen müssen, doch wenn sie da sind, gehören sie verbreitet. Unsere Medien halten sich da ja vornehm zurück. Immerhin hat die Petition zur Absetzung des katalan. Innenministers Felip Puig, der für den brutalen Einsatz der Mossos verantwortlich ist, schon über 60.000 Unterstützer.

  4. Pingback: Polizeigewalt in Spanien » robert|craven

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