Stürmischer Segeltörn auf der Sigandor

Blick von der Sigandor auf die Landungsbrücken

Wir haben gestern einen Segeltörn gemacht, von dem es sicher nicht viel zu erzählen gäbe, wäre da nicht dieser Sturm gewesen. Die Bilder können natürlich nicht die Dramatik vermitteln, die wir an Bord erlebten, doch zeigen möchte ich sie hier schon, wäre mir beim Schießen der Fotos doch beinahe mein iPhone über Bord gegangen. Was für ein Glück wir hatten, wieder heil zurückzukehren, wird deutlich nach der Lektüre des Artikels «Segelboote kenterten – Heftiger Sturm fegte über Hamburg hinweg».

Herr Sparschäler und Frau Jekylla unter den Segeln an Bord: die Lage war ernst Bruder und Schwägerin sind zu Besuch in Hamburg. Da hab ich sie doch auf einen Segeltörn mit der Sigandor eingeladen, eine Fahrt im Zeichen der Fanräume. Frau Jekylla, samt Herrn Sparschäler und Sarahkiez und zahlreiche weitere Pauli-Fans waren auch mit an Bord. 19:30 Uhr ging’s los. Alle bester Laune, der Kapitän weist uns ein, aufblasbare Schwimminseln vorne, 60 Rettungswesten an Bord, auch wenn das Segelschiff 100 Jahre alt sei, werde nichts passieren und alles gut gehen. Der Wetterdienst habe eine kleine Überraschung angekündigt. Und vom Sandtorkai raus auf die Elbe kam uns erst die Polizei auf dem Polizeischiff abwinkenderweise entgegen und dann eine schwarze Wand am Himmel, die sich nicht nur über uns ergoß sondern heftigste Böen mit sich brachte. Aus den angekündigten 3-4 Windstärken wurden 3+4 Windstärken, also sieben! Windstärke sieben! Auf der Elbe und es gab erstmal kein Zurück. Anlegen wäre bei dem Sturm gar nicht möglich gewesen. Wir wurden komplett durchnässt, aber ich wollte trotz aller Dramatik an Bord das Ganze auch mit der Kamera festhalten. Und das hätte beinahe furchtbare Folgen gehabt.

Der Sturm zog auf, die Elbe wurde rau

Eine Böe drohte mir plötzlich die Mütze vom Kopf zu wehen und ich wollte sie durch raschen Griff retten. Dumm nur, dass mir bei diesem Reflex mein iPhone aus der Hand fiel. Nachdem ich es vor mir auf dem Boden nicht mehr sah, ging ein entsetzter Blick über die Reling. Ich wähnte es schon in den Fluten versinkend und überlegte nachzuspringen, bis mir eine rettende Stimme aus dem Hintergrund zurief, es läge noch an Bord. Das iPhone flog hinter mich und lag dort in den Seilen auf dem Boden. Puh, das ging noch mal gut. Auch die Fahrt ging gut, wir durften nach Abklingen des Sturmes noch einen Regenbogen bewundern und hatten bis 23 Uhr auch wieder Zeit, unsere klammen Kleider trocknen zu lassen.

Der Totenkopf am Mast, ein Törn im Zeichen des Fanräume-Projektes Alle Bilder bei Flickr. Lesenswert auch der Stimmungsbericht unseres Segelabenteuers bei Frau Jekylla: In poetischer Zurückhaltung hat sie den Titel «Die Höllenfahrt der Sigandor» gewählt. Ein stürmischer Törn, den die Teilnehmer jedenfalls nicht so schnell vergessen werden.

17 Kommentare zu „Stürmischer Segeltörn auf der Sigandor“

  1. Wieso war’s denn so dramatisch? Habt ihr die Segel nicht rechtzeitig runter bekommen?

    Meine Eltern hat der Sturm vor Stade erwischt, aber die sind noch gut in die Schwinge reingekommen. War dem Vernehmen nach etwas feucht. 🙂

  2. Herr Fischer, das Dramatische daran war, dass Herr Markus beim Verlust seines iPhones -wäre es denn ertrunken gewesen- nicht mehr hätte twittern können!

    Nein, im Ernst, mittlerweile melden Nachrichtenagenturen bis Windstärke 10 für den vorgestrigen Abend und wer nicht seefest und segelerfahren ist, den kann es erheblich gruseln. Die Segel bekamen wir übrigens nicht mal hoch deswegen. Nur eins. Auf der Rückfahrt.

    Wie Recht Sie haben, Herr Markus. OHNE Wetter wäre es einfach ein Segeltörn von vielen gewesen.

  3. der kapitän und ich waren uns schnell einig das dies nur ein laues lüftchen war und wir die panik, die sich unter den mitfahrern breit machte, in keinster weise nachvollziehen konnten.

    kleiner kritikpunkt, es gab zu wenige vegetarische frikadellen.

  4. Der Sturm hat es noch gestern Abend in die Tagesschau gepackt. Aber von dem drohenden Verlust eines iPhones an Bord der Sigandor haben sie nichts gebracht, WUNDER.
    Tolle Lektüre und tolle Bilder. Schön, dass alle gesund und munter sind und das Apfeledelteil weiterhin im Einsatz.

  5. @Fischer: Sie fragen “Wieso war’s denn so dramatisch?” – Wären Sie an Bord gewesen, hätten Sie diese Frage nicht gestellt.

    @Jeky: Zu den Fotos: das ist ja immer ein zweischneidiges Schwert: in unpassenden Momenten die Kamera auspacken, ist auf den ersten Blick immer unangebracht. Später ist man aber froh, dass diese Aufnahmen existieren.

    @Sparschäler: Ja, Sie und der Kapitän waren die Einzigen an Bord, die die Ruhe bewahrten. Solche Pole der Besinnung braucht man auch, wenn die Lage für anwesende Segelamateure besorgniserregend erscheint. An Ihnen ist im Übrigen ein Käpt’n Blaubär verlorengegangen.

    @Carmen: Nicht nur wir haben vorgestern unseren “zweiten Geburtstag” gefeiert, auch für mein iPhone ging vor zwei Tagen der Rest des kommenden Lebens los. 😉

  6. Thomas Altenwald

    Hurra, wir leben noch!
    Wir waren dabei. Diese Orkanfotos sind wirklich eine Wucht. Ein Lob dem mutigen Fotografen. Sonja und ich sind begeistert.

  7. Pingback: Sturm | Sinn City Blog

  8. und zum schluß soll vestgehalten sein das die vorbereitung jahrelanger stadienbesuche auch für die seefahrt zu taugen scheint und sich ein paulifan(st. ich bin ja lernfähig) auch nicht durch ein laues lüftchen aus der ruhe bringen läßt .
    gefreut haben sich wohl alle auf den nächsten wärmeren besuch im millerntor.
    gruß rieke

  9. Pingback: Sturm beim Törn der St.-Pauli-Fanräume » Text & Blog – Das Weblog von Markus Trapp

  10. @Jekylla: Ach, das könnte mir auch wieder gefallen. Muss auch nicht den Sturm-Thrill haben und würde mich auch über ruhigeres Fahrwasser freuen.

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