Unbedingte Leseempfehlung zum Wochenausklang: Der Sozialwissenschaftler Marc Scheloske äußert sich in einem Gastbeitrag auf KoopTech
Wenn Wissenschaftler damit beginnen, ihre Gedanken und Notizen in Blogs niederzuschreiben, so bleibt das nicht folgenlos. Wissenschaftliche Blogs, die auch hierzulande zusehends populärer werden, verändern etwas – sie verändern die Wissenschaftskommunikation, die bloggenden Wissenschaftler selbst, das öffentliche Bild von der Wissenschaft und schließlich auch die Blogosphäre.
Weiter auf KoopTech: «Über die (un-)mögliche Professionalisierung wissenschaftlicher Blogs».
Blogs sind für viele WissenschaftlerInnen im wahrsten Sinne des Wortes noch ein unbeschriebenes Blatt. In einigen Jahren werden wir sicher auch im deutschsprachigen Raum in mehreren Wissenschaftsfeldern die Akzeptanz bestimmter wissenschaftlicher Blogs sehen, wie sie in den USA schon ganz selbstverständlich sind, was Marc Scheloske in seinem Artikel mit Beispielen belegt und was jeder weiß, der sich in wissenschaftlichen Kommunikation der Vereinigten Staaten auskennt.
Ich bin im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projektes gerade dabei, ein wissenschaftliches Gruppenblog im Umfeld der Virtuellen Fachbibliothek cibera ins Leben zu rufen: das ciberaBlog. Erste Zusagen von Beiträgen aus der Wissenschaft gibt es schon. Ich bin verhalten zuversichtlich gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen bei cibera für den Bereich der Hispanistik hier mittelfristig ein wissenschaftliches Austauschforum schaffen zu können. Und sicher werden in der Folge auch mehr WissenschaftlerInnen Blogs als effektives und sinnvolles Arbeitswerkzeug und Medium verstehen und schätzen lernen.
Eine Frage an meine Leserinnen und Leser, die im wissenschaftlichen Umfeld arbeiten und/oder studieren: Welche Erfahrungen – falls überhaupt vorhanden – habt ihr damit gemacht Kollegen, Kommilitonen, Dozenten (alles m/w) auf Blogs anzusprechen oder hinzuweisen? Werden fachliche Blogs bereits wahrgenommen? Danke für Hinweise in den Kommentaren.
danke für diesen lesetipp, markus! hier das einzige wissenschaftsblog das ich selbst sehr gerne lese, weil wissenschaftliche themen wunderbar für den wissenschafts-banausen aufbereitet sind.
http://www.esgehtumwas.at, SERI, Sustainable Europe Research Institute
Hannes, danke für den Hinweis auf „Es geht um was“. Das Blog kannte ich noch nicht.
Wirklich ein sehr guter Artikel.
Zu Deiner Frage: Fachblogs werden zumindest teilweise wahrgenommen. In der VWL schreiben einige prominentere Wissenschaftler, deren Blogs auch rezipiert werden.
Zwei Beispiele: Dani Rodrik und Greg Mankiw.
In der VWL fällt das sicherlich leichter als in der Biochemie.
@Christian: Danke für die weiteren Beispiele. Ich sehe schon, ich bekomme Lesestoff übers Wochenende. 😉
Im Ernst: ich freue mich natürlich auf weitere Entdeckungen und es interessiert mich sehr zu erfahren, wie in den einzelnen Fachcommunities wissenschaftliche Blogs bereits jetzt wahrgenommen werden.
Wirklich lesenswert. Danke für den Artikel.
Falls Du nur Beispiele für wissenschaftliche Blogs suchst: Hier ist ein Wiki, das vorwiegend Beispiele aus dem anglo-amerikanische Bereich gesammelt hat:
http://www.academicblogs.org/wiki/index.php/Main_Page
@Ecki: Freut mich.
@Ch: Danke für die weitere Empfehlung. Da sind ja wirklich eine Menge Blogs verzeichnet. Alleine über 60 Physik-Blogs, wow!
@Markus:
Danke für das Verlinken und wohlwollende Kommentieren meines Beitrags bei Christiane.
Und um es nochmals zu betonen: ich sehe ja wissenschaftliche Blogs als Arbeitswerkzeug für Wissenschaftler, die ihren Blog als Notizzettel, Experimentierkasten etc. nutzen – hier ist es (fast) nebensächlich ob 20, 200 oder 2.000 Leser vorbeischauen.
Aber abgesehen von den positiven Nebeneffekten (Stichwort: Beziehungsmanagement), die ein wissenschaftlicher Blog haben kann, stellt sich die Frage, inwiefern die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit erweitert werden kann.
Und hier müßten Blogs eben eine relevante Menge an Lesern erreichen… dazu habe ich mir einige Gedanken gemacht, die ich aber natürlich bei Gelegenheit in meiner Wissenswerkstatt fortführen werde.
Allen anderen Kommentatoren vielen Dank für das nette Feedback! Und: auch beim Originalbeitrag darf mitdiskutiert werden! 🙂
Ja, man muss sich natürlich entscheiden, was man möchte: ein Blog als Arbeitswerkzeug oder zur Kommunikation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Beides gleichzeitig wird wohl nur in den seltensten Fällen gelingen. Vorstellbar ist natürlich auch, dass aus Diskussionen innerhalb eines an die Öffentlichkeit gerichteten Blogs ein fachlich oOrientiertes Projekt mit ggfs. eigenem Blog entsteht.
Aber erst einmal geht es meiner Meinung nach darum, Blogs überhaupt in den Blickpunkt der Forschungskommunikation zu bringen. Wie sie dann von den jeweiligen Fachbereichen oder Wissenschaftlern eingesetzt werden, steht ihnen dann ja frei.
Leider kommen bei Diskussionen mit Wissenschaftlern immer die gleichen Argumente wie bei allen anderen auch, die ja „bisher auch ganz gut ohne ausgekommen“ sind. In manchen Disziplinen (wie anscheinend in der oben von mir schon mal erwähnten VWL) werden Blogs inzwischen wenigstens rezipiert. Meist wohl von Studenten. Aber vielleicht ergibt sich langfristig dadurch auch ein etwas selbstverständlicherer Umgang mit Blogs.
Meine eigenen Erfahrungen als Lehrender machen mich da allerdings nur begrenzt optimistisch. Blogs, Wikis und anderer 2.0-Kram wird auch vom gros der Studenten noch nicht als nützliches Werkzeug angesehen.
Wie auch, wenn ihnen professorale Vorbilder fehlen?
Christian, da sprichst du einen wichtigen Punkt an: die fehlenden Vorbilder. Aber ohne Innovationen wäre die Forschung in allen Zeiten auf dem gleichen Stand geblieben, was die Kommunikation anbelangt. Pionierarbeit und Geduld ist gefordert. Mich erinnert die momentane Zurückhaltung zum Thema Web 2.0 an die Internet-Skepsis Mitte der 90er Jahre. Auch wenn eine gesunde Skepsis gegenüber dem Internet nachwievor vorhanden ist (und ja auch teilweise angebracht ist), ist das Netz als solches in der Wissenschaft nicht mehr wegzudenken. Mal schauen, ob Ähnliches für die Akzeptanz kollaborativer Kommunikationsstrukturen (Blogs, Wikis) in Wissenschaft und Forschung geleistet werden kann. Ich werde es jedenfalls versuchen.