Geschenktem Buch schaut man nicht ins Maul? – Doch!

Kennt ihr das? Ihr lest einen Romananfang und wisst direkt, dass euch das Buch interessieren wird. Mir ging es dieser Tage mit einem Buch gleich im doppelten Sinne so. Zunächst las ich nur einen Satzanfang, dadurch kam ich überhaupt erst zu dem Buch und dabei wurde es mir sogar geschenkt. Dann – nach Erhalt meines Geschenkes – las ich heute noch einige weitere Zeilen des Romananfangs und wusste direkt: dieses Buch ist gut. Wie kam’s?

Letzten Samstagmittag: der Newsletter des Buchladens in der Osterstraße trifft ein. Ich lese ihn gleich interessiert, da zufällig (hüstl) online und lese am Schluss:

“Ich bin Max Schulz, unehelicher, wenn auch rein arischer Sohn der Minna Schulz …”
– Aus welchem Buch von welchem Autoren stammt dieser erste Satz?

Die erste richtige Antwort belohnen wir mit einem vom Autoren signierten Exemplar des gesuchten Buches.

Mein literarisches Interesse und mein spielerischer Ehrgeiz, das Rätsel zu lösen, lassen mich unter Zuhilfenahme von Suchmaschinentechnologie rasch die Antwort finden. Schnell tippe ich die Lösung in die daraufhin flugs abgesandte Antwortmail an den Osterstraßen-Buchladen ein: Edgar Hilsenrath – «Der Nazi & Der Friseur». Und siehe da: ich war der schnellste. Drei Minuten vor Einsendung Nummer zwei. Sogleich kam eine E-Mail, ich könne mir das Buch in der Buchhandlung abholen kommen.

Edgar Hilsenrath - Foto Wikipedia Heute Abend bin ich dann nach der Arbeit in der Bibliothek nach Eimsbüttel gefahren, um mein vom mittlerweile 81-Jährigen Autor Edgar Hilsenrath handsigniertes Exemplar von «Der Nazi & der Friseur» abzuholen. Bereits in der U-Bahn auf dem Nachhauseweg von Eimsbüttel ins malerische Wandsbek hab ich dann den ersten Absatz gelesen und wusste gleich, das Buch wird mir gefallen. Es schiebt sich dadurch auch gleich ein paar Plätze vor in meiner Leseliste. Der oben begonnene Satz geht im Romananfang so weiter:

… zur Zeit meiner Geburt Dienstmädchen im Hause des jüdischen Pelzhändlers Abramowitz. An meiner rein arischen Herkunft ist nicht zu zweifeln, da der Stammbaum meiner Mutter, also der Mina Schulz, zwar nicht bis zur Schlacht im Teutoburger Walde, aber immerhin bis zu Friedrich dem Großen verfolgt werden kann. Wer mein Vater war, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, aber er war bestimmt einer von den fünfen: der Fleischer Hubert Nagler, der Schlossermeister Franz Heinrich Wieland, der Maurergehilfe Hans Huber, der Kutscher Wilhelm Hopfenstange oder der Hausdiener Adalbert Hennemann.

Und ich wusste gleich, dieses Buch will ich lesen. Werde ich auch. Bald.

Infos zum Buch:

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