Argentinier in Bolivien betrunken in den Tod gestürzt

Man sollte nicht betrunken und nackt an der Fassade einer Kathedrale entlang klettern. Ein 26-jähriger Argentinier hat diesen tragischen Spaß während einer Feierlichkeit in La Paz in Bolivien mit seinem Leben bezahlt. Rettungskräfte haben noch versucht, den Mann zu retten, doch er stürzte ab und starb. Das Video dazu, das man sich nur mit fassungslosem Kopfschütteln anschauen kann, ist heute bei El País das meist gesehene (wen wundert’s?), auch ABC berichtet darüber.

Update: In der Bolivianischen Tageszeitung La Razón bestätigt der Leiter des Rettungseinsatzes, dass der Argentinier, Adrián Bani, sich offensichtlich nicht helfen lassen wollte:

La intención mía era tomar contacto con él y llegar a la altura de su cuerpo, y si es que él se dejaba, si me hubiera hecho caso, hubiera llegado a ponerle el arnez. Ese era mi objetivo, antes que llegue, él se lanzó.

9 Kommentare zu „Argentinier in Bolivien betrunken in den Tod gestürzt“

  1. Ich habe das Video nicht angeschaut – schlicht weil ich diesen Voyeurismus und das Gaffertum immer mehr verabscheue. Von Bekannten aus dem Rettungsdienst höre ich zunehmend, dass Leute Verunglückten nicht helfen sondern lieber Fotos mit dem Handy machen oder gleich ein Video drehen, in der Hoffnung dass dann z.B. auf einem Videoportal oder bei den einschlägigen Nachrichtensendern in Bares umsetzen zu können. Ich finde das einfach nur zum Kotzen – entschuldige bitte meine drastische Ausdrucksweise aber da geht mir inzwischen echt massiv die Hutschnur hoch.

  2. Ich kann deine Reaktion sehr sehr gut verstehen, und entgegen meiner sonstigen Gewohnheit habe ich das Video ja auch nicht direkt eingebunden, sondern nur verlinkt, damit jeder die Entscheidung selbst treffen kann, ob er sich das ansehen will oder nicht.

    Hier in diesem konkreten Fall muss man jedoch zur Entschuldigung des/der Filmenden sagen, dass es sich um jemanden handelte, der sich nicht helfen lassen wollte.

    Aber grundsätzlich hast du natürlich vollkommen recht.

  3. Mag ja sein, dass der Kerl sich nicht helfen lassen wollte, das hat aber meiner Ansicht nach nix damit zu tun, ob jemand der zufällig gerade anwesend ist nun bei so einem Vorfall die Kamera daraufhält oder nicht. Wie tief sitzt denn die Gaffer-Mentalität schon, wenn man meint, so etwas ncoh filmen zu müssen und es dann auch zu veröffentlichen? Warum füttert man die Gaffer mit sowas immer weiter an und verleitet eben andere dazu auch zu filmen und das dann eben unter Umständen auch in Situationen wo Leuten noch geholfen werden könnte und diese sich das auch wünschen würden?

    Ein weiterer Aspekt dieser „Filmerei“ ist ja auch, dass es mittlerweile nicht wenig Menschen gibt, die das als „ihre große Bühne“ verstehen und sich zu ich weiß nicht was für Dingen hinreißen lassen, nur in der Hoffnung dabei gefilmt zu werden – teils werden sogar Freunde/Bekannte gebeten zu filmen – und dann über die Veröffentlichung „Berühmtheit“ zu erlangen. Das Ganze hat für mich schon was perverses.

  4. Einfach nur tragisch … ein wirklich dummer Tod (ich weiß, es gibt keine intelligenten…)

    Und Voyeurismus steckt in jedem – ob er/sie es wahrhaben wollen oder nicht – aber bändigen kann man sich schon…

  5. Ich gebe ganz ehrlich zu, dass ich, als ich den Hinweis auf das Video auf El País gesehen habe, es mir gleich angesehen habe, weil ich wissen wollte, was da passiert war.

    Ein Film, der die Thematik mit der Sensationslust oder dem, was man auf spanisch morbo (zu dt. etwa „krankhaftes Interesse“) nennt, auf eine sehr geniale Art behandelt, ist Tesis von Alejandro Amenábar (Trailer auf YouTube).

    Der Film leitet ein mit einer Szene in der U-Bahn von Madrid. Es hat sich jemand vor die Bahn geworfen und wurde überfahren. Alle Passagiere werden gebeten auszusteigen und nicht auf die Gleise zu schauen. Mit der genialen Kameraführung und den Blicken der Protagonisten wird klar: sie sind hin- und her gerissen zwischen hinschauen wollen und weggucken, weil einen dort schlimme Bilder erwarten. Amenábar zeigt diese Bilder nicht, aber er zeigt den Blick der Hauptfigur (gespielt von Ana Torrent), die auf die Gleise schaut.

    Genauso habe ich mir auch obiges Video angeschaut (und zwar bis zum Ende, bis zum Sturz) und ich bin mir sicher, etliche andere haben das auch getan. Die Verve zu besitzen in dieser Situation zu filmen, ist natürlich nochmal etwas anderes. Ich glaube, das könnte ich nicht.

  6. Voyeurismus wird in der Gesellschaft immer existieren und dabei mit dem Fortschritt auch immer größere Ausmaße annehmen bzw. auf andere Ebenen vordringen. Das Saddam-Video hat ja schon gezeigt, wie makaber Voyeurismus in Zeiten des Web 2.0 ist.

    Ich habe mir das Video vom Sturz selbst angeschaut und war fassungslos, wie ein Mensch sich und seinen Mitmenschen so etwas antun kann. Die mediale Aufmerksamkeit kann die Sache für die Angehörigen noch schlimmer machen. Tragische Angelegenheit.

  7. Ja stimmt, Carsten, für die Angehörigen muss das natürlich furchtbar sein, diese Bilder zu sehen. In dem Artikel stand, er habe in einer Pension in La Paz gewohnt und er wollte in der Kathedrale zur Beichte gehen, und weil sie verschlossen war, habe er sich zu dieser Aktion hinreißen lassen. Wahrhaft tragisch und so sinnlos.

  8. Mirjam, das hättest du dir aber lieber nicht anschauen sollen!

    Der Mann hatte offenbar nichts an, weil er betrunken war. Nicht, dass alle Betrunkenen auch ihre Kleider ausziehen, aber er wollte wohl offensichtlich etwas ganz Verrücktes machen und dabei nicht nur die Kathedrale in Bolivien hochklettern, sondern das auch noch ohne seine Kleider machen. Wie es geendet ist, hast du ja gesehen.

    Und dabei wollte er nur beichten… – Schlimm und traurig zugleich.

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