Da gehe ich seit Tagen in der Stabi Hamburg (wo ich vier Tage die Woche arbeite) an der Beckett-Ausstellung vorbei und heute morgen öffnet mir die Ausstellungsorganisatorin Roswitha Quadflieg die Augen in einer Führung für die Stabi-Mitarbeiter. Was haben wir da für eine geniale Ausstellung in der Bibliothek und ich kann jedem und jeder nur empfehlen diese noch bis zum 14. Januar 2007 – so oft es geht – zu besuchen!
Beckett hat 1936 neun Wochen in Hamburg verbracht. Er ist täglich in der Hansestadt unterwegs gewesen und hat minutiös Tagebuch geführt. Sätze aus Becketts Tagebuch:
Bus to Hauptbahnhof… Wandered round by Binnenalster, Lombardsbrücke, Jungfernstieg, Adolf Hitler Platz (once Rathsmarkt)… Alsterdamm, Glockengiesserwall, Steintorwall (where hotel is) & Mönckebergstraße…
The 2 Alsters are lovely… Reeperbahn extraordinary, long boulevard running west… A rise of Montparnasse to nth.Tried Fremdenverkehrsverein in Hbf. for a family. They had nothing but Pensions & advised me to look in Fremdenblatt…
Sehr schön auch sein Sprachmix aus deutsch und englisch («Money knapper und knapper…»).
Die Ausstellung kann auch virtuell besucht werden (geniale Idee meiner Kollegin Marlene Grau!) und bleibt so auch auf Dauer erhalten. Man kann zum Beispiel einen virtuellen Rundgang durch die Hamburger Kunsthalle machen, so wie sie sich 1936 für Beckett präsentiert hatte: «Fine Building & superb presentation» schrieb er damals in sein Büchlein.
Wie immer sind die leibhaftigen Erlebnisse den virtuellen natürlich vorzuziehen. Wer’s schafft, sollte sich daher am Freitag (1.12.06, 19 Uhr) die von Roswitha Quadflieg moderierte Lesung in der Stabi nicht entgehen lassen: Gaby Hartel und Carola Veit lesen unter dem Titel «Erzählen Sie mir doch Ihr Leben» aus ihrer Beckett-Biographie. Es gab und gibt noch einen ganzen Reigen von Veranstaltungen, alle aufgeführt unter www.beckett-in-hamburg.de.
Weitere Informationen:
– Roswitha Quadflieg: «Beckett was here» (Lesung aus ihrem Beckett-Buch in Bad Vilbel am 7.12.06)
– Rezensionen zu «Beckett was here» von Roswitha Quadflieg
– Hörprobe der CD zum Buch:
Becketts Notizen werden durch Roswitha Quadfliegs eigene Recherchen und durch literarische Beckett-Texte ergänzt, in denen direkte Bezüge zu den Hamburg-Notizen zu entdecken sind.
Lieber Markus Trapp, zufällig finde ich Ihre netten Zeilen über meine Ausstellung auf Ihrer Seite – Dankeschön!
Viele Grüsse, jetzt aus Freiburg
Roswitha Quadflieg
Frau Quadflieg: Sie ehren mein kleines Blog mit Ihrem Besuch und Ihrem Kommentar. Sollten Sie wieder mal vorbeischauen und diese Zeilen auch noch lesen, möchte ich auch dafür „Herzlichen Dank“ sagen.
Ich habe mir Ihr Beckett-Buch bestellt und freue mich nach den ersten großartigen Eindrücken der Ausstellung auf die baldige Lektüre, um mit Beckett – dank Ihrer Aufzeichnung – Hamburg in der historischen Perspektive zu entdecken.