Wenn die unten nicht mehr wollen

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Foto: escape! von Daniel Zimmel auf Flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

Arno Widmann ist Feuilletonchef der Frankfurter Rundschau. Heute veröffentlicht er in der Berliner Zeitung einen Text, der wie Schirrmachers «Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht hat» provokante Thesen vertritt, der aber wesentlich interessanter ist. Links und rechts sind keine Kriterien mehr, da sind wir uns weitgehend alle einig. Sie sind es schon länger nicht mehr und werden in Zukunft weiter an Bedeutung verlieren. Es deutet sich ein Systemwechsel an, der in anderen Kategorien gedacht werden muss.

Die Welt wird sich in den nächsten Jahren gewaltig ändern. Die Vorstellung, ausgerechnet die Formen des wirtschaftlichen, politischen, kulturellen Zusammenlebens, die sich auch in Europa erst nach dem Zweiten Weltkrieg durchgesetzt haben, würden das 21. Jahrhundert prägen, hat angesichts der demografischen und der Machtverhältnisse etwas Tollkühnes. Es wird neue Balancen von Volksbeteiligung, von Wirtschaftsmacht und Herrschaft geben. Die neuen Medien werden darin wichtige Rollen spielen.

Unbedingt lesen, sehr lohnenswert:
Arno Widmann: «Wenn die unten nicht mehr wollen».

[via @hussong]

4 Kommentare zu „Wenn die unten nicht mehr wollen“

  1. Dass es einen gesellschaftlich wie auch immer gearteten Wandel gibt, das steht außer Frage. Nur wenn es darum geht, die Kategorien Links und Rechts aufzubrechen, wird die Argumentation Widmanns etwas schwach, um nicht zu sagen, dass sie fehlt.

    Dass weder die Linke noch die Rechte in Deutschland groß das Sagen haben, liegt meines Erachtens am glücklich Umstand, dass beiden Seiten die charismatische Gallionsfigur fehlt. Auch die Mitte, zu der viele Parteien seit Jahren tendieren, steht personell nicht besser da. Okay, die Zentrumstendenz könnte vielleicht ein Indiz für die Links-Rechts-Auflösung sein, doch sie zeugt eher davon, dass sich die Parteien von ihren einstigen Werten und Überzeugungen gelöst haben und ihr Fähnchen heute in den Wind hängen. Bläst der (von der Bildzeitung verursachte) Sturm in die andere Richtung, ist man im Handumdrehen dabei.

  2. @Julius: Der Schwerpunkt seiner Argumentation liegt ja auch gar nicht auf der Aufhebung von Links und Rechts. Ich glaube, es ist schon fast Konsens geworden, dass man in den Kategorien Links/Rechts nur noch schwer politisch denken kann. Und ich finde, Widmann hat das in seinem Text gut am Bild Deng Xiaopings erklärt, dem es bekanntlich egal war, ob die Katzen rot oder schwarz waren, die die Mäuse fängen. Und Widmann spinnt das Bild dann weiter mit den Mäusen, die sich als Katzen ausgeben.

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