Absurde Folgen des 12. Rundfunkänderungs-Staatsvertrages

Alles im Eimer? Foto: kasihasibaer
Foto: kasihasibaer / CC BY-NC 2.0

Man kann nur noch kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen, dass die Öffentlich-Rechtlichen Sender aufgrund des sich der Verlagslobby beugenden Drucks aus der Politik absolut irrsinnige Maßnahmen ergreifen und wertvolle Inhalte aus dem Netz löschen, statt sie der Archivierungsfunktion des Internets zu überlassen und statt die (immerhin saftige Gebühren zahlenden) Rezipienten entscheiden zu lassen, wann sie was konsumieren. Im Artikel «Löschen statt lesen, die absurden Folgen des 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrages» findet der Journalist, Autor und Produzent Julius Endert die richtigen Worte:

Man könnte das alles auch eine der größten Volksverdummungsaktionen nennen, die es je gegeben – initiiert durch deutsche Verleger, die das Internet nicht verstehen wollen oder können. Stattdessen versuchen sie mit allen Mitteln ihr in Teilen überholtes Geschäftsmodell zu schützen und finden leider in der Politik willige Vollstrecker ihrer Ideen.

Siehe auch netzpolitik.org:
«Absurdistan: ARD startet Löschaktion für Online-Inhalte».

Update 22.4.10: tagesschau.de: ARD-Onlineangebote löschen Zehntausende Dokumente

[via @sixtus]

6 Kommentare zu „Absurde Folgen des 12. Rundfunkänderungs-Staatsvertrages“

  1. Ganz so simpel ist es auch wieder nicht: Seit JAHREN scheut man sich um eine moderne Definition des öffentlich-rechtlichen Rundfunk-Auftrags.

    Will man Gebühren oder doch lieber Steuern? Wenn schon Gebühren, warum dann noch Werbung? Wenn schon Werbung, warum dann Werbeverbots-Zeiten (in denen aber Sponsoring-Meldungen und “Gewinnspiele” kommen)? Wenn Werbeverbots-Zeiten, wie ist das ins Internet zu übernehmen? Internet: welche Medien werden unterstützt (Streams, Downloads, welche Formate, welche Haltbarkeit, welche Lizenz)? Braucht man dafür neue Gebühren (GEZ auf Internet)? Wie “Abgreifen” des Materials aus dem Ausland bekämpfen (die ja keine Gebühren dafür zahlen)?

    Das hastige Löschen ist nichts anderes als eine Konsequenz aus dem unbestimmten, herumeiernden Kurs der Politik, die sich weder zu einem “alles muss Geld kosten” (zu radikal, zu absehbar die Folgen für unprofitable Sparten) noch zu einem “alles muss einmal finanziert für alle zur Verfügung stehen” (zu sozialistisch) entscheiden kann.

    Klar kommt der Druck aus den Reihen der Privatsender und der Verlagsbranche, aber die Rahmenbedingungen sind schlicht unklar vom Staat festgesetzt.

  2. @truetigger: Zustimmung: die Rahmenbedingungen müssen geklärt werden. Dann würde auch die derzeitige – mit gesundem Menschenverstand betrachtet als unsinnig einzustufende – Löschaktion gar nicht erst notwendig werden.

  3. Tja, einmal mehr der Beweis dafür, dass das, was die Kunden oder Nutzer oder Gebührenzahler wollen, letztlich nicht wirklich zählt. Parlamente, die Gesetze absegnen, sind in vielen Ländern extrem von Lobbyisten gesteuert und das Volk ist mehr oder weniger nur noch vor Wahlen interessant als “Stimmvieh”. Für die Sender, die jetzt Inhalte wieder in großem Ausmaß löschen müssen bzw. künftig vieles gar nicht mehr online stellen werden und dürfen, heißt das, sie müssen sich letztlich ins eigene Fleisch schneiden. Traurig das alles, sehr traurig!

  4. Und immer wieder komme ich zum Schluss, dass das Internet bzw. die Chancen des Netzes immer noch nicht in unserem Jahrhundert angekommen sind, geschweige denn, verstanden werden…

  5. @r|ob: Befürchte auch, wir müssen so alt werden wie Joopi Heesters (kleine Reminiszenz ans Programm), um die Ankunft des Netzes bei den Fortschrittsverweigerern Entscheidungsträgern im Mediensektor zu erleben. Obwohl, dann gibt’s die wahrscheinlich gar nicht mehr.

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