Open Access-Initiative der Harvard-Bibliothek

In der FAZ ist heute ein lesenswertes Interview mit Robert Darnton, dem Direktor der Bibliothek der Harvard University erschienen. Dort nimmt er Stellung zu der Nachricht, dass die Bibliothek der Harvard University ihre Bücher und Zeitschriften fast unbegrenzt im Internet zugänglich machen will, was ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum Durchbruch für Open Access, dem freien Zugang zum Wissen, bedeuten könnte. Als Buchhistoriker ist er natürlich auch ein guter Ansprechpartner zur historischen Einordnung des Prozesses, den wir gerade im Bereich der Publikation erleben. Seine Einschätzung des tiefgreifenden Umbruchs in der Verbreitung des Wissens:

Es ist denkbar, dass Gutenbergs Erfindung der beweglichen Lettern nicht sehr viel bedeutender ist als das, was wir gerade erleben. Nun legt ein Großteil der Forschung nah, dass Gutenberg nicht plötzlich die Produktion von Büchern transformiert hat. Es gab viele andere effektive Techniken der Buchproduktion bis ins neunzehnte Jahrhundert, darum würde ich argumentieren, dass eine technologische Innovation nicht automatisch eine vorhergehende verdrängt. Altes und Neues koexistieren oft in einer Art Äquilibrium, die immerfort im Wandel ist. Ich könnte mir vorstellen, dass elektronische und gedruckte Veröffentlichungen gut miteinander auskommen, ja einander stärken, dass der revolutionäre Wandel also nicht zur Vernichtung einer bewährten Technik führen muss.

Weiterlesen in der FAZ: «Die Internet-Offensive von Harvard»

Danke, Timon, für den Hinweis auf den wichtigen Text heute mittag per Mail. Danach habe ich auch die Erwähnung des Themas auf netbib entdeckt.

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