Heute hab ich’s endlich mal geschafft, «Die Andere Heimat» von Edgar Reitz zu sehen. Alle, die ihn bisher gesehen haben, waren ja voll des Lobes und auch die Kritik (z. B. DIE ZEIT) überschlug sich förmlich. Ich war ja ehrlich gesagt ein bisschen skeptisch, ob man den Film in seiner epischen Länge von fast vier Stunden überhaupt wird aushalten können. Aber nun kann auch ich vermelden: er ist großartig. Und keine Minute zu lang. Gleich beim Verlassen des Kinos – noch überwältigt vom eindrücklichen Eintauchen ins 19. Jahrhundert – twitterte ich:
"Die andere Heimat" von Edgar Reitz. Was für ein Film. Mir fehlen die Worte. Ich versuch's mal mit zwei: Ein Meisterwerk.
— Markus Trapp (@textundblog) November 10, 2013
Das Drehbuch hat Reitz mit dem wunderbaren Schriftsteller Gerd Heidenreich zusammen geschrieben. Die Schwarz-Weiß- (und ab und zu farbbeklecksten) Bilder sind so großartig, dass die Pupillen gar nicht mehr aus dem Staunen raus kommen. Und die Geschichte von der aus der Sehnsucht entstandenen und von der Not gedrungenen Auswanderung aus dem Hunsrück in die Andere Heimat – nach Brasilien – trägt den Film von der ersten bis zur letzten Minute. Gezeigt wird nicht nur die Idee der Emigration, sondern auch die Veränderung für diejenigen, die in der alten Heimat zurückbleiben. Reitz spricht in diesem kurzen arte-Interview von “emotionalem Erinnern”.
Hier noch ein nettes Interview mit dem Hauptdarsteller Jan Dieter Schneider. Der Medizinstudent ist Laie und hat sich beim Casting gegen 800 mögliche Konkurrenten durchgesetzt. Er kommt aus Kastellaun, wo ich meine Bundeswehrzeit absolviert habe. Und weshalb ich auch einen ganz persönlichen Bezug zu Edgar Reitz’ Heimat-Trilogie hatte:
Schabbach im Hunsrück ist ein fiktives Dorf. Das wissen alle Fans der Heimat-Trilogie. Ich bin natürlich auch einer. Einer meiner ersten Blogartikel 2004 handelte von der Heimat. Auch für die andere Heimat musste also Schabbach wieder als Kulisse geschaffen werden. Umgesetzt wurde das in Gehweiler, wo ich auch schon mal war und den Drehort der Schmiede der Simons bestaunte. Diese Doku (auch für kurze Zeit nachzusehen in der Mediathek des BR) zeigt die Verwandlung des Hunsrück-Dorfes in Schabbach für die Drehzeit April-August 2012 (70 Drehtage):
Bleibt mir noch zu sagen, dass ich heute auf der Suche nach einem Kino, das die Andere Heimat überhaupt noch ausstrahlt, und dann auch noch zu einer Zeit in der ich die vier Stunden in meinen Zeitplan einbauen konnte, auf das wirklich sehr schöne Programm-Kino Koralle in Volksdorf gestoßen bin.
Schöner Artikel und ganz Deiner Meinung! Wer in München unterwegs ist, kann die “Heimat” von Edgar Reitz übrigens in aller Ruhe und Breite auf dem Festival of Independents ansehen (ab dem 15.11.): http://www.hausderkunst.de/index.php?id=1407#.UoCMuPlWx_M – soweit ich es weiss, wird Edgar Reitz auch selbst vor Ort sein!
@Hubert Pausel: Hier in Hamburg war Reitz am 26.10. auch live dabei im Abaton (doch da war ich leider auf Helgoland).
Übrigens, wer den Film gar nicht im Kino zu sehen bekommt: ab 30.4.2014 ist er auf 2 DVDs zu haben.
Den Film will ich, seit ich das erste Mal davon gehört habe, so so gerne im Kino sehen aber hier in der Provinz … seufz … dabei würde er sogar hierher passen … naja, ich hoffe weiter, dass sich eine Gelegenheit ergibt.
@Liisa: Ich drücke Dir die Daumen. Ansonsten bleibt das Warten auf die DVD – wie gesagt ab 30. April 2014 – oder die TV-Ausstrahlung.