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Der Film «Wir sitzen im Süden» handelt von outgesourcten Menschen, die sich – obwohl in Deutschland geboren – meist unfreiwillig in der Türkei in ein Leben einrichten müssen, dass sie so nie führen wollten. Martina Prießner zeigt am Beispiel von Deutsch-Türken, die in Istanbul in einem deutschen Call-Center für Firmen wie Lufthansa oder Neckermann zu niedrigen Löhnen arbeiten, die andere Seite der in Deutschland leider sehr einseitig geführten Integrationsdebatte.
Im oben zu sehenden kurzen Bericht von ttt wird schnell klar, dass man sich diesen Film heute Abend nicht entgehen lassen sollte: 22:30-0.00 auf Phoenix:
Vier Frauen und Männer – vier Biografien, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Sie sind in Deutschland aufgewachsen; fühlen deutsch und denken deutsch. Die verschiedensten Gründe haben sie veranlasst, Deutschland zu verlassen. Manche gehen freiwillig mit einem deutschen Pass in der Tasche, andere werden abgeschoben oder von der Familie zurückgeschickt. Oft sind es auch ökonomische Notlagen und Perspektivlosigkeit, die sie zur Rückkehr zwingen.
Wenn Fatoş sagt: «Hochdeutsch? Kann ich ned, ich komm aus’m Schwarzwald», bekommt der Landesslogan «Wir können alles, außer Hochdeutsch» eine ganz andere Bedeutung.
Bülent wurde unfreiwillig abgeschoben. In der Türkei ist er nie heimisch geworden. Im Call-Center in Istanbul findet er einen – wie ich finde – traurigen Heimatersatz.
Ein Film, der – wie gesagt – einen ganz eigenen Beitrag zur Integrationsdebatte in Deutschland liefert, und der nicht nur durch das Aufzeigen der – für viele unbekannten – Zerrissenheit von Deutsch-Türken bewegt. Deshalb mein Tipp: Aufnehmen oder anschauen: Wir sitzen im Süden (D/TR 2010, 88 Min.) heute Abend um 22:30 Uhr auf Phoenix.
Ich habe den Film vor einiger Zeit schon gesehen und fand ihn auch sehr beeindruckend. Zum einen, weil er eben tatsächlich einen Aspekt aufzeigt, der hier bei uns weitgehend ausgeblendet ist und zum anderen, weil ich es unfassbar fand, wie stark das Leben der Abgeschobenen auch nach vielen Jahren noch von Deutschland und dem hier erlebten bestimmt ist. Der Film zeigt ja sehr deutlich, dass sie im Grunde in einer Art „Niemandsland“ zwischen den Ländern und Kulturen hängen bleiben. Fast schizophren fand ich, wie dann so eine Art „Ersatzdeutschland“ konstruiert wird, wo diese Menschen dann freundlicherweise doch „gebraucht“ (oder ausgebeutet) werden.
@Liisa: Genau das war auch mein Eindruck vom Film.
Danke für den Tip. Werde ich mir demnächst ansehen.
@Tobias: Ich hoffe, Du hast es aufgezeichnet, denn weder in der ARD- noch in der ZDF-Mediathek steht der Film leider z. Zt. nicht zur Verfügung.