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Ich bin mir sicher, dass unser deutsches „Yes, we can“ das sächsische „Wir sind das Volk“ war. Ich bin so sicher, weil ich die Wirkung dieser Botschaft erlebt habe. Weil ich erfahren habe, welch unerwartete und ungeheure Kraft in den lange Unterdrückten noch steckte. Weil ich unter ihnen war, die sich staunend anschauten auf den Straßen und Plätzen unseres kleinen Landes: Bin ICH das? Sind WIR das? Sind wir tatsächlich so mutig? Damals setzten wir unsere Befreiung durch. Diese Erfahrung kann der Osten des Landes in die gemeinsame deutsche Geschichte einbringen und den Bewohnern im Westen unseres Landes schenken: Auch Deutsche können Revolution.
Den gesamten Text der Rede, die der überparteiliche Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten, Joachim Gauck, am 22. Juni 2010 im Deutschen Theater in Berlin gehalten hat, kann auch hier nachgelesen werden:
«Freiheit – Verantwortung – Gemeinsinn. Wir in unserem Staat».
Bin beeindruckt. Nehmt Euch trotz womöglich gestresster Zeitpläne die Freiheit und schenkt Euch 50 Minuten Joachim Gauck zuzuhören.
Eine Bundesversammlung, die am nächsten Mittwoch, dem 30. Juni 2010, diesen Mann nicht zum Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland wählt, wird das auch vor der Geschichte zu verantworten haben.
Update: Es gibt auch eine gute Aktion von Avaaz, bei der man eine Mail an die Mitglieder der Bundesversammlung (aus seinem Bundesland) schicken kann: Wählt den Präsidenten des Volkes.
[via Tillmann’s Posterous]
Ich sehe das ganz genauso. Natürlich wird auch ein Bundespräsident Gauck dieses Land (nicht) grundlegend ändern oder gar Berge versetzen. Der Politikbetrieb würde vermutlich schnell in seine üblichen Bahnen zurückkehren.
Aber es wäre mal wieder ein Zeichen, dass es eben doch anders geht, wenn, ja wenn man es nur will!
@sabbeljan: Ich vermute, in Deinem Kommentar fehlt ein „nicht“ und ich habe mir mal erlaubt, es in Klammern dort einzufügen, wo ich es vermute. 😉
Ist das nicht etwas hoch gegriffen, vor der Geschichte verantworten? In 4 – 5 Jahren ist das alles vergessen. Nicht vergessen sollte man jedoch die Ansage, wann die Eulen der Wissenschaft zum Fluge ansetzen …
@ml: Wir können uns ja in 4-5 Jahren nochmal drüber unterhalten. Und wenn man es nicht so hoch hängen mag, kann man immerhin konstatieren, dass es ein Armutszeugnis für diese Republik wäre, wenn anstatt eines überparteilichen Kandidaten, der (siehe oben) in der Tat etwas zu sagen hat, ein eher nichtssagender Parteisoldat aus Hannover gewählt würde.
@markus ja danke!
Von den beiden zur Wahl stehenden Kandidaten tendiere ich auch eindeutig zu Gauck, habe allerdings wie ml gedacht, dass es etwas hoch gehängt erscheint, zu sagen, wer Gauck nicht wählt, wird das „vor der Geschichte“ verantworten müssen. Wie „überparteilich“ Gauck wirklich ist, kann, finde ich, schwer festgestellt werden. Nur weil er kein Parteibuch hat ist er ja nicht automatisch „überparteilich“, sondern kann durch aus der einen oder anderen Richtung zuneigen. Er würde sicher einen respektablen Repräsentanten der Bundesrepublik Deutschland abgeben aber inwieweit er auch echte Impulse und Akzente wird setzen können, das wird erst die Zukunft zeigen und mir erscheint er – wenn ich die Rede zugrunde lege – doch auch sehr rückwärts orientiert. Für die Zukunft bleiben Appelle, Schlagworte wie Freiheit etc. aber einen echten neuen Aufbruch sehe ich auch bei ihm nicht wirklich.
@Liisa: Er ist zumindest insofern überparteilich, dass er kein Mitglied einer Partei ist. Das ist per se noch kein Grund jemanden zum Bundespräsidenten zu wählen und dass er dies, was man nun ihn in projiziert, erst einmal wird zeigen müssen, galt auch schon für Obama. Letzterer hat sogar den Friedensnobelpreis bekommen, nur für die Hoffnung, die man in seine möglicherweise friedensstiftende Wirkung steckte, ohne dass er bereits etwas dafür getan hätte. Es ist auch vollkommen korrekt, und das soll hier nicht in Abrede gestellt werden, Gauck kritisch zu sehen. Außerdem ist bekannt, dass Gauck dem konservativen Lager näher steht, als dem linken.
Mir geht es hier aber wie Dir, Liisa, und wie der großen Mehrheit in Deutschland, dass ich in ihm den besseren Präsidenten sehe. Und mir geht die Parteitaktik bei der Bundespräsidentenwahl gehörig auf den Wecker. Ja, ich weiß, die Tatsache, dass die SPD und die Grünen Gauck nominiert haben, hat natürlich auch mit Parteitaktik zu tun.
Ich denke, wir sind uns im Prinzip einig. 🙂
@Liisa: So ist es. Wie so oft. Uns unterscheidet nur die Einstellung zu Twitter, wo ich Dich nach wie vor vermisse. 😉
*lach* … ja, wer weiß. Vielleicht gebe ich mein Blog auf und versuche es dann doch nochmal mit Twitter. ;o)
@Liisa: Nein, wenn, dann beides: Blog & Twitter. 😉