Foto: Nezahualcóyotl 1959, Héctor García
„Sind Bücherleser bessere Menschen?“ fragt Hans Durer im Titel-Magazin:
Anfang März berichtete der Londoner Guardian, dass Luis Sánchez, der Bürgermeister von Nezahualcóyotl, einem Arbeiter-Vorort am Rande der mexikanischen Hauptstadt, die unter seinem Kommando stehenden Polizisten verpflichtet habe, jeden Monat mindestens ein Buch zu lesen, ansonsten sie der Chance auf Beförderung verlustig gingen. Er glaube nämlich, so Herr Sánchez, dass Lesen das Vokabular der Polizeiangestellten erweitern und auch ihre Fähigkeiten, sich schriftlich auszudrücken, fördern werde. Zudem werde es Ihnen helfen, ihre Gedanken zu ordnen und effektiver mit dem Publikum zu kommunizieren. „Lesen“, so der Bürgermeister, „wird sie zu besseren Polizeioffizieren und zu besseren Menschen machen.“
Wer einmal in Mexiko gelebt hat, weiß, das dies nur ein frommer Wunsch sein kann. Ok, nicht alle mexikanischen Polizisten sind Analphabeten, aber Literatur wird Ihnen bei allem Goodwill wirklich nur sehr schwer nahezubringen sein. Bessere Menschen könnten sie durch Bücherlesen -wenn überhaupt- in meinen Augen nur durch eine freiwillige Lektüre werden, und nicht durch Zwangslektüre in der Hoffnung einer baldigen Beförderung.
Infos zum wirklich bitterarmen Stadtteil Nezahualcóyotl (mehrere Mio. Einwohner!) gibt es bei wikipedia, der oben erwähnte Guardian-Artikel ist hier nachzulesen.
[via lesefieber]