Wie hier bereits angekündigt, soll noch einmal von der lustigen Draisinentour berichtet werden, von der auch weitere Teilnehmer bereits in ihren Blogs geschrieben haben.
Von Berlin aus waren wir zu Acht mit dem Regionalzug nach Jüterbog aufgebrochen, um von dort aus mit zwei Fahrraddraisinen ins ca. 15 km entfernte Jänickendorf zu draisinieren (das Dorf kommt in echt ungefähr so rüber wie seine Homepage, womit diese als authentisch zu bezeichnen wäre).
Die Draisinenausgabe Jockel’s Burnout versprühte den Charme rauen brandenburgischen Abenteuers, wie es ein Rainald Grebe mit seinem berühmten Lied «Brandenburg» nicht besser besingen konnte. Da seine gesungene Liebeserklärung für dieses gerne unterschätze Stückchen Abenteuerland quasi auch zur eifrig eingestimmten Hymne unseres Ausfluges wurde, soll sie hier noch einmal angestimmt werden. Meine Damen und Herren leihen Sie bitte Ohr und Auge Rainald Grebe mit «Brandenburg»:
Direktlink YouTube
Hallelujah, Berlin!
Zurück zur Draisinenfahrt. So sehen sie aus die Fahrraddraisinen:
Links und rechts je zwei Fahrräder, in der Mitte auf dem Kutscherbänkchen nochmals Platz für zwei Personen: die einen radeln, die anderen ruhen. Selbstverständlich wurden reihum die Ruhe- und Radelpositionen getauscht.
Wir waren zu Acht und hatten somit zwei Draisinen voll besetzt. Dass wir bei Ankunft in unserer Zielstation Jänickendorf nur ein Kaltgetränk zu uns nehmen durften, weil wir es wagten um 13:55 Uhr den Gasthof Eisenbahn zu betreten, der doch um 14 Uhr schloss, machte uns eindringlich mit den Tücken der brandenburgischen Provinz vertraut und gab beredtes Zeugnis von mangelndem Geschäftssinn ab (Herr Julius und Herr Rob haben das schon schön beschrieben, Letzterer zeigt in seinem Artikel «N|icht nach 14 Uhr» ein beeindruckendes Foto des Tanzsaales der Eisenbahn, in dem ich mir Heinz Strunks Tanzkapelle lebhaft vorstellen konnte. Remember: Eine Landjugend mit Musik.
Mit dem Wetter hatten wir am Freitag größtenteils Glück. Kleinere Nieselphasen konnten die insgesamt sonnige Tour nicht überschatten. Am Nachmittag lockte die Sonne sogar zu einer Rast am Wiesenhang. Wir ließen die Draisinen einfach auf den Gleisen stehen (mit Gegenverkehr oder neu startenden Draisinen war nun nicht mehr zu rechnen). Auf den ausgebreiteten Decken ruhten wir uns aus und genossen die Spätsommerstrahlen.
Herr Exit, der die Tour organisiert hatte, ist ein riesengroßes Lob auszusprechen. Nicht nur für die perfekte Planung und Vorbereitung, die sich durch regenbedingte Verschiebungen ja quasi über den ganzen Sommer 2008 hingezogen hatte, sondern auch, weil er da eine sehr nette Truppe zusammengestellt hatte, die sich sportlich, gesanglich und humorvoll durch die brandenburgische Wildnis bewegte, vorbei an blühenden Landschaften (siehe hierzu die fotodokumentarisch eindrucksvollen Beweise bei Herrn Julius).
Dieses Blog lebt ja zum Großteil von den wunderbaren Ergänzungen in den Kommentaren. Heute morgen wieder so geschehen durch Frau Jekyllas notierte Anregung, unsere muntere Draisinen-Truppe solle doch für die im finnischen Haapamäki ausgetragene Draisinen-Weltmeisterschaft trainieren. Herr Exit sucht schon in Berlin nach dem passenden Trainingsgelände. 😉
Wer nach Lektüre dieses Artikels Lust zum Schienensport der Sonderklasse bekommen hat, und schauen möchte, ob es so etwas auch in ihrer oder seiner Nähe gibt, die oder den möchte ich auf die Übersicht der Draisinenstrecken in Deutschland und Europa sowie die ausführlichen Informationen in der Wikipedia verweisen. Hallelujah Draisine!
… und wie dynamisch die Turnschuhe wieder ins Bild gesetzt wurden…
Darauf einen Draisine-Schlager…
Ich schlage eine kurze Umdichtung des Grebe-Songs vor:
Markus! Diese Erlebnisse solltet ihr in einem Mini-Film festhalten. Ein sehr informativer Bericht.
@Thomas: Bruderherz, den Film haben wir praktisch noch im Kopf. Und ganz viele Fotos auf der Festplatte. Die zeig ich Dir mal bei Gelegenheit.
Hey Markus.
Toller Bericht über die Draisinentour.
Ich habe 2005 eine solche Tour in Altenglan bei Kusel gemacht, welche auch sehr amüsant war.
Gab es auf eurem weg auch mehrere kleine Gaststätten an denen die Draisinen vom Gleis gehoben werden konnten? Bei uns waren solche kleinen Kneipen vorhanden und auch sehr gut zum entspannen.
Gruß Martin
Martin: Zur Gastronomie habe ich oben ja schon geschrieben, dass es damit nicht so toll bestellt war auf der Brandenburgstrecke. Die Glantal-Draisine hab ich vor einigen – genau acht – Jahren auch mal mit Ali und Christine befahren, damals im Sommer 2000. Dort hat mir auch gefallen, dass man einen alten Bauernhof mit den naiven Malereien eines bärtigen Malers bewundern konnte. Und die Bilder waren wirklich sehr naiv. 😉
Ja die Bilder von ihm kenne ich. Der war 2005 auch noch da. Bei ihm waren wir auch eingekehrt und hatten uns mit Bier erfrischt.
Der sah aus als sei er zeitlich, in den 70er Jahren stehengeblieben. 😉
Pingback: Draisinenfahrt durch Brandenburg - Julius’ Blog
Eine Draisinenfahrt ist nur so nett, wie die Menschen, die mitfahren! Und es war in der Tat eine ausgesprochen charmante Gruppe! A la prochaine!
wie ich sehe, hast du etwas farbe in die ödnis von deutschsibirien gebracht.
@The Exit: Bin im Nachhinein sehr froh, dass ich trotz großer Zeitknappheit mitgefahren war.
@sparschäler: Allerdings, Herr Sparschäler. Und danke auch nochmals für die Anregung mit der Draisinenweltmeisterschaft in Finnland, die wir ja letztendlich Ihren Recherchen zu verdanken haben.
ich hab schon immer gedacht, warum ist der draisinensport so unterbewertet. eine aufnahme in das olympische programm ist überfällig.vielleicht solltet ihr auf eurer nächsten tour herrn rogge dazu einladen.
draisinenfahren rules!!
Ein sehr anregender Bericht! Allerdings muss ich gestehen, dass mich das Anhören des grausigen Brandenburg-Songs in eine tiefe, hoffentlich vorübergehende Depression gestürzt hat …
Ach Elke, das “Hallelujah Berlin!” holt Dich doch locker wieder aus dem depressiven Loch! 😉
Stimmt. Schon geschehen!