Emily Gould: Gewinn und Verlust des Schreibens im Netz

Was Emily Gould, die mit ihrem Artikel Blog-Post Confidential heute auf der Startseite der New York Times verlinkt ist, über die Anfangszeit ihres Blogs schreibt, können sicher viele nachvollziehen, die erlebt haben, wie Menschen, die sie erst nur online kannten, immer wichtiger für sie wurden:

Some of my blog’s readers were my friends in real life, and even the ones who weren’t acted like friends when they posted comments or sent me e-mail. They criticized me sometimes, but kindly, the way you chide someone you know well. Some of them had blogs, too, and I read those and left my own comments. As nerdy and one-dimensional as my relationships with these people were, they were important to me. They made me feel like a part of some kind of community, and that made the giant city I lived in seem smaller and more manageable.

Ich habe den sehr langen Artikel (Druckfassung acht DIN-A4-Seiten), der bald auch im Sunday’s Times Magazine erscheinen wird, noch nicht ganz gelesen, aber alleine dieser Anfangsteil (und viel weiter bin ich auch noch nicht gekommen) scheint mir schon erwähnenswert. Denn genau so habe ich das auch empfunden: Man tauscht sich plötzlich mit Menschen aus, die man doch gar nicht “kennt”. Und sie werden immer wichtiger für einen. Und man lernt sie dann auch irgendwann kennen und wird in der analogen Welt vom positiven virtuellen Eindruck nicht enttäuscht. Das ist etwas, was Menschen, die das nicht erlebt haben, ganz schwer nachvollziehen können. Ich erlebe das immer wieder in Gesprächen. Und ehrlich gesagt: hätte es mir vorher jemand beschrieben, hätte ich es auch nicht geglaubt.

Wer den NYT-Artikel der Autorin des seit Oktober 2005 geführten Blogs Emily Magazine lesen möchte, folge diesem Link: Blog-Post Confidential, Emily Gould: What I gained — and lost — by writing about my intimate life online.

9 Kommentare zu „Emily Gould: Gewinn und Verlust des Schreibens im Netz“

  1. In der Tat ein guter Einstieg. Ich kenne dlc von einem Diskettenmagazin, d.h. wir haben Disketten mit Artikeln an einen Verteiler geschickt und der die dann kopiert an ganz Deutschland: Mir sind also erst digitale und dann analoge Freundschaften durchaus geläufig. 🙂

  2. Was ist denn bitte “dlc”? Das verstehe ich nicht. Kommt das noch im Artikel vor, den ich ja noch nicht zu Ende gelesen habe?

    Wie dem auch sei, heute Nacht werde ich ihn komplett lesen.

  3. Sie sprechen mir aus der Seele. Also Ms. Gould tut das. Und dann Sie.

    Aber das verstehen nur Blogger, alle anderen stehen diesem Phaenomen wohlwollend ausgedrueckt sehr skeptisch und befremdet gegenueber. Was ich sogar ein bisschen verstehen kann.

  4. ich kenne diese erfahrung auch. und das ganze funktioniert auch noch in die andere richtung – erst in der analogen welt kennengelernt und dann in der virtuellen vom positiven eindruck bestätigt werden.

  5. @Frau Jekylla: Sie sind ja – für mich und für viele andere – das beste Beispiel für das, was ich oben schrieb.

    @daniola: Genau, das kommt ja noch hinzu. Ich finde auch, dass ich Blogs von Menschen, die ich einmal persönlich kennengelernt habe, danach mit ganz anderen Augen lese.

  6. Ich bin ja zur Zeit im Twitterfieber und was ich dabei wiederum interessant finde: Leute, die man aus ihren Blogs kennt, lernt man über Twitter nochmal anders (und manchmal intensiver, näher) kennen und liest dann wiederum ihre Blogs anders (teils sogar noch lieber). Oder man lernt Leute über Twitter kennen und liest dann erst ihre Blogs, bevor man ihnen dann auch mal in echt begegnet.
    Alles sehr komplex und wunderbar. Und nach außen wirklich manchmal schwer verständlich zu machen, dass das ‘Vor-dem-Computer-Gesitze’ eben nicht vereinsamen lässt und weltfremd macht, sondern im Gegenteil auch das ‘normale Leben’ bereichert.
    Nur: bei dieser Gelegenheit wünsche ich mir manchmal, in Berlin oder Hamburg zu wohnen, in München ist man dann doch irgendwie weit weg (und seltsamerweise sind die interessantesten Blogger ja doch bei euch ‘oben’)…

  7. Oh ja, die Twitter-Blog-Reallife-Schiene ist auch nicht zu verachten.

    Und zu München: Vielleicht bin ich ja deshalb von Saarbrücken nach Hamburg gezogen? Nein, war natürlich nur Spaß: im Süden der Republik gibt es doch auch wunderbare Blogs und Menschen. Ich denke der Hamburg/Berlin-Fokus täuscht, oder, falls doch was Wahres dran sein sollte, vielleicht muss der Süden/Südwesten einfach noch ein bisschen aufholen (was das Veröffentlichen von Texten im Netz anbelangt).

    Für mich ist heute jedenfalls – wie eben bei dir kommentiert – schon mal ein interessantes Blog aus dem Süden in den Aufmerksamkeitshorizont dazugekommen. 😉

  8. Bei mir war es ja so, dass ich nur einen Tag, nachdem ich mein Blog ‘geschenkt bekommen’ und eröffnet hatte, auf ein Bloggertreffen mitgeschleppt worden bin und dort gleich mal u.a. Robert Basic kennenlernen durfte. Das ist natürlich ein guter Anfang. Aber seitdem hat sich mein Gefühl, dass Blogger überdurchschnittlich oft überdurchschnittlich nette Leute sind (mit denen man sich überdurchschnittlich oft überdurchschnittlich gut unterhalten kann), auch nur bestätigt! 🙂

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