Schwachsinnsaktion «Licht aus!»

In der Zeit fordert Ludwig Greven «Gehirn an!» statt «Licht aus!»:

Vielleicht, überlege ich mir deshalb, wäre es viel besser, statt symbolisch für fünf Minuten im Dunkeln zu sitzen, das Gehirn einzuschalten und zu überlegen, wie ich und wie wir alle dauerhaft und nachhaltig etwas gegen den Klimawandel unternehmen können. Womöglich ginge da manchem ein Licht auf. Zum Beispiel, dass es CO2-mäßig viel mehr bringt, statt eine herkömmliche Glühbirne kurzzeitig auszuknipsen, sie durch eine Energiesparlampe zu ersetzen. Oder weniger Auto und mehr Bahn oder besser gleich Rad zu fahren. Oder sein Haus oder seine Wohnung besser zu dämmen, oder oder oder…

Hirn einschalten ja! – Sinnloses Licht ausschalten: nein!

32 Kommentare zu „Schwachsinnsaktion «Licht aus!»“

  1. Ich finde schon, dass man das sagen kann. Wenn ich lese, dass man davon ausgeht, dass …

    Der kritische Punkt dann [ist], wenn alle das Licht wieder einschalten. Dann muss recht schnell Kraftwerks-Kapazität zugeschaltet werden.

    … frage ich mich, ob die Initiative nicht nach hinten losgeht. Außerdem werden mit dieser symbolischen Aktion einige ihr Gewissen beruhigen und tatsächlich denken, sie hätten etwas zur Klimarettung beigetragen.

    In den Köpfen muss der Schalter umgelegt werden, nicht für 5 Minuten am Lichtschalter. Dass möchte auch die Aktion bewirken, schon klar. Und Aufmerksamkeit für das Thema Klimatrettung zu erzeugen, ist immer gut. Aber in dieser punktuellen Massenwirkung mutiert das Ganze eben zu einer – und ich bleibe dabei – Schwachsinnsaktion.

  2. Pingback: Licht aus! Klimaschutz! » Blog-Liste1

  3. dann wäre jede demo, egal wofür oder wogegen, ebenso eine schwachsinnsaktion.

    ich finde die aktion zumindest insofern gut, als dass sie aufmerksamkeit erzeugt und vielleicht auch einige leute zum nachdenken anregt. „lampen tauschen!“ erzeugt keine aufmerksamkeit, auch (oder vielleicht gerade deshalb) wenn es jede woche in irgendeinem ratgeber gepredigt wird.

  4. Naja, so negativ würde ich die Aktion auch nicht sehen.

    Über den Zeit-Artikel habe ich aber gerade herzhaft gelacht. Also, Leistungsschwankungen von 3000 Megawatt steckt das Stromnetz angeblich ohne Schwierigkeiten weg. Gut, daß es in Deutschland so fähige Wissenschaftler gibt, die berechnen können, daß dies der Leistungsaufnahme von drei 100-Watt-Birnen in 10 Millionen Haushalten entspricht. Sonst würden wir doch in der Hinsicht alle im Dunkeln tappen…

    Grüße, Stefan

  5. Am schlimmsten finde ich bei der Aktion eben, dass es den Menschen so einfach gemacht wird, ein gutes Gefühl zu bekommen, obwohl man eigentlich nichts macht. Und ich wage es eben zu bezweifeln, dass die symbolische Aktion ein wirkliches Umdenken in den Köpfen bewirkt.

    Gerne würde ich mich hier täuschen und nach der Aktion von einem besseren überzeugt werden. Doch ich zweifle ernsthaft daran.

  6. Bei mir werden auf jeden Fall die (Spar)lampen anbleiben ;-).

    Ich denke man sollte schon zwischen blindem Aktionismus und Demonstration unterscheiden. Und dies ist nun mal Aktionismus.

    Darüber hinaus widerspricht diese Aktion jedem aufgeklärten Handeln. Die Leute sollen blind das tun, was ein Massenblatt ihnen vorgibt, damit eine Handvoll Politiker in Bali entscheidet, was wir später tun sollen. Toll.

    Was in Gänze fehlt, sind Hinweise, was jeder für sich jetzt sofort tun kann. Wann sich der Ersatz zum Beispiel elektrischer Geräte gegen sparsamere Modelle lohnt, aus ökologischer und ökonomischer Sicht, wo versteckt Energie verschwendet wird etc. Hätte gut zum Thema gepasst. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es im Sinne dieser Zeitung ist, selbstständiges Denken zu fördern ;-).

    PS: Mir ist es bewusst, dass auch Greenpeace mit „im Boot“ ist. Und ich bin denen auch ein wenig böse dafür.

  7. @Quintus: Ach ja, dass Greenpeace da mitmacht, ist auch so ’ne Sache. Was für eine Kombination: Bild-Zeitung, Pro Sieben und Greenpeace.

    Mir kommt da gerade Brecht in den Sinn:

    Gut gemeint ist das Gegenteil von gut.

  8. ach jungs, ich kann diesen „widerstand“ gegen die aktion wirklich nicht nachvollziehen. ich meine, macht mit oder lasst es bleiben, aber wie kann man ernsthaft dagegen argumentieren?

  9. Was heißt hier ‚Widerstand‘? Man kann doch eine Einschätzung vornehmen, oder? Und viele halten diese Aktion eben für scheinheilig, nutzlos oder zumindest für zweifelhaft. Andere finden sie gut und hoffen, dass sie in den Köpfen der Leute und durch folgende Taten was bewegt. Das dann jeweils auch zum Ausdruck zu bringen, ist doch unser gutes Recht, oder?

    Mitmachen, oder es eben bleiben lassen, das entscheidet dann jede und jeder für sich. So einfach ist das.

  10. vielleicht habe ich auch schon zu viel darüber gelesen am heutigen tage.

    da gibt es menschen, die öffentlich propagieren, daß man doch alle großverbraucher schön während der zeit eingeschaltet lassen soll, inklusive aller fön(s/e?), heizlüfter und backöfen, weil man gegen die aktion sei. super argument.

    aber zurück zu den kommentaren hier. dir widerstrebt, dass es den menschen so einfach gemacht wird, ihr gewissen zu bereinigen. ich bin kein psychologe, weiss aber dass durch positives feedback im allgemeinen ein besserer lerneffekt erzielt wird als durch beschimpfung oder bestrafung.

    für mich ist alleine die aufmerksamkeit, die diese aktion erzeugt bereits die aktion selbst wert. wann hast du das letzte mal etwas über energiesparen in deinem blog geschrieben?

    jede PR ist gut. die aktion ist bereits jetzt ein erfolg, selbst wenn es mal wieder nur ein paar leute dazu bringt sich neu zu orientieren.

  11. @Marco: Ok, verstehe was du meinst.

    Nur noch zur grammatikalischen Frage deines letzten Kommentars: Es heißt die Föne (und diese Aktion ist natürlich noch schwachsinniger!).

  12. Ich habe jetzt nicht jedes Wort von dieser Diskussion gelesen, aber sie erscheint mir sehr deutsch.
    Ich habe Sparlampen, kaufe öko seit Jahren, mache mir viele Gedanken und habe schon Einiges verändert. Aber deshalb kann ich mich doch trotzdem heute Abend für 5 min in schönen Kerzenschein setzen. Allein schon um zu sehen, ob die Stromnetze wirklich zusammenbrechen. Was ich natürlich für total Schwachsinn und Panikmache halten. Von den Konzernen aus sollen wir ja gar nichts ändern. Das gilt auch für das sog. Dreiliterauto. Ach, ich könnte mich jetzt schon in Rage schreiben.
    Also, ein jeder möge sein Licht ausmachen oder anlassen, mit oder ohne Licht können wir uns Gedanken machen, wie wir vielleicht nachhaltig etwas ändern können.
    Schönen Samstagabend allseits!

  13. …aber sie erscheint mir sehr deutsch.

    Carmen, jetzt aber keine Beleidigungen hier, ja? ;-))

    Nee, schon klar. Wie ich oben schon schrieb: jeder/em das ihre/seine.

    Ich bleibe jedoch dabei: Das ist in meinen Augen eine populistische und – besonders in Zeiten der abundanten Weihnachtsbeleuchtungen – eine geradezu heuchlerische Aktion.

    Auch dir einen schönen Samstagabend, gerne auch bei Kerzenlicht. 😉

  14. Ok, „deutsch“ war unter die Gürtellinie;-)

    Also, ich habe grad noch mal gegoogelt, in Frankreich gab es im Februar eine ähnliche Aktion:
    … Denn in Frankreich hatten im Februar Umweltschützer zu einer ähnlichen Aktion aufgerufen – und fanden überwältigenden Zuspruch: Nach Informationen des BUND für Umwelt- und Naturschutz schalteten rund drei Millionen Haushalte mit etwa sieben Millionen Menschen in Frankreich das Licht aus – und sorgten auf diese Art dafür, dass ein Kraftwerk mit 800 Megawatt Leistung kurzzeitig arbeitslos wurde. Selbst die 20.000 Glühbirnen, die den Eiffelturm illuminieren, verglimmten planmäßig für fünf Minuten. …

    Grundsätzlich sind mir Aktionen, die von der Zeitung mit den 4 Buchstaben ausgehen, auch sehr suspekt.

    Wenn gewünscht, können wir uns ja hier mal über weitere sinnvolle Maßnahmen austauschen…

    Ansonsten stimme ich Marco zu: Jede PR hilft der „Sache“.

  15. Das französische Kraftwerk mit 800 Megawatt Leistung möge zwar kurzfristig »arbeitslos« gewesen sein, ich bezweifle jedoch, dass es den Strom nicht dennoch produziert hat. Insofern war der Effekt gleich 0.

    Und an der Aktion teilzunehmen, allein »schon um zu sehen, ob die Stromnetze wirklich zusammenbrechen«, halte ich auch für eine sehr komische Motivation. Das zeugt eigentlich nur davon, dass du dir über etwaige Folgen (Zusammenbruch der Telekommunikation; tausende Menschen stecken in Aufzügen fest; überall müssten Notstromaggregate angeworfen werden) keinerlei Gedanken gemacht hast. Wobei, all das zu erleben, wäre für dich sicherlich auch eine Mordsgaudi. Oder?

  16. @Julius: Ich glaube, da muss ich Carmen ein bisschen verteidigen, denn so hat sie das sicher nicht gemeint und natürlich wird sie nicht wollen, dass Leute etwa in Aufzügen stecken bleiben. Sie schreibt ja auch, dass das Panikmache und Schwachsinn wäre.

    Die twitter-Meldungen, die ich heute Abend zum Thema gelesen habe, zeigen zumindest, dass da heute Abend kaum einer mitgemacht hat, bei dieser fragwürdigen Aktion, was ich ganz beruhigend fand.

  17. Um Carmen noch ein wenig stärker zu verteidigen: Bei einer solchen Aktion stehen viele, viele Menschen bereit, Schäden durch Stromausfälle durch diese „anormale“ Minderlast zu vermeiden. Ein Chaosszenario als Folge solchen „unbedachten“ Verhaltens ist abwägbar und von Seiten der Stromerzeuger lenkbar. Panikmache gilt nicht. Wenn da Aufzüge stecken bleiben, dann hat jemand seinen Job nicht richtig getan.

    Und ich bin auch entschieden dabei, wenn es um nachhaltige Wirkung geht. Und darum geht es vor allem anderen.

    Um meine Kritik zu kondensieren die Frage: Wie nachhaltig wirkt die Zeitung-mit-vier-Buchstaben? In meinen Augen nur bis zur nächsten Schlagzeile. Daher der Protest. Nicht aus der Sache, sondern aus der Form.

  18. Es ist deshalb ein sehr emotionales Thema, weil ein Stromausfall eine sehr unlustige Sache ist.

    Insofern habe ich für deine Motivation (mal schauen, ob es wirklich zu einem Stromaufall kommt) keinerlei Verständnis. Du magst die Angst vor einem Stromausfall als Panikmache abtun und damit deine Motivation relativieren, aber woher weißt du von vornherein, dass nicht 10 Millionen Haushalte mitmachen? Bei derartigen Schwankungen halte ich auch die Lenkungsmöglichkeiten seitens der Energieunternehmen für sehr beschränkt. Man kann ja nicht fünf Kraftwerke mal für fünf Minuten runter- und wieder hochfahren.

    Gut, im Nachhinein ist man immer schlauer. Kaum jemand hat mitgemacht.

  19. Lieber Markus,
    ich glaube du hast den Sinn dieser Aktion nicht ganz verstanden. Durch die Aktion solle lediglich das Bewusstsein gestärkt werden, und wieder Aufmerksamkeit auf das Thema „Energiesparen“ gelenkt werden.
    Wenn alle Bundesbürger konsequent Stromsparlampen nutzen würden, könnt ein komplettes AKW, oder mehrere Kohlekraftwerke abgerissen werden. Durch 5 Minuten wird nix geändert. Das war nur symbolisch.

  20. Danke Ryo, dass du mir zum Verständnis der Aktion „auf die Sprünge“ helfen möchtest, aber wenn du meine Kommentare hier liest, wird dir auch klar, dass bei mir schon angekommen ist, was mit der Aktion bewirkt werden soll.

    Ich bezweifele – außer vielleicht bei der BILD-Zeitung – nicht die gute Absicht, ich bezweifle lediglich den Sinn der Aktion. Dass man darüber streiten kann, zeigen ja die Kommentare hier. Ein gutes Argument dafür mag sein, dass überhaupt über Energiesparen diskutiert wird. Mein Argument dagegen ist aber, dass ich befürchte, dass sich ein Teil der Menschen damit einfach nur sein schlechtes Gewissen erleichert, mal 5 Minuten das Licht ausschaltet und dass ansonsten nicht viel passiert. Und wie wir mittlerweile erfahren haben, war die Teilnahmebereitschaft an der Aktion sehr gering.

    Aber ich wiederhole mich da, wollte eigentlich zur Sache auch nix mehr sagen, beide Seiten sind jetzt auch zur Genüge mit nachvollziehbaren Argumenten hier in den Kommentaren zur Sprache gekommen, was ich sehr gut finde. Doch den Vorwurf, ich habe „den Sinn der Aktion nicht ganz verstanden“, konnte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen.

    Wir können ja alle weiter beobachten, wie sinnvoll oder sinnlos die Aktion war. Und wenn ich mich da getäuscht habe, und in den Köpfen der Menschen tatsächlich etwas verändert wurde, dann freue ich mich auch über meine Fehleinschätzung.

  21. Hi Markus. Da ist mir auch noch was eingefallen zum Thema Licht aus. Ich war kurz nach 8 auf Google, und die hatten auch das Licht ausgemacht: Der Hintergrund der Seite war schwarz. Schade, dass ich nicht auf die Idee gekommen bin, einen Screenshot zu machen, sieht man ja nicht alle Tage…

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