Szene aus dem von mir übersetzten deutsch untertitelten Film
„Anabel“ von Jana Bukova (nach „Diario para un cuento“ von
Julio Cortázar, Argentinien, 1998) mit Silke in der Hauptrolle.
Schön, wenn man seine handwerkliche Arbeit in einer Dissertation gut umschrieben vorfindet. Dabei beziehe ich mich auf meine Arbeit als Übersetzer aus dem Spanischen, wo ich vor allem Filme übersetze und dies meist per Untertitelung.
Das ist bei einer äußerst schnell gesprochenen Sprache wie dem Spanischen gar nicht so einfach, denn der Text muss natürlich gekürzt werden, da das Lesen mehr Zeit als das Hören beansprucht und die Bilder ja auch noch wahrgenommen werden wollen.
Und jetzt zum Zitat der besagten Doktorarbeit «Das Sprechen der Filme – Über verbale Sprache im Spielfilm» (Download als pdf, 1,5 MB, 297 S., Infos bei DDB) von Christoph Wahl, welches die Problematik der Untertitelung (auf S. 149) recht gut beschreibt:
Auch die Untertitelung ist ein Ergänzungsverfahren, bei dem allerdings der Originaltext seine Dominanz behält, und die Übersetzung mit weitgehenden Kürzungen arbeiten muß. Diese Kürzungen resultieren aus der Problematik, gesprochene Sprache in Schriftsprache transponieren zu müssen: Der Mensch kann in einem bestimmten Zeitraum wesentlich mehr Text auditiv als visuell verarbeiten. Henrik Gottlieb nennt die Untertitelung deshalb einen diagonalen Typ: Zu der vertikalen Ebene der herkömmlichen Übersetzungsverfahren, die einfach eine Sprache in eine andere übertragen, gesellt sich die horizontale Ebene, auf der verbale Sprache in Schriftsprache wechselt. Die Kunst des Untertitelns besteht somit darin, aus einer verbalen Äußerung den komprimierten Sinn herauszufiltern, und ihn so in einen geschriebenen Text zu verwandeln, daß er stilistisch ungefähr dem Ton der ursprünglichen Äußerung entspricht.
Im Zitat angesprochener Aufsatz:
Henrik Gottlieb: Subtitling: Diagonal Translation. In: Perspectives: Studies in Translatology Nr. 1 (1994), S. 104 (nicht online verfügbar).
Das mag ja sein, dass der Sinn bei der Untertitelung behalten werden soll, aber gleichsam nicht zu sehr abgedroschen klingt : Ich habe vor ein paar Tagen, mal aus reinen Spaß an der Freude den Film „Opfer (Offret)“ von Andrei Tarkovsky ins Deutsche untertitelt. Hier träfe die Sinnverknappung zum Beispiel eher nicht zu. Es handelt sich bei diesen Film um ein eher philosophisch-melancholischen Genrehapp, der zur Hälfte vom Bild und zur anderen Hälfte von der Sprache beherrscht wird. Darum lässt es sich manchmal garnicht vermeiden, längere Untertitel einzuwerfen.
Ich werde vermutlich diesen Untertitel auf meiner Website präsentieren und auch kommentieren.
Aus Spaß an der Freude einen Film untertitelt, und dann gleich einen Tarkovsky? Respekt!
Natürlich kann man das, was ich oben zur Untertitelung geschrieben habe, nicht verallgemeinern. Selbst innerhalb eines Filmes gibt es Passagen, wo man den Text nicht verknappen muss bzw. darf.
Auf die Untertitel-Präsentation und Kommentierung bei dir bin ich gespannt. Vielleicht kannst du uns ja hier kurz daraufhinweisen, wenn es bei dir etwas zu sehen gibt.
Eben online gestellt. Musste mich mal wieder mit den Editor rumärgern, weil er wie immer Code dazu erfunden hat?!
Hier der Link: http://blog-plus.de/?p=15
Registerproblematik in den Untentiteln. (Was kann durch den visuellen Kanal aufgefangen werden, was geht verloren) „Lost in translation“