Am Donnerstag hat uns der Archäologe und Grabungsleiter Kay Peter Suchowa vom Archäologischen Museum Hamburg die aktuelle Ausgrabung auf der Cremon-Insel gezeigt. Da brennt einer für seine Arbeit, war von Anfang an mein Gedanke. Und in welch faszinierende Welt Suchowa und ca. zwölf weitere Kollegen für uns alle noch bis zum 15. November eintauchen, versuche ich mit diesem Blogartikel zu beschreiben. Die fachkundigen Infos gibt es in einer Pressemitteilung des AMH, aus der ich zum Auftakt zitieren möchte:
In unmittelbarer Nähe zur Hafencity und zur Elbphilharmonie, im Bereich der sogenannten „Cremon- Insel“, führt das Archäologische Museum Hamburg noch bis November eine Ausgrabung durch. Auf der heute kaum noch als Insel zu erkennenden Cremon-Insel sichern die Archäologen auf dem Gelände „Bei den Mühren 2-5“ alle archäologischen Spuren, bevor dort eine Neubebauung startet. Die Wissenschaftler erhoffen sich Aufschluss über die Siedlungsentwicklung, Kolonialisierung und Nutzung des Areals vom Mittelalter bis in die Neuzeit.
Untersucht werden dabei die hinteren Bereiche der Grundstücke, die im Norden an das 1946 zugeschüttete Katharinenfleet – die heutige Straße Katharinenfleet – grenzen. Bei der Cremon-Insel handelt es sich um eine Marschinseln im Mündungsgebiet der Alster in die Elbe. Ihr Name leitet sich wahrscheinlich vom ersten im Stadtbuch erwähnten Grundeigentümer „Fredhericum de Crimun“ ab. Die Insel wurde vermutlich erst im 12. / 13. Jahrhundert besiedelt und dann 1247 zusammen mit dem Katharinenfleet erstmals urkundlich erwähnt. Bisher wird angenommen, dass zu Beginn der Besiedlung ein Ringdeich angelegt wurde, der im Verlauf der heutigen Straßen Cremon, Katharinenstraße, Steckelhörn, Bei den Mühren und Bei dem neuen Kran verlief. Die frühen Grundstücke innerhalb dieser Eindeichung sollen dabei die gesamte Inselbreite eingenommen haben. Im Laufe der Jahrhunderte wurden diese Grundstücke zu immer kleineren Parzellen.
Die komplette Pressemitteilung ist auf der Website des AMH zu lesen: «Ausgrabung auf der Cremon-Insel» (PDF).
Den besten Einblick in so eine Grabungsaktion geben vielleicht die Fotos von vor Ort, von denen ich live nur einige wenige teilen konnte. Daher eine größere Auswahl hier in Form einer Galerie (wie immer auf Klick gibt’s alle Fotos in groß, man kann sich auch von Bild zu Bild durchklicken):
Wer noch mehr wissen möchte, kann sich den interessanten Podcast «Holzkisten und Keramikschuhe» (ca. 40 Minuten) anhören, in dem die Archäologen Kay-Peter Suchowa und Judith Kirchhofer zu Gast sind und Julian Gebhardt zur Halbzeit der 6-monatigen Grabungszeit Wissenswertes rund um die Ausgrabung erzählen. Es geht auch ausführlich darum, was es aus Denkmalschutz- bzw. archäologischer Sicht bedeutet, wenn irgendwo neu gebaut wird, wie hier im Fall der Cremon-Insel eine Tiefgarage. Spannend, reinhören lohnt.
Aus Stabi-Sicht noch interessant: man kann sich bei den in unserer Bibliothek archivierten Hamburg-Karten davon überzeugen, dass der Abschnitt zwischen Dovenfleet und Kartharinenfleet mit seinen einzelnen Parzellen schon in frühesten Hamburg-Karten zu sehen war, auch in einer der ältesten Hamburg-Karten, der Hamburgum von 1594. Am besten geht der Abgleich der aktuellen Karte mit den historischen Karten mit dem wunderbaren Tool Chronoscope von Matthias Müller-Prove, der am Donnerstag auch vor Ort dabei war, als 12 Hamburger Bloggern, Instagramern, Twtterern (alle m/w) die Ausgrabung gezeigt wurde. Eine tolle Aktion des Archäologischen Museum Hamburg, für die ich mich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich bedanken möchte.
Wunderbar! Danke für deinen Besuch und den tollen Beitrag! 🙂
Wie immer: Gern geschehen. Und danke für die Einladung.
Wäre jetzt, nachdem ich den Artikel gelesen habe, noch lieber dabei gewesen. Danke, dass ich das auf die Art ein wenig sein durfte 🙂
Hätte Dir sicher gefallen.
Immer wieder interessant, wie unterschiedlich das gleiche Ereignis von den verschiedenen Bloggern (Twitterer, Instagramer) geschildert wird. Tolle Fotos!
Beste Grüße
Ulrike
Jeder hat einen anderen Blick auf so eine Führung. Ich bin froh, dass ich jetzt auch Deinen sehen konnte. Auch bei Dir schöne Fotos.
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